und daß gegen die Verschickung französischer Verbrecher nach der Südsee Einspruch erhoben werde.

Depeschen aus Madrid melden eine Reihe von Attentaten gegen die Eisenbahnen. Auf der Bahnlinie von Rens nach Tarragona wurden Schienen weggenommen und in Kata­lonien zwei Personen verhaftet, welche 36 Dyna­mitpatronen trugen. Ferner wird gemeldet, daß unter den Rädern des Wagens, in dem sich der Ministerpräsident Canovas del Castillo befand, eine Revolverpatrone explodiert sei, aber man legt diesem Vorfall keinen ernsten Charak­ter bei.

Deutscher Reichstag.

Der Reichstag erledigte am Donnerstag zunächst in dritter Lesung und ohne Debatte die Abänderungen der Maß- und Gewichtsord­nung, erledigte ferner kleinere Vorlagen und Petitionen und trat sodann in die dritte Be­ratung des Sprengstoffgesetzes ein. Die ersten sieben Paragraphen wurden ohne Debatte an­genommen, § 8 wurde auf Antrag Munckel dahin geändert, daß nur daswissentliche" Be­sitzen von Explosivstoffen zu verbrecherischen Zwecken strafbar sein soll. Darauf wurde auch der Rest des Gesetzes angenommen. Hierauf trat das Haus in die Pfingstferien ein.

Laadesmchrichteu.

Stuttgart, 16. Mai. Seine Majestät der König sind heute früh um halb 5 Uhr von Höchst Ihrem Winter- und Frühjahrsausenthali im Süden, in San Remo und vom Lago Mag­giore in erwünschtem Wohlsein mit hohem Ge­folge wieder hier eingetroffen. DerSt.-Anz." schreibt: Der Gesundheitszustand des Königs ist im allgemeinen befriedigend und es ist zu hoffen, daß der Zweck, der mit dem Aufenthalt in Ita­lien beabsichtigt war, bet Fortsetzung der immer noch gebotenen Schonung und Ruhe erreicht wer­den wird.

Stuttgart, 16. Mai. Der Prozeß Wieland contra Pfau kommt lautSt.-Anz." am 21. d. Mts. abermals vor dem Oberlandes« gericht zur Verhandlung. Es ist das die 5te öffentliche Verhandlung dieses Prozeßes von dem zu wünschen wäre, daß er endlich zum Austrag käme.

Cannstatt, 15. Mai. Das diesjährige Volksfest ist gesichert. Seine Maj. der König hat lautN. T." angeordnet, daß von der Veranstaltung einer Krets-Rtndvieh-Prämiierung und den Distrikts-Pferde-Prämiierungen im Jahre 1884 Umgang genommen, dagegen aber das Landwirtschaftliche Hauptfest in Cannstatt im laufenden Jahre nach dem von der Zentral­stelle für die Landwirtschaft vorgeschlagenen er weiterten Programm abgehalten werde. Als Tag, an welchem das landwirtschaftliche Haupt­fest in diesem Jahre stattfinden soll, hat der König Samstag den 27. September bestimmt und dem Ministerium eröffnen lassen, daß er

selbst dem diesjährigen Hauptfeste i« Cannstatt anwohnen werde.

Ravensburg, 13. Mat. Gestern Abend und heute fanden mehrere Vorträge über die Volapük (Weltsprache) statt. Der Erfinder derselben, Pfarrer I. M. Schleyer von Litzel- stetten und der Insel Mainau, verbreitete sich in Folge einer Einladung des hiesigen kauf­männischen Vereins vor einem zahlreichen Audi­torium im Lamm über die Vorteile und Bedeut­ung seiner Universalsprache für den Handelsstand. Der Vorstand des württ. Volapükvereins, Hr. Wundarzt Kniele von Themmerberg beleuchtete die Hauptgrundsätze der Grammatik der Volapük. Einfachheit und Formenreichtum, Leichtigkeit der Erlernung und Handhabung und Schärfe des Ausdrucks sind die Hauptvorzüge dieser Sprache. Die Redner ernteten gestern reichen Beifall; noch mehr war dies der Fall, als sie heute Nach­mittag im Hotel Hildenbrand wieder vor zahl­reicher Zuhörerschaft sprachen. Erstaunlich ist die Sprachkenntnis S ch l e y e r's (er versteht 40 Sprachen und kann sich in 78 unterhalten). Seine Grammatik erscheint in nächster Zeit in 4. Auflage, an Kennern der Volapük zählt er auf Grund seiner Korrespondenz 30000. Das Wörterbuch, das er herausgegeben, enthält bis­her 10000 Wörter, die er bald auf 50000 bringen zu können hofft. Wie bekannt, will er mit seiner Volapük die bestehenden Sprachen nicht verdrängen, sondern jedem ein leicht zu erlernendes Mittel geben, um sich international verständlich zu machen. Die Grammatik wird bei einigem Eifer in ca. 8 Tagen erlernt. Im August d. I. soll in Friedrichshafen eine General­versammlung der Volapük-Vereine der ganzen Welt veranstaltet werden. Dabei werden Vor­träge in 4 verschiedenen Sprachen gehalten. Die Freunde der Volapük haben selbst aus weiter Ferne ihr Erscheinen zugesagt.

