ten, war das Kleine bereits so jämmerlich ver­brannt, daß es nach kurzer Zeit starb.

Letzthin wurde in Essin gen der Kauf über das von einer Gesellschaft von 18 Bürgern von Bartholomä um 70 000 M. verkaufte Frei­herr!. v. Gemmingen'sche Wald-Areal Wehren­feld, nahe beim Ort gelegen, geschrieben. In der Gemeinde, die schon längst an Uebervölkerung leidet, die Auswanderungsluft aber sehr gering ist, soll dadurch, daß das 275 Mrg. messende Kaufsobjekt größtenteils abgeholzt, ausgestockt und dann dem landwirtschaftlichen Anbau über­geben wird, so weit möglich, das Gleichgewicht zwischen Angebot und Arbeünachfrage einiger­maßen hergestellt werden.

Von Ober- und Unterstelmingen sind am 11. d. 23 Personen als Auswanderer nach Amerika abgeretst, darunter 3 Familien. Seit 4 Jahren sind lautN. T." von diesen wohl­habenden Gemeinden nicht weniger als 101 Per­sonen ausgewandert. In acht Tagen folgt abermals eine Familie nach.

Niedling en, 13. Mai. Ein an das hies. Stadtschultheißenamt eingelieferter Stromer aus Sachsen benahm sich auf dem Amtszimmer so frech, daß er schimpfte, tobte, den auf dem Schreibtische stehenden Waflerkrug nahm und damit das Tintenfaß zusammenschlug, so daß Akten, Kleider, Tisch und Boden mit Tinte be­spritzt waren. Endlich gelang es den Ueber- mütigen zu fesseln und in den Arrest zu bringen, wo er dann seine Kleider zerriß und sich be­harrlich weigerte andere anzuziehen.

Der Ulm er Gemeinderat hat anläßlich der vielfachen, in letzter Zeit bei Verhaftungen vorgekommenen Widersetzungen beschlossen, die Exekutivpolizei mit kleinen, 20 om langen, mit zwei Bleiknöpfen versehenen Todschlägern aus­zurüsten; dieselbe ist bereits in den Besitz der neuen Waffe gelangt.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Bildechingen wurde letzten Sonntag bei einem Oekonomen eingebrochen und von den Dieben der Schreibpult zum Fenster hinaus in den Garten getragen, wo sie denselben aufbrachen und Pflegschaftsgelder im Betrag von 4500 M. entwendeten. In Röthenbach hat das Messer unter den Eisenbahnarbeitern wieder seine blutige Rolle gespielt. Zwei Südtyroler mach­ten vor einigen Wochen einen Streit aus, bei dem es zu Handgreiflichkeiten kam. Der da» mals Unterlegene kam nun am Sonntag Abend in die Wirtschaft, in welcher sich der Partner befand, trat, ohne ein Wort zu sagen, auf den ahnungslos Dasttzenden zu und bohrte ihm sein Messer in den Leib. Der Gestochene stürzte auf den Tod verwundet zusammen und hinter dem Thäter schloß sich bald die sichere Thüre des Gefängnisses. In Pfahlbronn wur­den letzten Samstag früh gegen 2 Uhr die Ge­schwister Tränkler vom Schlaf aufgeweckt. Auf Befragen, was es gäbe, rief eine Stimme von der Straße:Wir sind 6 Mann, jeder will 15 M., gebt Ihr uns die nicht, so muß Euer

Haus in die Luft gesprengt werden." Da die Hausbesitzer erklärten, nicht soviel Geld zu haben, gab sich der Gauner mit zwölf Hemden, die im Laden hängten, zufrieden. Mittlerweile wurde Lärm gemacht, so daß sich der Gauner genötigt sah,Reißaus" zu nehmen. Die sofort einge­leitete Untersuchung ist bis heute noch nicht von gewünschtem Erfolg.

Deutsches Reich.

Leipzig, 14. Mai. Im Prozeß Kras- zewskt wurde auf Beschluß des Gerichts ein amtliches Schreiben verlesen demzufolge bereits seit 1864 in Paris eine polnische Gesellschaft bestand, deren Zweck die Wiederherstellung Po­lens war. Dieselbe war 1866, 1870, 1873, 1877 und 1878 aktiv aufgetreten und hatte militärisch-statistische Notizen aus ganz Europa gesammelt. Nach Auflösung des Bureaus der Gesellschaft wurden die Mitglieder derselben von der französischen Regierung, namentlich von Gambetta benutzt, um ein Bureau für Nach­richten aus Deutschland, Oesterreich und Ruß­land zu organisieren. Der Mittelpunkt der Organisation war Dresden; Kraszewski be­sorgte die Zahlungen an die Mitglieder. Kraszewski stellt dies in Abrede.

