da das allerdings schon ältere Pferd, maß nicht mehr als 26 Cubikfuß und kam demnach blos auf 10 M. 40 Pfg. zu stehen.

Von der Brettach, 6. Januar. Zwei­undzwanzig Stromer kamen gestern Abend auf der Verpflegungsstation Gaggstadt an und sollten, nachdem sie abgespeist waren und einige Schnäpse zu sich genommen hatten, in der obern geräumigen Stube der Wirtschaft die Nacht über beherbergt werden. Der Wirth war nicht mit soviel Betten versehen, um jeden der zer­lumpten Herren zwischen den Federn unterzu- bringen. Weil nun vollends die Stube nicht geheizt war, so fingen sie einen solchen Mord­spektakel an, daß das ganze Dorf zusammenlief und der Wirth einen Landjäger von Ktrchberg requiriren mußte. Sie schlugen Stühle zusam­men und wollten mit Hilfe des aufgelegten Strohes die Stube einheizen. Die 4 ärgsten sind jedoch verhaftet und an das Kgl. Oberamt resp. Oberamtsgericht eingeliefert worden. So berichtet dasHaller Tagblatt".

Dem Vernehmen nach wird auch General­lieutenant v. Brand enstein, demnächst nach Preußen behufs Uebernahme eines Divistons- commando's versetzt werden. Er wäre dann der Dritte württembergische Offizier, der in preußischer Generalstellung verwendet wird. Die beiden anderen sind v. Haldcnwang und Kurtz.

Jn Adolzfurt ist lautN. T." Samstag Nacht einer der ältesten Veteranen unseres Heeres und wohl der letzte Württemberger, der als Offizier den russischen Feldzug mitgemacht hat, Major v. Kober, Commenthur des M.-V.-O., in seinem 89. Lebensjahr gestorben. Er war eine weit über die Grenzen unseres Vaterlandes bekannte Persönlichkeit, da er ein Geheim- Mttt el besaß, durch welches er Balggeschwülste und andere Auswüchse hinwegätzte. Manche glückliche Kuren, für welche er kein Geld, wohl aber sonstige Geschenke annahm, verbreitete sei­nen Ruf weithin, und jährlich kamen Hunderte von Leidenden zu ihm. Doch hatte er auch manchen Mißerfolg und erst vor Kurzem hat ein junger Bauer von Westernach, dem er durch Wegätzung eines Geschwüres am linken Augen­lid das ganze Auge zerstörte, eine Entschädig­ungsklage von 6000 M. gegen ihn eingereicht. Der Verstorbene, der Junggeselle war, soll ein nicht unbeträchtliches Vermögen htnterlassen.

Deutsches Reich.

Berlin. Eine kaum glaubliche Thier­quälerei gelangte in der Revistonsinstanz vor dem Strafsenat des Kammergerichts zur Ver­handlung. Nach Feststellung des Amtsgerichts in Zossen und des hiesigen Landgerichts H. hatte nämlich der Schlächtermeister Diedloff in Zossen sein überladenes Pferd in einem längs der Berlin- Kottbuser Chaussee belesenen Graben im August v. I. derart maltraitirt, daß er unter dem Bauche des armen Thieres, welches nicht im Stande war, den Wagen aus dem Graben zu ziehen, ein Strohfeuer anzündete, wodurch das

Thier in der Gegend des Bauches und der Vorderbeine mit Brandwunden bedeckt wurde. Die Hitze war so intensiv, daß die in der Nähe stehenden Bäume sogar davon gelitten hatten. Diedloff wurde in beiden Instanzen wegen Thier­quälerei zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt.

Der deutsche DampferPrinz Georg" war auf der Fahrt von Palermo nach Phila­delphia am 1. v. M., wie in Liverpool einge­langte Briefe melden, in größter Gefahr zu kentern und mit seiner Besatzung und den 100 Auswanderern, die er an Bord hatte, unterzu­gehen. An dem genannten Tage ergriff, bei furchtbar hohem Wellengänge, ein Wirbelsturm das Schiff und riß Raen und Takelwerk nieder, die bei ihrem Sturze das Deck durchschlagen. Die Wellen brachen fast gleichzeitig die Schaufel­räder, spülten 2 Matrosen über Bord und das Schiff lag bald ganz hilflos auf dem Wasser. Unter den Passagieren herrschte im Zwischendeck das größte Entsetzen und ein Mann starb in Folge der Angst. Zum Glück dauerte der Sturm nicht lange; ruhiges Wetter trat ein, worauf derPrinz Georg" die Weiterfahrt aufnahm und am 18. Dezember nach mehr als vierwöchentlicher Fahrt in Philadelphia eincraf.

