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von der öderen Nagold.

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Der AkoimemenlspreiU keträgi pro Lier:elja r: in Al enstaig 90 Pf.

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Attenstaig, Pimstag den 22. Januar.

1884 -

Mr. 9

D Frankreich und Egypten.

Obwohl der Schauplatz der egyptischen Un­ruhen fernab von den Gebieten der Zivilisation liegt, haben doch die Fortschritte des falschen Propheten überall große Bestürzung hervorge­rufen. In den Distrikten, die der Mahdi gegen­wärtig widerspruchslos beherrscht, und in denen, welche er mit seinen fanatischen Schaaren be­droht, sind zahlreiche Europäer wohnhaft, welche als Pioniere der Kultur gelten können. Die großartigen Naturschätze jener Gegend lockten die Unternehmungslust an und so sind in Kar- thum und Kordofan Vertreter aller Nationen ansässig. Die Verbindungen mit der zivilistrten Welt sind die Wasserstraße des Nils und die südlicheren Hafenorte des Rothen Meeres. Beide Wege hat aber der Mahdi verlegt und deshalb ist seine Macht eine geradezu fürchterliche ge­worden.

Egypten selber ist dem Aufstande gegenüber ohnmächtig; England, die »Schutzmacht" des Landes, kann oder will nicht helfen, die Türkei hat sich zwar zur Hilfe bereit erklärt, aber ... der Großherr hat weder Geld noch Truppen, und so hat denn der Vizekönig neuerdings seine Blicke hilfesuchend nach Paris gerichtet. Bei einem Tbeile der französischen Politiker fand das indirekte Hilfegesuch eine sehr freundliche Aufnahme; der französische Ehrgeiz fand sich geschmeichelt. Aber nun zeigen sich auch dort unüberwindlich scheinende Hindernisse. Seiner Zeit hatte die Kammer die Mittel für eine Expedition nach Egypten abgclehnt; das Mini­sterium Freycinet kam darüber zu Falle. Jetzt schütten die am Ruder befindlichen Gambetttsten ganze Eimer von Gehässigkeit gegen Freycinet aus, als wenn er es gewesen sei, durch dessen Politik der französische Einfluß verloren gegan­gen sei.

In Wirklichkeit liegt jedoch die Sache ganz anders. Es sind jedoch gerade zwei Jahre her, seit Gambetta Minister war und (am 26. Jan. 1882) zurücktrat, weil die Kammer das Ltsten- wahlsystem ablehnte. Nun schien es damals schon auffallend, daß sich Gambetta nicht durch Vorverhandlungen mit den Parteiführern über das Zustandekommen seines Planes verständigt, oder wenn diese Verständigung unmöglich schien, diese Vorlage vor der Kammer zurückgezogen hatte. Man vermuthete, daß er einen dringenden Grund zum Rücktritt hätte, einen Grund, den er nicht aussprechen wollte und daher durch die Abstimmung in der Kammer maskirte. Heute ist die Sachlage geklärt: Der Grund lag in den egyptischen Verhältnissen.

In Egypten hatte sich damals Arabi Pascha zum maßgebenden Minister aufgeschwungen und wollte den französisch-englischen Einfluß brechen. Gambetta beabsichtigte als Gegenzug eine fran­zösische Besetzung des Nillandes in Gemein­schaft mit den Engländern. Gladstone lehnte anfangs aber ab, indem er sich auf die Ober­hoheitsrechte des Sultans berief. Die andern Großmächte nahmen denselben Standpunkt ein und es wäre damals, wie man sich erinnern wird, beinahe zu einem großen Konflikt gekom­men. Gambetta aber wünschte gerade diesen Konflikt, bei dem ja dann England auf Seiten Frankreichs hätte stehen müssen. Ihm schien der Zeitpunkt zu einem Revanchekrieg gegen Deutschland ganz geeignet. Als er diesen Plan scheitern sah, trat er von der Regierung zurück, ehe seine Fehler in der egyptischen Politik zu wirken begannen.

