penon ein neuer Versuch mit dem lenkbaren Luft­ballon statt, an welchem sich die Kapitäne Re- nart und Krebs beteiligten. Der Versuch be­gann um 4 Uhr und war um 5 Uhr 40 Min. beendet. Nach demFigaro" ist derselbe nicht geglückt, da ein starker Wind wehte, welchem der Ballon nur wenige Sekunden Wiederstart leisten konnte; auch konnte der Ballon nicht nach dem Platze, von welchem er aufgefahren war, zurückkehren, da die Schraube nach 10 Min. den Dienst versagte. Der Ballon ging schließ­lich bei Versailles nieder und wurde darauf nach Meudon zurückgebracht.

DieBrüsseler Zeitung" meldet, daß der König das Schulgesetz unterzeichnet habe, und richtet an die Liberalen die dringende Auf­forderung, sich ruhig zu verhalten. Von seiten der Polizei und der Gensdarmerie sind in Brüssel umfassende Vorkehrungen getroffen, um etwaige Ruhestörungen zu verhindern; zu gleichem Zwecke sind Gensdarmerie-Abteilungen m die benachbarten Ortschaften von Brüssel entsandt worden.

Skiern ewiee, 15. Sept. Um zwei Uhr uachm. traf Kaiser Franz Josef, um 4 Uhr Kaiser Wilhelm hier ein. Zur Begrüßung waren Kaiser Alexander, die Kaiserin, die Großfürsten, Thronfolger, die Generalität, die Minister auf dem Bahnhofe anwesend. Die Be­grüßung der Monarchen war eine überaus herz­liche, sie küßten und umarmten sich wiederholt. Kaiser Alexander bewillkommnte den Fürsten Bismarck besonders huldvoll. Um 7 Uhr fand ein Mahl statt, welchem alle drei Kaiser beiwohnten.

Aus Peking wird gemeldet, daß 2 Re­gimenter der kaiserlichen Garde dort eingetroffen sind, um die Thors der Stadt und den kaiser­lichen Palast zu bewachen, und daß sich sowohl China als Japan über die Bewegungen der russischen Flotte in den ostastatischen Gewässern sehr beunruhigten und in Verkehr mit der eng­lischen Regierung deßhalb getreten seien. Man fürchtet, die Russen beabsichtigen eine unerwartete Landung auf der Insel Kalpart, am Eingang der Meerenge von Korea. Der Standard be­merkt zu der letzteren Nachricht:Die russ. Re­gierung beabsichtigt wahrscheinlich kein sofortiges Vorgehen, sondern trifft nur Anstalten gegen die Möglichkeit eines Bündnisses zwischen Frank­reich und Japan, dessen Preis wohl die Ein­verleibung Koreas an Japan lein könnte"

Aa«dek Berkehr

Stuttgart, 15. Sept. (Landesproduk­tenbörse.) Mehrere Helle und warme Tage in der zweiten Hälfte der vorigen Woche haben auf die fortschreitende Reife unserer Weintrauben sehr günstig gewirkt und auch der Ackerbau konnte sich das Wetter nicht besser wünschen. Im großen Weltverkehr ist die Stimmung für Getreide, namentlich Waizen, wieder recht matt geworden, seit New-Aork fortwährend niedrigere NotiLr- unaen schickt und bei de- Maste, welche Nord­

amerika auf den europäischen Markt zu werfen im Stande ist, darf es picht >Wunder..nehmep, , wenn W die ganze, ührige PerkehrswAt davon - beeinflussen läßt. Wien und Pest haben den kleinen Kursgewinn der letzten 14 Tage so ziem­lich wieder eingebüßt, doch setzen die Produzen­ten einem wetteren Rückgang der Preise lebhaften Widerspruch und große Zähigkeit entgegen, weil sie diesen niedrigen Preisstand durch die Ge­samternte des Jahres nicht gerechtfertigt finden. Die heutige Börse war nahezu gänzlich geschäfts­los; in bayr. Waizen kamen einige Umsätze zu­stande, dagegen war in russ. und amerikan. Waizen beinahe kein Geschäft.

Wir notieren per 100 Kilogr.:

Waizen daher. . 17 M. 75 bis 18 M. 75

dto. amerik. . 18 M. bis M.

dto. russ. Sax. 17 M. 50 bis M. dto. Assow. . 15 M. 75 bis 16 M.

nominell Kernen . 18 M. bis M.

Gerste bayr. . . 16 M. 65 bis M.

Haber neu . . 12 M. 50 bis 13 M.