Leipzig, 15. Mat. (Hochverratsprozeß.) Aus einem Brief Hentschs vom März 1881 geh! hervor, daß dieser den Fortifikationsplan von Metz für 80 Mark an Adler geliefert hat, nach dem er vorher erfahren, daß Adler Agent der russischen Regierung war. Der Plan ist dem Hefte 23 der Mitteilungen des Jngenieurkorps entnommen, welche Mitteilungen in dem Gut­achten des Kriegsministeriums als sekret bezeich­net sind. HenLsch erklärt, nicht gewußt zu ha­ben, daß diese Mitteilungen sekret seien. In einem Briefe vom 12. April 1881 versprach Hentsch der russischen Regierung die Bestimmun gen über den Festungsbau. Auch diese werden durch das Gutachten des Kriegsministeriums als sekret bezeichnet, während Hentsch dieselben nicht für sekret gehalten haben will.

(Selbstverstümmelung.) Der ledige- An- wesensbesttzer Mich. Daller von Ried, bayr. Amtsgerichts Miesbach, hatte mit einer reichen Bauerntochter aus dieser Gegend ein Liebesver­hältnis und wollte wegen seiner Absicht, seine Braut ehestens zu heiraten, sich vom Militär frei machen. Um diesen Zweck zu erreichen, hackte er sich den Mittelfinger der rechten Hand am vordern Gliede ab und wurde wegen dieses Gebrechens bei der Konskription auch ausge­mustert; der Hauptzweck jedoch, sofort seine Braut zum Altar führen zu können, wurde ver fehlt, indem die reiche Bauerntochter den eben­falls sehr wohlhabenden Geliebten mit den Wor­ten abwies,an Krüppel mag i net." Die Sache erregte Aussehen und verursachte vielfache Erörterungen, die den Daller schließlich vor die Schranken des Landgerichts München II. führten. Der Angeklagte wurde zu 1 Jahr 6 Monat Gefängnis verurteilt.

(Bei einem Gewitter), das jüngst über die Gegend von München zog, schlug der Blitz, nachdem er einen starken Baum total zerfetzt hatte, in die von Großhefselohe nach dem Schlosse Fürstenried geführte Wasserleitung und zerriß, an der Rohrleitung entlang fahrend, an 1000 Meter Röhren. Dieselben sind derart beschädigt, daß sie herausgenommen und durch andere er­setzt werden müssen.

Darm st ad t. Die angebliche Vermählung des Großherzogs von Hessen betreffend, wird demFrkf. Journal" von autoritativer Seite versichert, daß eine rechtsgiltige Ehe zwischen dem Großherzog und Frau Kolemine nicht be­steht, das ganze Verhältnis vielmehr gelöst ist. Diese Nachricht erweckt große Freude, zugleich aber tiefe Erbitterung gegen verschiedene Per­sonen, welche einer unerhörten Täuschung des Großherzogs beschuldigt werden.

Hamburg. Die hundertste volle Reise nach Amerika hat Kapitän Franzen auf dem DampferWestphalia" zurückgelegt. Der Kaiser hat dem wackeren Kapitän aus Anlaß dieses seltenen Jubiläums den Roten Adlerordcn 4. Kl. verliehen. Kapitän Franzen hat stets mit außer­ordentlichem Geschick und großer Umsicht sein Schiff geführt und ist von allen Unfällen glück­lich bewahrt geblieben.

(Verhängnisvolle Verwechslung.) In B a r- tenheim (Oberelsaß) wurde in einer Bauern- familte zu einer Mehlspeise aus Versehen statt Mehl Arsenik genommen, welches sich zur Vertilgung von Mäusen im Hause befand. Die Frau und der Knecht sind infolge dessen bereits gestorben, während 4 Kinder und das Dienst­mädchen hoffnungslos daniederliegen. Der Mann hatte, weil abwesend, an dem Mahle nicht teil­genommen.

Ausland.

Bern, 14. Mai. Oberst Frey in Wa­shington hat vor 14 Tagen dem Bundespräfi- denten die Erklärung eingesandt. daß er auf den Gesandtschaftsposten bei den Ver. Staaten von Nordamerika verzichten und seine Entlassung er­bitten müsse. Er bat drüben während der paar Jahre seiner Amtsverwaltung sein ganzes Ver­mögen zugesetzt und nun verweigert ihm das Schweizervolk daheim noch den Zuschuß von 10,000 Fr. zu den Kosten der Geschäftsführung.