Auf Gambetta folgte Freyciuet. Während dessen Ministerzeit fand die ergebnißlose Kon- stantinopeler Konferenz wegen Egyptens statt.

Die Verhandlungen wurden durch das von fana­tischen Muhammedanern in Alexandrien angerich­tete Blutbad unterbrochen; die engl. Flotte bom- bardirte Alexandrien u. die englische Regierung er­ließ nun die Aufforderung an Frankreich, gemein­schaftlich mit ihm in Egypten einzuschreiten. Als Freycinet die zu diesem Zwecke nöthigen Mittel von der Kammer forderte, wurden diese verweigert (29. Juli 1882) und das Ministerium damit gestürzt.

Es wird gut sein, heute an diese Einzel­heiten zu erinnern. England hatte in Egypten freie Hand bekommen, zeigt aber heute keine Lust, die Pflichten zu erfüllen, die ihm aus seiner Stellung erwachsen. So ist es denn er­klärlich, daß alle Welt mit Spannung auf Frank­reich und dessen Entscheidung blickt.

Tagespolitik.

Eine im preuß. Abgeordnetenhaus ein- gebrachte Eisenbahnvorlage enthält u. a. Forde­rungen zum Bau von 17 Secundärbahnen im Betrage von 58,167,000 M., zur Beschaffung von Betriebsmitteln dafür von 11,390,000 M. Die Bahnen sind ihrer überwiegenden Mehrzahl nach für die östlichen Provinzen in Aussicht ge­nommen. Dieselben sollen erst gebaut werden, wenn Grund und Boden dazu frei bergegeben ist.

Der Marineminister v. Caprtvi hat einen Admiralitätsrath berufen, an dem sämmtliche nicht auf Reisen befindliche Admirale theilnehmen. Das Resultat der Berathung wird in einer Denkschrift für den Reichstag über die Marine nach Durchführung des Flotten­gründungsplans und in einem Nachtragsetat niedergelegt werden.

Wegen des am 30. v. Mts. in einer Wiener Kirche gegen einen Pfarrer während dessen Predigt verübten Exzesses wurden am 17. d. M. ein Arbeiter zu 4 V 2 -, ein anderer zu OVrjähriger Kerkerstrafe verurtheilt.

Die Skandalszenen im kroatischen Landtage nehmen überhand und werden von einem Theile der Bevölkerung so tharkräftig unterstützt, daß die zeitweise Wegverlegung des Landtages aus Agram bereits in ernstliche Er Wägung gezogen wird.

Viel zu spärlich und langsam für die Ungeduld der Franzosen und auch gewiß vieler nichtfranzösischen Zeitungsleser laufen Meldun­gen aus Ton gking ein; das Ende des Krieges läßt sich noch gar nicht absehen. Die Chinesen sind fest entschlossen, den offiziösen Krieg ohne Kriegserklärung auch dann noch fortzusetzen, wenn die Franzosen Bacninh angreifen werden. Ein Mit­glied der chinesischen Gesandtschaft in London soll dies versichert haben. Von anderer Seite wird be- merkt, daß nach dem Fall von Bacninh die Vereinigten Staaten ihre Vermittlung anbieteu würden.

Veranlaßt durch die Noth der Arbeiter in Paris brachte der Abgeordnete Laisant in der Depntirtenkammer den Gesetzentwurf ein, alle Leihhauspfänder bis zu 10 Frank, sowie Kleider, Betten und Werkzeuge bis zu 20 Frank, unent­geltlich herauszugeben. Die Durchführung würde dem Staate 3 Mill. Frank kosten; die Dring­lichkeit des Antrages wurde mit großer Ma­jorität anerkannt. Gegenüber diesen Thatsachen behauptet das Blatt »Temps", daß eine Krisis überhaupt nicht existire, die Pariser Industrie sei mehr beschäftigt als im vorigen Jahre, die Agitation, die man hervorzurufen suche, werde lediglich von einigen politischen Beutelschnetdern betrieben, die davon lebten.

