hat ein Vermögen von 60 Millionen hinter­lassen. Ihr Testament enthält folgende Be- sttmmung:Ich vermache mein ganzes Vermö­gen meinem Manne, aber wenn er die Erbschaft verweigern oder vor mir sterben sollte, gehört mein ganzes Vermögen dem Prinzen Viktor Napoleon Bonaparte." Herr Auban hat die Annahme der 60 Millionen nicht verweigert.

(Vor Gericht.) Der berühmte englische Rechtsgelehrte Lord Ellenborough war wegen seines beißenden Witzes bei Gericht gefürchtet. Ein junger Rechtsanwalt, der seine erste Ver­teidigungsrede zu halten hatte, erhob sich einst und begann:Hoher Gerichtshof, mein beklagens­werter Klient..." da blieb er stecken.Mein beklagenswerter Klient, hoher Gerichtshof", be­gann er von neuem, kam aber gleichfalls nicht weiter.Bitte, fahren Sie nur fort," sagte da Lord Ellenborough, der gerade den Vorsitz führte,bis jetzt ist der Gerichtshof durchaus mit Ihrer Bemerkung einverstanden!"

Durban, 11. Mai. Den letzten Mel­dungen aus dem Zululande nach beabsichtigen die Usutus, alle Missionäre aus dem Lande zu vertreiben. Am 4. Mai wurden die Mitglieder der norwegischen Mission in Jnhlabatki von einem Kriegshaufen der Usutus in dem Augen­blicke angegriffen, als sie die Kirche verließen. 3 Personen wurden getötet und das gesamte Vieh fortgetrieben. Den Missionären thaten die Usutus nichts zu Leide: sie entfernten sich jedoch mit der Drohung, daß sie in der Nacht wieder zurückkehren würden. Dies thaten sie auch und ermordeten alle Christen, deren sie habhaft werden konnten.

New-Dork, 15. Mai. Außer den drei Maklerfirmen Netlsohn und Robinsohn, Goss «nd Randall und O. M. Boyart und Cie. hat auch die Metropolitan-Nationalbank ihre Zahl­ungen eingestellt. Man befürchtet noch weitere Suspendierungen, cs herrscht Panik.

Gsrrdek urrd Berkehr.

(Seltene Fruchtbarkeit.) Auf der Bayermühle bei Hornberg hat ein Mutter­schwein 21 Junge auf einmal zur Welt gebracht; 17 kamen mit dem Leben davon und rechnet man das Paar nur zu 20 Mark, so verdient der Besitzer an dem einzigen Wurf 170 Mark.

Vaihingen a. E., 14. Mai. Dem heu­tigen Monats-Viehmarkt wurden zugetrieben: 368 St. Ochsen, 191 Kühe, 406 Stiere und 297 St. Schmalvieh, zus. 1262. Der Handel in Mast- und Melkvieh ging gut zu den bis­herigen Preisen, während bet den übrigen Vieh- gattungen sich keine Kauflust zeigte, da erhöhte Futterpreise behauptet werden, infolge deren ein Rückgang der Futterpreise unvermeidlich ist.

Tübingen, 14. Mai. Händler Kaiser brachte heute die ersten Kirschen zu Markt. Die­selben kommen aus Italien. Der Preis per Pfd. beträgt 80 Wo.

Alteuftaig. Gchrauueu-Zettel

vom 14. Mai 1884.

Neuer Dinkel ... 7 50 7 34 6 90

Haber ..... 7 80 7 27 6 80

Gerste .....- 9 50 -

Bohnen..... -8-

Weizen. 10-

Roggen ..... -10-

Viktualienpreis e

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 14. Mai V- Kilo Butter .... 75 u. 78 Pfg.

2 Eier.. 8 u. 9 Pfg.

Auch einWaisenhaus".

In Berliner Blättern ist ein seltsamer Aufruf erschienen, unterzeichnet von einem Prä­sidium und einem Komite von 21 Damen, dar­unter mehrere hochadelige Namen, auch jeinige beliebte Bühnengrößen. Nachdem als Motto der Bibelvers Matthäus 6, 7 in Bezug genom­men ist, wird gesagt:

