Schießpulver, nur mit einem anderen Mischungs- verhältniß. Von besonderer militärischer Be­deutung ist noch, daß der Pulverrauch des braunen Pulvers viel dünner ist u. deshalb viel schneller verfliegt als beim schwarzen. Wenn die Er­fahrungen der Krupp'schen Fabrik durch die weiteren Versuche, die jetzt in allen größeren Artillerieen im Gange sind, ihre Bestätigung finden, so ist nicht zu zweifeln, daß das braune Schießpulper noch manche Umwälzung in unse­rem Militärwesen zur Folge haben wird. Es wird jetzt in den Vereinigten rheinisch-westfäli­schen Pulverfabriken, sowie in der Pulverfabrik Dünaberg bei Hamburg angefertigt.

Ausland.

Der Ausschuß des ^österreichischen Ab­geordnetenhauses hat sich für Aufhebung des Zeitungsstempels ausgesprochen. Ausgenommen Oesterreich und die Türkei, besteht in keinem Staat in Europa mehr der Zeitungsstempel; die Regierung glaubt aber im Interesse des Staatssäckels darauf nicht verzichten zu können.

Das österreichische Kronprinzenpaar ist von seiner Orientreise, auf welcher demselben überall großartige Ovationen dargebracht wur­den, wieder in Wien eingetroffen.

(Glücklicher Fall.) In Luzern verließ ein fieberkranker 4jähriger Knabe in einem un­bewachten Augenblick das Bett und fiel aus dem dritten Stockwerk auf das Straßenpflaster. Er riß aber ein auf dem Fenstergesims liegendes Kissen mit, auf das er mit dem Köpfchen zu liegen kam, so daß er keinen Schaden litt.

Turin. Bei Gelegenheit der Eröffnung der Industrie-Ausstellung in Turin und der da­mit verbundenen Feierlichkeiten sollte auch ein großer Luftballon aufsteigen, welcher bereits mit 4000 Kubikmeter Gas angefüllt war. Es brach aber ein Gewitter los, der Blitz schlug in den Ballon, eine ungeheure Feuergarbe züngelte am Himmel empor und in wenigen Sekunden war vom Ballon jede Spur verschwunden.

Neapel. Der Kriegsminister hat die wachthabenden Offiziere der Kaserne Pizzisalcone, in der jüngst ein aufrührerischer Soldat ein furchtbares Blutbad unter seinen Kameraden anrichtete, zu halbjähriger Festungshaft ver- urtheilt und die Unteroffiziere der beiden be­theiligten Kompagnien sämmtlich degradirt.

Paris, 29. April. Spanien beschwerte sich hier über die ungenügende Ueberwachung der in Frankreich internirten Republikaner, welche in Navarra eindrangen. Frankreich verlangt in Peking 125 Millionen Entschädigung wegen der Einmischung Chinas in Tonktn.

Paris, 1. Mai. Die spanischen Auf­ständischen wurden gestern nach längerem Ge­fecht von den regulären Truppen zersprengt, die auf französisches Gebiet Geflüchteten ent­waffnet und nach Bayonne gesandt (s. u.)

Die Franzosen sind von einem wirk­lichen Denkmalsfieber befallen. Die Sammlung, aus deren Ertrag dem General Chanzy, Ober­

kommandanten der Loire-Armee im Jahre 1870/71, ein Standbild errichtet werden soll, ist jetzt geschloffen. Sie hat 143000 Francs ergeben, von denen die Regierung 10000 Frs. zugesteuert hatte. Das Denkmal wird in Le Mans, wo die Franzosen den Deutschen die letzte Schlacht lieferten, errichtet werden. Merk­würdig ist es, daß Frankreich nie so viele Denk­mäler zu Ehren seiner Sieger errichtet hat, als nach dem letzten Kriege.

In Saint Philippe bei Nizza kam es am 27. d. zu argen Händeln zwischen Franzo­sen und Italienern; die letzteren riefen:Tod den Franzosen!" Unter den zahlreichen Ver­wundeten befindet sich ein Polizetagent. Bereits sind 10 Verhaftungen erfolgt.

Portsmouth, 30. April. Der Trans- portdampfer »Krokodil" ist mit Truppen von Bombay heute Morgen auf der Rhede von Spithead eingetroffen. Er hißte die gelbe Flagge auf, weil an Bord Cholerafälle vorgekommen find. Ein Arzt besuchte den Krokodil und brachte in Erfahrung, daß seit der Abfahrt aus Suez sechs Cholerafälle an Bord stattgefunden haben, darunter drei Todesfälle. Die übrigen Patien­ten sind in der Genesung begriffen. Die Be­hörden ordneten Vorsichtsmaßregeln zur Ver­hinderung des Verkehrs mit dem Ufer an. Aerzt- liche Autoritäten erklärten fpäter, eine An­steckungsgefahr sei nicht vorhanden. Der Kro­kodil landet die Truppen morgen.

