terefsen der Transvaal-Republik vertreten zu haben.

Berlin, 9. Juni. Die Abreise des Kai­sers nach EmS erfolgt am Samstag.

(Liebesdrama.) Im Starnberger See hat man am 5. ds. die Leichen zweier jungen Leute von München, eines Liebespaares, das sich offenbar selbst den Tod gegeben, aufgefunden.. Der 21jährige junge Mann ist lautF. Z.* der Sohn eines Münchener Bankiers, das junge Mädchen war in dem Bankiergeschäft als Comp- toristin angestellt, die Eltern des jungen Mannes wollten das Liebesverhältnis zwischen beiden nicht dulden, das Mädchen wurde aus seiner Stelle entlasten, das Liebespaar reiste nach Tutzing und suchte und fand den Tod im See. Jetzt, nachdem das Unglück geschehen, ist der Schmerz der Eltern natürlich groß.

Bet der Vergebung eines Kasernenbaues in Nürnberg, welcher auf 900 000 M. ver­anschlagt war, wurden für die einzelnen Ar­beiten im Submisstonsverfahren so bedeutende Angebote gemacht, daß sich die Kosten der Aus­führung um 150000 M. ermäßigten.

(Scheintot.) Von Gelsenkirchen, 5. Juni, wird geschrieben: Eine unbeschreibliche Aufregung herrschte heute in unserem Orte, zu der nachfolgender Vorfall die Veranlassung ge­boten. Das etwa sechs Jahre zählende Kind eines hiesigen Bergarbeiters war krank und starb wie es schien. Pfingstmontag wurde die Leiche auf dem hiesigen Kirchhofe in üblicher Weise bestattet. Heute, am Pfingstmittwoch, nun hatte der Totengräber eine neue Kinder­gruft zu graben. Als ob die Vorsehung es so gefügt, kam er bei seiner Arbeit der Ruhestätte des ersteren Kindes nahe und hörte voll Entsetzen ein leises Wimmern. Schnell ge­faßt, grub er nunmehr den Sarg vollständig heraus, hob den Deckel auf, und vor ihm lag das todgeglaubte Kind lebend und weinend. In aller Eile brachte er nun das Kind seinen armen Eltern. Man hofft auf sein Aufkommen. (Wir geben diese Mitteilung so fügt die K.-V- Ztg.* dieser Nachricht hinzu unter allem Vorbehalt. In den Einzelheiten kann sie kaum richtig sein. Daß das Kind noch zwe^ Tage unter der Erde gelebt haben soll, können wir uns nicht vorstellen.)

(Ein schreckliches Unglück) ereignete sich Mittwoch nachmittag in Kempen bei der Einfahrt des Crefelder Personenzugs. Der Bahnwärter Schmedter, welcher an einem Straßen- Uebergange, an der Stelle, wo die Crefelder Eisenbahn die Rheinische kreuzt, seinen Posten und außer dem Halle-Signalapparat für drei Strecken auch den Uebergang zu überwachen hat, bemerkte, als der Zug schon ganz nahe war, daß ein 4 Jahre altes Kind durch die geschlossene Barnere gegangen war, sich mitten im Geleise befand und unbedingt überfahren werden mußte. Um das junge Leben zu retten, sprang er von seinem Posten am Halte-Signal- apparate, welcher sich einige 20 Schritte vom

Uebergang befindet, auf das Kind zu, und schon am Ziele, die Hand nach dem Kinde ausge­streckt, braust der Zug heran und schleudert ihn etwa 15 Schritte weit weg gegen das Schienen- geleise der Crefelder Eisenbahn, wo er als Leiche aufgehoben wurde. Das Kind wurde überfahren und ebenfalls sofort getötet. Sch. hinierläßt eine Witwe mit vier unmündigen Kindern.

(Früh übt sich, was ein Meister werden will!) Ein 12jähriger Knabe aus Philipps­burg entlief am 25. v. Mts. seinen Eltern und begab sich nach Breiten, um bei einem dortigen Bäcker als Lehrling einzutreten. Er wurde auch angenommen, doch schon nach wenigen Tagen, nachdem er seinem Lehrmeister 10 Psg. gestohlen und 50 Psg. unterschlagen hatte, wie­der entlassen. Das saubere Früchtchen begab sich hierauf nach Heidelsheim und wollte sich daselbst bei einem Bauern verdingen, welcher ihn zur Probe auf oas Feld nahm. Von da entfernte sich der Knabe, angeblich um ein Be­dürfnis zu befriedigen, und gieng rasch in den Stall seines Brodherrn, schwang sich auf dessen Pferd im Werte von 400 M. und ritt im Gallopp Breiten zu, wurde jedoch von den ihm nacheilenden Bauern eingefangen und der Poli­zei übergeben.

Ausland.

