Wie roh oft Holzfuhrleute in Behandlung ihrer Pferde umgehen, beweist ein kürzlich vorgekommener Fall, welcher dem „Anz. v. O." von der Stehen mitgeteilt wird. Ein Pferd, dem ohnehin schon zu viel Last zugemutet wurde, quälte der Fuhrmann mit Peitschenhieben, bis es in dem rauhen Waldwege erschöpft niedersank und einen Fuß brach. In diesem Zustande ließ der Fuhrmann das Pferd 6 Stunden lang liegen. bis cs durch Verblutung verendete. — In Affaltrach wollte am Dienstag vormittag der Küfer Knapp neben einem Wohnhause eine Katze erschießen. Das zur Hand genommene einläufige alte Gewehr, welches mit zwei Kugeln geladen war. barst jedoch beim Schuß und die Kugeln trafen ein in der Stube des Hauses auf dem Tische fitzendes zweijähriges Kind in die Brust, so daß dasselbe nach wenigen Minuten starb.
Deutsches Reich.
— Ein dieser Tage in Roßbach verhafteter Sattlergeselle, Rupsch, ist der „Magdeb. Ztg." zufolge geständig, an dem sogenannten Niederwald-Attentat beteiligt zu sein. Seine Aussagen stellen im wesentlichen das geplante Verbrechen so hin, wie es von dem Abg. Richter in der Sozialistengesetzkommisfion mttgeteilt wurde.
Vom Berliner Hofe schreibt man dem „Hann. Kur.*: Was wir vor vier Wochen nur als Vermutung auszusprechen wagten, daß die öftere Anwesenheit des jungen Fürsten Thurn und Taxis den Zweck einer Verbindung mit unserem Königshause habe, wird jetzt von allen Seiten bestätigt. Es handelt sich um die 18- jährige Prinzessin Viktoria, die zweite Tochter des Kronprinzen. Der junge Fürst gehört unzweifelhaft zu den reichsten Männern Europas. Allein in der Provinz Posen besitzt er in der Herrschaft Krotoschin ein Areal von mindestens 150000 Morgen. Nur die konfessionelle Frage macht noch Schwierigkeiten, da auf keinen Fall daran zu denken ist, daß die strengkatholische Familie der Thurn und Taxis in eine evangelische Kindererziehung willigt.
Je mehr, desto bester, dachte ein niedliches Dienstmädchen in Berlin, und schaffte sich drei Bräutigams an, einen Schneider, einen Polizisten und einen Soldaten. Mit bewunderungswürdiger Klugheit wußte es für jeden einen Abend bereit zu halten und sich niemals zu verschnap- pen. So stoffen drei Liebesromane ungestört durch ihr keusches Herz dahin. „Doch mit des Schicksals Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten." Eines Abends trafen alle Drei in der Küche zusammen. — Gruppe, Gezeter! — „Die Madame kommt!" rief die Vestalin. Jeder der Drei schlüpft durch eine andere Thüre. Madame kommt und öffnet das Schneiderkabinett. „Was? ein Mensch hier versteckt? Ich werde Polizei kommen lasten!" — „Drüben, Madame, sagt der höfliche Schneider, hat Ihre Köchin schon für Polizei gesorgt." — Der Polizist tritt vor. — „Schrecklich! ruft Madame außer sich,
ich schicke zur Wache!" — „Auch für Militär ist gesorgt," meint der Polizist mit einer Verbeugung. — Der Soldat erscheint, Madame fällt in Ohnmacht und die Drei erreichen die Hausthüre.
Die Strafkammer des Landgerichts Nürnberg hat einen Wirt einer benachbarten Landgemeinde, der das Fleisch eines krepirten Schweines zu Würsten verarbeitete, zu zweimonatlicher Gefängnisstrafe verurteilt.
(Einer, ders versteht.) Der frühere Manufakturwarenhändler Moritz Loeb von Crefeld, welcher es in der kurzen Zeit von 9 Monaten fertig brachte, mit 100000 M. Passiva zu fal- liren, wird wegen betrügerischen Bankerotts steckbrieflich verfolgt.
Ausland.
(8000 Gulden in die Donau gefallen.) Der ehemalige Lehrer Johann Christian Wimmer fuhr vorigen Samstag von St. Georgen am Walde in Oberösterreich mit dem Dampfer „Grein" nach Wien. Herr Wimmer, welcher sich hier niederzulafsen beabsichtigt, führte einen Betrag von fl. 8000, der sein ganzes Vermögen bildet, mit. Oberhalb St. Nikola fiel dem ehemaligen Lehrer die kleine Handtasche, in welcher sich der vorerwähnte Betrag befand, in die Donau. Der Kapitän des Dampfers ließ auf die Hilferufe des Herrn Wimmer sofort Boote aussetzen und nach kurzer Anstrengung war es der Bemannung der Boote gelungen, die wertvolle Tasche aufzufischen und dieselbe ihrem Eigentümer, der in Freudenthränen ausbrach, zurückzustellen.
