als er hätte empfangen sollen. Unser Meister, der scheints die doppelte Buchführung nicht sonderlich los hat, merkte den Manco nicht einmal und war höchlich überrascht, als er kürzlich vorbeschieden wurde und baare 1200 Mark ausbezahlt erhielt, die er vor mehreren Jahren anzurechnen vergessen hatte. Bei der letzten Revision der städtischen Bücher war der Fehler entdeckt worden.
Deutsches Reich.
(Vierfacher Mord.) In Neuenkamp, einem zu der Bürgermeisterei Neukirchen gehörigen Hofe, ist am 17. ds. Mittags ein vierfacher Mord, darunter ein Selbstmord, verübt worden. Ein Mann Namens Fuchs tödtete ein junges Mädchen und dessen Mutter und Vater thetls durch Schnitte in den Hals, theils durch Schüsse, und als er den eiligst von Opladen herbeigeholten Gendarm erblickte, tödtete er sich selbst durch einen Schnitt in den Hals.
(Deutsche Speisezettel.) voosm der in Deutschland üblichen Speisezettel. Ein Herr vom Lande kam dieser Tage in ein Hotel zu Magdeburg, um dort zu Mittag zu speisen. Der Kellner brachte die Speisekarte und wartete lange auf die Bestellung. Endlich entschließt sich der Herr und ruft: „Kellner, bringen Sie mir doch — ein französisches Wörterbuch!«
Ausland.
Wien. Ein Kapitel aus einem Schauer- Roman ist die Erzählung Schenks über die Ermordung der Ketterl. Nach mehrmaligen Begegnungen Hugo Schenks mit der Ketterl, welche ihren „Bräutigam« anbelete, unternahm das Paar an einem Sonntag des August einen Ausflug. Der vornehm auftretende hübsche junge Mann führte galant die Köchin am Arme und das Frauenzimmer hatte sich in den besten Staat geworfen, allen Schmuck angethan, um auch repräsentabel zu erscheinen. Sie hatte aber auch auf Anrathen ihres Geliebten, um während ihrer Abwesenheit nicht beraubt zu werden, ihre ganze ersparte Habe, die Sparkassebücher, mitgenommen. Auf dem Westbahnhofe angelangt, löste Schenk Fahrkarten nach St. Pölten. Beim Betreten des Perrons sah er suchend um sich, und warf einem schlechtgekleideten, hektisch aussehenden Manne, der scheinbar theilnahmslos auf einer Bank der Abfahrtshalle saß. einen Blick des Einverständnisses zu. Schenk nahm mit seiner Begleiterin ein Coupe, der Unbekannte ein anderes. In St. Pölten übernachtete das Paar. In der Wirthsstube des Gasthauses, in dem sie abgestiegen waren, saß in einer Ecke der Unbekannte. Tags darauf wurde der Ausflug nach Lilienfeld fortgesetzt. In Liebesge- flüster lustwandelt das Pärchen in den Wald, in Distanz folgt der Unbekannte. Das freudig erregte Mädchen droht ihrem Galan, wenn er sie jetzt verläßt, mit Selbstmord. Er lacht. „Ja, ich bring mich sicher um.« — „Wie denn,
Schatz? das triffst Du nicht!« — „Ich geh' in's Wasser!« — „Und schreist um Hilfe und Einer springt Dir nach und zieht Dich heraus; dann hast Du ja den Spott obendrein!« — „Dann erschieß' ich mich!« — „Erschießen? Kannst Du denn schießen? Weißt Du gar, wie ein Revolver aussteht?« — Und er zieht einen Revolver aus der Tasche. — „So sieht er aus." — Und er zeigt ihr, wie er einmal, zweimal etnschnappt, wie die Trommel mit den Ladekammern sich dabei dreht und immer eine andere Patrone dem niederschlagenden Hammer zuführt, wenn man an dem Züngel drückt. „Und jetzt weißt Du erst nicht, wie man sich erschießt. Du kannst Dir die Nase wegschießen und bist dann verschandelt Dein Leben lang.« Die Ketterl lachte. „Wenn sich Einer erschießen will,« fuhr Schenk fort, „dann muß er die Laufmündung am Herzen ansetzen, stehst Du, hier, oder noch besser an der Schläfe da, —
-« und er setzte die Mündung des Laufes
