schon dreimal verheiratet gewesen und haben jetzt die vierte Ehe geschloffen.
Münster. Als am 17. d. vormittags die Gefangenen in dem dafür bestimmten Raume innerhalb der Umfassungsmauer der neuen Strafanstalt spazieren geführt wurden, sprang plötzlich ein Sträfling auf den die Aufsicht führenden Wärter los und stach ihn mit einem ver borgen gehaltenen Messer nieder. Die Ver wundung hatte in kurzer Zeit den Tod des Wärters zur Folge.
Saarbrücken. Dieser Tage wurde der Bürgermeister von Kleinbittersdorf, namens Kleber, verhaftet. Es soll sich hierbei um Bestechung und Befreiung von militärpflichtigen Per fonen handeln.
Ausland.
Wien, 21. Mai. Das Abgeordnetenhaus beschloß den elfstündigen Normal-Arbeitstag, doch kann der Handelsminister diejenigen Ge- werbskategorien im Verordnungswege bezeichnen, welchen wegen besonderer Bedürfnisse eine Verlängerung der täglichen Arbeitszeit um eine Stunde zu gewähren ist.
Budapest, 22. Mai. Der Urheber des Raubattentats bei der Schweizermühle in Wetß- kirchlitz (nächst Teplitz) ist, wie von hier aus der Frkf. Ztg. gemeldet wird, beim Versuche, die geraubten Papiere zu veräußern, hier verhaftet worden.
Rom. Im Senat erklärte der Minister Mancini, daß Italien kein Interesse habe, sich politische Kolonien oder Gebictseroberungen zu wünschen. Unklug und nachteilig für Italien wäre es, dasselbe zu ermutigen, eine große Kolonialpolitik zu versuchen; dagegen seien Handelsund Wirtschafts-Kolonien Italien von Nutzen. Dies bedeute aber keineswegs, daß Italien teil- nahmlos den Ereignissen gegenüber bleiben solle, welche sich ringsherum vollziehen.
London. Spekulative Handelshäuser machen zuweilen dadurch ein profitables Geschäft, daß sie altersschwache und nicht mehr recht taugliche «schiffe mit billigen Waren befrachten, diese und das Schiff recht hoch versichern, und nach dem Untergange des Schiffes, oft mit Mann und Maus, die hübsche Versicherungssumme vergnügt einstreichen. Gegen dieseUeberver- sicherung richtet sich ein Gesetzentwurf, der gegenwärtig das Unterhaus beschäftigt. Es haben sich ehrenwerte Parlamentsmitglieder gefunden, die den Entwurf lebhaft bekämpfen.
London. Jetzt meldet selbst die ministerielle Presse, daß die Regierung entschlossen fei, im Herbste eine Expedition von 10 000 Mann zum Entsätze Kartums und zur Befreiung Kordons auszuschicken. Zugleich soll eine Eisenbahn durch die Wüste von Suakin nach Berber erbaut werden.
Moskau. Der Unternehmer der Festungsbauten in Kronstadt, Kommerzienrat Jepischkm, erschoß sich, nachdem er überwiesen war, Pläne der betreffenden Festung mißbraucht zu haben.
— In der Moskauer Bodenkreditbank erhob ein gewisser Beliajew ein Darlehen von 127000 Rubel auf ein Gut, welches gar nicht existiert.
Alle Dokumente waren gefälscht. Viele Beamte, welche an dem Betrüge beteiligt waren, wurden verhaftet. Beliajew dürfte sich ins Ausland geflüchtet haben.
Handel »»d Verkehr.
Heilbronn. (Ledermarktbericht vom 20. Mai.) Die Zufuhren haben das gewöhnliche Maß dieses Marktes zwar im Ganzen nicht überschritten, aber sie bestanden in ihrer großen Mehrheit aus Wildoberleder und Schmalleder, und hiefür zeigte sich keine entsprechende Nachfrage, so daß die geringen Qualitäten zu etwas gedrückten Preisen abgegeben werden mußten, während die besseren Sortimente den letzten Preisstand behaupteten. Ebenso haben die verhältnismäßig kleinen Zufuhren von Sohlleder, Zeugleder und Kalbleder zu unveränderten Preisen willige Abnahme gefunden. Es wurden verkauft u. amtlich »erwogen: Sohlleder 24203 Pfund, Wild- und Schmalleder 142010 Pfd., Zeugleder 8679 Pfd., zus. 182000 Pfd. mit einem Gesamtumsätze von ca. 290000 M. Ungefähr 200 Ztr. Wildoberleder wurden unverkauft zurückgenommen.
