noch ca. 180 M. sein eigen nannte, die er in seine Kleider eingenäht trug.

Ludwigsburg, 27. März. Wie die Ludw. Ztg." erfährt, hat vor kurzem ein Dienstmädchen, Louise Müller, bei Schäfer Ltn- denberger hier, einen 5jährigen Knaben aus dem Schloßgarten-See gezogen. Das muthige Mäd chen sprang in den dort befindlichen Nachen und rettete mit eigener Lebensgefahr den Knaben.

Der Küfer Hörle in Ludwigsburg, der letzten Samstag auf offener Straße mit seinem Nachbar, dem Steinhauer Balzen, in Raufhändel gerieth, wobei letzterer todt zusammenstürzte, ist wieder aus seiner Haft entlassen worden, da die Sektion der Leiche, sowie die Vernehmung der Zeugen, welche dem Streite zusahen, keine be­lastenden Momente für ihn ergab. Balzen soll in Folge eines Lungenschlags verschieden sein, von dem er bei der Hitze des Kampfes getroffen wurde.

Schwenningen, 27. März. Gestern Mittag machte unser sehr rühriger Landjäger Eckert einen guten Fang. Von Konstanz aus wurde das hiesige Bahn-Amt benachrichtigt, daß heute drei Kisten eintreffen werden, deren In­halt als Farbwaaren deklarirt sei, die vermuth- lich aber sozialdemokratische Schriften enthalten und die hier auf dem Bahnhofe abgeholt wer den. Die Kisten kamen wirklich an und wurden im Beisein des Landjägers urkundlich geöffnet und richtig entpuppte sich der Inhalt nicht als Farbwaaren, sondern als Zeitungsnummern des in Zürich erscheinendenSozialdemokrat" und sonstige sozialistische Flugschriften, schon in Packete geordnet und offenbar zur Weiterver­sendung von hier aus an Gesinnungsgenossen bestimmt. Während der Inhalt der Kisten auf dem Bureau des Stations-Vorstandes besichtigt wurde, erschien ein noch jugendlicher Mann, wie es heißt ein in Konstanz arbeitender Baden­ser, ahnungslos in demselben, um sich als Adres­sat der Kisten zu legitimiren. Er war nicht wenig verblüfft, als sofort der Wächter des Gesetzes vor ihn trat und seine Festnahme an­kündigte. Er wurde heute dem Gerichte in RoU- weil zugeliefert.

Leonberg, 28. März. Am Dienstag ist in Weil im Dorf der 81 Jahre alte Dienst kriecht Raith beerdigt worden, welcher 60 Jahre lang auf dem Berkheimer Hof bei 3 Herren treue Dienste geleistet hatte. Er hinterläßt 14 Enkel und 1 Urenkel. Auch sein Sohn ist fttz 31 Jahre als Oberknecht auf dem Berkheimer Hof anzestellt.

Vaihingen a. E., 28. März. Gestern wurde der im 92. Lebensjahre verstorbene älteste Bürger der Stadt und letzter Veterane des Be­zirks aus den Befreiungskriegen von 1814/1815, Schuhmachermeister Jakob Kicherer feierlich be­erdigt. Eine Abtheilung des Kriegeevereins, welcher mit Musi! und umflorter Fahne sich am Leichenbegängnisse beteiligte, ehrte den zue großen Armee Heimgegangenen mit Gewehrsal­ven und Präzeptor Zimmer legte nach der Grab­

rede von Dekan Dr. Fulda einen Lorbeerkranz Namens des Vereins auf das Grab.

Weingarten, 26. März. Vor 14 Ta­gen brachen in Batenfurt die Pocken aus; es erkrankten 6 Personen, davon 5 in einem Hause. Es wurden sofort alle Vorsichtsmaßregeln ge­troffen, um ein Weitergreifen der Krankheit zu verhüten. Das ist denn auch gelungen, weitere Erkrankungen kamen nicht vor. Gleich bei Aus­bruch der Pocken wurde dem hiesigen Militär der Gang nach Baienfurt verboten.

Weikersheim, 26. März. Die gestern hier stattgehabte landwirtschaftliche Bezirks­versammlung beschloß einstimmig, den Reichs­kanzler um Erhöhung der Kornzölle von 1 M. auf 3 M. per 100 Kilogr. zu ersuchen.

In Hall wurde lautSchw. Merk." ein früherer Apothekergehilfe und späterer Land­wirt, welcher schon längere Zeit von der Kur­pfuscherei lebt, unter der Anschuldigung, den Tod eines Mädchens, welches sich ihm zur Kur anvertraut hatte, durch die von ihm angewen- deten Mittel herbeigeführt zu haben, verhaftet, nachdem die Legalinspekiion und Sektion des Leichnams vorangegangen war.

