sich auf die Lauer und als es dunkelte, bemerkte sie, wie ein Mann und eine Frau sich heranschlichen und das Futter, aus Brot, Brühe und anderen Speiseresten bestehend, aus dem Troge holten. Die Frau folgte ihnen bis zu einem Hause, in das sie eintraten, und ging, nachdem einige Minuten verstrichen waren, ebenfalls in das Haus, um zu ihrem Erstaunen zu sehen, wie fünf kleine, um einen Tisch fitzende Kinder das Futter ihres Schweines begierig verschlangen.
Im Saratow'schen Gouvernement im Flecken Rowno ist es gelegentlich des Jahrmarktes am 14. Septbr. zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen deutschen Kolonisten und russischen Bauern gekommen. Der Landgensdarm wurde erschlagen und auch sonst gab es Tote und Verwundete. Die Zahl derselben ist noch nicht festgestellt, vorläufig berichtet der Saratower „Listok" von zehn Toten und 30 Schwerverwundeten. Die Schlägerei würde vermmlich noch eine größere Ausdehnung angenommen haben, wenn nicht plötzlich Feuer entstanden wäre, das beide Parteien zwang zu löschen.
Handel und Berkehr.
Bezirk Horb, 22. Sept. Das Hopfengeschäft hat bei uns in letzter Woche begonnen, denn verschiedene Produzenten haben sich in die ihnen gebotenen Preise gefügt; so wurden z. B. auf der Station Bieringen über 50 Ballen ab- spsdiert, die zum Teil als Eilgut an Brauer versandt wurden; der Preis lautete von 100 bis 120 M. Pr. Ztr. Zum Schluß der Woche war gesteigerte Nachfrage bet einer Prets- besserung von 5 M. Pr. Ztr.
JaWeingarten hat Heuer der Morgen Hopfenanlage 5—6 Zentner ertragen. Das Erzeugnis ist sehr schön, der Handel aber hat sich noch nicht entwickelt.
Nürnberg, 23. Sept. (Hopfen.) Der Einkauf sowohl für Export als Brauerkundschaft war gestern und heute ein sehr lebhafter. Für Württemberger Prima werden bis zu 130 M., für Sekunda 105-110 M. bezahlt.
Heilbronn, 25. Sept. Obst- und Kartoffelmarkt. Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 4 M. 80 Pf. bis 6 M. 20 Pf., Birnen 5 M. 20 Pf. bis 7 M. — Pf., gem. Obst 4M. 50 Pf. bis5M. 30 Pf., gebrochenes Obst — M. bis — M., Zwetschgen — M. pr. Ztr. Kartoffeln, gelbe 2 M. 20 Pf. bis 2 M. 50 Pf., blaue 2 M. 50 Pf. bis — M. — Pf., Wurstkartoffeln 2 M. 50 Pf. bis 2 M. 60 Pf. per Zentner.
(Landwirtschaftliches.) Das Wochenblatt für Landwirtschaft schreibt: Ein sehr praktisches Mittel zur Tötung der Mäuse sind die sog. Pbosphorpillen, welche in den meisten Apotheken zu haben sind. Diese find sehr wirksam, es genügt, daß eine Maus nur ein wenig an einer Pille knappert, um sie zu töten. Dabei sind die Phosphorpillen sehr einfach und ungefährlich anzuwenden. Abends werden die Mause
löcher zugetreten und am andern Morgen einige Phosphorvillen in die offenen Löcher gelegt. In kurzer Zeit wird ein Verschwinden der Mäuse zu bemerken sein und nach nochmaliger Anwendung von Phosphorptllen werden dieselben vollständig ausgerottet sein. Die Phosphorpillen halten sich wegen ihrer sorgfältigen Zubereitung sehr lange und sind sehr billig, ein Pfund kostet 60—80 Pf. und enthält ca. 10000 Pillen, so daß man mit einer Auslage vou 1 Pf. viele Mäuselöcher versehen und sich vor großem Schaden bewahren kann.
Viktnalienpreis e
auf dem Wochenmarkt in Altensteig am 24. Sept.
Vr Kilo Butter. 70 Pfg.
2 Eier ..12 Pfg.
Alteusteig. Gchrauueu-Zettel vom 24. Sept.
Haber.
7 —
6 40
- -
Gerste.
9 —
8 75
— —
Bohnen.
— —
7 50
— —
Waizen .....
10 —
9 50
9 —
Roggen ....
12 —
11 —
10 —
Welschkorn....
