(110 M.) angenommen, der Zusatzantrag der Kommission abgelehnt. Die Festsetzung von drei festen Steuer-Stufen innerhalb der ange­gebenen Grenzen Seitens der bürgerl. Kollegien wird gegen einen Antrag Haaf, der vier Steuer- Stufen verlangt, gutgeheißen. Bei Artikel 23 bis 26, welche gesetzliche Normen über die Bei­träge geben, welche die Gebäudebrandversiche- rungsanstalt und die in Württemberg zum Ge­schäftsbetrieb zugelaffenen Feuerverstcherungsge- sellschaften iu die Centralkaffe zu liefern haben, in welcher Weise die Gelder der Centralkafle zu verwenden sind, und wie die Kommission zu­zusammengesetzt sein soll, welche über die Gel­der der Centralkaffe zu verfügen hat, hat die Kommission nichts zu erinnern und beantragt Zustimmung zu dem Entwurf. Die Artikel werden debattelos angenommen. Art. 2730 handeln von der staatl. Beaufsichtigung des Feuerlöschwesens. Art. 27 angenommen. Nach Art. 28 ist für jeden Oberamtsbezirk durch die Amtsversammlung ein von der Amtskorporation zu belohnender Bezirksfeuerlöschinspekior zu wäh­len. Nach langer Debatte, an der sich die Abgg. v. Herrmann, Beutter, Schlierholz (Tettnang). Ebner. Hans v. Ow, sowie Min. v. Hölder und Dir. Pischek betheiligen, wird der Antrag der Kommission dahin angenommen, daß die Aufgaben eines Beztrksfeuerlöschinspektors in jedem Oberamtsbezirke der Oberfeuerschauer zu übernehmen hat, wenn nicht durch die Amts- Versammlung ein von der Amtskorporation zu belohnender Bezirks-Feuerlöschinspektor gewählt wird. Die in dem Regierungsentwurf vorge- fchriebene alljährlich mindestens einmal in jeder Gemeinde von dem Inspektor vorzunehmende Untersuchung der Feuerlöschgeräthe wird gutge­heißen und der Art. 28 erledigt. Art. 29, der vom Landesfeuerlösch-Jnspektor handelt, sowie Artikel 30 genehmigt.

30. April. (58. Sitzung.) Die Art. 31 bis 35 geben gesetzliche Normen über die Leit­ung bei ausgebrochenen Brandfällen, das Ver­halten der Mannschaften während und nach dem Brande, sowie die Bestreitung der entstandenen Kosten. Die Kommission hält es für zweck­mäßig, daß dem Ortsvorsteher allein die Aus­führung der Anordnungen und die Verantwort­lichkeit übertragen werde, und stellt in dieser Richtung einen Abänderungsantrag. Gemäß demselben wird der Art. 31 angenommen, nach­dem noch mehrere Abg. gesprochen haben. Bei Art. 32 will die Mehrheit der Komm, die Ver­gütung der Verpflegung für die beim Brand thätig gewesenen auswärtigen Hilfsmannschaften Seitens der Amtskorporation entgegen der Vor­lage fakultativ machen. Weber befürwortet den Antrag der Komm. Beutter entschieden für den Reg.-Entwurf, ebenso Haaf-Gaildorf. Abel schon vom Standpunkte der Sparsamkeit aus für den Komm.-Antrag, welcher auch angenommen wird. Es wird nun der seither im Anstand gelassene Art. 8 berathen, der bestimmt, daß in jedem Oberamte eine Bezirksfeuerlösch-Ordnung aufge­

stellt werden soll. Nach Abs. 2 sollen bei ge- meinschaftl. Uebungen der Feuerwehren die dem Uebungsorte nicht angehörigen Theilnehmer aus der Amtskorporationskaffe eine Vergütung er­halten. Die Komm, ist gegen Vergütung bei Uebungen. Beutter, Haaf und Uhl-Waldsee ge­gen den Antrag der Komm., Sachs-Crailsheim dafür. Der Kommisstonsantrag wird angenom­men. Ebenso werden Art. 3437 debattelos gutgeheißen. Hierauf wird zum zweiten Gegen­stand der Tagesordnung übergegangen. Bericht folgt in nächster Nr.

Nachm. 3 Uhr wurde die Zusammenstellung der Beschlüsse zu dem Entwurf der Landesfeuer­löschordnung vorgetragen und das Gesetz mit 74 gegen 5 Stimmen angenommen.

Laudesuachrichteu.

