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M iien Tannen

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von der oberen Nagold.

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Wr. 5.

Menstaig, Samstag den 12. Januar.

1884.

2 Staats- und Privatversicheruug.

Vor längerer Zeit schon hieß es, daß von Seiten der Reichsregierung genaue Erhebungen über das Geschäftsgebahren der Versicherungs­gesellschaften angestellt würden und daß das zu sammelnde Material zu dem Nachweise dienen sollte, die Privatversicherungsgesellschaften kämen ihren Pflichten gegenüber den Versicherten nur in schwerfälliger Weise nach, ihr Mühen sei in erster Linie auf eine hohe Dividende für ihre Aktionäre gerichtet.

Die Versicherung ist ein Geschäft, wie es der Transport, der Kornhandel, der Verkauf von Stiefelwichse oder sonst dergleichen ist; der Unternehmer will verdienen. Nun wird aber derjenige, der seine Kunden reell bedient, immer die besten Geschäfte machen und so liegt es denn auch in dem Interesse der Versicherungsgesell­schaften, streng reell vorzugehe», damit immer wettere Volkskreise Vertrauen zur Assekuranz fassen, d. h. zu neuen Kunden der Gesellschaften werden. Es sind ja zweifellos Fälle von Uusolidität auch bei dieser Geschäftsbranche vor­gekommen und besonders auswärtige Gesell­schaften, die in Deutschland arbeiteten, haben schon zu verschiedenen Malen ihre Versicherten im Stiche gelassen. Aber die Unsolidität ein­zelner kann man nicht der ganzen Branche ent­gelten lassen. Wenn der Staatsversicherung das Wort geredet werden soll, so könnte man dies mit dem Hinweise darauf, daß der Staat, die Gesammtheit Aller, die Schäden seiner einzelnen Angehörigen bet gehöriger Vertheilung aus alle leicht zu tragen vermag und nicht nöthig hat, ein Geschäft zu machen. Das aber ist ja auch der Gedanke der sogenannten Gegenseitig­keitsversicherungen, die demselben Prinzipe in kleinerem Kreise und ohne staatssozialistischen Hintergedanken folge».

Nun mag es ja auch zutreffend sein, daß die Zahl der von Versicherten gegen die Asse­kuranz-Gesellschaften geführten Prozesse keine geringe ist; indessen gibt dies keinen Anhalt für die Behauptung, daß die Gesellschaften im Unrecht seien. Jede gemeinnützige Institution ist der Gefahr ausgesetzt, von unsauberen Ele­menten mißbraucht zu werden. Wie oft wird die öffentliche Wohlthätigkeit vonunverschäm­ten" Armen gebrandtschatzt, in deren Hinter­lassenschaft man Kapitalien vorfindet; und so werden auch die Versicherungsgesellschaften von sogen. Seelenverkäufern und gewinnsüchtigen Brandstiftern ausgenutzt. Es soll zugegeben werden, daß diese Fälle selten sind; aber sie kommen vor und die Gesellschaften nehmen nicht our ihr und ihrer Aktionäre Interesse wahr, wenn sie es in zweifelhaften Fällen auf einen Prozeß ankommen kaffen, sondern sie sind auch die Borkämpferinnen des öffentlichen Rechts­bewußtsein, das sich empört gegen jeden unred­lichen Erwerb ausspricht.

Würden die Prozesse in Wegfall kommen, wenn der Staat die Versicherung in die Hand nähme u. sie vielleicht sogar obligatorisch machte? Gewiß nicht. Wer vermag z. B. stets genau zu entscheiden, ob bei Brandstiftung durch grobe Fahrlässigkeit nicht die bestimmte Absicht vor­handen war! Ja, selbst die Bestimmung, daß der Versicherungsnehmer durch den Schadenersatz nie Vortheile erlangen soll, verleitet häufig zu einer höheren Verlustangabe und die Auseinander­setzung wird stets eine schwierige sein, wenn der Verdacht einer beabsichtigten Uebervortheilung der Assekuranz vorliegt.

