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Aus dt» Tmucil.

Intelligenz- L Anzeige-Matt

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M. 110.

Merrsteig, Donnerstag dm 18. Septemöer.

1884.

Gestorben: 15. Sept. zu Cannstatt Geh. Rat v- Dillenins, Generaldir. a. D. der Verkehrsanstalten.

L Frankreich und China.

Wie eine langwierige Krankheit zieht sich der französisch-chinesischeKonflikt hin. Von kleinen Anfängen ausgehend und mit der Operation gegen Tonkin beginnend, ist derselbe jetzt für die ganze ostasiatische Küste zu einem höchst beschwer­lichen Uebel geworden. Handel und Wandel sind zerstört und das ist um so schlimmer, als gerade China gegenwärtig ein Hauptplatz des Welthandels ist, während in Nordamerika, Australien und selbst in dem reichen Indien zur Zeit finanzielle Krisen bestehen, die den Verkehr lähmen. Dadurch wird der Konflikt zu einer Weltkalamität.

Fast noch schlimmer ist der Umstand, daß sich von dem einmal begonnenen Kriege gar kein Ende absehen läßt. Frankreich scheint hier die­selbe Erfahrung machen zu sollen, wie 1812 Napoleon in Rußland. Die Macht Frankreichs in den ostasiatischen - Gewässern ist zwar eine ganz respektable und sie hat ihre Ueberlegenheit China gegenüber schon zu verschiedenen Malen bewiesen; aber es fehlen ihr Landungstruppen, um mit irgend einer Aussicht auf Erfolg den Marsch auf Peking riskieren zu können. Das wissen die Chinesen sehr wohl und deshalb sind sie auch den Eingebungen der Friedensfreunde aus ihrer Mitte unzugänglich. Daß ihr Ver­kehr mit dem Auslande gehemmt und erschwert ist, kümmert sie wenig, und ist ihnen vielmehr ganz lieb, denn die Politik Chinas war von je­her eine Absperrung gegen das Ausland. Nur der Gewalt weichend hat das Reich der Mitte einige seiner Häfen dem Welthandel geöffnet, und wird diese Maßregel durch den Verlaus der kriegerischen Ereignisse rückgängig, so vergießt man in Peking darum keine Thräne.

Eine Kriegserklärung ist übrigens bisher weder hüben noch drüben erfolgt. Der Kaiser von China hat zwar eine Proklamation an sein Volk erlassen, worin er unter Hinweis auf die verschiedenen Küstenbombardements seitens der Franzosen erklärt, daß diese feindseligen Hand­lungen als den Kriegszustand bildend betrachtet werden müßten, aber diese Erklärung ist der französischen Regierung nicht amtlich übermittelt worden. Tatsächlich wird durch diese Unter­lassung zwar nichts geändert. Für Frankreich ist dieselbe nur insofern von Interesse, als ohne eine offiziell» Kriegserklärung die Kammern nicht einberufen zu werden brauchen. Tie Summen, welche die Kammern im Juli für die Expedition bewilligt haben, sind noch nicht verbraucht und reichen, wie Ferry einem Redakteur der.Francs gegenüber zuversichtlich erklärte, auch aus, um das ganze Unternehmen zu Ende zu führen.

Es ist indessen nicht ausgeschlossen, daß man sich in Paris noch eines anderen besinnt. Am Samstag hat in Paris unter dem Vorsitz Ferrys ein Ministerrat stattgefunden, welcher die ganze Sachlage beraten soll. Eine aus Tonkin eingegangene telegraphische Meldung besagt nämlich, daß die Chinesen mit sehr be­trächtlichen Streitkräften in Tonkin eingedrungen wären und das Land zum Aufstand gegen die neuen Herren, die Franzosen, zu bringen ver­suchten. Bestätigt sich diese Nachricht, dann wäre allerdings die Sachlage eine sehr ernste, denn den Franzosen droht alsdann die Gefahr, alle ihre Erfolge in Tonkin aufs Spiel gesetzt zu sehen. Sie haben dort nicht genügend Streir- kräfte, um das ganze Land im Zaum zu halten, zumal bekanntlich schon zwei Bataillone nach Madagaskar abgegangen sind. Außerdem aber nötigten sie die gleichzeitigen Operationen an

der chinesischen Küste und die Vertheidigung in Tonkin zu einer Zersplitterung ihrer Kräfte, die leicht verhängnisvoll werden kann.

