7 . März stattgehabten Schwurgerichts-Verhand­lung im Neustettiner Synagogenbrandprozesse find nicht weniger als 6500 Mk. an Zeugen­gebühren gezahlt worden.

(Diebstahl.) In Schwerin wurde die Kaffe der dortigen Artillerieabiheilung, worin fich etwa 18 000 M. befanden, aus dem Hause des Kommandeurs gestohlen. Drei verdächtige Personen sind eingezogen.

(Zunahme der Auswanderung.) In wel­chem Grade die Auswanderung in dem ange­brochenen Frühjahr wieder zunimmt, mag aus dem Factum erhellen, daß der letzte Postdampfer Hammonia" mit 1086 Paffagieren von Ham bürg nach New-Aork abging. Auch die näch­sten Dampfer sind im Voraus wieder mit vol­lermenschlicher Fracht" angemeldet.

(Eine glückliche Operation.) Der Altonaer Gefängnißinspektor Siebenbaum erhielt in der Schlacht bei Gravelotte, welche er als Feld webel bei den Garde-Füsilieren mitmachte, einen Schuß zwischen die erste und zweite Rippe, ohne daß es möglich war, die Kugel zu entfernen. Nachdem sich S. 14 Jahre mit der Kugel herum­getragen, artete die Wunde in diesem Frühjahr zu einer Fistel aus. S. war daher genörhigt, fich einer Operation zu unterziehen. Dem Prof. Esmarch in Kiel ist es denn jetzt auch gelungen, nachdem er dem Verwundeten eine Rippe aus­gemeißelt hatte, die Kugel zu entfernen. Der Operirte wird demnächst sein Amt wieder an- treten können.

Straßburg. Während der Laichzei des Lachses (November und Dezember) im vor. Jahre wurden von fünf Weibchen, welche Fischer von Blodelsheim gefangen hatten, 40000 laich- reife Eier gewonnen, die unter Aufsicht des Fischereiaufsichtspersonals gestellt, künstlich be­fruchtet und an die Fischzuchtanstalt bei Hünin gen abzeliefert wurden. Von diesen 40000 befruchteten Eiern wurden 27 000 Lachse aus­gebrütet. Em sehr günstiges Resultat.

Ausland.

Wien. Einer erlauchten Kundschaft erfreut fich die Wiener Lebensversicherungs-Gesellschaft. In die Reihe ihrer Klienten ist dieser Tage auch König Alfons von Spanien getreten, wel­cher übrigens nicht der einzige Souverän ist. der sich bei der Gesellschaft eingekauft hat. Erwähnenswerth ist die Thatsache, daß die Auf­nahme König Humberts von der Gesellschaft abgelehnt wurde, weil derselbe brustkrank ist.

Pest. Aus der Sitzung des Unterhauses vom 29. März sprach sich Tisza im Laufe der Debatte entschieden gegen die Zollschraube gegen­über Oesterreich aus, weil hierdurch den ungari­schen Rohprodukten ein wichtiges Absatzgebiet entzogen würde. (Die äußerste Linke verlcmgt eine Politik des Zollabschlusses und der Protektion gegenüber Oesterreich, indem sie daraus eine Stärkung der ungarischen Industrie erhofft, allein Oesterreich würde auf einen solchen Schritt mir einer Verzollung der ungarischen Landesprodukte

antworten. Ohnedies verlangt die österreichische Bauernschaft Schutz gegen die Ueberschwemmung mit ungarischem Waizen und Mehl. (Welche Anomalie wäre es, wenn die zwei Retchshälften wieder Zollschranken gegen einander errichten wollten!)

Bern. Die Heilsarmee fängt von Neuem ihren Unfug in der Schweiz zu treiben wieder an, jedoch mit sehr schlechtem Erfolge. Wie demSt. A." aus Neuenburg berichtet wird, veranstaltete in Beröche die Hauptmännin Wyssa Anfangs vergangener Woche einen Um­zug, an dem etwa ein halbes hundert Personen theilnahmen. Eine große Menge Volks prügelte jedoch die Theilnehmer des Zuges weidlich durch, wobei zwei Männer so schwere Verletzungen erhielten, daß der Arzt gerufen werden mußte. Was mögen über solches Unrecht dieGeneralin" und ihr Stab gedacht haben?

Im Jahre 1885 wird in Antwerpen eine Welt-Ausstellung stattfinden. Dieselbe soll alle industriellen Erzeugnisse, alle Maaren um­fassen, welche Anlaß zum Handelsverkehr geben, alle Gegenstände oder Werkzeuge, welche irgend ein Interesse für die Schifffahrt bieten. Mit dieser Ausstellung ist eine Kunstausstellung ver­bunden, zu der Künstler aller Nationen einge­laden werden.