Gegen derartige beabsichtigte Uebervortheil- uugen, deren betrügerischer Charakter leider noch vicht überall voll zum Bewußtsein kommt,

würde sich auch der Staat schützen müssen, wenn er die Assekuranz monopolisirt; würde er dies versäumen und minder auf der Hut sein, als die Privaiversicherung, so würden Staatskasse und Rechtsbewußtsein gleichmäßig geschädigt.

Tagespolitik.

In dem Antwortschreiben des Kaisers auf das Neujahrsglückwunschschreiben des Ber­liner Magistrats heißt es:Ich preise Gottes Güte, daß es mir noch vergönnt gewesen ist, dem stolzen Denkmal an den Ufern des Rheins zum ewigen Gedächtniß der glücklich wieder er­rungenen Einheit Deutschlands, aber auch als ernstes Wahrzeichen für die erstarkte wehrhafte Macht des geeinten deutschen Reiches in feier­licher Stunde die Weihe zu ertheilen. Nicht minder wird mir die würdige Feier, wozu im Andenken an den großen Reformator nach vier Jahrhunderten die gesammte evangel. Christen­heit sich mit mir vereinigte, stets eine erhebende Erinnerung bleiben. Zur größten Befriedigung gereicht mir, daß der Jahreswechsel sich unter Verhältnissen vollzogen hat, welche die Hoffnung auf eine ruhige und ungetrübte Zeit begründen. Ich lebe der Zuversicht, daß unter dem geseg­neten Schutze des Friedens, dessen Erhaltung durch persönlichen Verkehr mit befreundeten Für­sten neue Bürgschaft erhielt, die Nation auch ferner einer gedeihlichen Entwickelung entgegen­geht." In dem Antwortschreiben an die Stadt­verordneten sagt der Kaiser, er habe sich mit Frische and Rüstigkeit unausgesetzt dem Dienste des Vaterlandes widmen können. Wenn dabei er als Aufgabe erkannt habe, die Freundschaft auch mit fremden Fürsten zu pflegen u. dadurch eine größere Annäherung der Nationen unter einander herbeizuführen, so hoffe er, diese Be­ziehungen würden auf die Sicherheit und Wohl­fahrt des ganzen Landes nicht ohne nachtheiligen Einfluß bleiben.

Die GlattdeckskorvetteSophie" hat Befehl erhalten, von Genua nach Guinea an die Westküste Afrikas zu gehen, um dort Re­pressalien zu üben. Vor längerer Zeit strandete daselbst ein deutsches Handelsschiff; die Ladung wurde von den Eingeborenen geplündert, die Mannschaft zum Theil ermordet.

Der bayrische Landtag berieth gestern das Hagelgesetz. Art. 9 und 9 a wurden an­genommen, wonach die Anstalt vom Staat ein unverzinsliches Grundkapital von einer Million und einen jährlichen Staatszuschuß von 40000 M. erhält. Gegen den Antrag Geiger auf einen Jahreszuschnß von 100 000 M. bemerkte der Finanzminister, die Regierung gewähre den Zuschuß überhaupt nur unter der Voraussetzung, daß künftig die Steuernachläffe wegen Hagel­schäden fortfallen, welche bisher 40 000 M. be­trugen. Somit wäre der Staatszuschuß nur die Transferirung des Budgetposten. Es könn­ten sonst auch andere Stände verlangen, daß ihnen ein Staatszuschuß gegen Verlustgefahr gewährt werde.

In Wien erhielten verschiedene Per­sonen, darunter Industrielle, Drohbriefe zuge­sendet. Die Briefe sind mit einer Galgenzeich­nung verfehen, sie kündigen den betreffenden Adressaten an, daß das Todesurtheil gegen sie gefällt sei, und sind unterschrieben:Das anar­chistische Zentralkomitee". Die Empfänger übergaben die Drohbriefe der Polizei, welche eine Untersuchung eingeleitet hat.

