Man abonniert bei all-n Poststellen und Landpostboten; in Altenstaig bei der Expedition.
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Intelligenz- L Anzeige-Matt
von der öderen Nagold.
Dieses Blatt erscheint vöchemlih dreimrl und zw:r: Din>stag, Donners trg und Sairstaz
Der Abonnea en.spreiS keträgc pro N ertel^a r: in Anenstaig 90 Pf.
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außerhalb 1 Mk.
Jn'errt naufgabe späte
stens n rg. 10 ühr an Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.
Mr. 61.
Alienstaig, Samstag den 24. Mai.
1884
Amtliches.
Auf den I. Oktober d. Js. können in die Gartenbanschule zu Hohenheim wieder 6 Zöglinge eintreten. Zweck dieser Anstalt ist, junge Männer mit der Theorie und Praxis des ländlichen Gartenbaus bekannt zu machen. Die Bewerber werden aufgefordert, sich spätestens bis Samstag den 28. Juni d. Js. schriftlich bei der Königl. Justitutionsdirektion in Hohenheim zu melden. (Näheres s. „St.-Anz." Nro. 119.)
Infolge der an den Seminarien zu Nagold, Eßlingen, und Nürtingen vorgenommenen ersten Dienflprüfung sind u. a. nachstehende Schulamtszöglinge zur Versetzung unständiger Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Gutekunst, Eberhard, von Nagold; Kimmerle, Friedrich, von Spielberg; Theurer, Jakob, von Altenstaig; Weimar, Karl, von Altenstaig.
Rach den feststehenden Reiseplänen der Königlichen Ober-Ersatzkommissionen finden die Vorstellungen der Militärpflichtigen zur Aushebung im Jahre ,1884 am 8. Juli in Freudenstadt, am 12. Juli in Nagold, am 17. Juli in Calw, je für die betr. Bezirke, statt.
Am Freitag den IS. Juni dieses Jahres findet in Altenstaig Stadt
zufolge Erlasses des K. Ministeriums des Innern und des Kriegswesens eine periodische Vor- uiustermig des Pserdestandes stakt und werden die Pferde in folgender Zeit und Reihenfolge gemustert werden auf dem Platz vor dem neuen Schul-Gebäude
vormitt. 8 Uhr die von Altenstaig Stadl, Alten staig Dorf, Berneck, Egenhausen, Spielberg,
vormitt. 9 Uhr die von Beuren, Bedingen, Bösingen, Ebhausen, Etimannsweiler, Ebcrshardt, Fünsbronn, Garr- weiler, Gaugcnwald und Ueber- berg,
vormiti. 10 Uhr die von Enzthal, Haiierbach mit Alt-Nuifra, Schönbronn, Stm- mersfeld, Walddorf mir Mohnhardt, Warth und Wenden.
Die Pferde sind auf dem Marktplatz auf- zustellen und in der Ordnung, wie sie in den von den Ortsvorstehcrn dem Oberamtmann zu übergebenden Verzeichnissen laufen, geordnet zur Musterung auf den Musterungsplatz vorzuführcn.
Diejenigen Pferde, welche wegen hohen Alters, Entkräftung, vorübergehender oder fort- dauernder Krankheit augenscheinlich unfähig sind, den Weg nach dem Vormusterungsort und zurückzulegen, sind der Vormusterungskommission nicht vorzuführen.
O England und die deutsche Kolonisation.
Man wird nicht gerade behaupten können, daß in Deutschland die Kolonisationspläne und deren Ausführung überstürzt werden. Abgesehen von einigen Kohlenstationen, deren Benutzung der deutschen Kriegsmarine vertragsmäßig zusteht, von dem privaten Landerwerb deutscher Firmen auf den Samoa-Inseln und in Angra Pequenna, kann man noch gar nicht von deutschem Kolonialbesitz reden.