Dann ist aber auch ein Krieg Frankreichs gegen China, und zwar ein solcher im größeren Style, unvermeidlich geworden und zur Ein- ll.tung eines solchen wäre allerdings die schleunige Einberufung der französischen Kammern not­wendig.

Laudesuachrichteu.

Freudenstadt, 15. Sept. Am Feuer- we^rfcste beteiligten sich folgende auswärtige Vereine: Dornstetten, Pfalzgrafenweiler, Nagold, Reichenbach, Horb, Altensteig, Hallwangen, Er- genzingen, Haiterbach, Böblingen, Bondorf, Al- pi- sbach, Schramberg, Dornhan, Glatten, Baiers- bronn, Herrenberg, Gärtringen, Oberndorf, Ober­und Unterjettingen, Oberkirch, Stuttgart, Wild^ bad, Calw. Die Festrede, gehalten von Stadt­schultheiß Hartranft, war sehr durchdacht; der Festzug dehnte sich von einem Ende der Stadt zum andern aus, die Festrede wurde in der Turnhalle, in welcher alle Feuerwehren ver­sammelt waren, gehalten. Tausende von Frem­den waren heretngeströmt und sahen sich das herrliche Fest an.

Herrenberg, 13. Sept. Heute wurde die Schlußprüfung der hies. Haushaltungsschule vorgenommen, welche ein sehr günstiges Resultat lieferte. In allen Rubriken der Haushaltungs­und der Jndustriearbeiten, ebenso auch in den übrigen Fächern zeigten sich die Mädchen treff­lich einqeübt, so daß die Prüfungskommission sich vollständig befriedigt über deren Leistungen aussprach. Der Prüfung wohnten die Eltern der Schülerinnen, sowie eine große Zahl son­stiger Freunde bei.

Stuttgart, 13. Sept. Der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Friedrich v, Böhm, ist heute früh nach langen schweren Leiden (Zuckerruhr) gestorben.

Stuttgart, 14. Sept. Das große Landeskomite der Volkspartei hielt heute dahier zur Besprechung der Vorbereitungen für die Reichstagswahlen eine Sitzung ab, welche, wie derF. Z." telegraphirt wird, aus 15 Wahl­kreisen besucht war. Ueber den Verlauf der­selben meldet man derF. Z.":Das Wahl­programm, das Mayer, Hausmeister und Stock­mayer erläuterten, wurde mit Beifall ange­nommen. Sechs Kandidaturen der Partei sind festgestellt, sieben sind noch in Unterhandlung. Die Stimmung war vorzüglich. Allgemein gab sich die Zuversicht kund, den alten Besitzstand zu wahren und neuen zu gewinnen."

Stuttgart. Ueber die Typhusepidemie beim hiesigen Militär meldet der Staatsanzeiger: Der seit den letzten Wochen des August konsta­tierte stete Rückgang der Typhusepidemie unter der Infanterie der Garnison Stuttgart dauert in erfreulicher Weise auch im September fort; seit dem 1. ds. sind aus den Lagern auf den Fildern und aus der Legionskaserne zusammen 6 Mann zugegangen; das Personal des Laza- rets auf der Solitude hat einen weiteren Zu­gang von 3 Mann gehabt. Bei dem 2. Bataillon des 7. Jnfanterie-Regiments Nr. 125 im Lager bei Gmünd ist eine weitere Erkrankung nicht aufgetreten. Seit 1. September sind somit im Ganzen 9 Mann erkrankt. Genesen sind seit

1. September 47, gestorben (auf der Solitude)

2. Die Gesamtzahl der Verstorbenen beziffert sich jetzt auf 11 (8 auf der Solitude, 2 in Gmünd, 1 in Stuttgart.) In Lazarethbehand- lung stehen dermalen noch 122 Mann, nämlich 112 auf der Solitude uud 10 in Gmünd.

