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In Ulm hat ein junger Ehemann, der Schlaffer Ortlieb, die Abwesenheit seiner Frau und seiner Schwiegermutter dazu benützt, deren Vermögen, welches 16000 M. betragen soll, zu erheben und mit demselben abzureisen. Er hat die Obligationen zuvor in Gold umgewechselt und ist mit dem Orientzug mit Billet nach Wien abgereist. Einem zurückgelassenen Briefe gemäß soll er die Absicht haben, sich nach Amerika zu begeben. Derselbe wird steckbrieflich verfolgt.

Vom obern Murrthal, 24.Mai. Am Abend des Himmelfahrtsfestes kam es in einer Wirtschaft in Murrhardt vor, daß mehre e Kinder, während ihre Angehörigen im Wirt­schaftslokal beim Glas Bier sich unterhielten, im Wohnzimmer des Wirts allerlei Kurzweil trieben. Unter anderem wollte der zwölfjährige Knabe des Wirts seinen Gespielen dadurch »Angst machen", daß er ihnen erklärte, er »hänge" sich. Gesagt, gethan. Er sucht sich einen Strick, geht an den Kleiderschrank, macht die Schlinge um den Hals und befestigt sie an einem Haken im Schrank. Die andern Kinder spielen auch wirk­lich die Geängstigten, laufen davon und über­lassen den Kameraden seinem Schicksal. Nur durch die zufällige Nachfrage von seiten der Mutter wurde man auf die Spur des Unfalls geführt; sie fand ihren Sohn in schon bewußt­losem Zustande im Kleiderschrank erhängt. Der sofort herbeigerufenen ärztltichen Hilfe gelang es jedoch, nach geraumer Zeit den Unglücklichen wieder ins Leben zu rufen.

In Großingersheim fand vorletzten Sonntag die Taufe eines Israeliten durch Pfar­rer Völter statt, wobei Missionar Gottheil und Diakonus Epple von Stuttgart Ansprachen hiel­ten. 7 schon getaufte Juden nahmen an der

^ Maulbronn, 25. Mai. Unsere Amts­versammlung hat kürzlich beschlossen, die Natural­verpflegung armer Reisender wie bisher beizu­behalten, jedoch die Zahl der Verpflegungs­stationen zu vermindern, so daß wir von jetzt an nur noch vier haben.

Deutsches Reich.

Die Grundsteinlegung des neuen Reichs- tagsgebäudes findet, wie nun bestimmt gemeldet wird, am Montag den 9. Juni statt und es ist demzufolge anzunehmen, daß der Wiederbeginn der Reichstagsarbeiten auf Dienstag den 10. Juni anberaumt werden wird.

Berlin, 26. Mai. Die »Nordd. Allg. Ztg." teilt den Wortlaut eines Telegramms des Reichskanzlers vom 24. April an den deut­schen Konsul in Capstadt (derselbe beißt W. A. Lippert) mit, welches denselben ausfordert, den Colonial-Behörden amtlich zu erklären, daß Lüderitz in Angra Pequenna und seine Nieder­lassungen unter dem Schutze des Deutschen Reiches stehen. Das Blatt fügt hinzu, weiteres liegt in dieser Angelegenheit bisher nicht vor.

Berlin. In betreff der beabsichtigten Erhöhung der französischen Eingangszölle auf

Mehl und Vieh sagt die »Nordd. Allg. Ztg.", es sei bemerkenswert, daß das Bedürfnis, dem Ackerbau den gebührenden Schutz angedethen zu lassen, sich gleichzeitig in verschiedenen Ländern in auffälliger Weise zu erkennen gebe.

Leipzig, 26. Mai. Der vom Reichs­gericht wegen Landesverrats verurteilte Haupt­mann a. D. He nt sch wurde heute ins Zucht­haus nach Halle, Dr. v. Kraszewski nach der Festung Magdeburg abgeführt.

Ausland.

Wien. Der Prager czechische akademische Verein ernannte Kraszewski zum Ehren­mitglied.

Prag, 27. Mai. Die Ernennung Kras- zewski's zum Ehrenmitglied des czechischen akademischen Lesevereins wurde behördlich sofort für nichtig erklärt.

InParis versammelten sich letzten Sonn­tag einige tausend Manifestanten und zahlreiche Neugierige auf dem Friedhofe Pere-la-Chaise. An den Gräbern der Kommunards wurden Reden gehalten. Sobald sich Polizei-Truppen zeigten, wurden Rufe laut: Es lebe die Kommune und die soziale Revolution! Zusammenstöße fanden nirgends statt. Um 4 Uhr war der Kirchhof fast gänzlich geräumt. Die Menge zerstreute sich in die benachbarten Straßen in vollständiger Ruhe. Es fanden keine Verhaftungen statt.