London, 28. März. Der Herzog von Albany ist heute Morgen um 2 Uhr in Cannes plötzlich gestorben. Der Herzog von Albany ist der jüngste Sohn der Königin Viktoria und ist seit 27. April 1882 mit der Prinzessin Helene, Tochter des Fürsten von Waldeck vermählt. Der Tod des Herzogs wurde durch einen Sturz hcrbeigeführt, den derselbe in dem nautischen Klub erlitt.

(Ein edelmüthiger Retter.) Ein Weichen - Wächter Namens Joseph Cliff in Leicester sah am Montag Abend, als der Eilzug heranbrauste, zwei Kinder zwischen dem Bahngeleise spielen. Er stürzte auf sie zu und fand eben noch Zeit, sie zur Seite zu schleudern und in Sicherheit zu bringen; den braven Mann selbst erfaßte die Lokomotive und zermalmte ihn, so daß er sofort als Leiche am Platze blieb.

Herr enberg, 27. März. Von dem Grundsätze ausgehend, daß der Anbau von Handelspflanzen und die Viehzucht die tzaupt- erwerbszweige unserer Landwirthschaft sind, hat die Gemeinde Thailfiugen seit Jahren sich da­rauf verlegt, durch Haltung ausgezeichneter Farren und vorzüglicher Kühe eine rentable Nachzucht zu bekommen, und dies hat sich auch reichlich gelohnr, denn die Thailfinger jungen Farren haben weit und breit em Renommee erhalten. Möchte auch in anderen Gemeinden dies gute Beispiel Anklang und Nachahmung finden, der Erfolg wird sich gewiß zeigen.

Heilbronn, 27. März. Auf den gestern hier abgehaltenen Vieh-Markt wurden im Gan­zen ca. 1400 Stück, Stiere, Ochsen, Milchkühe

und Jungvieh zugeführt. Diesmal gieng der Ochsenhandel sehr flau, einestheils weil für Zugochsen zu hohe Preise gefordert wurden, anderntheils weil für Metzger Schlachtwaare mangelte. Der Schweine-Markt war sehr be­lebt bei einer Zufuhr von 500 Stücken Milch­schweinen, für welche 2030 M. per Paar er­zielt wurden, ist das ganze Quantum rasch ad- gesetzt worden. Der heutige Kartoffel-Markt bot ein sehr belebtes Bild. Gelbe stellten sich auf 1 M. 50 Pfg. bis 2 M., blaue auf 2 M. 40 Pfg. bis 2 M. 50 Pfg. per Ctr.

Vermischtes.

(Ein Licht die ganze Nacht hindurch bren­nend zu erhalten.) Ein mattes Licht, wie cs z. B. bei Krankheiten so wünschenswerth, kann man ohne weiteres durch eine Kerze erlangen. Man braucht nur so viel feingepulvertes Koch­salz um den Docht herumzulegen, daß es bis an den schwarzen Thetl des Dochtes reicht. Das Licht brennt nur mit schwacher, gleichmäßiger Flamme und so langsam ab, daß ein kleines Stück für die ganze Nacht hinreichl. Petroleum­lampen tief herabgeschraubt brennen zu lassen, ist für Gesunde und Kranke gefährlich, weil dann der Docht fortwährend raucht und das Zimmer mit schädlichen Gasen anfüllt.

(Telephonverbindung zwischen New-Iork und Europa.) Im Büreau der Postal-Tele- graph Company in New-Aork sind kürzlich Ver­suche mit einem Riesen-Telephon angestellt und wird nichts geringeres geplant, als Amerika und Europa durch ein Kabel telephonisch zu verbinden.

(Opfer des Spiels.) Nach einer Statistik derGazetta Piemontese" haben sich in Monaco vom 1. Januar bis zum 18. März nicht weni­ger als einundzwanzig Personen wegen der Ver­luste am grünen Tisch entleibi.

(Walter Scott) hatte einen alten treuen Diener, dem er eben um dieser Treue willen sehr Vieles nachsah, und dieser ermangelte nicht, die Güte auch zu mißbrauchen und seinen Herrn förmlich zu tyrannisieren, so daß diesem doch endlich einmal die Geduld riß und er ausrief: Nein, Georg, so geht es nicht länger, wir müssen uns trennen!"Und wo wollen Euer Gnaden dann hingehen?"