Ravensburg, 15. Mai. Gestern Nach­mittag wurde einem Bauern von Oberwald­hausen, der mit einem Einspänner hieher gekom­men und bei dem Spital abgestiegen war, das Pferd scheu und rannte mit dem Borderwagen der andere Teil des Wagens hatte sich aus­gehängt in rasendem Lauf durch die Stadt, bis es endlich in der Nähe der neuen Schul­häuser angehalten wurde. Als der Bauer Wa­gen und Pferd leidlich zusammengebracht hatte und nach Hause fahren wollte, scheute das Pferd am Etsenbahnübergang abermals, setzte über die geschlossenen Barrieren und rannte, den Wagen zertrümmert hinter sich lassend, der Mühlbrücke zu, wo es wiederum angehalten wurde. Wäre der Wagen nicht gleich an der ersten Barriere zerschellt, so daß das Pferd frei wurde und so­fort über die zweite Schranke setzen konnte, so wäre es von dem eben daherbraufenden Güter­zug erfaßt worden. Ein Wunder ist es, daß bet diesem zweimaligen Durchbrennen außer dem genannten Schaden ein weiteres Unglück nicht oorkam.

der heutigen Gesellschaft, mit den sozialistischen Tendenzen, dem sogenannten vierten Stand nun endlich die wirtschaftliche, politische u. kulturelle Herrschaft über Kapital und Intelligenz zu er­ringen mit allen diesen teils törichten, teils verbrecherischen Illusionen hat die Bismarck'sche Gesellschaftsreform nichts gemein. Die heutige Schichtung der Gesellschaft soll als bleibende Voraussetzung der nationalen und kulturellen Entwickelung beibehalten werden, nur daß der Staat die ausgleichende Gerechtigkeit repräsen­tiert, daß er der Ausbeutung des Schwachen durch den Starken steuert, die Existenzbeding­ungen der Arbeir, die im wilden Kampfe der unbeschränkten Konkurrenz verloren gingen, wie­der herstellt. Es ist unmöglich, den Arbeiter in einen Anteil an den Gütern dieser Erde ein­zusetzen, ohne den Anderen das Aequivalent weg­zunehmen, aber «.s ist möglich, ihm den Weg zum Besitze zu eröffnen, indem der Erwerb ge­sichert wird."

Der Präsident des österreichischen Ab­geordnetenhauses, Swolka, erklärte dieser Tage nach der Abstimmung über einen Antrag den­selben als angenommen. Den Deutsch-Liberalen aber schien das Gegenteil der Fall, sie forder­ten daher nochmalige Abstimmung, die der Präsident jedoch als geschäftsordnungswidrig verweigerte. Infolge dessen verließen alle Deutsch-Liberalen die Sitzung und blieben dem Hause auch an den folgenden Tagen fern.

Die Meldung, daß der schweizerische Bundesrat mit gesetzgeberischen Arbeiten bezüg­lich der wegen Fürstenmordes nach der Schweiz Flüchtenden beschäftigt sei, wird von unterrich­teter Seite als nicht richtig bezeichnet.

Die französische Regierung fordert für Madagaskar einen Kredit von 4 Mill. Frank. Es wird einstweilen nur die Besetzung mehrerer Küstenstädte beabsichtigt; ein Vormarsch auf die Hauptstadt Tanariva ist noch nicht in Aussicht genommen. Man hofft, daß die Madagassen, wenn sie den Ernst merken, auf Unterhandlungen eingehen werden.