Pfingstmaien.
Erzählung von Marc. Boyen (Frau von Kamecke).
(Fortsetzung.)
„Ich bin Dora Hellwig", sagte das Mäd- j chen freimütig und verbeugte sich etwas. Leßner erwiderte den Gruß. „Ich bin hier bei meiner Schwester, mein Schwager hat mich für den Sommer eingeladen, weil ich im Januar nicht zu Lina's Hochzeit kommen konnte*, fuhr sie er- ' klärend fort; sie lächelte wieder: „ich dachte nicht, daß Sie nach ihrer Reise so früh heute aufstehen würden, Herr Professor, sonst — man -wird ein bischen wild so auf dem Lande.* Sie schwieg und versuchte, die heraufgeschobenen Aer- mel über die vollen Aermchen zu ziehen.
Leßner lachte, das Mädchen lachte auch, sie sahen sich in harmloser Freude in die Augen.
Der Professor fuhr heimlich in seine Rocktasche und lachte um so mehr. „Soll ich ihnen sagen, warum ich so heiter bin?* fragte er dann. Dorchen u ckle. „Ich habe dem kleinen Dorchen, dessen Werner in seinem Schreiben erwähnte, etwas mitgebracht. Wie ich es fertig gebracht habe, mir besagtes Dorchen schon als ein erstes kleines Töchterchen des Hauses vorzustellen, weiß ich jetzt selbst nicht, aber* — er nestelte an seiner Tasche — „hier ist Dorchen's Spielzeug*. Er zog den gestrickten Türken hervor, die blauen Pumphosen, die rote Jacke und der weiße Turban glänzten im Sonnenschein; der Professor hielt ihn dem Mädchen hin. „Das war für Dorchen bestimmt", sagte er.
Dorchen nahm das Ungeheuer. „O, wie ist er lieb*, rief sie erfreut, „darf ich ihn wirklich behalten? Es find io viele Kinder im
aus der Staatskasse Entschädigung zu gewähren. — § 2. Die Entschädigung ist ferner zu gewähren, wenn die Wiederaufnahme zur Anwendung eines milderen Strafgesetzes oder bei einer Gesamtstrafe zu einer teilweise» Freisprechung geführt hat und die nunmehr erkannte Strafe geringer ist, als die bereits vollstreckte. — §3. Hat der Verurteilte seine Verurteilung absichtlich herbeigeführt, so steht ihm ein Anspruch auf Entschädigung nicht zu."
— Die deutsche Heeresverwaltung will sich nun auch, wie dies schon seit Jahren die Franzosen und Engländer gethan haben, den Luftballon dienstbar machen. Der Hauptmann Buchholtz vom Eisenbahn-Regiment ist zum Vorsteher einer Versuchsstation für Ballons ernannt worden, die in Berlin errichtet werden soll.
Berlin, 23. Mat. Kraszewski, für welchen die Festung Magdeburg oder Glatz bestimmt gewesen war, suchte durch seinen Verteidiger Saul nach, ihm die Festung Königstein anzuweisen, welches durch Höhenlage seiner Gesundheit besser zusage. Er wurde auS seinem Hotel vorläufig in das Leipziger Gefängnis übergeführt.
— Die zweite badische Kammer nahm einen Antrag auf Bewilligung einer Summe behufs Veranstaltung einer Untersuchung über das Kleingewerbe an, durch welche ermittelt werden soll, wie der Handwerkerstand zu heben sei. Staatsminister Turban stimmte dem Anträge namens der Regierung zu, hob aber die großen Schwierigkeiten einer solchen Untersuchung hervor und betonte insbesondere, daß jeder Gedanke an eine Rückkehr zu den Zuständen vor Einführung der Gewerbefreiheit ausgeschlossen sei.
Der Bürger-Ausschuß in Triberg genehmigte in der Sitzung vom letzten Dienstag die Mittel zur vollständigen elektrischen Beleuchtung der Stadt. Das Projekt soll in nächster Zeit zur Ausführung kommen.
Aus Darmstadt wird über die morganatische Ehe des Großherzogs gemeldet: Frau v. Kolemine lehnte die Einwilligung in die Scheidung trotz glänzender Anerbietungen von Geld und Rang ab. Die Verhandlungen dauern indessen noch fort. — Der Großherzog ist am 21. ds. von Windsor wieder nach Deutschland abgereist.