(Ein entlarvter Schwindler.) Von Nürn­berg wird geschrieben: Aus Traunstein kommt die Nachricht von der Verhaftung eines Schwind­lers, der sich als Rechtspraktikant v. Hain bet dem dortigen Amtsgerichte niedergelassen hatte und bei dem es sich jetzt nachträglich heraus­stellte, daß derselbe gar keine juristischen Studien gemacht hat und erst kürzlich aus dem Zucht­hause entlassen worden ist. Wir haben es mit einem in Nürnberg und Stuttgart bekannten Hochstapler zu thun! Im November 1880 war nämlich hierher ein angeblicher Rechtspraktikant Freiherr v. Hain gekommen und auf Grund ge­fälschter Universttätszeugnisse der Universität Tübingen als Rechtspraktikant beim hiesigen Amtsgerichte zugelassen worden. Er gab Visiten­karten mit der Inschrift:Frhr. v. Hain, kgl. württemb. Kammerjunker" aus. Als er Gefahr lief, daß seine Schwindeleien aufgdeckt würden, verließ er unter Hinterlassung von Schulden die hiesige Stadt und nahm im nahen Stadt­amhof Stellung beim dortigen Amtsgerichte. Daselbst war er damals nach kurzer Zeit verhaftet worden. Inzwischen hatte sich auch herausgestellt, daß das Landgericht Stuttgart einen vom 29. November 1880 datirten Steck­brief erlaffen hatte, worin die Verhaftung des angeblichen geprüften Rechtspraktikanten und Justizrefereudärs" wegen Betrugs angeordnet wurde. Auch von Zürich aus war im August 1880 der Schwindler wegen Betrügereien ver­folgt worden und kurz vor seiner Hierherkunft hatte er unter dem NamenBaron v. König- Warthausen" in Wiesbaden, dann in der Rhein- Provinz sein betrügerisches Auftreten bethätigt. Nachdem er im Frühjahr des Jahres 1881 hier verurtheilt worden ist, hat er also gleich nach seiner Entlastung aus dem Gefängnisse die

tung betrugen 6 209 039 M. 04 Pfg., der Aus­gaben 4802191 M. 02 Pfg., somit derUeber- schuß 1406848 M. 02 Pfg. Wird von dem Anlage- und Betriebskapital der Post- und Telegraphcnverwaltung dasselbe beläuft sich auf 7068972 M. 55 Pfg. eine Verzinsung von 4 Prozent angenommen, so ergibt sich noch als Reinertrag 1072 927 M. 37 Pfg., 972837 M. hat Württemberg an Stelle der an die Reichskasse fließenden Ueberschüffe der Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung an das Reich abzuführen gehabt. Die Verzinsung des An­lagekapitals rc. nicht gerechnet, ergibt sich für Württemberg ein Mehrertrag der eigenen Ver­waltung von 434011 M. 02 Pfg.

DerSt.-Anz." schreibt: Unter unserem Landvolk ist die abergläubische Meinung weit verbreitet, daß Hexen es seien, welche Sturm und Hagel über die Saaten kommen lasten. In einer württembergischen Gemeinde, welche im Lauf der letzten Jahre von Hagelschlag schwer betroffen wurde, herrschte zu Anfang dieses Jahrs große Angst, ein altes Weib könnte unter den­jenigen Gemeindemitgliedern, die tödtlich erkrankt waren, zuerst sterben, denn in diesem Falle fürch­tete man für das laufende Jahr abermals ein Hagelwetter. Da gereichte es vielen Ortsein­wohnern zur großen Beruhigung, daß ein Mann, den kein Verdacht der Zauberei treffen konnte, die Reihe der Tobten dieses Jahrgangs eröffnete. 0 sauota siruxlioitas!

Tübingen, 10. Janr. Gestern Abend 91/2 Uhr starb ganz unerwartet schnell an einem Herzschlag Kameralverwalter Stump ff dahier, nachdem er noch den ganzen Tag auf der Kanz­lei und den Abend im Kreise seiner Familie zugebracht hatte, ohne sich irgendwie unwohl ge­fühlt zu haben. Der Verstorbene kam, nachdem er früher denKameralämtern Altenstaig und Geislingen vorgestanden hatte, im Jahre 1871 hieher. Mit ihm ist ein Beamter aus dem Leben geschieden, der mit seltenem Fleiße und Eifer und größter Gewissenhaftigkeit und Tüch­tigkeit sein Amt verwaltete; bei größter Strenge im Dienste, wußte er sich dennoch die Liebe und Achtung nicht nur seiner Untergebenen, sondern auch sämmtlicher Bezirksangehörigen in hohem Maße zu gewinnen. Die Tüchtigkeit und Pflicht­treue des Verstorbenen wurde auch höheren Orts dadurch anerkannt und belohnt, daß ihm der Titel Finanzrath und der Kronorden 2. El. zu Theil wurde. Sein Andenken wird in den Her­zen Aller, die mit ihm im Verkehr gestanden, fortleben.