Der seinerzeit im Cr ailshe im er Ober­amtsgefängnisse ausgebrochene Raubmörder Bru- ninger, welcher seither manches Unheil anstellte, ist dieser Tage wieder in Wien verhaftet worden.

Im Mai vor. Jahrs wurden einem Säger­knecht inKehrenberg durch einen herabfallen­den Baumstamm beide Füße zerschmettert, so daß sie ihm amputirt wurden. Seither lag der arme Mensch im Spital zu Weingarten, immer noch hoffend auf Genesung. In der letzten Zeit aber entwickelte sich bei ,hm ein Herzleiden und die Wassersucht, und dieser Tage endlich machte der Tod seinen qualvollen Leiden ein Ende.

Der Gewerbeverein zu Künzclsau be­schloß, den Gemeinderath zu ersuchen, die Um­schau der Handwerksburschen beim eigenen Hand­werk zu untersagen, da die meisten der Znge- rttsten keine Arbeit wollen, und ferner von Um­schattenden in!der letzten Zeit Unarten verübt wurden, die eine Aendernng dringend nothwendtg machen.

Ulm, 27. März. Vom k. württ. Kriegs- Ministerium wurde dem eingereichten Bittgesuch um Ueberlafsung von Matrazen, wollenen Decken und leeren Strohsäcken zu Massenquattiereu für das Liederfest bereitwilligst willfahren und die betr. Behörde zur Abgabe der nöihigen Anzahl dieser Gegenstände ermächtigt.

Deutsches Reich.

Bautzen. In dem Gestein des der Stadt- gemeinde Neustadt bei Srolpen gehörigen Stein- brnchs find Gold- und Silberadern entdeckt worden, die nach Prüfung von -sachverständigen in Freiberg ein recht günstiges Resultat ergeben haben sollen.

Könitz. Bei der vom 29. Februar bis

Zweifel an der Zuverlässigkeit der Bank zu­lässig. In den Prospekten befänden sich auch zweifelhafte Bezeichnungen betreffs der Prä­mien u. a. m. Daraufhin beantragte der Vertreter der Reichs - Verficherungs - Bank Bremen Vertagung und Anhörung von 2 wei­teren Sachverständigen, worauf das Gericht jedoch nicht einging, vielmehr den Angeklagten Döhring freisprach. R.-B. Dem Treiben dieser Bank dürfte somit in Württemberg ein Ziel gesetzt sein, zumal sich wohl annehmen läßt, daß die Presse sich pflichtbewußt bemühen wird, diesem Urtheil weiteste Verbreitung zu schaffen, um die Armen und Unwissenden, auf die es bei diesem Unternehmen abgesehen zu sein scheint, zu warnen.

Stuttgart, 28. März. Vergleicht man die in diesen Tagen veröffentlichte Rangliste des kgl. württ. Armeekorps von 1884 mit derjenigen von 1873, der ersten, die nach der Neuorgani­sation herausgekommen, so bemerkt man eine große Veränderung in der Besetzung der höheren und höchsten Offiziersstellen. 1873 waren fast sämmtliche Generale und Obersten aus Preußen hierher kommandirt. Heute sind außer dem kommandirenden General von Schachimayer und dem Generalstabschef Oberst v. Western­hagen nur noch die Kommandeure der 27. Di­vision (2. kgl. württ.) v. Guretzky und der 26. Kavallerie-Brigade (2. kgl. württ.) v. Witte, preußische Offiziere; außerdem der Gouver­neur von Ulm v. Hartmann. Während 1873 noch kein höherer württ. Offizier ein Kommando in Preußen hatte, führt heute der württ. General­major v. Haldenwang eine schlesische Brigade (Oppeln) und der württ. Oberst v. Knrtz die hessische Kavallerie Brigade (Kassel); ferner ist der württ. Oberst v. Falkenstein Chef des Ge­neralstabs des 3. Armeekorps. Zwei kürzlich zu Generallieutenants beförderte württ. Offiziere v. Brandenstein und Perglas harren ihrer Ver­wendung als Kommandeure preußischer Divisio­nen. Hat Württemberg gegen 1873 also jetzt einen Ueberschuß von tüchtigen Generalen, so ist die Zahl der Fähnriche gegen 1873, als in Folge der Neuorganisation die Avancements­verhältnisse überaus günstige waren, bedeutend zurückgegangen. Die Infanterie - Regimenter z. B. haben jetzt zusammen Nur 11 Fähnriche, 1873 dagegen 46. Das ganze württ. Armee­korps hat heute 21 Fähnriche, während es 1873 deren 62 hatte.