8 —
7 90
7 80
Der 1885er ScHwaberrkakerrder (Preis 25 Pf., Verlag von W. Kohlhammer, Stuttgart) ist uns dieser Tage zugegangen. Wir haben denselben einer genauen Durchsicht unterzogen und gefunden, daß er die Erwartungen vollständig rechtfertigt, die man nach dem Inhalt des 1884er von ihm hegen mußte. Als besonders willkommene Beigabe bringt der Kalender, der den verschiedenartigen Bedürfnissen unseres Landes zu allererst Rechnung tragen will, das zum Einrahmen bestimmte Bild Ihrer Mas. der Königin, das eine Zierde für jedes Zimmer abgeben wird. Das Kalendarium in Roth- und Schwarzdruck, wie das Marktverzeichnis ist ein genauer Abdruck des amtlichen Kalenders, also absolut zuverlässig, die Märkte sind vorn bei den Monaten und später nochmals alphabetisch angegeben, eine Einrichtung, die manche anderen Kalender, namentlich die nicht württembergischen, nicht haben und die doch immer verlangt wird. Durch Erzählungen heiterer und ernster Art ist für Unterhaltung gesorgt. Stoff zum Lachen geben allerhand Anekdoten und Scherze, an Auskunft in jeder Richtung (z. B. über Krankenkassengesetz, Obstbau, Landwirtschaft und praktischen Ratschlägen) fehlt es nicht. Endlich erhält der Leser eine Ueberficht über die Weltbegebenheiten in gut württembergischem und gut deutschem, treu zu Kaiser und Reich stehendem insbesondere das Vorgehen der Reichsrezierung in ihrer Fürsorge für die Arbeiter voll anerkennenden Sinn. Wir wünschen dem zugsähigen Kalender zu seinen rasch erworbenen Freunden recht stiel neue.
Für die Redaktion verantwortlich : W Rieker, Altensteig.
Ein gutes Mittel gegen Kopfschmerzen.
D.'r Unterzeichnete bekundet dankend, daß die von Apotheker Brand bezogenen Schweizerpillen denselben von seinem langjährigen Magen- k.ampf befreiten. Meine Frau litt ebenfalls stets an heftigen Kopfschmerzen und Blutandrang zum Kopf und schon nach Gebrauch der ersten Schachtel hörten die Kopfschmerzen auf. Gelsenkirchen, den 26. 1. 1884. Theodor Trilling.
Man achte beim Ankauf genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rotem Felde und den Namenszug R. Brandt trägt. Erhältlich L Schachtel M. 1 in den Apotheken.
daß sich dieselben in Paris ebenfalls erneuern werden.
Havre. Drei Mitglieder des Baseler Bäckergesellen-Vereins, darunter der Präsident und der Kassierer, welche sich vorige Woche mit -er Vereinskaffe aus dem Staube machten, find am Samstag unmittelbar vor der beabsichtigten Einschiffung nach Amerika verhaftet worden. Sie waren noch im Besitze von etwa 500 Frank.
Montpellier. Die Schrecken der Cholera wurden dieser Tage in der Stadt Cette noch durch einen grausigen Vorfall überboten. Eine Frau, welche man an der Cholera gestorben glaubte, die aber in Wirklichkeit nur den Starrkrampf hatte, wurde, da gerade kein leeres >Grab vorhanden war, etngesargt und der Sarg 4n der Leichenhalle stehen gelassen. Als man «nach einigen Tagen zur Beerdigung schreiten wollte, fand man den Sarg umgestürzt auf der Erde liegend, und den Leichnam in demselben mit zernagten Händen und Armen. Man ist allgemein über die frevelhafte Leichtfertigkeit entrüstet, mit welcher die Einsargung stattgefunden hat.
In Brüssel wurde der Jahrestag der Revolution von 1830 von einer großen Volksmenge dazu benutzt, eine Kundgebung ins Werk zu setzen. Namentlich wurden die Kämpfer von 1830, welche sich wie alle Jahre nach dem zum Andenken der Gefallenen errichteten Denkmal begaben, um dort Kränze ntederzulegen, von der Volksmenge lebhaft begrüßt. Vor dem Denkmal sprach einer der alten Kämpfer seinen Unwillen darüber aus, daß Grundgesetze der Revolution preisgegeben worden seien, er schloß mit dem Rufe: „Es lebe Belgien, es lebe der König!" Ein anderer Kämpfer erklärte: Wenn unsere Vorfahren 1830 gekämpft haben, so lhaten sie dies in der Hoffnung, daß Belgien frei blet ben würde; dies ist es gegenwärtig nicht mehr; wir werden niemals Römlinge sein! Nach der Feierlichkeit kehrte der Zug in seine Festräume zurück. Eine dichtgedrängte Volksmenge, welche die Marseillaise und die Brabanconne sang, folgte ihm. Zwei Redakteure eines republikanischen Blattes wurden verhaftet. Ein republikanisches, von den Führern der sozialistischen Partei in Belgien unterzeichnetes Flugblatt, welches zum Anschluß an die jüngst gegründete republikanische Liga auffordert, wurde zahlreich verteilt. Die Polizei nahm mehrere Exemplare in Beschlag. Auch der vorgestrige Abend verlief wieder sehr unruhig; mehrere Volkshaufen durchzogen lärmend und schreiend die Stadt, indeß gelang es der Polizei und der Bürgergarde, die Ruhestörer zu zerstreuen.