New-Dark, 26. Mai. Gegen den Prä­sidenten der Marinebank, Fish, und den frühe­ren 2. Präsidenten der Nationalbank, Ens, sind wegen Veruntreuung Haftbefehle erlassen worden, ersterer wurde bereits verhaftet. Der jüngst verschwundene Präsident der Sparbank der Grafschaft Erie hat sich gestellt und einge­standen, der Bank 100 000 Doll, veruntreut zu haben. Die Weststdebank hier, ein kleineres Bankgeschäft, hat suspendiert, weil der Kassier derselben 96000 Doll, veruntreute.

Dsnde! rr«d BerSshr. Stuttgart, 26. Mai. (Mehlbörse.) Bei schwachem Absätze im Mehl blieben Preise unverändert. Letztere dürfte auch kaum noch niederer gehen, da sich die Handelsmühlen gegen­wärtig schon über ungenügenden Fabrikations­verdienst beklagen. An heutiger Börse sind von inländ. Mehlen 1185 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto, bet Abnahme größerer Posten:

Mehl Nr. 0 . . 32 M. 50 bis 33 M. -

Nr. 1 . . 29 M. 50 bis 30 M. 50

Nr. 2 . . 27 M. bis 29 M. -

Nr. 3 . . 25 M. bis 26 M. 50

Nr. 4 . . 19 M. 50 bis 21 M. 40

Stuttgart, 26. Mai. (Landesproduk­tenbörse.) Während aus Oesterreich-Ungar» Berichte über Beschädigung durch Rost einlaufen und eine kleine Preisbesserung gemeldet wird, hat Amerika die zu Anfang der vorigen Woche erzielte Avance für Waizen teilweise wieder ein­

gebüßt und bleibt Rußland fortwährend willig Geber, selbst zu etwas reduzierten Preisen. Die aus allen Tellen Deutschlands und speziell aus Württemberg vorliegenden Berichte lassen für den Saatenstand, für Wein- und Obstbau nichts zu wünschen übrig, dennoch können wir keinen weiteren Rückgang in Brotfrüchten melden, da niemand mehr an noch billigere Preise glauben will und Vorräte bei unseren Produzenten und Konsumenten stark gelichtet sind. In Gerste hat der Handel aufgehört. Für Futterwerte, insbesondere Haber, besteht lebhafte Frage zu erhöhten Preisen. Die heutige Börse verlief ohne Animo, die Umsätze waren nicht belang­reich.

Wir notieren per 100 Kilogr.:

Weizen daher. . . 20 M. 25 bis 20 M. 70

dto. ruff. Sax.

20 M. 50

bis

M.

dto. Assow. . .

18 M. -

bis

M.

dto. californ. .

21 M. 50

bis

M.

- -

Kernen . . . .

20 M. -

bis

M.

Haber . . . .

15 M. -

bis

M.

Nagold,

den 24. Mai.

1884.

Neuer Dinkel . .

. 7 20

6

97

6

80

Haber . . . .

. 7 50

7

17

6

50

Gerste . . . .

. 9 60

9

57

9

50

Bohnen ....

.

7

40

Waizen....

. 10 10

10

9

50

Roggen ....

.-

9

30

Heilbronn,

26. Mai. Wenn

die

günstige

Witterung anhält, so steht zu hoffen, daß wie im Jahre 1834 die Traubenblüte Ende Mat allgemein eintritt. Vorläufer derselben haben sich bereits auf hiesiger Markung gezeigt, und heute wird «ns die Mitteilung, daß auch in den freiherrlichen Weinbergen am Hornberg und in den v. Bautz'schen Weinbergen am untern Dach in Oedheim an verschiedenen Stöcken blühende Trauben zu sehen sind.

Bietigheim, 25. Mat. Die günstige warme Witterung in diesem Monat kam dem Weinstock sehr zu statten und seit einigen Tagen sieht man an der Kammerz des hiesigen Bäckers Asmus blühende Trauben. Vorsichtigerweise wurden Knospen und Zweigchen in den kalten Aprilnächten durch ein Tuch bedeckt, so daß nicht ein einziges Auge an der Kammerz erfror.

Pfingstmaien.

Erzählung von Marc. Boyen (Frau von Kam ecke).

(Fortsetzung.)

Was müssen Sie denn entbehren?" fragte Leßner. Das Mädchen senkte deu Kopf, sie wurde rot und kämpfte ein Weilchen mit sich, dann sagte sie freimütig: »Den Zucker und an manchen Tagen die Butter zum Brote."