Die gegenwärtig in Sidney (Australien) tagende Konvention der englisch-australischen Kolontalregierungen faßte bezüglich der politi­schen Zukunft der australischen Inselgruppen und der daselbst hervorgetretenen Annexionsbe­strebungen verschiedener Mächte folgende Be­schlüße, die der englischen Regierung za unter­breiten seien: daß der Erwerb von Gebiet in der Südsee südlich vom Aequator durch eine fremde Macht für die Sicherheit und Wohlfahrt der englischen Besitzungen in Australasien und für die Interessen des britischen Reichs schädlich sei, (!) daß, soweit nicht die niederländischen Ansprüche im Wege ständen, die Einverleibung von Neu-Guinea und der kleinen anliegenden Inseln ins britische Reich zu empfehlen sei, daß die Unabhängigkeit der Neu-Hebriden, die seit 1878 von Frankreich und England anerkannt ist, aufrecht erhalten werde, England aber eine Ueberwachung (!) jener Inseln erstreben solle,

Are schwarze Kugek. (««4^ vEe».)

Nach dem Dänischen von Erik Böhgh von Wilh. Lange.

Als ich vor einigen Jahren von Brüssel nach Paris reiste, traf ich im Wartesaal einen dänischen Landsmann, der mich sehr familiär grüßte und fragte, ob ich unseren gemeinsamen Bekannten, Kapitän N. N., der in den letzten Tagen ebenfalls in Brüssel gewesen sein sollte, nicht ge­sehen hätte. Den Kapitän kannte ich, der Frager aber war mir völlig fremd, er that jedoch, als sei er so sehr überzeugt, ich müßte ihn kennen, daß ich es fast als eine Unhöflichkeit betrachtete, das Entgegen­gesetzte merken zu lassen, und da ich mir bewußt bin, für flüchtige Be­kanntschaften ein schwächeres Gedächtnis zu haben als eigentlich erlaubt ist, so machte ich gute Miene, als wäre das Wtedererkennen ein gegen­seitiges. Im Laufe des Gesprächs hoffte ich außerdem bald hinter seinen Namen zu kommen; vielleicht bedurfte es nur irgend einer kleinen Ab­schweifung, um auf die richlige Spur zu geraten; denn daß ich ihn, ver­mutlich in einer großen Gesellschaft, früher einmal gesehen, war mir un­zweifelhaft.

Er war ein auffallend hübscher Mann von etwa dreißig Jahren. Ein sehr sorgfältig gepflegter Bart, ungewöhnlich feine, gewölbte Braunen und glänzendes schwarzes Haar trugen das ihre dazu bei, ihn im Ver­ein mit seiner klaren, durchsichtigen Haut und den mehr regelmäßigen als ausdrucksvollen Zügen für einen Mann fast zu schön zu machen. Als ich mein Gedächtnis eifriger befragte, wo ich denn früher dies Ge­sicht gesehen, begann es unwillkürlich unter den geputzten Herren der Ballsäle zu suchen, ja es warf sogar einen Blick in die Fenster der Fri­seure, aus jene weichen Wachsfiguren, welche dort als Ideale frisierter

männlicher Schönheit ausgestellt werden. Auch seine Figur war unge­wöhnlich schön, und sein Anzug schien ganz darauf berechnet, sie recht vorteilhaft hervortreten zu laßen. Er trug trotz der beginnenden Sommer­wärme eine» eng zugeknöpften schwarzen Rock, der mit oder ohne Hilfe von Watte eine durchaus uniformmäßige Heldenbrust andeutete.

Sie reisen wohl auch direkt nach Paris S fragte ich, als wir auf den Perron hinaustraten.

Sogar direkt nach Algier," antwortete er, und setzte sofort hinzu: Das hätten Sie vor zehn Jahren thun sollen werden sie vermutlich sagen. Ja, jetzt ist es etwas spät, um von vorn zu beginnen; aber besser spät, als gar nicht . . . Lassen Sie uns da vorn in das Rauch- koupee steigen; es sind nur ein paar Passagiere darin."

Wir stiegen hinein. Das Koupee enthielt außer uns richtig nur zwei Personen. Der Eine schien ein Eingeborner zu sein, der seinen ersten Ausflug machte; während der ganzen Reise wandte er das Auge nicht ab von einem roteingebundenen Buche, das er offenbar auswendig lernte vermutlich war esBaedecker's Paris": der Andere, dem An­schein nach ein Mann von etwa fünfunüdretßig, war in Bezug auf Tracht und Requisiten ausgerüstet wie ein Tourist von Fach.

Hier sind wir ja ganz unter uns!" bemerkte mein schöner Retse- kamerad halblaut im Vertrauen auf die Unverständlichkeit der däni­schen Sprache außerhalb Dänemarks.So weit ich es beurteilen kann, find es ein Paar taubstumme Beefsteakeffer, welche die andern Ecken ein­genommen haben."

Obschon in diesen Worten keineswegs etwas besonders Freundliches oder Einladendes lag, so riefen sie doch augenblicklich auf dem Gesicht des einen vermeintlichen Engländers einen Ausdruck der herzlichsten Freude hervor.