Die Wiener Presse berichtet vom 7. Juni: Der Anarchist Ste llmacher arbeitet an seinen Memoiren*; im ersten Kapitel derselben ver­sucht er in philosophierender Weise seine athe­istischen Ansichten, in den weiteren Kapiteln seine Verbrechen in der jetzigen gesellschaftlichen Ord­nung zu begründen. Dreimal hat Stellmacher während der Haft es versucht, Briefe an Ge­nossen, ihm Bomben zu senden, hinauszuschmug- geln; die Briefe wurden aufgefangen. Stell­macher benimmt sich jetzt sehr ruhig und gedenkt bei der Verhandlung seine Theorien über Welt- beglücknng zu entwickeln. Die Verhandlung gegen Kämmerer findet im Laufe dieses Mo­nats statt.

Wien, 10. Juni. (Prozeß Stellmacher.) Einige Zeugen agnoscierten den Angeklagten als den Raubmörder der Eisert'schen Wechselstube. Stellmacher fuhr fort, die Beantwortung vieler Fragen zu verweigern und erklärte, daß er durch seine Antworten seine Freunde in's Unglück stürzen würde. Sachverständige konstatierten, daß der bei Eifert nach der Mordthat Vorge­fundene Zündstift zu den bei Stellmacher ge­fundenen elf Zündstiften gehöre. Sensation erregte die Verlesung von Briefen Stellmachers an den Ossterreichischsn Gesandten in Bern und an deutsche Polizeibeamte, worin er gegen gutes Honorar seine Bertrauensdienste als Geheim­polizist anbot. Der Angeklagte erklärte, er habe sich bei der Polizei einschleichen wollen, um seiner Partei zu nützen. Um neun Uhr wurde die Sitzung geschloffen.

Aus Böhmen, 8. Juni. Das Frühlings­fest der deutschen Vereine Prags, richtiger das

gereist. Sein Normalanzug: baumwollene T»- nica, kurze Hosen, Wollenschuhe rc. erregte Auf­sehen.

Das jetzt festgestellte Verzeichnis der bei dem schwäbischen Sängerfeste in Ulm wett- fingenden Vereine umfaßt lautSch. M." 29 Vereine. Davon singen im ländlichen Volks­gesang 4; im höheren Volksgesang 15; im Kunstgesang 7; in der Abteilung Einzel-Vor­träge im Kunstgesang (ohne Preise) 3 (Stutt­gart L., Gmünd L., Cannstatt Konk.)

Heiden he im, 8. Juni. In der hies. Bahnhofrestauration wurde nachts 1 Uhr einge­brochen und 2 paar Zugstiefel, 12 Kaffeelöffel, 8 Eßlöffel, ein Bügel-Teppich und ein Reise­koffer entwendet. Eßwaren ließ der Dieb un­berührt. Die Gemeinde Bolheim erhielt aus Amerika ein eigenartiges Präsent. Drei Amerikaner, früher gute Bolheimer, übersandten nämlich der Gemeinde durch einen Landsmann, der von Amerika zurückkehrte, eine prächtige Ausruferschelle mit der Aufschrift:Aurora* und den Namen der drei Spender.

Deutsches Reich.

Berlin, 9. Juni. Die Grundsteinlegung ist programmgemäß verlaufen. Die von dem Reichskanzler verlesene kaiserliche Urkunde ge­denkt des glorreich erstandenen Reichs und blickt dankbar auf die von den Bundes-Regierungen und dem Reichstag gemeinsam vollbrachten Ar­beiten zurück und hofft auf eine segensreichejweitere gemeinsame Thätigkeit. Auf immer sei dies Haus das Wahrzeichen der unauflöslichen Bande, welche in großen herrlichen Tagen die deutschen Länder und Stämme zum deutschen Reiche ver­einigt haben! Die Ansprachest, womit der baierische Bevollmächtigte dem Kaiser die Kelle und Mörtel, der Retchstagsprästdent den Ham­mer überreichten, waren sehr kurz. Sie sprachen den Dank gegen deü Kaiser, und Segenswünsche für Kaiser und Reich aus.

Berlin, 9. Juni. Der Kaiser erteilte gestern nachmittag der Transvaaldeputation Audienz, worauf dieselbe auch an dem Diner des Kaisers teilnahm.

