Märkten das Geschäft ungünstig beeinflußten. Dessenungeachtet war der Umsatz in den verschiedenen Viehgattungen ziemlich belangreich. Die Beifuhr auf dem Schweinemarkt wurde gänzlich geräumt und Milchschweine mit 16 bis 24 M. das Paar bezahlt.
Alteustaig. Schranne«.Zettel vom 21. Mat 1884.
Neuer Dinkel . . .
7
80
7
34
7 10
Haber.
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80
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44
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Gerste .....
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9
50
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Roggen.....
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10
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Welschkorn....
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10
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Pfingstmaien.
Erzählung von Marc. Boyen (Frau von Kamecke).
(Fortsetzung.)
Um den ruhenden Mann her standen schon frühe Blüten des Wachtelwaizens und zahllose Anemonen, er nahm eine derselben und betrachtete die zarte rosenrote Blüte. Wie ein halbverschämtes liebes Mädchenangestcht bog sich der zarte Blütenkelch nieder und bewegte sich leise in der Hand, die ihn gepflückt. Wie lange war es wohl her, seit der alte Hans zuletzt in ein liebes Mädchengesicht geschaut hatte? Wann hatten zuletzt klare Mädchenaugen zutraulich zu ihm aufgeschaut? Seine Jugend war dahingegangen in ernstem Forschen und Streben, in nie endender Arbeit, jetzt fieng sein Haar an grau zu werden. Ja, allerhand Gedanken kamen über ihn her im grünen Pfingstfest und bewegten sein Herz; die Blumen dufteten, die Vögel sangen, zuletzt schlief der Wandersmann ein; fest und lange schlief er.
Als er dann später das Ziel seiner Wanderung erreicht hatte, glänzten schon die Sterne am Himmel. Jetzt lag das Besitztum seines Freundes vor ihm, ein bescheidenes Wohnhaus neben guten und solid gebauten Wirtschaftsgebäuden, ein dicht belaubter Garten und in nächster Nähe schon die Hütten des Dorfes, in dessen Mitte die kleine Kirche lag.
Im Hause brannte Licht, ein Hund schlug bei Leßner's Näherkommen an und rasselte mit der Kette, in der geöffneten Thür des Hauses erschien ein breitschulteriger Mann im bequemen, kurzen Hausrock und trat dem Ankommenden entgegen.
Nach dem ersten prüfenden Blick auf den Fremden lachte er hell auf. „Da ist er wirklich! rief er aus, „sag, altes Haus, wandelst du immer bei Sternenschein?" Er wartete keine Antwort ab, sondern zog den Freund ins Haus, dort umarmte er ihn fest, stieß die Thür eines großen erleuchteten Zimmers auf und schob den Professor vor sich her hinein. „Das ist recht, mein Junge, daß du gekommen bist", rief er fröhlich, „zwar haben dich die Weiber erst morgen hier erwartet, aber deine Coje ist für deinen Empfang gerüstet, so sage ich: Herzlich willkommen!"
Der Professor war vor der stürmisch lauten Redseligkeit seines Wirtes etwas verstummt, jetzt
schüttelte er dessen Hand und die Männer besahen sich genauer und forschten nach Veränderungen im Aussehen seit ihrem letzten Wiedersehen vor etlichen Jahren. „Ich hätte erwartet, dich älter zu finden," sagte endlich Werner, „du hast dich gut gehalten, trotz Stubenluft und Buchgelehrsamkeit."
„Und du stehst prächtig aus", entgegnete Leßner.
„Nickt wahr?" lackte Werner, „nack harter Arbeit Helles Glück — das schmeckt! Ich sage dir, ich habe ein Weib, so eins giebts eben nur einmal in der Welt. Weißt du aber, so vor dem Fest da giebts ungeheuer viel zu thun, und dann nimm an, wir erwarteten dich erst morgen, darum ist meine Frau schon müde zur Ruhe gegangen, aber ich schaffe dir ein Nachtessen und du wirst vorlieb nehmen, laß mich nur erst alles besorgen, und dann schwatzen wir."