In Wildbad hackte sich am 28. April eine Frau R., vermuthlich in einem Anfall von religiösem Wahnsinn, wie er durch das über­spannte Gebühren mancher Sektirer nur zu oft entsteht, mit einer Axt die rechte Hand am Ge­lenk ab. Nach dieser schauerlichen Prozedur bemerkte die Unglückliche: den Ring, der ein Andenken ihrer verstorbenen Schwester sei, solle man von dem Goldfinger der weggeworfenen Hand doch abziehen.

Stuttg art, 29. April. Bis heute Vor­mittag ist das Loos, auf welches der zweite Gewinn der Pferdemarkt-Lotterie fiel, nicht prä- sentirt worden; dagegen hat ein junger Mann sich eingefunden, welcher das Loos im Besitz ge­habt haben will, das ihm aber abhanden ge­kommen sei.

Am Montag verunglückte der in weiten Kreisen bekannte Schuhmacher Reiber von Gön­ningen auf dem Heimweg vom Tübinger Markt in der Nähe des Blästbades. Als rascher Läufer wollte er noch einige Landsleute einholen, fiel über einen Graben und schlug die Schläfe auf einen spitzen Stein, infolge dessen er bald darauf seinen Geist aufgab. Er wurde noch warm von einigen Leuten aufgefunden. Außer seiner Familie betrauert den 64jährigen Mann noch sein im 96. Jahr stehender Vater.

Die Pocken, welche schon geraume Zeit in Bönnigheim herrschen, nehmen, wie man demJpf" schreibt, größere Dimensionen an und haben sich solche nunmehr nach Brackenheim, Dürrenzimmern und Cleebronn verschleppt.

Oehringen, 29. April. Letzten Sonn­tag Nachts wurde in dem fürstlichen Lustschloß Frtedrichsruhe eingebrochen und von den frechen Dieben alle Gelasse und Behältnisse einer Revi­sion unterzogen; sie scheinen jedoch nicht befrie­digt worden zu sein, denn sie gaben ihrer Unlust durch Zertrümmerung verschiedener, theils werth­voller Gegenstände Ausdruck. Für die Ermitt­lung der Diebe ist eine Belohnung von 100 M. ausgesetzt.

Deutsches Reich.

Berlin, 30. April. Die Reichsregierung

wird bei der 2. Lesung des Sozialistengesetzes erklären, daß sie jede Amendirung einer Ver­werfung des Gesetzes gletchachte. Die Mehr­zahl der Mitglieder des Zentrums ist jetzt für die Verlängerung des Gesetzes. Die deutsche freisinnige Partei veröffentlicht ihren Entwurf zu einem Gesetze gegen den Mißbrauch von Dynamit. Derselbe enthält 9 M und setzt schwere Zuchthaus- und Gefängnißstrafen bet Attentaten und Aufreizungen zu solchen fest.

Bei der namentlichen Abstimmung im Reichstag am 22. April, wobei sich gleich in der ersten Sitzung nach Ostern wieder Beschluß­unfähigkeit ergab, haben sich von den 17 würt- tembergtschen Abgeordneten nur 7 betheiligt: Graf Adelmann, Hähnle, Härle, Mayer, Reini­ger, Utz, v. Wöllwarth; 10 fehlten: darunter beurlaubt: Bühler, v. Ow, Schwarz, Stälin; ohne Entschuldigung: Erbgraf zu Neipperg, v. Neurath, Payer, Retter, Schott, Graf Wald- burg-Zeil.

Oberhofprediger Dr. Kögel in Berlin machte in einer Predigt am letzten Sonntag die Mittheilung, daß selbst in der Provinz Branden­burg hundert evangel. Pfarrstellen aus Mangel an Bewerbern unbesetzt seien. In der Provinz Posen belaufe sich die Zahl der erledigten evan­gelischen Pfarren fast auf den vierten Theil sämmtlicher Stellen. Berlin habe 50 evange­lische Gotteshäuser und 120 evangelische Geist­liche. Es gebe Konfirmanden-Abtheilungen bis zu 600 Kindern, deren Gesichter der Geistliche nicht einmal alle behalten könne. Von einer Seelsorge könne unter solchen Verhältnissen keine Rede sein.

In Wies! och (Baden) hat der Bürger­ausschuß einer daselbst von einer Mannheimer Firma zu errichtenden Schuhfabrik auf die Dauer von 5 Jahren Umlagefreiheit gewährt.

Von den ehemaligen Postbediensteten Brüder Linsenmeier von Krotzingen, Amt Staufen, welche mit unterschlagenem Geld nach Amerika flüchteten, aber dort verhaftet wurden, ist einer am 26. d. in Freiburg eingeliefert worden. Der Hauptangeschuldigte hatte es vorgezogen, wäh­rend der Ueberfahrt in den Wellen des Meeres den Tod zu suchen.