Von den am lltzien Kriege gegen die Türken betheiligt gewesenen Soldaten der Feld­armee werden jetzt immer noch mehr als 13000

Personen als vermißt resp. als verschollen an­gegeben. Eine kaiserliche Verordnung bestimmt nun, daß diejenigen Frauen, deren Ehemänner infolge von Fahnenflucht verschwunden seien, das Recht haben sollten, nach Ablauf von 5 Jah­ren des Wartens eine neue Ehe zu schließen.

Laudesuachrichten.

Altenstaig, 20. Jan. Letzten Dienstag starb im benachbarten Sp ielberg Herr Schult­heiß Theurer und am Freitag Nachmittag wurde seine irdische Hülle der Mutter Erde überliefert. Der letztere Akt, welcher bei einer überaus großen Zahl Leidtragender vor sich gieng, lieferte ein sprechendes Zeugniß dafür, in welcher Achtung der Verstorbene nicht blos in seiner Gemeinde, sondern auch in der ganzen Umgegend stand. Sein guter Charakter, seine Menschenfreundlichkeit und sein praktischer Sinn kamen ihm nicht nur trefflich zustatten in seinem Ortsvorsteheramt, das er 12 Jahre lang zum Segen der Gemeinde begleitete, sondern auch im Privatverkehr als guter Freund u. Berather. Den Empfindungen der Trauerversammlung trug denn auch Herr Pfarrer Walz in einer ergreifenden Grabrede, welcher er den Text Psalm 39, 5 »Aber Herr, lehre doch mich, daß es ei/i Ende mit mir haben muß und mein Lehen ein Ziel hat" zu Grunde legte, gebührende Rechnung. Möge dem Manne, dessen Andenken bei seinen Bürgern und Freunden gleich ehrend bewahrt wird, die Erde leicht werden.

Das Gerücht, die vor 20 und einigen Jah­ren amtlich festgestellte württemb. Recht­schreibung solle durch eine neue ersetzt werden, gewinnt, wie man der »R. Z." von Stuttgart schreibt, feste Gestalt. Wie ver­lautet, soll schon in einigen Wochen das auf Veranlassung des K. Kultusministeriums aus­gearbeitete Hilfsbüchlein: »Die für die württbg. Schulanstalten bestimmten Regeln mit Wörter­verzeichnisse für die deutsche Rechtschreibung zum Gebrauch in den württembergischen Schulen" mit entsprechend rcvidirtem Inhalt an die Schulanstalten hinausgegeben werden mit der Bestimmung, daß sich wenigstens die jüngsten Schülerklassen von Beginn des Sommersemesters an nach dem neuen Normativ zu richten haben. Die Einführung der neuen Rechtschreibung soll nur ganz successive vor sich gehen. Auch sollen die Abweichungen vom nunmehr »Gewohnten" nicht von besonderem Belang sein. Es sollen nur in soweit Aenderungen vorgenommen wor­den sein, als unsere dermalige württembergische Rechtschreibweise von der neuen preußischen (Puttkammer'schen), von der bayerischen, badi­schen rc. zu sehr differirt.

Herrenberg, 16. Jan. Sicherem Ver­nehmen nach soll mit der gründlichen Restau­ration unserer Stiftskirche im kommenden Früh­jahr begonnen werden, da ein Fonds von 20 000 Mrk. hierzu bis jetzt angesammelt ist. Die münsterartig im Jahre 1439 erbaute Haupt­kirche ragt mit theils früh-, theils spätgermani­schem Baustil empor. Der hohe, weithin sicht­bare Thurm endete früher in zwei gothischen Spitzthürmen, die später in ganz stilwidriger Weise in einen Kuppelaufbau verwandelt wur­den. Das Innere der Kirche hat eine Orgel, die Herzog Ludwig anno 1579 vom Nonnen­kloster Wildberg hierher versetzen ließ. Der große Chor, das so interessante Chorgestühl, so­wie der schöne Hochaltar und die steinerne Kanzel, welche durch die Schönheit ihres Stiles berühmt sind, sollen mit der größten Sorgfalt einer Renovation unterzogen werden.

Rottweil, 18. Jan. In Böstngen ge- riethen 2 ledige Bursche in einer Privatwohnung