an seine Schläfe und drückte los. Die Ketterl schrie auf. „Fürcht' Dich nicht, es ist nicht geladen«, und er drückte noch zweimal los. „Jetzt probir' Du und zeig mir, ob Du Dich wirst erschießen können.« Die Ketterl nahm die Waffe, setzte sie regelrecht an die Schläfe und drückte tapfer ab. „Ganz gut so; aber in einer Stunde hast Du's wieder vergessen.« Der blutige Scherz schien die Ketterl zu amüstren, denn sie lachte wieder und küßte ihren Begleiter, der die Waffe wieder in die Rocktasche gleiten lieb. Wenige Minuten nach dieser Szene blieb Schenk stehen, horchte auf, als hörte er Schritte zwischen den Bäumen, um Nachschau zu halten. Gleich darauf kommt er zurück. „Es war nichts«, meinte er beruhigend; er hatte den Revolver geladen. „Ich habe schon geglaubt. Du bist jetzt fort!« — „Und Du mußt Dich erschießen, was?« — „Spaß' lieber nicht damit, jetzt kann ich's ja!« — „Das lernt man nicht so geschwind, da (er gab ihr wieder den Revolver) zeig' was Du kannst!« Lachend nimmt die Ketterl, noch auf dem Rasen sitzend, den Revolver, spannt etwas unbeholfen den Hahn und setzt die Mündung der Waffe an die Schläfe. Schenk lacht auch, aber es ist ein seltsam gezwungenes Lachen: „Also, Feuer!« Ein Schuß hallte durch das Thal, und die Unglückliche sank rücklings nieder in das Gras — todt. Aus einer kleinen erbsengroßen Wunde iu der Schläfe floß ein dunkelrother Streifen Blutes, verlor sich im Haar und sickerte dann in die Erde. Der Unbekannte eilte zur Stelle, es war Karl Schenk, zu welchem Hugo sagte: „Ich hab's ja nicht gethan, sie that es selbst! Das ist doch kein Mord!« Beide begannen nun die Arbeit. Die Taschen der Todten wurden durchsucht, das Collier vom Halse gelöst, die Armbänder von den Handgelenken, die Ringe von den noch biegsamen Fingern. Eine halbe Stunde später versenkten die beiden Räuber eine Leiche in's Wasser.
Pest. Zu dem großen Postdiebstahl wird
dermaßen in Streit, daß sie sich schlugen und auf den Boden warfen, auf welchen der eine den Kopf des andern so lange und heftig aufschlug, daß wenige Stunden darauf der Tod erfolgte.
(Vom Kometen.) Der zuerst im I. .1812 wahrgenommene, jetzt nach 72jähriger Umlaufszeit wiedergekehrte und schon seit einigen Monaten von den Astronomen beobachtete Komet hat jetzt eine solche Helligkeit erreicht, daß er mit bloßem Auge, kenntlich an einem dünnen Schweife der nach oben gerichtet ist und 10— 15 Vollmondsdurchmefser Länge hat, wahrgenommen werden kann, und zwar am Besten zwischen 6 und 7 Uhr Abends, wo er im Südwesten steht.
Als Warnung für die Geschäftswelt im allgemeinen Verkehr ist von Nürtingen ein zur Vorsicht mahnender Fall zu erwähnen. Im Laden eines Bezirksorts wollte ein fremder junger Mensch, Sohn sehr achtbarer Eltern, eine 50-M.-Rolle wechseln lassen; der Kaufmann aber schöpfte Verdacht, zerbrach die Rolle und siehe da! diese Rolle hatte der junge Mensch mit 2-Pfg.-Stücken in der Länge von 100 Fünfzigpfennigstücken angefertigt. Der Betreffende ist dem Gericht übergeben.
Bubsheim, 16. Jan. Unglaublich, aber wahr! Letzten Sonntag den 13. Jan. Abends ereignete sich in dem Filial Anhausen ein komischer Fall. Die ganze Einwohnerschaft wurde in kolossalen Schrecken versetzt. Sie glaubten nemlich auf dem First einer Scheune ein Ungeheuer seltener Art zu erblicken, welches sich aber dann als eine Kuh entpuppte. Dieselbe unternahm nemlich, während man das andere Vieh zur Tränke führte, eine Lustreise auf den First des Daches (die eine Seite desselben reicht nemlich bis an den Berg.) Durch Herbetkunft mehrerer Männer gelang es, die seltene Lustwand- leriv mittelst Bretter und Stricken unversehrt in den Stall zu bringen. Die Einwohnerschaft kam mit dem Schrecken und dem Jammer um die zerbrochenen Platten davon. Gewiß ein seltener Vogel aus einem Dach!
Löwensteiu, 17. Jan. Ein tragisches Ende fand der Haustrer Michael Häfele von Hohenstraßen heute Nacht in einem Backofen auf der Seemühle. Häfele hat den noch nicht genügend abgekühlten Backofen als warmes Plätzchen zum Ausruhen benützt und ist dem Anschein nach in der Hitze erstickt.
In EllWangen (Leutkirch) ließ sich der Gemeinde, Schul- und Armenpfleger Sch. verschiedene Veruntreuungen zu Schulden kommen, was seine Verhaftung zur Folge hatte.
