den im Gefährt am Boden kauernden, schreien­den Kindern durchstieß und so dasselbe aufhielt. Ein großes Glück ist es, daß keines der Kinder verletzt wurde, denn so nahe ging die Deichsel an ihnen durch, daß einem Kinde der Absatz vom Schuh weggedräckt wurde. In der Nacht vom Montag auf Dienstag hat der Bauer Josef Schund von Mooshausen in der Nähe des Orts auf seinem Baumgut Obst gehütet. Etwa um 12 Uhr ist der Dienstknecht Angele von Thannheim und Alois Büchsenmann von Kron- winkel vom Wirtshaus nach Hause gegangen. Diese beiden bekamen mit Schmid, welcher in der Nähe der Straße stand, einen kleinen Wort­wechsel und hat dann der letztere aus einem doppelläufigen Gewehr auf kurze Entfernung einen Schuß gegen Angele abgefeuert, so daß derselbe in die Bauchgegend getroffen niederfiel. Nach Aussage des ihn behandelnden Arztes ist die Verletzung eine tätliche.

Deutsches Reich.

Berlin, 15. Sept. Kaiser Wilhelm traf gegen 11V» Uhr in Alexandrowo ein, wo sich der russische Ehrendienst meldete. Der Kaiser schritt die Front der Ehrenkompagnte ab und setzte sodann seine Reise nach Skiernewice fort.

Die »Kreuzzeitung" brachte neulich die Nach­richt, beim Bau des Wiener Rathauses seien 3 Millionen unterschlagen worden. Daraufhin hat der Gemeinderat den Bürgermeister Uhl er­mächtigt, Klage gegen die Kreuzzeitung zu er­heben.

Ein Münchener Geschäftsmann gab einem Lithographenden Auftrag ihm Zirkuläre zu drucken des Inhalts, daß er seine zahlreichen Gläubiger ersuchte, ihm ein halbes Jahr Frist zur Deckung seiner Verbindlichkeiten zu gönne.,. Als der Lithograph die Zirkuläre ablieferte und hiebei die Rechnung präsentierte, - war er nicht wenig verblüfft, als ihm der Auftraggeber so­fort eines der Zirkuläre statt der erwarteten Zahlung überreichte.

Ein Metzger Hamel in München hatte einem armen Taglöhner, der sich für 10 Pfennig Wurst (Preßsack) zum Abendessen bet ihm kaufte, ein ganz verdorbenes Stück verabfolgt. Für diese Gemeinheit wurde er vom Gericht zu 150 M. Geldstrafe, 15 Tage Gefängnis und zu den Kosten des Gerichtsverfahrens verurteilt.

Wie vorsichtig man mit einer Auskunft sein muß, beweist folgender Fall: Ein Hand­werker in Frankfurt a. M. kam zu einem dortigen Wirt und befragte ihn über die Kreditfähigkeit eines Mannes, der mit dem Befragten be­freundet war. Der Besuchte erklärte: »Ach der Mann ist gut, er hat früher einmal aller­dings Unglück gehabt, er ist aber, wie gesagt, gut." Darauf hin gab der Nachfrager dem neuen Kunden für mehrere hundert Mark Kredit. Zahlungsmahnungen blieben fruchtlos und muß nun der Wirt nach richterlichem Erkenntnis für daS Wörtchen »gut" die Schuld bezahlen. Die­selbe beträgt ca. 500 Mark.

(Seltsamer Verkaufsgegenstand.) Aus Mainz 11. Sept. wird berichtet: Eine früher in besseren Verhältnissen lebende Frau verkaufte den Grabstein ihres verstorbenen Gatten, ein Prachtstück aus Marmor, welches s. Z. für 3000 M. verfertigt wurde, an den Aufseher des israelitischen Friedhofes für 350 M. Der Grab­stein wurde bereits von dem christlichen auf den israelitischen Friedhof gebracht. Mit dem erlösten Gelde ist die Frau gestern nach Amerika gereist.

Die nächste Expedition nach der Lüderitz- schen Besitzung Angra Pequena segelt am 7. Oktober von Bremerhaven ab; sie wird au­ßer einer Ladung Kohlen hauptsächlich die nöti­gen Werkzeuge für Bohrungen mit sich führen. Der leitende Ingenieur, Herr Conrad, der sich durch seine Bohrungen im Riesengebirge bekannt gemacht hat, hält sich seit kurzem in Berlin auf, um Bohrgestänge, Maschinen und Waffen für die Expedition anzukaufen. Außer ihm sind noch ein Berliner Ztmmermann und ein Schmied engagiert. Die Bohrungen sollen hauptsächlich stattfinden, um Süßwaffer zu finden. Wenn sich auf einzelnen Punkten Wasser in genügender Menge vorfindet, so will Herr Lüder'tz zunächst eine Berieselung des sterilen Bodens vornehmen, um so denselben für den Ackerbau vorzubereiten; erst dann will er Kolonisten über das Meer senden.