Der Professor sah verwundert zu, wie der rundliche Gutsherr unter Gläsern und Tellern hantierte, doch bald öffnete sich die Thür eines Nebenzimmers und der Kopf einer junaen Frau spähte hinein. „Da sind Sie ja," klang es freundlich zu dem Gaste hin, „so habe ich doch gleich den richtigen Grund der Bewegung im Hause erraten." Eine hübsche mädchenhaft aussehende Frau trat zu dem Professor und bot ihm die Hand, ein Paar muntere Augen schauten ihn an. „Seien sie uns herzlich willkommen!" sagte sie und strich halbverlegen über das etwas flüchtig geordnete Haar und den sauberen Morgen- anzug, dann nahm sie ihrem Gatten sein neues Amt ab. Das Gespräch bei der verspäteten Abendmalzeit wollte nicht recht in Gang kommen, der Professor war seinen Wirten gegenüber etwas verlegen, er empfand die Störung, die sein verspätetes Eintreffen verursachen mußte, und konnte sich zudem auch nur schwer darein finden, daß dieser kräftige, sonnenverbrannte Landmann sein alter Studiengenosse sei, jetzt Gatte eines so hübschen jungen Weibes.
Der arme Kerl ist von dem Spaziergange doch furcktbar müde geworden, dachte Werner, als er Leßners Befangenheit bemerkte, und so drängte er zum Aufbruch und wollte den Gast in sein Zimmer aeleiten. Dieser hatte schon den Griff der Thür in der Hand, als ihm einstel, daß er ja noch nicht des Kindchens im Hause Erwähnung gethan hatte. — „Das kleine Dor- chen schläft wohl schon lange? fragte er jetzt.
Die Dame sab ihn etwas verwundert an. „Ja, Dorchen schläft," sagte sie langsam; Otto Werner aber schlug dem Professor auf die Schulter. „Sieh einer den dreisten Burschen", rief er lachend, „was braucht er meine briefliche Ausdrucksweise hier anzubringen, die kleine Dame wird mit dir schmollen, mein Junge. Da ist deine Bude, hinein mit Dir!"
Sehr seltsam kamen dem Professor die ersten Stunden im Pachthaus zu Miesenheim vor, er lag lange noch wach, horchte auf das Geräusch, das aus den nahen Ställen tönte, und schlief endlich ein unter dem Gesang einer
Nachtigall, der nicht wie sonst, aus dem Käfig im Nachbarhause, sondern aus den Büschen unter seinem Fenster erklang.
Am andern Morgen fuhren dem Professor die Strahlen der Frühsonne über das Gesicht und weckten den Schlafenden; es war halb sechs, im Hofe war es schon ganz lebendig, das Federvieh gackerte und die Knechte kehrten die Ställe.
Leßner kleidete sich schnell an und gieng hinunter; im kleinen Vorsaal war es still, er öffnete eine, zwei Zimmerthüren, alles war leer, da gieng er einen Gang entlang, in welchen von der Hofseite her die Sonne lustig hineinschien. Da sah er auf dem unteren Teil der altmodisch zweiteiligen Hofthür, deren obere Hälfte zurückgelegt war, ein junges Mädchen fitzen. Ein nicht zu langes dunkelblaues Leinenkleid umschloß ihre kräftige, in jugendlicher Anmut gereifte Gestalt, an den herabhängendeu Füßchen balancirten schwarze Lederschuhe, nur von den Fußspitzen noch gehalten, aus dem glattgescheitelten blonden Haar glänzte der Sonnenschein und die langen Zöpfe schwenkten munter hin und her. Denn das lustige Fräulein hatte sich aus der Halbthür eine regelrechte Schwinge gemacht und stieß stch an der einen Wand mit den behenden Füßchen, an der andern mit dem runden Arme ab, an welchem der blaue Aermel aufgestreift war, daß das rosige Fletsch bis über den Ellenbogen zu sehen war.
Hans Leßner hielt stch zurück und schaute auf das hübsche Bild.
Mein Schatz ist ein Reiter,
Ein Reiter muß er sein,
Das Roß ist dem Kaiser,
Der Reiter ist mein - Juvivallera, juvival-
Das Mädchen verstummte, die großen blauen Augen sahen einen Augenblick ganz entsetzt auf den Fremden, dann sprang sie von ihrem Sitze herab u. senkte halb verlegen, halb lachend den Kopf.
Langsam trat Leßner näher, das Mädchen hob den gesenkten Kopf, sie begegnete seinen Blicken und errötete, sie erriet es ja, daß der Herr hier der fremde Professor sein müsse, der gestern abend eingetroffen, daß er aber augenscheinlich gar nicht wußte, wer sie sei und wie er sie anreden solle.
(Fortsetzung folat.)
Vermischtes.
(Witzig bis zum Tode.) Ludwig Börne verlor selbst auf dem Sterbebette nicht seinen Humor. Am Morgen seines Todestages meinte der Arzt: „Sie husten mehr mit Anstrengung." Börne entgegnete mit matter Stimme: „Das wundert mich sehr; ich habe mich doch während der ganzen Nacht darin geübt."