Aber schon die bloße Thatsache, daß in Deutschland der Kolonisationsgedanke hin und her überlegt wird, macht in England viel böses Blut. Die Engländer glauben, sie wären die angestammten Herren der Erde und sie betrachten jeden Fußbreit überseeischen Landes, den eine andere Nation in Besitz nimmt, als ihnen geraubt. So hat dieser Tage eine kaufmännische Deputation Empfang beim englischen Handels- Minister Lord Derby gehabt, um dagegen zu Protestieren, daß England die Angra-Pequenna- Bai in deutschen Besitz gelangen lasse. »England dürfe diese wichtige Station auf dem Seewege nach Indien nicht fremden Händen überantworten.*
Wenn man bedenkt, daß die Angra-Pequenna-
küste seit jeher öde und wüste gelegen, daß keine Nation Anspruch darauf erhoben oder Kolonisationsversuche daselbst gemacht hat, so muß man sich billigerweise darüber wundern, daß die Engländer erst jetzt die »Wichtigkeit" dieser Be sitzung einsehcn. Aber Lord Derby hat die Deputation keineswegs abgewiesen; er hat sich vielmehr vollkommen mit deren Auffassung in Uebereinstimmung erklärt. Er sagte, England mache auf Angra Pequenna zwar keine Besitzrechte geltend, beanspruche jedoch das Recht, fremde Mächte von der südwestlichen Küste Afrikas bis hinauf nach den portugiesischen Besitzungen vuszuschließen! . . . . Das heißt ins Deutsche übersetzt: »Wir wollen es nicht haben, ein anderer soll es aber auch nicht haben!"
So widersinnig eine solche Auffassung auch ist, der englische Minister^ fühlte das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Er sagte, Deutschland scheine nicht die Abficht zu haben, in Angra Pequenna eine Kolonie zu errichten; Deutschland wolle vielmehr nur erfahren, ob England den Deutschen, die dort Handel treiben oder sich ansiedelu, Schutz und Sicherheit gewähren wolle. Wenn England dies nicht thun wolle oder könne, dann würde Deutschland die Sache selbst übernehmen. Die Regierung der Kapkolonie habe darauf der Londoner Zentralbehörde erklärt, sie könne keine weiteren Lasten übernehmen und wolle mit der Sache nichis weiter zu schaffen haben.
Danach würde ja Deutschland gerade im Rechte sein, wenn es die Herrschaft in Angra Pequenna antrete, und darauf bezieht sich auch gewiß die vor einigen Tagen durch die Presst gegangene Notiz, die deutsche Gesetzgebung soll; in jener Kolonie cingeführt werden.
Interessant ist auch die Auffassung, die der englische Minister von der Stellung der deut^ schen Regierung zu den Kolonisationsbestrebungen einnimmt. Er sagte zu der Deputation, di: Kolonisation gehöre nicht in das Programm der deutschen Negierung; die Deutschen glauben, in der Konzentration beruhe das Geheimnis ihrer Kraft und sie würden sich nicht durch Besttzerwerbungen in fremden Ländern schwächen (!). Wenn die (englische) Regierung des Kaplandes Angra Pequenna annektieren wolle und die deutsche Regierung sieht, daß dies ehrlich und mit Aussicht auf eine gute Verwaltung geschehen kann, so wird fie ihre Einwilligung erteilen.
So glatt wird sich die etwaige Annexion aber doch nicht vollziehen lassen; die Reichs- regterung wird ganz gewiß dafür sorgen, daß unsere Landsleute nicht gegen das bestehende Recht und gegen ihren Willen unter fremde Staatshoheit geraten.
LiMdesuachrichteu.