Wenn in der letzten Zeit es vielfach be­klagt worden ist, daß eine so große Zahl von Verwaltungs- und Notariats-Kandidaten ohne Stellen vorhanden seien, daß ihre Unterbring­ung wohl noch für längere Zeit eine zweifel­hafte sei, so kann man nicht dasselbe von den evangelischen Volksschullebr amts - Kandidaten sagen. Bei den imStaats Anzeiger" Nr. 216 bekannt gemachten Ernennungen unständiger Lehrer auf ständige Schulstcllen ist eine größere Zahl solcher befindlich, die erst vor 23 Monaten ihre 2te Prüfung mit Erfolg erstanden haben, welche sie zu Versehung ständiger Schulstellen befähigt und berechtigt.

Vor einigen Tagen kamen 3 Amerikaner (Pfeiffer, Rehm und Mozer), welche als Bäcker in New-Aork ansässig sind, reichlich mit Münze versehen, ganz unerwartet in ihrem Geburtsort Gomaringen an, um die geliebte Heimat wieder zu sehen. Große Freude nach 11 dis 17jähriger Trennung gegenseitig: Der 70jährige Vater Pfeiffer weinte Freudenthränen über Zeinen so gut geratenen, so arm ausgewanderten und nun so reich wiederkehrenden Jakob. Seit ihrer An­kunft nun, lassen es sich die Herren fortwährend angelegen sein, die Herzen ihrer Angehörigen durch wertvolle Geschenke zu erfreuen, und am letzten Samstag und Sonntag wurden die drei weit verzweigten Familien (Pfeiffer, Rehm und Mozer) in ein Gasthaus beschicken und mit allem, was der Mund begehrt, regaliert. Die Zechen sollen ca. 200 M. betragen haben. Auch andere Gäste, welche zufällig in diese Wirtschaft kamen, durftenschlechterdings" ihre Zeche nicht bezahlen und bald entwickelte sich ein heiteres, fröhliches Treiben, das durch die Gesangs-Bor- träge des Liederkranzes noch erhöht wurde. Mehrere junge Leute von Gomaringen wollen sich den genannten Herren bei ihrer Rückreise anschließen, denn die Goldstücke, mit welchen dieselben, wie mit Pfennigen umgehen, blenden die Augen der Jugend. Es ist aber den Aus­wanderungslustigen zu verstehen gegeben worden, daß es jetzt nicht rötlich sei, nach Amerika aus­zuwandern, weil den Winter über die Geschäfte schlecht gehen. Auch die bevorstehende Präsidenten- Wahl soll jetzt schon auf den Geschäftsgang lähmend einwirken.

(Verschiedenes.) In Neu-Ulm wurde Sonntag nacht der verheir. Käser Vogler, Vater von 2 Kindern, bei seiner Heimkehr von einer Wirtschaft in Ulm in der Nähe seiner Wohnung überfallen und erstochen. Drei der That Ver­dächtige befinden sich in Haft. In der Dampf- Ziegelei der Witwe Hagen in Spaichingen gerieten 2 Arbeiter in Streit. Als der Auf­seher deswegen den einen hinauswies, kam der­selbe nach kurzer Zeit wieder zurück und schlug seinen Partner mit einem schweren Schürhacken nieder. Mit einer klaffenden Wunde am Kopfe mußte der Arbeiter in das Krankenhaus ver­bracht werden. Oberamtswundarzt Dr. Kiehl in Tuttlingen kehrte am Donnerstag abend mit seinem Gefährt, in welchem auch seine zwei Kinder saßen, von Liptingen kommend, in die Stadt zurück als dasselbe an einem ins Thal hinausfahrenden Erntewagen anprallte. Hie­durch wurde an dem Gefährt die Deichsel ab­geschnellt, die losen Teile derselben schlugen nun von vorn uud von der Seite an das Pferd, wo­durch dasselbe scheu wurde und im Galopp da­hinraste. Hr. Kiehl sprang aus dem Gefährt, um das Pferd zu halten, was ihm aber nicht gelang. Erst beimneuen Rad" stieß das Ge­fährt, das, weil es nicht mehr mit der Deichsel in Verbindung stand, hin und her geschleudert wurde, auf einen dort stehenden geladenen Ernte­wagen so auf, daß dessen Deichsel sich zwischen