Schiffs-Nachrichten.
Hamburg, 20. Mai. „Frtsta", 7. Mai von Hamburg abgegangen, ist am 19. Mai in New-Aork angekommeu. „Hammonia", 4. Mai von Hamburg und 6. Mat von Havre abge- ganaen. ist am 17. Mai inNew-Aork anaekommen.
Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker in Altenstaig
selbe würde noch größer sein, wenn er Gelegenheit hätte, sie fortzusetzen.
„Die Gelegenheit kann Papa leicht bekommen," nahm Flora einschmeichelnd das Wort. „Du hast schon wiederholt mit mir gezankt, weil ich es müde bin, mit unserem alten Professor französisch zu lesen, und deshalb habe ich jetzt Herrn Müller, der in den lebenden Sprachen sehr bewandert ist, zu bereden gesucht, mir wöchentlich einige Stunden zu geben."
„Das ist ja schön," antwortete der Kaufmann.
In Wirklichkeit war von so etwas nie die Rede gewesen, und ich war wett entfernt, mir die Tüchtigkeit zuzutrauen, den alten Professor ersetzen zu können, aber das Fräulein sah mich mit einem so sichern und durchdringenden Blicke an, daß es mir unmöglich war, Erwiderungen zu machen. Ich war engagiert! Sie wurden meine glücklichsten Stunden, diese französischen Unterrichtsstunden. Viel französisch wurde während derselben freilich nicht gelesen, denn sobald ein Satz etwas schwierig schien, rief meine schelmische Schülerin aus: „Das ist so schwer — das überspringen wir!" — und wenn ich mich mitten in der Erklärung der verschiedenen Bedeutungen eines Wortes befand, unterbrach sie mich mit der Versicherung, „ich hätte sie für diesmal französische Phrasen gering gelehrt — sie müßte mich nach tausend Dingen fragen, die sie weit mehr interessierten." Und dann stellte sie ein förmliches Verhör mit mir an, und ich mußte ihr alles erzählen, was ich seit der letzten französischen Stunde erlebt hatte. Namentlich stellte sie strenge Unter suchungen an über meine Besuche bet einer Familie, deren Namen ich gelegentlich einmal genannt hatte. Dieselbe bestand aus einer Beamtenwitwe und deren beiden Töchtern, ein paar kleinen Mädchen, von denen das eine noch in die Schule gieng. Mutter und Töchter machten Blu
men und hatten durch diese kleine Industrie im Verein mit einer unbedeutenden Pension stch eine unabhängige, wenn auch dürftige Existenz zu schaffen gewußt. Ich hatte kurz vorher die Familie zufällig kennen gelernt, indem ich als Nachbar und zukünftiger Arzt Gelegenheit gehabt, diesen vortrefflichen Menschen einmal nützlich zu sein, als die älteste Tochter stch ziemlich schlimm den Arm verstaucht hatte, und seit der Zeit besuchte ich sie häufig, um mich nach meinem ersten Patienten, wie die kleine Constanze sich seitdem nannte, umzusehen.
„Das außerordentliche Interesse, mit dem Fräulein Flora stch seitdem nach ihrem Befinden, nach meinen Besucken, nach unseren Gesprächen u. s. w. erkundigte, ward mir schließlich auffällig, und als ich ste einmal nach der Ursache dieser ungewöhnlichen Teilnahme fragte, verriet ste mir dieselbe unwillkürlich. Sie ward plötzlich rot wie eine Mohnblume und fragte mit funkelnden Augen, ob ich vielleicht glaubte, ste sei eifersüchtig? Diese Antwort war zugleich so schmeichelhaft und so drohend, daß ick einen Augenblick ganz sprachlos dastand, und ein einziger Augenblick genügt ja für eine Frau, um die Fassung wiederzugewinnen — ste brach in Lachen aus. Sie lachte über meine und des ganzen männlichen Geschlechtes grenzenlose Einbildung; als ste aber mit dem Lachen fertig war, fügte sie doch hinzu:
„Uebrigens will ich gestehen, daß, wäre ich die Frau oder die Braut eines Arztes, ich nicht dulden würde, daß er bei einem so hübschen Mädchen, wie Ihre kleine Constanze ist, Krankenbesuche macht."
„Sie werden begreifen, wie entzückt ich über diese Bemerkung wurde."
„U-ber ihre Ungereimtheit," ergänzte unser schöner Reisegefährte. „Aber nehmen Sie's nicht übel, daß ich Sie unterbreche. Die Geschichte interessiert mich mehr, als ich glaubte." (Fortsetzung folgt.)