Hopfen per 50 Kilo 100 M. bis 115 M. Mohn . . . . 36 M. bis M. Stuttgart, 18. Sept. Kartoffel- Obst- u. Krautmarkt.) Leonhards platz: 300 Säcke Kartoffeln L 3 M. Pfg. bis 3 M. 50 Pfg. perZtr. Wtlhelmsplatz: 600SäckeMost- obst L 4 M. Pfg. bis 4 M. 80 Pfg. Pr. Ztr. Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut a M. 10 bis 15 M. Pr. 100 Stück.

Stuttgart, 15. Sept. (Mehlbörse.) Unter den gegenwärtigen Verhältnissen kann das Mshlgeschäft nichts gewinnen, doch blieb das­selbe am hiesigen Platze in jeder Hinsicht ziemlich unverändert. An heut. Börse sind von inländ. Mehlen 635 Sack als verkauft zur Anzeige ge­kommen zu folgenden Preisen: per Sack von 100 Kilogramm, Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten:

Mehl Nr. 0 . . 31 M. bis 32 M. Nr. 1 . . 28 M. bis 30 W.

Nr. 2 . .

26

M. 50 bis 28 M. -

Nr. 3 . .

24 M. 50 bis 26 M.

Nr. 4 . .

20 Bi.

bis 21 M. 50

In ausländ. Mehlen

wurden

300 Sack

ver-

kaust.

Nagold, den

13.

September 1884.

Neuer Dinkel . .

.

8

6 65

6 -

Kernen ....

.

9 - -

Haber ....

8 20

6 36

5 70

Gerste . . . .

8 60

8 36

8 20

Bohnen....

.

8

7 88

7 80

Waizen....

.

9

8 86

8 70

Roggen....

«

9 50

9 01

8 80

Calw, den

13.

> Sep b>

1884.

Kernen gemischte.

9- -

Gerste neue . .

8 50 -

Dinkel gemischter

7 20

6 87

6 20

Haber alter . .

8 80

8 52

8 25

neuer , .

.

6 80

6 49

6 29

Tübingen, 15. Sept. (Hopfen.) Heute kamen die ersten hier verkauften 2 Ballen Hopfen

zur Wage, welche ein Gewicht von 174 Pfd. ergaben, der Preis beträgt 110 M. Pr. Ztr. .In Mülheim und Ktrchberg wurden am Samstag durch Tübinger Händler verschiedene Partien schöne, trockene Ware zu 96105 M. nebst Trinkgeld angekauft.

Rotten bürg, 15. Sept. (Hopfen.) Der Vertreter der Firma Sekendorf-Lewino in Nürnberg kaufte gestern hier die ersten Ballen Späthopfen, welche auch sofort als Eilgut ab­gesandt wurden. Preise 100 M. nebst Leih­kauf bis 115 M. nebst Leihkauf.

Nürüster g, 13. Sept. (Hopfen.) Zum Markte wurden 3000 Ballen ungefähren, wovon 2200Ballenlangsam verkauft wurden. Stimmung ruhig. Die feinen Sorten sind im Preise un- geändert.

Heilbronn, 16. Sept. Obst- und Kartoffelmarkt. Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 4M. Pf. bis 5 M. Pf., Birnen 4 M. 30 Pf. bis 4 M. 80 Pf., gem. Obst 4 M. 60 bis M. Kartoffeln, gelbe 2 M. 30 Pf. bis 2 M. 80 Pf., blaue 2 M. 60 Pf. bis 3 Ar. - Pf., Wurstkartoffeln 3 M. bis 3 M. 20 Pf. per Zentner.

Gerabroun, 12. Sept. Im Handel mit Obst hat sich der Preis nunmehr auf 4 M. 50 Pf. fixiert, dürfte jedoch bald noch einen weiteren Rückgang erfahren, da noch große Massen Privatobst zum Verkauf stehen.

Ulm, 15. Sept. Ledermarkt. Dem heute begonnenen Ledermarkt war das gleiche Quantum Waren zugeführt, wie in früheren Jahren. Sohlleder war wenig vorhanden, dagegen viel Kalb-, Wild- und Schmal-Leder. Das Geschäft ging flott von statten und war bis heute abend beinahe der ganze Vorrat zu steigenden Preisen verkauft.

Vermischtes.

(Die Familie des Königs von Siam.) Nach einem in British Indien erscheinenden Blatt hat der König von Siam, der glückliche Gatte von reichlich 600 Frauen, jetzt 263 Kinder, nämlich 137 Söhne und 126 Töchter. Dabei ist er kaum 26 Jahre alt, kann es also bezüglich seiner Nachkommenschaft noch weit bringen. Jedenfalls sorgt dieser Souverän sehr für die Zunahme der Bevölkerung seines Reiches.