Bezeichnend für die in Irland herr­schende Stimmung sind die gegen das königliche Haus gerichteten Kundgebungen. An die im Dubltner Gemeinderath befürwortete Ablehnung einer Beileidsadresse an die Königin anläßlich des Ablebens des Herzogs von Albany, reiht sich nun ein Vorgang beim Lord Major-Bankete in Dublin. Als der Trinkspruch auf die Kö­nigin ausgebracht wurde, bedeckte ein geistlicher Würdenträger sein Haupt und blieb sitzen. Ein Stadtrath stellte ihn deshalb zur Rede, mußte aber selbst das Lokal verlassen. Die Stadt­väter beschlossen überdies, ihn aus dem Stadt- verordneten-Kollegium anszuschließen.

Madrid, 29. April. In Frankreich der Jnternirung entronnene spanische Republi­kaner find in Spanien eingefallen, nachdem sie zuvor eine Zollwache aufgehoben hatten. Sie werden indessen von spanischen Truppen verfolgt und dürften gezwungen sein, über die Grenze zurückzugehen, wenn sie denselben nicht in die Hände fallen wollen. Aus Sanctacoloma ent­flohen 6 Offiziere; man hält dieselben bei den Umtrieben betheiligt.,

Ueber den Einfall wird weiter berichtet: »Die Bewegung scheint mehr Bedeutung gewon­nen zu haben, als nach der ersten Depesche ver- muthet wurde, zumal die Bewegung von Zorilla geleitet wird, der von Genf verschwunden war, sich in Spanien befinden muß und vorher allen republikanischen Flüchtlingen Befehl zum Ein­rücker: in Spanien erthetlt hat. Die Madrider Regierung ist sehr beunruhigt." So wurde we­

nigstens der »Straßb. Post" aus Paris ge­meldet.

Spanische Regierungs-Ingenieure stellten fest, daß das Eisenbahn-Unglück bei Badajoz durch ein Verbrechen herbeigeführt ist. Die Ur­heber hatten durch Losschrauben der Schienen das Entgleisen des Eisenbahnzuges und das Einstürzen der Brücke veranlaßt. Die Schuldi­gen sind noch nicht entdeckt.

Cincinnati. Die große Gerberei der »American Oak und Leather Company", das größte Etablissements dieser Art im Lande, ist total niedergebrannt. Der Schaden beziffert sich auf 400 000 Dollar. Mehr als 400 Per- sonen wurden dadurch arbeitslos.

Stuttgart, 1. Mat. Die heute in der Gewerbehalle stattfindende Frühjahrsledermeffe, welche mit der Ludwigsburger zusammenfällt, ist wie im Vorjahre mit ca. 800 Zentnern be­fahren. Der Verkehr ist bet ziemlich zufrieden­stellenden Preisen ein lebhafter.

Alteustaig. Uchrauuen-Z eitel vom 30. April 1884.

Neuer Dinkel ... 7 50 7 16 7

Haber. 7 50 7 11 6 70

Gerste.. 9 50 -

Mühlfrucht ...- 9 50 -

Waizen. 10 80 10 42 10 30

Roggen ..... -10-

Welschkorn. ...-10--

Viktnalienpreise

auf dem Wochenmarkt in Alteustaig am 30. April Vr Kilo Butter ....... 75 Pfg.

2 Eier.9 Pfg.

Vermischtes.

(Neue Erfindung für Violinspieler.) Nach manchen vergeblichen Versuchen ist es nun Hrn. Josef Prenzel zu Htrschberg i. Schl, ge­lungen durch eine kleine mechanische Vorrichtung die Nachtheile der Holzspannwirbel an Geigen zu beseitigen. Ein schwacher Druck des Fingers genügt um die Wirbel in Bewegung zu setzen. Daraus ergibt sich der unschätzbare Vortheil, daß man auch während des Spiels innerhalb der geringsten Pause eine verstimmte Saite so­fort wieder einstimmsn kann, ohne die Geige vom Kinne abzusetzen oder die Stellung des Körpers zu verändern, sowie daß man zum Stimmen der Saiten sich stets des Bogens be­dienen kann, was für jeden, der Geige spielt oder lernt, in Bezug auf Reinheit der Stimm­ung von größter Wichtigkeit ist. Diese neu er­fundenen patentirten Stimmwirbel lassen sich in jede alte Geige einsetzen und verändern das Aussehen derselben nicht im geringsten.