Nord Hausen. Ein bedeutender Geldfund ist in dem nahen Dorfe Harzungen gemacht worden. Als man beim Einreißeu eines Hauses den Dachkasten auseinanderschlug, fiel ein Beutel herab, welcher Gold- und Silber-Münzen im Werte von etwa 10060 Mark enthielt. Die Goldmünzen waren fast sämtlich Louisdors aus den Zeiten der ersten französischen Revolution, die Silbermünzen Wildemannsthaler.
Breslau. In Blechhammer in Ober- schleflen wurde vor einigen Tagen ein Paar standesamtlich verbunden, das in die Ehe sieben verschiedene Arten von Kindern mitbringt. Sowohl der Ehemann als die Ehefrau sind früher
Die schwarze Kugel. ^-4^ verboten.)
Nach dem Dänischen von Erik Böhgh von Wilh. Lange.
(Fortsetzung.)
Müller fuhr fort:
„Einst als eine Stunde beginnen sollte, sagte sie mit ihrem ge. wöhnlichen schelmischen Lächeln, sie sei gar nicht vorbereitet. Aber das sei ja auch gleichgiltig. Jetzt könne ich mich einmal auf etwas vorberetten."
„Ich! — Auf was?"
„Auf einen Ball."
„Ich, der nie getanzt hat!"
„Sie müssen Stunden nehmen. Das habe ich auch gethan."
„Sie scherzen, Fräulein!"
„Durchaus nicht. Ich habe nun soviel gelernt, als ich brauche, und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür; jetzt ist es an Ihnen, zu beweisen, daß Sie nicht schwer von Begriffen find. Heut' in vierzehn Tagen gibt mein Vater einen großen Ball, anläßlich des wichtigen Ereignisses, daß seine einzige Tochter das gefährliche Alter von zwanzig Jahren erreicht. Wollen Sie der einzige Ritter sein, der sich weigert, an dem Turnier teilzunehmen?*
„Könnte es Sie wirklich amüsieren, mich als Ritter von einer so traurigen Gestalt figurieren zu sehen, wie die, womit ich vor die Schranken treten würde? Befehlen Sie mir lieber nach Peking zu reisen, um Ihnen eine Locke vom Kaiser von China zu holen."
„Ich befehle nicht, ich bitte nur, und bedenken Sie wohl, es ist meine erste Bitte! Seh' ich Sie auf dem Ball, so will ich Ihre Ritter- Probe als bestanden betrachten, und Sie haben also nicht nötig, Oberon's oder Titani'as Hilfe anzurufen. Sie kommen?"
„Es war natürlich unmöglich, »ein zu sagen, und deshalb sagte
ich ja. Zwar hätte ich lieber gesehen, daß mir zu meinen Examensfächern ein vollständig neues Fach hinzugelegt wäre, als daß ich mich diesem lächerlichen Tanzkursus unterwerfen mußte; allein ich mußte mich fügen.
Gleich den fahrenden Ritt-rn der Vorzeit begab ich mich sofort auf den Weg, einen freundlichen Zauberer zu suchen, und mit Hilfe des Adreßbuchs war ein solcher auch bald gefunden. Die Liebe wirkt Wunder, und in drei Stunden lehrte mich der Hexenmeister von Tanzlehrer die dämonischen Bewegungen, die man als Walzer, Polka und Galopp bezeichnet; die Mazurka erwies sich dagegen als ein tieferes Geheimnis, in welches ich nicht so schnell eingeweiht werden konnte; aber man kann ja auch recht gut sein Glück ohne dieselbe machen, tröstete mich mein Zauberer. Je mehr der verhängnisvolle Ball sich näherte, um so ängstlicher wurde ich. Am Abend vorher machte ich unter irgend einem Borwand einen Besuch bei dem Kaufmann, um wo möglich mir Dispensation zu verschaffen.
„Du lieber Gott," rief Fräulein Flora lachend, sobald sie merkte, um was es sich handelte, „Sie haben ja Ihre volle Freiheit. Vielleicht feiert die kleine Constanze morgen ebenfalls ihren Geburtstag, und ich will das holde Kind eines lieben Gastes durchaus nicht berauben."
Und damit lief sie davon und überließ mich ihren sechs Tanten. Dieselben blickten erst mich, dann sich einander an, worauf ste die Hände zusammenschlugen und zum Himmel aufblickten.
„Ich will hoffen, daß Sie ihr Glück besser zu schätzen wissen," murmelte Tante Hermine.
„Ich sollte denken, auf so etwas können Ste sich einen Reim machen!" rief Tante Malwine.
„Ich darf doch voraussetzen, daß Sie Flora kennen!" flüsterte Tante Adelheid.