In Zürich haben die Hotels durch die daselbst seit bald 2 Monaten herrschende Typhus-Epidemie im April einen Ausfall von 100,000, im Mai einen solchen von 160,000 Franks zu beklagen. — Am 16. d. betrug die Zahl der neuen Typhusfälle 23; am 17. Mai 13; am 18. Mai 2.
— Die Idee, durch Süd-Frankreich einen das Mittelländische Meer mit dem Atlantischen Meer verbindenden Kanal anzulegen, soll vor der Verwirklichung stehen. Ein Kontrakt soll von den Gründern mit den Unternehmern des Suezkanals geschloffen sein und die Herstellung einer für die größten Schiffe fahrbaren Wasserstraße bezwecken. Die Gründer haben von der französischen Regierung eine jährliche Zinsgarantie von 10000000 Frank verlangt und der Minister der öffentlichen Arbeiten soll dem Projekt günstig sein. (Gibraltar würde dadurch viel an seiner strategischen Bedeutung cinbüßen).
Paris, 20. Mai. Die Regierung hat beschlossen, bei der Kammer ein Projekt etnzu- brtngen, welches die Erhöhung der französischen Eingangszölle auf Mehl und Vieh zum Gegenstände hat.
Paris. Ein junger Mann, namens Viktor Martin, ist eine Wette von 10000 Frank eingegangen, den Weg von Paris nach Rom
und zurück — eine Strecke von etwa 4612 Kilometer — zu Fuß innerhalb fünfzig Tagen zurückzulegen. Martin ist am Sonntag nachmittag von Parts abmarschiert.
Fünfzehn Millionen Sündengeld haben die Pächter der Spielhölle von Monako letztes,Jahr eingesackt! Ein gewiss er Dr. Henrich! aus Genf soll jüngst auf Monte Carlo sein ganzes Vermögen verspielt und sich hierauf vergiftet haben. Man sagt in Monaco, eS sei dies das 152. Opfer dieser Saison.
(Blinde Passagiere.) Wie billig man auf russischen Eisenbahnen fährt, beweist eine Notiz aus Belaja Zerkow. Als dort vor einigen Tagen ein Personenzug revidiert wurde, der von Belaja-Zerkow nach Ssucholeffje unterwegs war, fanden sich in dem Zuge nicht weniger als 180 Reisende vor, die keine Fahrkarten gelöst hatten, sondern gegen ein geringes Entgelt an die Kondukteure die Bahn benutzten.
Madrid, 20. Mai. Der König wird heute die Cortes mit einer Thronrede eröffnen. Die Majorität der Kammer hielt gestern eine Versammlung ab, woran auch Canovas Teil nahm. Canovas legte das Programm des Kabinets dar; dasselbe spricht sich für jede Freiheit und jeden Fortschritt, die mit der öffentlichen Ordnung verträglich sind, aus, betont das Entgegenkommen der Regierung allen monarchi- schen Parteien gegenüber und weist ebenso bestimmt jede Transaction und Nachgiebigkeit gegenüber den Feinden der bestehenden Institutionen von der Hand; die Presse, welche den König und die Monarchie angreife oder verleumde, müsse energisch unterdrückt werden.
— Anläßlich der jüngsten aufständischen Bewegung inSpanten, die nach wenigen Tagen kläglich scheiterte, wiesen die spanischen Organe darauf hin, daß die französischen Grenz- behöcden sich eine grobe Nachlässigkeit zu schulden kommen ließen, indem sie den Bandenchef Mangado mit seinen Leuten bewaffnet über die Grenze ziehen ließen. Der Vertreter Spaniens in Paris gab denn auch den bezüglichen Beschwerden feiner Regierung in aller Form Ausdruck, und diese Beschwerden sind nichr erfolglos geblieben. Die französische Regierung hat eine strenge Untersuchung angeordnet.
Handel rrad Berkehr.
(Aus dem Oberamt Gerabronn, 18. Mat. In den diesseitigen Waldungen wird derzeit allenthalben Eichenrinde geschält; die Nachfrage nach derselben ist sehr lebhaft; bezahlt wird für prima Glanzrinde 5 Mark bis 5 M. 50 Pf., Raitelrinde 2 M. 50 Pf. bis 3 Mark per Zentner.