(Ein später Johannistrieb.) Ein 84jähr. Wittwer in Connecticut hat soeben ein 19jähr. Mädchen geheirathet. DieHartford News" faßt die Sache humoristisch auf und bemerkt dazu:Als vor einem Jahre seine Frau starb, glaubten die Verwandten, er werde über den schmerzlichen Verlust verrückt werden. Diese Vermuthung ist eingetroffen."

Schiffs-Nachrichten.

Hamburg, 27. März.Moravia", 12. März von Hamburg abgegangen, ist am 27. März in New-Iork angekommen.Geliert", 15. März von New-Iork abgegangen, ist am 27. März in Hamburg angckommen.

schlechter Schütze," fügte er farkafttsch bei,jedoch gewiß ein noch siche­rer und glücklicherer Spieler; ist es nun ein Wunder, daß ich lieber der rollenden Kugel der Glücksgöttin, als der mörderischen Waffe ver­traue und diese Art des Zweikampfes Vorschläge, vorausgesetzt, daß. der Herr Marquis sich nicht vor der launischen Fortuna fürchte:?"

Lussac, welcher bis jetzt vollkommenes Schweigen beobachtet hatte, war aufgesprungen und ergriff das Wort; er war mir nie so edel, fest und männlich erschienen, wie in diesem Augenblick, wo er mit ruhiger Stimme sagte:

Die Sitte oder Unsitte eines amerikanischen Duells hat sich bis jetzt bei uns noch nicht einbürgern können, weil es ritterlicher und männ­licher ist, seinem Gegner Aug' in Auge gegenüber zu stehen, und wie ein Soldat fein Leben und feine Ehre zu verfechten, als von seinem Sopha aus zu einem gewissen Tage und einer gewissen Stunde durch das Wort:Gehe jetzt und tödte dich!" seinen Feind in die andere Welt, zu befördern! Es ist unstreitig etwas Feiges und Niederträchtiges da­bei, was meinen Ansichten von Ehre und Männlichkeit stets widerstrebte; wenn es aber kein anderes Mittel gibt, Miß Glenuor aus Ihren Hän­den zu befreien und ihr Vater den Wechsel auf jeden Fall zurückerhält, so will ich es eingehen. Siege ich, so ist Emily frei, und trifft mich das Todeslos, so ist dies immer noch besser, als leben zu müssen und sie in Ihren Händen zu wissen."

Der Graf verbeugte sich, als ob Lussac ihm die größte Artigkeit gesagt hätte.

Und wann wünschen Sie, daß wir die Loose ziehen," sagte Lamont höflich,ich unterordne mich hierin vollkommen Ihren Wünschen."

Gleich auf der Stelle!" entgegnete mein Freund.

Ich kann dies nicht zugeben!" warf ich heftig ein.

Es follre nur lew fem, umsonst auf Ihre Riirerltchtett gebaut zu haben," erwiederte der Graf,hätte ich eine Ahnung von Ihrer Intervention gehabt, würde ich den Marquis um ein Gespräch unter vier Augen ersucht haben!"

Mein Freund wird schweigen," sagte Lussac bestimmt, indem er mir die Hand drückte und mich bittend ansah.Gib Dein Ehrenwort, Monbourg, daß Du uns nicht verrathen wirst."

Das will ich geben," war meine Antwort,da ich Dich zu genau kenne, um auf mein Dazwischentreten noch irgend eine Hoffnung zu setzen, muthe mir indessen nicht zu, bei diesem abscheulichen Spiele gegenwärtig zu sein; ich finde ein solches Duell eines Ehrenmannes unwürdig. Denke an Deine arme Mutter, Lussac, und thue nur, was Du vor ihr ver­antworten kannst."

Damit verließ ich das Zimmer, und was ich Ihnen jetzt erzähle, habe ich am andern Tage von Lussac erfahren, welcher mich aufsuchte, um mir mitzutheilen, daß er das schwarze Loos gezogen hatte! Der arme Junge war heiterer und ruhiger, als er seit einiger Zeit gewesen war, er übergab mir Briefe für seine Mutter und seinen Geschäftsmann und trug mir auf, einen andern Brief, welchen er mir im Laufe von dreien Tagen senden werde, an Miß Glennor mit seinem letzten Gruße zu übergeben.

Er enthält den Wechsel," fügte er heiter lächelnd hinzu,wenn Lamont ihn mir übersendet, ist dies das Zeichen zum Tode. Betrübe Dich nicht, alter Bursche," fuhr er herzlich fort,und nimm Dich meiner Mutter an; denke stets, daß es mir eine Seligkeit ist, für die Geliebte zu sterben, da ich nicht für sie leben konnte!"

(Fortsetzung folgt.)