Der Handelsvertrag zwischen der Trans vaal-Republik und dem deutschen Reich, welcher von der in Berlin anwesenden Transvaal- Deputation mit dem Auswärtigen Amte vor­bereitet wird, soll sich, wie dasD.M.* hört, gleich demjenigen der Transvaalers mit Frank­reich als ein solcher gestalten, welcher Deutsch­land die Rechte meistbegünstigter Nationen ein­räumt. Daß die Transvaal-Deputation nach Berlin gekommen ist, trotz des zuvorkommen­den Angebotes des Fürsten Bismarck, die Ver­handlungen in Amsterdam führen zu lassen, be­zeichnet nicht etwa das Vorhandensein besonde­rer Schwierigkeiten. Die tapfern Transvaal- Delegirten wollten Europa nicht wieder ver­lassen und nach ihrer fernen Heimat zurück kehren, ohne zum Nutzen ihres Landes an Ort und Stelle, das heißt in Berlin selbst, die Jn-

Aie schwarze Kugel. (Nachdruck verboten.)

Nach dem Dänischen von Erik Böhgh von Wilh. Lange.

(Fortsetzung.)

Meine Schwester sagt, sie seien schon so gut wie geschieden und meine Schwester ist immer gut unterrichtet, denn ihre Schneiderin nähr auch für eine der Tanten! ... Ja natürlich ist ste tief zu bedauern und obendrein ist es erzdumm von ihm. Es war ja ein geradezu un­erhörtes Glück, das er mit dieser Heirat machte . . ."

Wie es schien war von mir die Rede. Um so viel wie möglich den Stadtklatsch zum Schweigen zu bringen, beeilte ich mich, meine Frau nach Hause zurück zu führen, und zeigte mich in ihrer Gesellschaft bei jeder Gelegenheit. Ich verdoppelte meine Aufmerksamkeit und Zuvor­kommenheit, und ließ kein Mittel unversucht, um ein wirklich inniges Verhältnis zwischen uns zu stände zu bringen; allein das Ergebnis ent­sprach nicht meinen Bemühungen.

Flora erblickte in jedem Opfer einen schuldigen Tribut, den ich ihr darzubringen und den sie lediglich zu empfangen hatte. Sie flog von Gesellschaft zu Gesellschaft, und als junge hübsche Frau war sie stets von Anbetern umringt. Wenn dagegen ich, der ihr alles schuldete, nicht unablässig ebenfalls alles an ihr bewunderte, so war das natür­lich ein Beweis, daß ich der gefühlloseste und undankbarste Mensch auf Gottes Erdboden sein mußte. Bald merkte ich, daß Flora weder mich liebte, noch irgend jemals einen andern um seiner selbst willen geliebt hatte. Wie gesagt, von frühester Kindheit an war ste nur daran ge­wöhnt worden, Opfer zu empfangen; darum liebte ste zunächst ihren Vater als denjenigen, der ihr die meisten Opfer gebracht; sodann die Tanten namentlich Taute Malwine sowie jeden, der ihr seine

Selbstständigkeit opferte am wenigsten jedoch liebte sie ihren Gatten, der ihr alles zu danken hatte und ihr folglich nichts opfern konnte.

Das war eine bittere Erfahrung, aber jeder neue Tag bestätigte ste, und ich bezweifle sehr, daß irgend jemand an meiner Stelle dem Schicksal entgangen wäre, ebenfalls diese Erfahrung zu machen.

Nachdem ich einige Jahre mein ich möchte sagen gemischtes Glück genossen, wähnte ich, es beginne mir eine bessere Zukunft zu lächeln. Gott schenkte uns ein Töchterchen, und jetzt hoffte ich, wenigstens ein Bindeglied zwischen Flora's Herzen und dem meinigen gefunden zu haben.

Aber nein! ... Die Schwäche der jungen Mutter vermehrte nur ihre Forderungen und meine Verpflichtungen in ganz ungeahnter Weise; und kaum hatte die Kleine ihren Einzug gehalten, da mußte ich erken­nen, daß es in Zukunft in meiner Wohnung nicht mehr ein, sondern zwei Wesen gab, denen Vergötterung und Anbetung gebührte.

Flora sah in der Kleinen das Ideal aller Vollkommenheit; der Herr Schwiegervater ebenfalls, und selbstverständlich auch die Tanten. Ich war natürlich so glücklich und froh über die Neugeborne, wie es ein Vater, dem der Himmel ein gesundes Kind geschenkt, vernünftiger­weise nur sein kann; allein da ich nicht wie alle anderen sofort zu ent­decken vermochte, daß die Kleine Flora's vollendetes Ebenbild sei und bereits acht Tage nach ihrer Geburt zu begreifen beginne, was um sie her vorgieng, so schleuderte Flora mir den verächtlichsten Blick zu, den ich jemals empfangen; der Herr Schwiegervater bekam einen feuerroten Kopf und stürzte eiligst von dannen, um seiner Entrüstung nicht in harten Worten Luft machen zu müssen, und Tante Malwine erklärte mit schneidiger Bestimmtheit, ich hätte eben so wenig Augen im Kopfe wie im Busen ein Herz ich sei einfach ein Ungeheuer!

Die Mutter erzog das Kind tu der That zu ihrem vollendeten