Berlin, unsere treue Reichshauptstadt und Kaiser- refidenz, darf sich mit Recht einer Fülle herrlichster Wohl­tätigkeits-Anstalten rühmen, und, d.ennoch mangelt ihr auf diesem Gebiete etwas ungemein Wichtiges, Segenbringendes, von allen Guten längst Ersehntes, etwas ihr vollkommen Würdiges nämlich:

ein Hospital für arme Tiere-

Wer wüßte nicht von Brutalität roher Menschen gegen ein armes Tier, oft gegen das nützlichste, zu erzählen! Ach, den stummen Jammer unserer hülf-, sprach-, trost- unb gebetlosen Mitgeschöpfe nur annähernd zu notieren, würde mehr als eine Bibliothek ausmachen! Aber der Gedanke wird mehr und mehr Boden gewinnen, daß auch die Tiere als unsere Mitgeschöpfe und durch ihre mannig­fache Mithülfe an unserm Leben und Wirken zur großen Kette sozialer Verbrüderung gehören, und zwar als keine der unwichtigsten Glieder. Im Namen Gottes und seiner vielgequälten hilf- und sprachlosen Kreatur richten wir nun behufs Errichtung eines hochwichtigen Instituts der Barmherzigkeit, welches sich den mancherlei andern unserer großen Hauptstadt der Intelligenz würdig anreihen, ja, eine sehr fühlbare Lücke ausfüllen soll, an alle Warm- sllhlenden, Edeldenkenden die dringende Bitte. . . u. s. w.

Am Schlosse heißt es dann noch:

Seit ein paar Jahren haben sich in Deutschland rüh­menswerte Gesellschaften zur Errichtung von Reichswaisen­häusern verbunden wohlan, ein Tier-Asyl ist auch ein Waisenhaus und jedes Tier ist eine Waise, ja, mehr als das, denn kein Menschenkind kann je so verlassen und verwaiset sein, als ein armes Tier, ein unglückliches ins­besondere. Erbarmet euch der Tiere! Denn selig sind die Barmherzigen!

DieKöln. Zig." bemerkt hierzu sehr zu­treffend: Gewiß ist es eine Menschenpflicht, Barmherzigkeit gegen die Tiere zu üben; wir sollen, wenn wir sie unserer Herrschaft unter­werfen, sie niemals nutzlos quälen und verfol­gen. Nun gibt es auch Menschen, die sich noch näher mit Tieren befreunden. Auch dies ist ja natürlich. Wir vermuten, daß jene Damen, vielleicht in Ermangelung von Kindersegen, ja ein solches Geschöpf, einen Hund oder eine Katze, in ihr Herz geschlossen. Wenn sie nun in ihren vier Wänden diese ihre Lieblinge viel­leicht mit Leckerbissen füttern und auf weichen Flaum betten, so ist das eine häusliche Ange­

legenheit, um die sich niemand 'kümmert. Ganz anders aber, wenn solche Bizarrerien prunkvoll in die Oeffentlichkeit treten. Dann machten sie einen wahrhaft sybaritischen Eindruck.^ Was wollen jene Damen eigentlich? Wahrscheinlich wünschen sie eine Stätte zu haben, wohin sie ihren Mops oder ihre Mieze, wenn sie alt und abständig geworden und ihnen nicht mehr ge­nehm sind, absetzen können, ohne den Abdecker zu bestellen. Aber wollen sie nicht auch die Ratten und Mäuse, die man bei ihnen fängt, statt sie zu vertilgen, dem Asyle zuführen und dort zu Tode füttern lassen ? Haben sie niemals den stummen Jammer eines solchen hilf-, sprach-, trost- und gebetlosen Mitgeschöpfes" ge­sehen, wenn es in der Falle sitzt? Anderer häuslichen Tiere, die unserm Herzen oft noch weit näher stehen, und denen doch auch ihr Leben lieb ist, nicht zu gedenken! Doch wir kehren zum Ernst zurück. Wissen denn unsere Damen nickt, daß sich in ihrer nächsten Nähe unzählige Menschen finden, die das. was ste den Tieren zuwenden wollen, als größte Wohl- that für sich hinnehmen würden? Mit welchen Gefühlen müßte wohl ein Armer, der nichts zu essen hat und in einer elenden Kellerwohnung sein Dasein fristet, an einem solchen Tier-Asyl vorübergehen, wenn er dort die alten Hunde und Katzen der Vornehmen gepflegt und ge. füttert sähe? In England hat man beantragt, die Frauen in Ermangelung aller ste schützen­den Gesetze wenigstens unter daS Tterschutzgesetz zu stellen. So könnte es auch kommen, daß einmal ein Armer an der Schwelle jenes Tier- Asyls erschien und bäte, ihm doch statt eines Hundes Aufnahme zu gewähren. Und welch ein Fund für die Sozialdemokraten!Seht diese Reichen!", würden ste sagen;ste bauen Häuser, in denen ste ihre Hunde und Katzen pflegen, während wir mit Frau und Kind frieren u. hungern!" Und was das Schlimmste wäre sie hätten recht! Wahrlich, es ist nicht an der Zeit, in dieser Weise die Gefühle un­seres Volkes herauszufordern. Und wenn jene verehrten Damen sich die Sache recht überlegt, so hätten ste sich sagen sollen, daß ihr Aufruf, zumal mit seinen salbungsvollen Worten, jedes echt menschliche und echt religiöse Gefühl tief verletzt.