Ein dieser Tage in Pfullingen abge­schlossener Pferdehandel dürfte wohl einzig in seiner Art dastehen. Sägmühle-Besitzer N. von dort bot gelegentlich beim Biere dem Mineral- wasterfabrikant H. ein Pferd zum Kaufe an; letzterer erwiderte, daß er zwar kein Pferd ge­brauche, aber dennoch, dem Cubikfuß nach Lieb­haber zu demselben sei. Der Handel wurde fest zu 40 Pfg. per Cubikfuß und das Pferd hernach vorschriftsmäßig abgemessen, aber siehe

Das Lied der Wachtigall.

Novelle von Kbristopk Wiese.

(Fortsetzung.)

Aber wo bleibt denn der Oekonom, der Wilhelm?" fragte der Pfarrer.Ich habe ihn schon gestern nicht gesehen."

Bei diesen Worten flog ein düsterer Schatten über Friedbergs Antlitz.

Er hockt zu Hause," antwortete er dann,und doch schweigen wir davon!"

Was ist das, Bürgermeister?" fragte Velten bewegt.Hat der Junge Dir Verdruß bereitet?"

Friedberg machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand.

Die beiden Freunde gaben sich ein Zeichen, näher auf die Sache einzugehen.

Laßt Euch eine kleine Geschichte erzählen!" fuhr der Amtsrichter fort.Ihr wißt, daß ich seit einiger Zeit Gaben für die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger annehme. Als ich nun neulich Abends es dunkelte bereits eben damit beschäftigt war, einen Theil der einge- laufencn Beitrage abzusenden, klopfte es plötzlich. Ich öffnete die Thür und eine große, verhüllte Frauengestalt stand vor mir.

Sie nehmen Gaben an," so begann sie,für die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger. Wollen Sie denselben auch diese Kleinigkeit bei­fugen ?"

Hierauf überreichte sie mir ein kleines leinenes Beutelchen, wobei ich deurlich bemerkte, daß ihre Hand zitterte.

Darf ich Ihren wcrthen Namen wissen, meine Dame?" fragte ich bewegt.

DaS ist überflüssig," entgegnete sie.

In diesem Augenblick verschob sich ihr Kopftuch ein wenig und ich entdeckte zu meiner größten Ueberraschung mit wem ich zu thun hatte.

Aber, liebes Fräulein," fuhr ich fort,fällt Ihnen dieses Opfer auch nicht zu schwer?"

Nein, Herr Amtsrichter," sagte sie ruhig,ich bringe eS gern."

Haben Sie auch an Ihre kranke Mutter, an Ihre Zukunft ge­dacht?" fragte ich weiter.

Das Mädchen war nicht im Stande, den sich jetzt aus Ihrer Brust emporarbeitenden Seufzer zu unterdrücken und die hervorquellende lichte Thräne zurückzudrängen.

Ja," erwiderte sie dann,ich habe alles sehr sorgfältig erwogen. Wir können diesen Betrag wohl entbehren."

Mein Interesse und meine Theilnahme wuchsen mit jedem Augen­blick. Nachdem es mir gelungen war, die Brave noch einige Zeit auf­zuhalten und ihr Vertrauen zu gewinnen, erzählte sie wie folgt.

Sie werden in dem Beutel zehn Thaler finden, Herr Amtsrichter. In vielen, vielen und langen Nächten habe ich sie verdient. Wen» Mütterchen eingeschlafen und alles still war, verließ ich mein Lager, steckte die kleine Lampe an und stickte. Nur der liebe Gott weiß davon. Welch' eine glückliche Zeit! Ich hatte kein geringeres Ziel, als mir durch diese nächtliche Arbeit die Mittel zu meinem dereinstigen Braut­kleide zu beschaffen. Mein Geliebter war reich, leider, leider, sehr reich und vornehm. Deßhalb fühlte ich den Mangel an irdischen Gütern zehn­fach und glaubte einigen Trost darin zu finden, wenn ich mit unermüd­lichem Eifer arbeitete und sparte. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt! Die Eltern untersagten ihrem Sohne jeglichen Umgang mit mir und entzogen uns alle Aussicht, je miteinander vereinigt zu werden. Als

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