In Stuttgart wurden vor einigen Ta­gen bei der Entleerung eines Kompostfasses zwei in der Verwesung ziemlich vorgeschrittene Kin- der-Leichen gefunden, welche, nachdem sie jeden­falls längere Zeit in einem Abort gelegen waren, kürzlich bet dessen Auspumpung in jenes Faß gelangt sein müssen.

In Stuttgart wurde ein Stromer ver­haftet, bei welchem man, lautN. T.", 12 M. baares Geld vorfand. Bei der weiteren Unter­suchung zeigte fich's dann, daß derarme Reisende" außer einer goldenen Remontoiruhr

Aas Kreuz im Walde.

Novelle von I. Düngern.

(Fortsetzung.)

Ein Duell wird leider die unausbleibliche Folge dieser angenehmen Landpartie sein," sagte Emily mürrisch, als der Wagen bei meiner Wohnung hielt und ich hinaussprang.

Hoffentlich und nicht leider!" knirschte Luffac zwischen den Zähnen. Es wird mir eine Wonne sein, diesem lästigen Patron das Lebenslicht auszublasen!"

Ich fand für diesen Abend es unnöthig, den schon so Aufgeregten durch Widerspruch noch mehr zu erhitzen, aber ich dachte in meiner Be­hausung noch lange über die Sache nach und ich fürchtete für Luffac, dessen Kurzsichtigkeit allgemein bekannt war und ihn nicht zum Schützen stempelte. Ja, wenn man sicher hätte sein können, daß das Recht siegen würde, aber hier, wie so oft im Leben, konnte das Unrecht triumphieren und mein armer guter Freund die Geliebte und das Leben einbüßen!

Am andern Morgen war ich schon bei Zeiten in Lussacs Wohnung, um den Sekundanten zu erwarten, welchen der Graf unzweifelhaft sen den mußte. Zu unserem beiderseitigen Erstaunen war es Graf Lamont selbst, welcher zur angegebenen Zeit in das Zimmer trat. War gestern seine wilde Namr und die tyranische und grausame Art seiner Heimaih zu Tage gekommen, so war er heute vom Kopf bis zu den Füßen der aalglatte, höfliche Franzose, und setzte sich nicht eher, als bis er in eini­gen wohlgewähltm Worten seine gestrige Heftigkeit bedauerte. Am An­fänge glaubte ich sogar, er würde Luffac um Verzeihung bitten, allein ich war damit auf vollkommen falscher Fährte. Nachdem er Platz ge­nommen, entwickelte er in wenigen Worten seine Gründe, um sicher auf Miß Glennors Hand rechnen zu können.

Sie sehen also, meine Herren," fuhr er ruhig fort, oaß ein ge­wöhnliches Duell eine Thorheit für uns beide sein würde. Ich habe heißes, südliches Blut und bin keineswegs gesonnen, wie ein romantischer Mondscheinschwärmer im Falle meines Todes die Geliebte meinem Geg­ner zu vermachen, nein, sollte ich in einem solchen Zweikampfe bleiben, so würde ich vorher dafür Sorge tragen, daß zwei falsche Wechsel, welche ich von meinem zukünftigen Schwiegervater in Händen habe, der Behörde zukommen und diese Untersuchung dann Ihnen dis Lust benehmen möchte die Tochter dieses Mannes in Ihre Familie einzuführen! Was ich Ihnen aber Vorschläge, ist ein amerikanisches Duell Baron Mon- bourg wird uns sein Ehrenwort geben, zu schweigen wir ziehen Loose und der, welcher den Todtenzettel erhält, verpflichtet sich, an jenem Platze, wo der Streit entstanden, sich durch eine Kugel das Leben zu nehmen. Willigen Sie in diese Art von Zweikampf, so verpflichte ich mich dage­gen, das Loos mag nun mich oder Sie treffen, Ihnen zuvor die beiden Wechsel auszuliefern und dadurch Mr. Glennors Ehre und damit auch die Ihres Hauses unangetastet und unverdächtig erscheinen zu lassen!"

Aber, mein Herr Graf," wandte ich ein, da mein Freund stumm blieb und überlegte,was hindert Sie denn wohl eigentlich, auch bei einem gewöhnlichen Duell dieselbe Maßregel zu beobachten?"

Mein Vortheil," entgegnete Lamont mit großer Ruhe,welchen ich so leicht nicht aufgeben mag, ohue mich selbst einen Thoren zu schel­ten. Obwohl Miß Glennor gestern Abend etwas spröde gegen mich war und mich vielleicht nicht so liebt, wie ich es wünschte," setzte er spöttisch hinzu,so bin ich dessenungeachtet im Vortheil, denn ich habe Mr. Glennors feste Zusage, habe dessen Schicksal in der Hand und die Kindesliebe der Tochter ist ihre Achillesferse, an welcher ich sie festhalte. Warum sollte ich also nicht dem Zufall vertrauen? Ich bin zwar kein