Alten staig, 23. Mai. Wir lesen in der »Württbg. Landesztg.", daß sich in Altenstaig fett einigen Jahren eine kleine Gemeinde von Kranken und Erholungsuchenden zusammengefunden habe, welche sichtlich gestärkt, erheitert und mit dem aufrichtigen Gefühl anhänglicher Dankbarkeit von dannen gezogen seien. Die säubern, von hohen Bergen überragten Straßen mit ihren stattlichen Häusern und appetitlichen Warenausstellungen, mit guten Gasthäusern und anziehenden Prtvaiwohnungen zeigen dem Ankömmling, daß er hier den Genuß stärkender Bergluft, angenehmer Spaziergänge, harmloser Freude und gebildeter Unterhaltung nicht durch Entbehrungen zu erkaufen braucht. Das herzliche Entgegenkommen der Einwohner, die Hingebung der tüchtigen und freundlichen Aerzte vermehren die Zahl der wiederkehrenden Besucher
von Jahr zu Jahr. — Diese öffentliche Kundgebung begrüßen wir mit Freuden und nehmen deshalb auch Anlaß, sie in unserem Blatte teilweise abzudrucken. Um aber dem Zwecke noch besonders zu dienen, geben wir der Meinung Ausdruck, daß es angebracht wäre, daß die Spazierwege in der Umgegend von Altenstaig, welche die Natur ihrerseits meistens recht schön und einladend ausgestattet Hot, gepflegt und wo nötig korrigiert würden. Tie Stadt hat die Spazierwege in genügender Anzahl mit Ruhebänken versehen lassen, das Weitere aber wäre nach unserer Ansicht Sache der Einwohnerschaft. Mit Genugihuung könnte es deswegen begrüßt werden, wenn hier ein Verschönerungsverein gegründet würde, dessen Aufgabe es wäre, überall da Hand anzulegen, wo den Naturgebilden künstlich nachgeholsen werden muß. Durch Mitglieder- und sonstige freiwillige Beiträge könnte der Kostenaufwand bestritten werden. Viele andere teils noch kleinere Städte besitzen solche Vereine; wird wohl Altenstaig noch länger hinter jene zurückstehm wollen? —
Stuttgart, 20. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin haben der Witwe des vor einigen Monaten ermordeten Pfandleihers Reinhardt je 300 M. zum Geschenk gemacht,
Aulendorf, 18. Mai. Vorige Woche sollte eine Hochzeit stattfinden. Der Hochzeitstag war herangekommen, das Hochzeitsmahl bestellt, die Braut und die Hochzcrtsgäste erwarteten im hochzeitlichen Gewände den Bräutigam. Dieser aber kam nicht, vergeblich warteten der Standesbeamte und Geistliche und als die Braut in besorgter Weise sich nach des Bräutigams Wohnung begab, lag der Hochzeiter noch gemütlich im Bett und erklärte, daß es ihm nicht !m Schlafe Zufälle zu heiraten. Bei diesem Entschlüsse Scharrte er auch trotz allen Zuredens und so mußten denn die Braut und die Hochzeitsgäste das Festmahl ohne Bräutigam einnehmen. Der Bräut-gam nahm übrigens an dem Festmahl ebenfalls rcil, nur in einem andern Lokal der gleichen Wirtschaft. Mit dem Vteruhrzug aber begab sich die betrogene Hochzeiterin nach R., um den Beistand eines Rechtsanwalts einzuholen.
Zogenweiler, 19. Mat. Beim gestrigen abendlichen Gewitter saß in Wechsetsweiler ein Mann bei seiner Nachtsuppe, als ein Blitzstrahl in das Kamin fuhr, dieses wie den Zimmerofen beschädigte und dem essenden Mann den Löffel aus der Hand schlug und ihn betäubte, ohne ihn jedoch zu verletzen.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) Am letzten Freitag spielten die 2 Knaben des Kreuzwirts T. in Rottenburg mit einem Beil, wobei es vorkam, daß der ältere dem jüngeren zwei Finger abhicb. Tags zuvor hat sich ein Knabe in Schwalldorf mit einer Zimmeraxt ebenfalls zwei Finger abgehauen. Wenn auch die Eltern in beiden Fällen keine Schuld trifft, so mahnen diese Unglücksfälle doch immer recht lebhaft, solche Instrumente sorgfältigst aufzn» bewahren und die Kinder gewissenhafter zu beaufsichtigen. — In Reutlingen wurden am letzten Samstag dem Hausknecht im Gasthaus zum »Lamm" Kleider und sonst noch verschiedene Gegenstände entwendet. Als er morgens sich ankleiden wollte, waren die Kleider verschwunden. Durch Zufall gelang es, dieselben am Montag in einer Wirtschaft in Eningen wieder zu erhqlteu, wo die Diebe solche in ein Tuch gewickelt liegen ließen. Diese, 2 Handwerksbursche, entfernten sich mit dem Versprechen, dev Pack später abzuholen; es geschah dies aber nicht, da sie sich nicht mehr ganz sicher fühlten. —