Leßner nickte schweigend, ihm war zu Mute, als ob er noch einmal die alten Kindermärchen lese, die ihn in seiner frühen Jugend stets zu Thränen gerührt hatten. O wie weit lag seine Jugend hinter ihm!

Vom Walde kamen dem Paare viele Kin­der und alte Mütterchen mit frischen Birken- und Buchenzweigen entgegen. »Pfingstmaien ist das", belehrte Dorchen den Professor.

(Nachdruck verboten.)

Me schwarze Kugel.

Nach dem Dänischen von Erik Böhgh von Wilh. Lange.

(Fortsetzung.)

Ich dankte meinem Freund sowohl für das, was er gethan, wie für das, was er hatte thun wollen, bat ihn jedoch, mir jetzt nur den einzigen Dienst zu erweisen, den er mir erweisen konnte, nämlich eiligst nach dem Hause des Kaufmanns zu gehen und mein Ausbleiben so viel wie mög­lich zu entschuldigen.

»Das will ich, lieber Freund! Du kannst Dich auf meine Be­redsamkeit verlassen!" versicherte er, und eilte davon.

Jetzt liegt dieser Abend für mich in so ferner Vergangenheit, daß ich mit einer gewissen Ruhe, ja sogar mit einem gewissen Lächeln daran zurück denken kann. Ich bergretfe deshalb sehr wohl, daß die Beschreibung meines Unglücks eher einen komischen, als einen tragischen Eindruck machen muß. Aber damals, meine Herren, das kann ich Sie versichern da­mals sah ich nur die ernste Seite der Sache, und zwar mit dem tiefsten Gefühl. Obgleich ich sonst mit dem ganzen beneidenswerten Appetit eines armen jungen Studenten begabt war, so warf ich doch nur einen Blick der tiefsten Verachtung auf den hinterlaffenen Hummer; ja, ich würde es sogar als einen Verrat an meiner Liebe betrachtet haben, wenn meine Gedanken auch nur einen Augenblick bei der ungeöffneten Punsch­flasche verweilt hätten!

Nachdem ich etwa eine halbe Stunde, halb im Ballanzuge und h-lb im Nachtkostüm, mit gekreuzten Armen die zerrissenen Pantalons angestarrt hatte, wie der gefallene Napoleon die zerrissene Karte Europas, erhob ich mich, nahm entschlossen das gestickte Tuch vom Halse, legte mein Alltagskostüm au und gieng langsam die Treppe hinunter. Meine

Füße oder meine Sehnsucht brachten mich nach der Straße, wo das Ballhaus stand. Die ganze Etage war glänzend erleuchtet und die Musik, namentlich des Basses kräftige Töne, klang quer über die Straße nach dem andern Bürgersteig, wohin das großartige Fest eine kleine Volksmaffe verlockt hatte. Ich schlich mich in die Menge hinein und blieb lange da unten im Halbdunkel unter der matten, roten Thran- laterne stehen, den Blick beständig auf die erleuchteten Fenster gerichtet. Was ich dachte und fühlte, will ich Ihnen nicht erzählen. Es war so viel und so verworren, daß ich kaum einen klaren Gedanken daraus bilden konnte.

Mit einem Male höre ich bekannte Stimmen hinter mir und in­dem ich mich umwandte, erblickte ich Constanze und ihre Mutter mitten im Gedränge. Sie kamen ohne Begleitung von einem Abendbesuch nach Hause, und die einfachste Höflichkeit gebot mir also, ihnen meinen Schutz anzubieten. Ich begleitete sie nach Hause, und da die alte Frau nur mit Mühe die steile Treppe erklimmen konnte, verließ ich sie nicht eher, als bis sie vor ihrer Thür angelangl war.

»Wollen Sie nicht einen Augenblick eintrete n und sich die große Blumenoase ansehen, die wir heute fertig bekommen haben? Morgen früh soll sie abgeschickt werden, und Constanze betrachtet sie als ihr Meisterstück," sagte die freundliche Alte.

Ich nahm die Einladung dankend an; ob ich jedoch die Mumen- vase überhaupt angesehen habe, dessen erinnere ich mich nicht mehr. Wenige Augenblicke später klingelte es. Die Frau gieng hinaus, und durch die offene Thür sah ich sie in der ersten Stube, die zugleich ihr Arbeitszimmer und eine Art Laden war, sich eine Weile mit ein paar älteren D imen unterhalten. Sie hatten das Gesicht mit einem Schleier verhüllt; die Stimme der einen kam mir bekannt vor, aber ich dachte