Wörth a. d. «sauer, 11. Sept. Der heutige Ruhetag, zugleich Geburtssefi Ihrer Majestät der Königin Olga von Württem­berg, gestaltete sich für die Angehörigen der beiden in Wörth kantonnierenden Bataillone des achten Württembergischen Infanterie-Re­giments Nr. 126 zu einem Tage patriotischer Weihe durch den Besuch der zahlreichen Denk­mäler auf dem Schlachtfelde. Um 10 Uhr vor­mittags standen die Mannschaften mit ihren Offizieren um das weithin sichtbare, frisch be­bekränzte Denkmal der III. Armee am Wege von Wörth nach Elsaßhausen. Die Regiments musik intonierte »Ein' feste Burg ist unser Gott", sodann folgte »Die Wacht am Rhein" und, nachdem diese verklungen war, eine kurze, schneidige Ansprache des Regimentskommandeurs, die mit dreifachem begeistertem Hurrah auf den ruhm­bedeckten Führer der III. Armee, unseren Kron­prinzen, schloß. Unter den Klängen des Pariser Einzugsmarsches setzte sich dann die lange Ko­lonne in Bewegung nach dem Denkmal des 3. Württembergischen Jägerbatatllons nahe Frösch- Weiler, wo so mancher Kamerad zur letzten Ruhe bestattet ist. Auch hier hatten treue Hände das Denkmal mit frischem Grün geschmückt und lautlos hörten die Versammelten dem Beethoven- scheu Trauermarsch und dann, nachdem der Re­gimentskommandeur, der geliebten opferfreudi­gen Landesmutter gedenkend, ihr ein dreifaches donnerndes Hurrah ausgebracht, der »Russischen Nationalhymne" und dem »Württemberger Liede" zu. Der »König-Karl-Marsch" geleitete die Mann­schaften Wetter über Fröschweiler auf die Straße nach Wörth, wo das große französische Denk­

mal auf vorsprtngender Höhe in eigenartig ge­drücktem Bau sich von der Umgebung abhebt. Auch dem tapferen Feinde wurde der Zoll der Achtung und Pietät in einem Choral dargebracht und frisches Reis auf de» Stätte der Erinner­ung Niedergelegt. Es war eine seltene, von jedem tief empfundene, zum Herzen gehende Feier.

Ausland.

(Verschwundene Mädchen.) Man schreibt von Wien: In aller Gedächtnis wird wohl noch der Prozeß gegen den Frauenmörder Hugo Schenk und dessen Genossen sein. Bekanntlich wurde der erste Verdacht gegen den Mörder dadurch rege, daß die Polizei bei der Nach­forschung nach verschiedenen spurlos ver­schwundenen Frauenzimmern ermittelte, daß diese mit Schenk Verkehr gehabt haben. Diese unheimlichen Erinnerungen werden jetzt hier wieder aufgeweckt, weil in den letzten Tagen abermals zwei Mädchen spurlos verschwunden sind. Erstens Fräulein Charlotte Graf, die Tochter eines hiesigen Banquiers, die am 6. ds. Mts. abends iyre Wohnung verließ, um Strickgarn zu kaufen, und seither vermißt wird. Das Mädchen war 19 Jahre alt und glück­liche Braut; jeder Gedanke an Selbstmord oder Flucht ist völlig ausgeschlossen. Die zweite Verschwundene ist eine 16jährige Nätherin namens Karoline Katzengruber, die seit dem 7. vermißt wird. Auch in diesem Falle ist jeder Gedanke an freiwillige Entfernung ausgeschlossen. Hoffent­lich erweisen sich die Befürchtungen, dir diesel- halb in weiten Kreisen der Bevölkerung auf­tauchen, als grundlos.

Ein bedeutender Fortschritt wurde in letzter Zeit in der Uhrenindustrie gemacht und zwar in Oesterreich. Es ist einem Uhrenmacher gelungen, eine Uhr zu konstruieren, auf welcher man sofort die richtige Zeit absieht. Diese Uhr hat weder Zeiger noch Zifferblatt, sondern zeigt Stunde und Minuten mit beweglichen Ziffern an, z. B. 12 und unten daran 10 also 12 Uhr 10 Minuten. Die Stundenziffer ändeU: sich nach jeder Stunde, die Minutenziffer jed< Minute. Die abgelaufene Ziffer verschwindet, die nächste springt hervor. Diese Erfindung, eben so schön, als praktisch, steht unter Patent­schutz.