Bermischtes.

(Teure Spitzen.) Auf dem Balle, den der Herzog von Aosta kürzlich in Turin zu Ehren des daselbst weilenden italienischen Königspaares gab, trug die Königin Margherira einen Besatz von Spitzen, die einen Wert von 200 000 Lira darstellen. Diese Spitzen sind ein Erbstück des Hauses Savoyen und werden immer nur von den Königinnen getragen.

(Auch ein Uebel.) Freundin:Ich bemerke, liebe Auguste, daß Dein Mann seit Kurzem auffallend verstimmt ist; fehlt ihm 'was?" Frau:Meine Frühjahrs-Toilette!"

dunkel brachte derselbe wieder dieselbe Summe in Groschen und Sechsern. Mir wollte jetzt das Ding doch etwas auffallen, aber er sagte ganz ruhig: Thut mir nur noch diesmal deu Gefallen, denn mor­gen bin ich schon weit und werde Euch nicht mehr lästig sein.

Hat er gesagt? Erlaubt, Meister: ich muß auf einen Augenblick hinaus."

Nun Härte man den Falkenwirt wie einen Hirsch die Treppe hin­auf springen sehen können, und an des Grafen Zimmer, undpoch, poch," klopfte er, und noch einmal, und zum dritten Mal, und alles blieb still.

Ein anderer mit dem langen Gesicht des Falkemvirts hätte jetzt das ganze Haus zusammengerufen, nach einem Schlosser geschickt) einen Skandal gemacht. Aber der Falkenwirt ist nicht von selbigen, sondern ein besonnener Kopf und daneben ein Tausendkünstler. Niemand könnte besser in Stuben und Sch änke einbrechen, als er, und zwar ganz subtil, denn er weiß mehr als mancher Schlaffer von Profession. Aber der Falkenwirt ist ein Ehrenmann und machte seine Künste nur da, wo er darf. Und hier, in seinem eigenen Hause, durste er gewiß.

Er holte daher in aller Heimlichkeit sein kleines Handwerkszeug und ehe einer Hundert gezählt hätte, war die Thür des Grafen offen, wenngleich von innen verriegelt und verstellt. Sieh da: das Nest war leer. Der Vogel hatte noch recht brav und ruhig darin geschlafen, das war zu merken. Aber alle übrige Spur von ihm war verschwunden, und nur das offene Fenster ließ erraten, wo für ihn der Zimmermann das Loch gelassen. Der erste Stock imFalken" ist aber auch nicht hoch, zum Glück, und kann ein langgewachsener Mann fast mit der Hand hinauf ans Fenster langen. Kurz: der Graf war fort und alle Pläne, welche das Haus angingen und das Väschen, waren fort mit ihm.

Als der Falkenwirt herunter kam, war der Bäcker mit der Bahu schon abgereist.

Dem Kellner sagte der gescheite Wirt so beiläufig und ganz unbe­fangen :

Es braucht kein Kaffee in Nummer drei gebracht zu werden. Der Herr Graf sind in aller Frühe abgereist und haben diesen Gulden der Bedienung zurückgelaffen. Steckl ihn in die Büchse. Mich wundert nur, daß er nicht nach seiner Gewohnheit einen Kronenthaler geschenkt hat."

So half sich der Falkenwirt vor seinen Leuten, um nicht ihrem heimlichen Spott ausgesetzt zu sein. Nachdem er jedoch durch die Rech­nung des HerrnGrafen von Mannenbach" einen dicken Strich gezogen, lachte er selber über des muntern Herrn Wechselgeschäfte und konnte ste seinen Freunden nicht lange vorenthaltew

Da lachte er nun zwar nicht mehr allein, aber weil er einem doch bis ins Herz Spaß macht, wenn einer einen so artig betrügt, daß einer noch Freude daran hat, so sagt bis auf den heutigen Tag der Falken­wirt gar manchmal, wenn er von dem vielgereisten Wechsler und Grafen redet, mit gutmütigem Schmunzeln:

.Bygott! Wenn der Kerl noch einmal käme, ich müßte ihm eineu Kronenthaler schenken ohne Gnade, weil er sein Stückletn so brav ge­macht hat."

Aber der Mann im Bart muß .von des Falkenwirts Absichten nichts erfahren, denn er ist bis zur Stunde noch nicht wiedergekommen.

(L e s e f r u ch 1.)

Begegnet uns Jemand, der uns Dank schuldig ist, gleich fällt 's uns ein. Wie oft können wir Jemand begegnen, dem wir Dank schuldig 'qufl ohne daran zu denken. Göthe.