(Armut in England.) Einen traurigen Beweis, für die furchtbare Not, in welcher sich manche Familien in Sunderland (England) befinden, giebt das „Newcastle Chronicle" in folgender Mitteilung: Eine Frau, welche ein Schwein hatte, hegte aus verschiedenen Anzeichen den Verdacht, daß dem Tiere das Futter, welches sie ihm brachte, weggenommen würde. Sie stellte
dies ein schrecklicher Tag. — Werde ihn niemals vergessen in meinem Leben und schritt zögernd nach der Thür.
„Herrgott noch einmal," versetzte Peter Scharffenberg, Ihr könnt' doch von großem Glücke reden. Habt zweien Menschen das Leben gerettet und seit unversehrt davon gekommen. Und auch mir das Unglück fern gehalten, daß ich Euch Dank schulde!"
„Ach redet doch nicht von einem Glück, Herr, denn was will das alles sagen, wenn mir das Liebste auf der Welt entrissen wird!" ließ sich Martin mit trauriger Stimme vernehmen.
Wehmütig schaute er in Lenis bleiches Angesicht. Er trat näher an sie heran, erfaßte schüchtern ihre schlaff hängende Hand und führte sie zum Munde, einen heißen Kuß darauf hauchend.
„Gute Nacht!" stieß er mühsam hervor — mit matter Stimme erwiderte Leni den Gruß — dann wankte er trauernd nach der Thür, unter welcher Herr Steffens erschienen war und unbemerkt die Szene beobachtet hatte. Peter Scharffenberg saß noch stumm und regungslos.
Drunten an der Brandstätte tobte noch der Lärm, der bei derartigen Ereignissen eine grauenhafte Beigabe jener Zeit war, bevor mau noch die Institute gut geschulter Feuerwehren kannte, wie sie sich jetz! heute bei der Bekämpfung des entfesselten Elements zeigen. Nach weiterem Verlauf einer Stunde war jegliche Gefahr bewältigt und die Schatten der Nacht hüllten den rauchenden Trümmerhaufen in ein friedliches Dunkel, aus welchem nur dann und wann weiße Wasserdämpfe wie trauernde Gespenster emporsttegen.
Auch Martin trat seinen Heimweg au; zu Hause angekowmen, sank er völlig erschöpft auf sein Lager. Der Meister hatte seine Heim
kehr bemerkt und hinter der verschlossenen Thür seines Schlafgemaches noch Martin befragt, ob nichts mehr zu befürchten sei.
Der Meister war während des aufregenden Lärmens nicht aus seinem Hause gekommen und von den Heldenihaten seines von ihm geschätzten Gehilfen, hatte er noch nichts gehört. Martin selbst erwähnte die glücklichen Rettungen mit keiner Silbe.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als am andern Morgen Meister Goldschmied, Spölling mit Namen, noch immer allein in seiner Werkstatt thätig war. Durch seine Freunde und Nachbarn war ihm bereits früh am Tage der Ruhm Martins bekannt, und bis in die kleinsten Details die hochherzigen Handlungen des jungen Mannes geschildert worden.
Er freute sich darüber, war fast stolz darauf, daß der Held des Tages zu seinen Haus- und Tischgenoffen zählte und gern übersah er es, daß Martin, wahrscheinlich infolge der nächtlichen Anstrengungen, heute noch die späteren Morgenstunden zur Ruhe und Pflege seines ermatteten Körpers benützte.
Wiederholt hatte er schon Freunde und Bekannte, sowie die von Martin geretteten Personen, die ihm ihren Dank aussprechen wollten, mit der Entschuldigung zurückgewissen, sie möchten den jungen Mann nach solcher Arbeit nun auch gehörig ausschlafen lassen.
Als aber die Mittagsstunde herannahte und Martin noch immer nichts von sich hören ließ, da wurde cs dem Meister Spölling doch bedenklich und er ging hinauf, sich zu überzeugen, ob seinem wackeren Gehilfen nicht gar ein Uebel zugcstoßen sei.
Leise öffnete er die Thür des kleinen Stübchens, welches schon seit vielen Jahren den jeweiligen Gehilfen als Schlaflokal diente. — Me erschrack aber der gute Meister Spölling, als er den Schlafenden erblickte. —
(Fortsetzung folgt.)