Neapel, 15. Sept. Der König ist gestern nachmittag 2 Uhr nach Rom abgereist. Der König wird dis Reise von da unverzüglich nach Florenz fortsetzen. Depretis wies telegraphisch im Aufträge des Königs den Präfekten von Rom an, jede Demonstration zu verhindern, indem der König wünscht, daß im Augenblicke, wo seine Seele von dem schmerzlichen Schauspiele dem er beiwohnte, so tief bewegt sei, keine Demon­stration stattfinde.

Neapel, 15. Sept. Von gestern 4 Uhr bis heute 4 Uhr nachmittags 536 Cholera-Er­krankungen, 276 Todesfälle.

Paris, 13. Sept. Gestern fand in Meu- don in Gegenwart des Kriegsministers Cam-

Des Weinwirls Höchterlein.

Originalerzählung von Rich. Bachmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Als Martin aber seine Zeche beglichen, und die Thür des alten Schiffhauses hinter sich gewonnen, da schwur er bei sich, bald wieder kommen zu wollen und zwar nicht des guten Weines, sondern um der schönen Leni willen.

So schön und anmutig war ihm noch keine Maid begegnet, in ein so herziges freundlich erglänzendes Auge hatte er noch nie gesehen, eine solche Seligkeit des Anschauens noch nie empfunden, als wie beim An blick der holden Leni. Er mußte wiederkommen, um sich wieder am Auschauen der freundlichen Tochter deS Schiffhauswirtes zu ergötzen.

Martin hielt redlich Wort und Peter Scharffenberg sah den jungen Mann von jenem Tage an als fleißig wiederkehrenden Gast, der es freilich immer nur bei einem Schoppen bewenden ließ, dafür aber auch niemals einem der ehrbaren Herren durch allzu lautes Geplauder oder- gar Trunkenheit lästig zu werden drohte. Indessen verstand er es aber bei gegebener Veranlassung durch die Erzählungen seiner Erlebnisse gar vortrefflich zur Unterhaltung beizutragen und sicherlich gehörte Leni bei solchen Gelegenheiten nicht zu den achtlosesten Zuhörern.

Im Gegenteil, sie fand in dem schmucken Fremdling einen sehr angenehmen und gebildeten Gesellschafter, von dem sie sich gestand, daß er eine wunderbare Fertigkeit besitze, sich Vertrauen zu erwerben. Und Leni hörte es ungern, wenn Martin ihr eine Artigkeit zuflüsterte, wäh- rend ihr solche, kamen sie aus anderem Munde, höchst gleichgiltig er schienen. Martin konnte dies nicht unbekannt bleiben und seine Neig­ung zu der schönen Tochter des reichen Schiffhauswirtes wuchs mit je­dem Tage.

So war es gekommen, daß er vor einigen Wochen dahin gelangte, sein süßes Geheimnis nicht mehr bewahren zu können, vielmehr in einer glücklichen Stunde sein liebeglühendes Herz der guten Leni offenbarte, die obwohl scheinbar überrascht, durch den bebenden Druck ihrer zarten Hand doch zu erkennen gab, daß es ihr gar nicht unangenehm sei, sich von dem wackern Jüngling geliebt zu wissen.

Freilich unterließ sie es nicht, von dem Eigenwillen ihres Vaters zu reden und daß sie Gegenliebe empfinde, wollte ihr nicht so leicht von den Lippen kommen, obgleich sie es hätte freudig bekennen mögen, doch das tieferrötende Antlitz, das Spiel ihrer Augen, ihr traulicher Blick redeten eine beredte Sprache, aus der Liebende in einer Sekunde mehr herauSstudieren, als der Zuhörer eines mehrstündigen Vortrages aus letzerem, und Martin verstand Leni deutlich genug. Sie sahen sich von diesem Tage an nur noch lieber und regelmäßiger, wenn es auch heim­lich und nur auf wenige Augenblicke geschah.

So glücklich wie sich Leni fühlte, so blickte sie doch in die Zukunft und der Gedanke an den Tag, an welchem Meister Peter Scharffen­berg um ihre Liebe zu Martin etwas bekannt werden würde, bekümmerte sie unendlich und mit jedem Tage mehr, denn der stolze Sinn ihres Vaters und sein unbeugsamer Charakter waren ihr nicht unbekannte Dinge. Sie suchte Vertraute zu gewinnen und da für ein frommes Töchterlein immer und ewig eine liebevolle Mutter die nächste und na­türlichste Verbündete gewesen ist, es auch in Zukunft so sein wird, so vollzog sie auch hier keine sonderlich befremdende Begebenheit, als Lenis liebendes Herz sich ihrer Mutter, Frau Kathrine Scharffenberg, entdeckte. Die zärtliche Matrone liebte ihr Töchterlein, wie nur eine Mutter ihr einziges Kind zu lieben vermag.

Als sie aber vernahm, daß der schmucke Martin, das Sachsenkind,