(Toilette.) Ein in Milwaukee erscheinendes Blatt bringt folgende originelle Notiz: »Eine junge Dame von Oswego verlor, während sie in den Konzertsaal trat, eine Augenbraune. Der junge Mann, der ste begleitete, erblickte letztere am Boden und fiel in Ohnmacht er glaubte nämlich, das Ding, das auf dem Tep­pich lag, sei sein Schnurrbart.

und wo er ist, muß es Licht in uns werden, es sei auch noch so dunkel." Und in dieser stillen Feierstunde bat ich, es möchte Licht werden, damit ich nicht im Dunkel aus der Welt gierige, denn lange, das weiß ich wohl, wird doch meines Bleibens nicht mehr sein. Aber der Grembacher sollte nicht mit Vorwürfen an mich zurückdenken, und ich wollte mir reinem Gewissen einst vor Gott treten, wenn er mich mit meinem Karl dort oben vereinen würde. Und wie ich so firm' und schau', hör' ich rasche Schritte hinter mir, erst glaubte ich, es wär' einer der Mäher,

dann aber ward's mir so eigen ums Herz, ich drehe mich um,

da schrei ich auf, ich kann nicht glauben, was doch meine Augen mir sagen, ach, er war es, den ich in der Ewigkeit glaubte,

er stand vor mir, breitete die Arme aus und rief:Babet, meine Babet, ich bin es ja, Dein Karl, den Deine Gebete in der Gefahr gerettet, den Gott zu Dir führt, um Dich heimzuholen, an mein Herz, in mein Haus!"

»Das war zu viel für mich, ich sank einen Augenblick zurück, die Sinne schwanden mir, da fühlte ich mich von seinen Armen umschlungen, mit zärtlichen Worten rief er mich ins Leben, zu mir selbst zurück. Es durfte nicht sein, ich mußte ihm die Wahrheit sagen, die ganze, volle, schwere Wahrheit. Und ich fragte ihn:

»Bist Du nicht daheim gewesen, hat man's Dir nicht gesagt?"

Ach, er hatte Niemand gefunden, sein Vater schlummerte auf dem Friedhof, mein Vater war über Land, die alten Bekannten traf er nicht wieder, Fremde nach mir zu fragen scheute er sich. Nur die alte Grete begegnete ihm, und die ist so entsetzt über den uner­warteten Anblick, daß ste, altersschwach ohnedies, alles verwirrt und auf sein Fragen nach mir antwortet: »Die Babet ist drüben in Bayern und wartet auf Euch, bei ihrem Ohm, dem Förster in der Schmölz, führt

sie die Wirtbschaft; Grembacher beißt er!" Und daran hat er genug und stürmt fort. Als der Grembacher bei uns im Quartier lag, hat Karl ihn gesehen und auch, daß er gut zu mir war, und als er nun noch vernimmt, unser Gütchen daheim habe der Vater von ihm, da quält ihn entsetzliche Angst. Tag und Nacht reist er hierher, in Obergrainau stellt er sein Pferd ein und fragt nach mir. Und was er dort hört, treibt ihn weiter, schon erblickt er den Rauchfang des Hüttenwerks, da kniet er noch einmal nieder im Wäldchen vor dem Kru­zifix und bittet, Gott möchte seine Angst von ihm nehmen, den Kelch an ihm vorübergehen lassen. Und als er nun alles wußte, ach, da brach er fast zusammen.

Warum ließ mich Gott nicht lieber in den Wellen untergeh'n!" rief er.O Babet, Babet, nun ist alles aus. Dein Sonntagskind hat seine Sonne verloren, jetzt wird es Nacht."

Das Herz wollte mir brechen vor Weh, aber ich dürft' ihn nicht so reden lassen, ick mußte stark sein, um feinet- und meinetwillen. Und ich stand aus, erfaßte seine Hände und sagte:

Nein, Karl, nicht alles ist aus, Gottes Liebe bleibt ewig, und was er mir davon für Dich ins Herz gesenkt hat, das wird auch ewig für Dich bleiben und ewig für Dich bitten: »Gieb ihm Deinen Frieden! Und nun behüt' Dich Gott!"

Noch einmal blickt' ich ihm ins Auge, drückte einen letzten Kuß auf seine Stirn und winkte ihm: Lebewohl. Wo er geblieben ist, wie ich den Hügel hinuntergekommen bin, ich weiß es nicht. Ueber mir rollte der Donner und die Wolken hiengen schwer danieder und aller Sonnenschein war verschwunden. Als ich daheim war, brach das Gewitter los. War ich auch oben stark gewesen, hier in der Ein­samkeit fühlte ich es, wie schwach ich war. (Schluß folgt.)