Rom, 15. Mai. S. M. der König von Württemberg ist von Stresa mit der Gotthard- bahn nach Stuttgart zurückgereist.

Paris. Bor dem Pariser Zuchtpolizei­gericht stand dieser Tage der Wechsler Hirsch, welcher unlängst den Versuch gemacht hatte, falsche englische Banknoten, welche bei ihm cin- gegangen waren, wieder an den Mann zu brin­gen und dabei ertappt worden war. Das Zuchtpolizeigericht verurteilte Hirsch zu einer Geldstrafe von 7500 Frank.

Ep er nah. Madame Auban-Moet, die Frau des großen Champagnerweinhändlers, ist vor einigen Tagen in Levilla gestorben. Sie

Wietgereist und vornehm.

Humoreske von Karl Schwindler.

(Schluß.)

Ei, ei, Meister Stübich, so. früh, so früh? Ein seltener Gast. Schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht hier gewesen?"

Will heute mit der Bahn nach Stockach und noch weiter," er­widerte Stübich.Die Früchte sind so rar und teuer, kaum daß ich noch genug ausbacken kann. Vielleicht find' ich aus dem Markt, was ich brauche. Bin krank gewesen an einem geschwollenen Fuße und konnte nicht ausgehen bis dato."

So, so? Thut mir leid!" erwiderte der Falkenwirt.Laßt's Euch schmecken, Meister. Ihr habt noch eine Viertelstunde Zeit, ehe der Zug geht."

Freilich, freilich! Noch ein Gläschen. Die Luft ist kühl und ich bin zum ersten Mal seit sieben Wochen ausgegangen."

Gratuliere! Viel Glück zum Ausgang und zur Reise. Gott führe Euch ehrliche Leute und keine Spitzbuben über den Weg!"

Je nun, wie's kommt, wte's kommt!" 's ist freilich nicht mehr wie vor alten Zeiten, da noch Rechtschaffenheit im Lande war. Damals wußte man noch nichts von den verdächtigen Gesichtern, die einem jetzt überall begegnen."

Aber man kann sich auch irren, lieber Meister. Es ist nicht ein jeder ein Lump, der danach aussteht."

Das gebe ich gern zu. So will ich Euch sagen, Falkenwirt . ."

Ich habe auch ein Exempel bei der Hand und im Hause. Kommt da vorgestern ein Fremder an . . ."

Vergeßt Eure Rede nicht, Falkenwirt. Eben auch vorgestern abends war es, daß ein Mensch an meinen Laden klopfte "

Ein Handwerksbursch ohne Zweifel oder gar ein ausgedienter Soldat. Das müssen sich die Bäcker am Ende der Vorstadt schon ge­fallen lassen. Aber stellt Euch vor, mein Fremder ist ein flotter, vor­nehmer Mann . . ."

Meinetwegen, hört indessen nur von meinem Klopfer weiter. Schäbig sah er aus, und ich will schon mein Fenster zuwerfen mit einem unfeinen:'s Betteln ist verboten . . .""

Aha! Hab' ich mir doch gleich eingebildet, daß es Bettelet war...!"

Da zieht der Mensch eine Handvoll Groschen und Kreuzer aus der Tasche und sagt mir ganz patzig: Umgekehrt ist auch gefahren, Meister Sauertag. Ich wollt' Euch gebeten haben, mir einen Krouen- thaler zu geben für diese Münze."

Einen Kroncnthaler?"

Nun: wir Bäcker haben immer so ein kleines Wechselgeschäft am Laden, das nichts einbringt, wo wir bald kleines für großes, seltener großes für kleines Geld geben. Ich brauchte aber Kleingeld und zählte des Burschen Münze und sie war allesamt gut, und ich gab ihm dafür den Thaler gerne."

Natürlich. Aber ich sehe noch nicht ein . . ."

Wer der Mensch war? das weiß ich selber noch nicht. Vielleicht dennoch ein Fechter und ein Bettler, zwar von den nobeln, denen alle Welt gibt, und ein komischer, das muß ich sagen. Denn er kam gestern vormittag abermals und kaufte sich wieder einen Thaler um seine zwei Gulden und zweiundvierzig Kreuzer. Diesmal hatte er Zwölfer und Zwanziger . . ."

Zwölfer und Zwanziger? Gestern? Was Ihr sagt!"

Und, stellt Euch vor: am Abend ziemlich spät, es war schon