(Katz gegen Kater.) Bor Gericht sind als Parteien Katz und Kater geladen. Zur Vertretung des letzteren, der wegen rückständiger Miete verklagt ist, erscheint dessen Ehefrau. Nachdem der Aufruf Katz gegen Kater durch den Gerichtsboten erfolgt ist, treten die Parteien ein. Richter zu der Frau:Sie sind also die Katz?"Nein, ich bin der Kater." Allge­meine Heiterkeit im Gerichtssaale, in welche auch Richter und Parteien einstimmen müssen. Diese heitere Geschichte wird als wörtlich wahr aus dem oberschles. Gcenzi'tädtchen M. gemeldet.

Für die Redaktion verantwortlich: W, Rieker, Altensteiq.

es sei, der ihre einzige Leni so unendlich lieb gewonnen habe, daß, wie er geschworen, er nicht eher Nachlassen wolle, den ehrbaren Hausherrn mit Bitten und Vorstellungen zu bestürmen, bis der gestrenge Neter Scharffenberg seine Einwilligung gebe zu dem Bunde, den die beiden jungen Leute schon heimlich geschlossen da erschrack wohl die gute Frau Kathrine sehr.

Es that ihr sehr wehe, ihrem Töchterlein mit einem kaltherzigen Nein entgegen zu treten, aber sie fürchtete, der Vater werde schwerlich, ja vielleicht gar niemals seine Zustimmung zu dem Vorhaben der guten Leni geben. Und es war Frau Kathrine sehr leid, wenig Hoffnung haben zu können.

ZwischenHangen und Bangen in schwebender Pein" verstrichen die Wochen.

Unterdessen hatte sich Herr Steffens, der in den mittleren dreißiger Jahren stehende Sohn eines alten, als sehr reich geltenden Kaufherrn neuerdings als täglicher Gast bei Peter Scharffenberg sehen lassen und zeigte sich als ein aufmerksamer Verehrer Lenis. Die Nachbarn zischel­ten es sich schon heimlich ins Ohr, daß der blasse und neidisch blickende Steffens in der schönen Leni ein reiches Heiratsgut heimzuführcn ge­denke.

Ob dies nur Vermutungen gelangweilter Basen oder ein absichtlich von Steffens verbreitetes Gerücht war und warum er dem Alten im grauen Schiffhause so freundlich um den Bart strich, darüber sollten Martin und Leni zu ihrem größten Leidwesen nicht lange im Unklaren bleiben.

Zu einer Zeit, wo Meister Peter wie gewöhnlich allein zu sein pflegte, kam eines Tages Herr Steffens in das Schiffhaus und nachdem er die kalten berechnenden Blicke ein wenig in süßfreundliche umgewandelt.

rückte er ohne Zaudern mit der Sprache heraus und hielt in aller Form um die Tochter des Schiffhauswirtes an. Obgleich es dem Kaufherrn aus eigener Beobachtung nicht unbekannt war, daß Leni mit besonderem Wohlgefallen ihr Augenmerk auf Martin gerichtet und sich ihm schon heimlich versprochen hatte, hütete er sich gar wohl, auch nur ein Wört­chen darüber zu verlieren. Peter Scharffenberg erblickte in dieser Werb­ung eine gerechte Würdigung seiner selbst und hatte nichts dagegen ein­zuwenden.

Von Leni hoffe er, daß sie gleichen Sinnes sei, doch überlaffe er dies ganz der Kourtmste des Herrn Steffens, als er selbst bet dieser Gelegenheit bis zu einem gewissen Grade sich in Passivität zu ver­halten habe, bevor die Lösung dieser Frage in einer beide Teile zu­friedenstellenden Weise vor sich ginge.

Dabei hatte Peter Scharffenberg in nicht mißzuverstehender Art die Hand mit den Münzen klimpern lassen, die sich in seiner Geldtasche befanden.

Herr Steffens, in der Meinung, das Eisen schmieden zu müssen wenn es warm ist, beeilte sich den auch sogleich, der Jungfer Leni seine Aufwartung zu machen und wiederholte, wenn auch in bedeutend ange­messener Form, das Anliegen, welches ihn um diese Stunde in das Schiffhaus geführt.

Leni erschrack, als sie den blassen Kaufherrn in das Zimmer treten sah, in welchem sie sich mit ihrer Mutter allein befand. Sie ahnte was kommen würde. Waren ihr doch die in der Nachbarschaft kreisenden Gerüchte nicht unbekannt geblieben. Mit pochendem Herzen vernabm sie die Worte des Mannes, dessen Charakier ihr immer eine uuhcimlrckr Furcht eingeflößt.

(Fortsetzung folgt.)