Die Krupp'sche Gußstahlfabri? hat . ein neues Schießpulver eingeführt, welches eine Verdrängung des bisherigen schwarzen Schießpulvers in Aussicht stellt. Es ist unter dem Namen braunes Schießpulver bekannt ge­worden. da es wie Chokolade aussieht. Nach den Krupp'schen Schießberichten erhält man mit dem braunen Pulver bei gleichem Gasdruck im Geschützrohr größere Anfangsgeschwindigkeiten des Geschosses als mit schwarzem, dabei ist dasselbe für alle Geschützkaliber mit gleichem Vortheil verwendbar. Ueberraschend aber ist, daß es nur in fest geschlossenem Raume explo- dirt, an freier Luft aber, ebenso fim Pulver­kasten langsam ohne Explosion abbrennt, obgleich es, wie versichert wird, auch aus Salpeter, Schwefel und Kohle besteht, wie das schwarze

(Nachdruck verboten.)

Novelle von E. Klee.

(Fortsetzung.)

G'fragt hat er mich, erzählt die Haushälterin des Pfarrers,wie weit es noch sei bis auf Schmölz und ob ich die Babet Tschirler kenne. Wohl Hab' ich g'sagt, die Babet kenn' ich schon und den alten Grembacher auch, so lang er hier in der Gegend ist. War mit seiner Schwester ja gut Freund ... Sie ist doch noch bei ihm? fragt er mich da ganz hastig. Da Hab' ich ihn verwundert ang'schaut. Die Kathrin? sag' ich, o nein, die ist schon lang verheirathet, d'rum hat er sich die Babet. . . Weiter hat er mich nit ausreden lassen, hat den Hut genommen, sein Bier und Essen stehen lassen und ist auf und da­von. Weiß nit, was er g'wollt hat.

Mir aber wird's bet diesen Worten so heiß, so beklommen zu Muth. Und draußen fallen jetzt mächtige Tropfen nieder über den Höhen von Tirol liegt wilde schwarze Wetternacht und drohend dröhnt der Donner durch die Berge.

Kommen wir wohl noch heim?" frage ich den Geistlichen, der gleich mir vor der Thüre forschend um sich schaute.

Er meintJa" und wir machen uns auf, denn die Wirthin hatte mir oft gesagt:Wenn's des Abends wettert, hört's nit so bald auf," und übernachten wollten wir hier nicht. So befahlen wir uns denn dem Schutze Gottes und wandelten hinaus.

Doch bald wird es grausig um uns her. Der Sturm heult furcht­bar und peitscht uns den strömenden Regen ins Gesicht, kaum können wir vorwärts. Die jungen Ebereschen und Akazien am Wege biegen sich wie Schilf, Uns wird es gar bang, zwei Gewitter, von verschiedenen

Seiten, umtoben uns, kaum hätten wir unfern Weg gefunden, hätten nicht der Straße weiße Kiesel geleuchtet und die Blttzesflammen uns nicht die grelle Blendlaterne entgegengehalten. Ein wahrer Trost ist es, wenn sie über die Kruzifixe und Heiligenbilder am Wege dahinzucken, uns an das Heilige erinnern, welches allein feststeht und nicht wankt, ob auch die Berge fielen und Meer und Wogen über uns wütheten.

Endlich sahen wir die Lichter der Schmölz durch die Finsterniß schimmern, und mein liebes Bauernhaus nahm uns unter sein schützen­des Dach. Bevor ich einschlief, sah ich hinüber zu Babets Zimmer, es war noch hell, also wachte sie noch, ich befahl sie wie mich in die Hut Gottes und schlief ein.-

Am andern Morgen gieng ich sofort zu ihr hinüber. Bleich und still lag sie auf dem Kanapee, die Augen geschlossen. Als ich sie grüßte, blickte sie mich mit freundlichem Lächeln an, nahm meine Hand in die ihre und flüsterte:

Das ist schön, daß Sie kommen, ich hatte solch Verlangen nach Ihnen!"

Ein heftiges Husten unterbrach sie, ich sah ihr Taschentuch sich färben, sie verbarg es schnell und sagte, den Kopf an mich lehnend:

Ich habe Ihnen viel zu sagen."

Und wieder die Augen schließend, sprach sie mit manchen Pausen:

Als gestern der Grembacher fortgefahren war, gieng ich hinaus, hinüber zu dem Hügel, der am Wege nach Obergrainau sich erhebt. Dort oben saß ich lange, Sie wissen, wie schön es da oben ist, man kann das ganze Thal von dort überschauen."

Noch nie hatte mir's so gefallen auf dem Hügel," fuhr Babet fort,das Herz wurde mir ganz still und feierlich, ich dachte au meine Kreszenz, die mir geschrieben:Die Erde ist überall des Herrn,