Hetlbronn, 20. Mai. (Viehmarkt.) Zutrieb: ca. 2200 Stück Rindvieh und ca. 800 St. Milch- und Läuferschweine. In Rücksicht auf die günstigeren Futteraussichten glaubten die Verkäufer bessere Preise als am letzten Markt zu erzielen, was aber nur teilweise gelang, da die zurückgehenden Preise auf den norddeutschen
Die schwarze Kugel', 0^-,.)
Nach dem Dänischen von Erik Böhgh von Wilh. Lange.
(Fortsetzung.)
Die Tochter des Kaufmanns war ein Mädchen, die zur Königin erzogen schien — das heißt zur regierenden und absoluten. Ihre vollendete Schönheit und die unvergleichliche Anmut, mit der sie ihre wechselnden Stimmungen äußerte und jeden ihrer Gedanken aussprach, ohne sich darum zu kümmern, wie er ausgenommen wurde, machte sie unwiderstehlich. Wenn sie einen Wunsch aussprach, so richtete sich unwillkürlich jeder darnach, denn man hatte das Gefühl, als ob ihr noch niemand zuwider gehandelt, und als ob man nicht gern der Erste sein wollte, der das wagte. Sie war frei in ihrem Wesen, frei wie eine Königin, aber auch unnahbar wie eine solche. Als wir einmal zufällig vom Freien sprachen, sagte sie mit überzeugender Sicherheit:
„Wenn es jemand wagen sollte, um mich zu freien, ehe ich ihm die Erlaubnis dazu gegeben, so bekäme er augenblicklich den Korb, selbst wenn ich ihn noch so gern leiden möchte."
„Das war für mich eine sehr wertvolle Aufklärung! Gegen den Schluß der Ferien kam ihr Vater, um sie abzuholen. Er war ein schlichter gutmütiger Mann, so gerade und frei von Standesvorurteilen, wie es einem halben Millionär nur möglich ist. Man merkte gar bald, daß er Gott Mammon nicht verehrte, sondern seine Retchtümer nur als Opfer für den einzigen Götzen aufhäufte,' zu dem er betete — für seine Tochter nämlich.
„Meine Flora," sagte er einmal, als auf dem Gute von Vergnügungspartien die Rede war, „meine Flora hat stets ihren freien Willen gehabt, und soll ihn, so lange es aus mich ankommt, auch stets
behalten; selbst wenn Baron Rothschild um sie anhielte, ich würde, wenn er nicht nach ihrem Geschmack wäre, nicht ein einziges gutes Wort für ihn einlegen. Bäte sie mich dagegen um meine Einwilligung zu einer Verbindung mit einem jungen Manne, der nichts besäße, als sein glattes Gesicht und ihre Liebe, ich würde ihr als guter Vater sofort den Segen geben."
„Das war ja auch eine sehr entgegenkommende und wertvolle Aufklärung! Am Abend vor seiner Abreise war eine kleine Gesellschaft auf dem Gute, und ich befand mich unter den Eingeladenen. Am Nachmittag machten vir einen Spaziergang in den Park. Flora gieng mit dem alten tauben Fräulein und ich folgte mit zwei der „lieben Kleinen" nach. Auf einmal wandte die Blumengöttin sich mit der himmlischen Frage nach mir um:
„Sie reisen doch natürlich morgen ebenfalls?"
„Ich möchte gern" — mehr brachte ich nicht heraus.
„Möchte ist gleichbedeutend mit Wollen, und Wollen und Können ist dasselbe," unterbrach sie mich, und damit wandte sie sich an den Vater, der in diesem Augenblick mit ihrem Onkel sich uns aus einer Seitenallee näherte. „Wir können Reisegesellschaft bekommen, lieber Vater. Ist das nicht herrlich — Herr Müller reist morgen ebenfalls."
„Diese Nachricht war für den Alten ein passender Anlaß, mir einen Platz im Wagen anzubteten, und für mich war dies Anerbieten gleichbedeutend mit einem Freiplatz im siebenten Himmel. Ich dankte natürlich, war den ganzen Abend entzückt, machte mich während der Nacht reisefertig und rollte am nächsten Morgen mit Vater und Tochter
zur Stadt. Ach welche Reise!-Unterwegs erwarb ich mir die
volle Gunst des alten Kaufherrn. Er versicherte mich, es sei ihm ein großes Vergnügen gewesen, meine Bekanntschaft zu machen, und das-