U lm, 18. Jau. Ein hiesiger Meister hatte vor mehreren Jahren eine größere Arbeit für die Stadt auszuführen. Bei der Aufstellung der Rechnung machte er zwar die einzelnen Posten namhaft, vergaß aber bei einem derselben den Betrag von 1200 Mark auszusetzen. So betrug die Gesammtsumme einer eingeretchten Rechnung um den genannten Betrag weniger.
Die Beute eines Wucherers.
Als die Sonne aufgteng, standen noch die hohen Berghäupter im Hellen, blaßklaren Blau und iu den ewig starren, zackigen Eisspitzeu spiegelte sich die Sonne; in den Thälern und Schluchten aber lag dicker weißer Nebel. Er färbte sich bläulich, er ward violett, rosenfarben und dann stieg er wie Dampfsäulen von Millionen Opferfeuern zum Himmel. Er lagerte sich um die hohen Eishäupter und umschleierte von dort aus das Helle Firmament mit einem zarten weißen Dunsthauche, welcher der mattlächelnden Oktobersonne die letzte Wärme nahm. ES war eigeu- thümltch still unter diesem kalten Schleier; die Felsen, halbkahlen Bäume, Häuser, Sträucher, Brücken, Alles stand da, als ob es lauschte, als ob es etwas Geheimuißvolles erwartete. Eine eigenthümliche feierliche Stille erfüllte die Luft.
In den Tiefen lag ahnungsloses Schweigen, hoch oben waltete der'.Dunst, er flog, er zog hin und her und ward finsterer, dann schwebte er in trüber Ruhe über den Eishäuptern. Erwartungsvoller schienen Halm und Strauch dazustehen, düsterer die Felsen zu lauschen.
Plötzlich schwebte Etwas hernieder . .. sanft und leise, und große, weise zarte Flocken setzten sich auf den Zweig des Baumes, und auf den Geländerrand des Brückensteges; Flocke folgte auf Flocke, aus Schweben ward Tanzen, aus Tanzen Wirbeln und aus den ersten Vorigen Hunderte, Tausende, Millionen. Es schneit! Der Dunst am Firmament wird Wolken, und matt schimmert die Sonne wie durch eine große Schicht von Flurvorhängen. Ihr falbes Licht fällt auf weiße Wiesen, weiße Hausdächer und weiße Stege. Aus den gehetmnißvollen Träumen der Landschaft ist ein friedliches Schlummern geworden, ein Schlummern, das auf langen, tiefen, schweren Schlaf hindeutet
Ja, zur Ruhe bettet der Schnee die müde Erde, aber nicht das müde Herz der einst so reichen und weit in der Runde gekannten Bäuerin vom Ltndenhof, die, gestützt auf den Bettelstab, von Haus und Hof verjagt, mühsam die Berge hinab ins Thal steigt, — und auch nicht das schwergeprüfte Herz der jungen Frau, die an der Grenze der Gemarkung ihres Dorfes nocheinmal das Haupt zurückwendet und einen letzten Blick auf die Berge und Stätte wirft, wo sie einst so glücklich gewesen! Nur das kleine Mädchen, das die Größe des Unglücks, welches die Seinen betroffen, nicht faßt, es begrüßt jubelnd die tanzenden und wirbelnden Schneeflocken, die sich auf seine Händchen legen und als zarte, feine Sternlein an seine rothen Bäckchen sich schmiegen.
Aber wie ist's gekommen, wirst Du fragen, daß die alte Hofbäueriu, die doch ein tüchtiges Anwesen hatte, jetzt im Winter Haus und Hei« math verlassen muß und gesenkten Hauptes, tiefen Gram und Kummer iu den welken Zügen, auf und davon geht in die wette Welt?
Das will ich Dir kurz und schlicht erzählen.
Die Bäuerin vom Lindenhof, Mutter Annerle, wie sie im Dorfe hieß, hatte einen Sohn, einen schmucken Burschen mit Namen Franz'l.
Franz'l war ein braver Mensch, fleißig und rechtschaffen, „nur a bissel leicht,« wie die Leute sagten, d. h. er ließ Sonntags auf der Kegelbahn oder beim Würfelspiel oft mehr Geld zurück, als gut war, und da ihn die strenge Mutter ziemlich kurz hielt, so borgte er und hatte hie und da eine kleine Schuld hängen. Eines Tages gesellte sich im Wirths- hause ein Mann zu ihm, der sehr freundlich that, süß lächelte und ihn mit „Herr« anredete. Dieser Mann hatte schon Manchem „aus der Noth geholfen« und wollte auch Franz'l „helfen.«
" „Aus alter Freundschaft gegen Deinen sel'geu Vater werde ich Dir zur Seite stehen,« sagte er; „Du brauchst Dich von Deinem Vormund
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