In Leicester (England) soll man einer fenischen Verschwörung auf die Spur gekommen sein, welche Entdeckung in der Stadt und der nächsten Umgebung die größte Aufregung her­vorgerufen hat. Die Leicester durchschneidende

Midland - Eisenbahnstrecke wurde während der letzten Nächte, gleich allen Stationsgebäuden und Gütermagazinen, von dem Bahnpersonale, Bahnarbeitern und Polizisten streng bewacht, da es hieß, daß ein Dynamit-Attentat gegen den von London kommenden Eilzug geplant sei, und sind alle Vorkehrungen getroffen worden, um jeden Versuch der vermutheten Verschwörer­bande, ein Unheil anzurichten, zu vereiteln.

In London sind gegenwärtig Gesandte des Boern-Landes, der Transvaal-Republik, anwesend, um gewisse Rechte von England zurückzufordern. Tiefe Gäste fanden eine sehr zuvorkommende Aufnahme, aber von Zugeständ­nissen politischer Natur wollte Lord Derby nichts wissen. Sie haben nun eine wenig höf­liche Note erlassen und erklärt, sie würden ihre Forderungen als bewilligt ansehen; sie müßten es der englischen Regierung überlassen, etwaige Gegenmaßregeln zu ergreifen. Daraus können in Südafrika neue Verlegenheiten erwachsen.

Der vermuthliche Mörder des Polizei- Chefs Sudejkin mit Namen Jablonski (oder eigentlich Degajeff) ist noch immer nicht gefun­den. Dagegen wurden zahlreiche andere Personen inhaftirt. Unter den Papieren des Ermordeten fand man umfangreiche Aufzeichnungen über die Fäden der Verschwörung, in deren Verfolgung er sein Leben lassen mußte. Der Neffe des ermordeten Sudejkin, welcher bei dem auf letz­teren verübten Attentat bekanntlich auch schwer verwundet wurde, ist seinen Wunden erlegen.

Lavdesuachrichteu.

In Herrenberg haben in letzterer Zeit mehrfach Diebstähle stattgefunden. Nachdem vor einiger Zeit bei einem Damenschneider mittelst Einsteigens in Arbeit begriffene Damenkleider und eine Taschenuhr entwendet wurden, sind vor 14 Tagen in einem Tuchladen einige Stücke Tuch abhanden gekommen und in der Nacht vom 6. auf 7. ds. wurde, wie man demN. Tgbl." schreibt, bei dem Metzger Hauser aus seinem Wohnzimmer von einer Kommode ein Pult weg­gestohlen, in welchem sich gegen 500 M. befan­den, die der Metzger bereit gehalten hatte, um sich auf den Viehkauf zu begeben.

Stuttgart, 8. Jan. Der Mtllionen- Winkel Kißlegg-Wangen der Volkswitz be­zeichnet die genannte Bahnstrecke aus naheliegen­den Gründen also dürfte demnächst auf's Neue Gegenstand eines erbitterten Prozesses werden, da der Unternehmer Voß-Gera den Fis­kus mit der Kleinigkeit von 775000 M. ver­klagt hat. Die erste Verhandlung dieses Monstre- prozeffes findet am 12. Februar ds Js. statt. Von Seiten des Klägers ist RA. Dr. Kielmeyer mit Erhebung der Klage beauftragt.

Stuttgart, 9. Januar. Der soeben er­schienene Verwaltungsbericht der K. württ. Ver­kehrsanstalten für das Rechnungsjahr 1882/83 konstatirt, daß während desselben die Betriebs­einnahmen der Eisenbahnen 26835660 Mk. 42 Pfg., die Ausgaben 14412381 M. 84Pfg. oder 53,7 Proz. der Einnahmen betrugen. Der Reinertrag berechnet sich auf 2,79 Proz. des Gesamrntanlage-Kapitals von 443987403 M. Die Verzinsung der Eisenbahnschuld dieselbe betrug am 1. April 1882 366381126 M. erforderte 15176687 M. 86 Pfg. Die Bodensee­dampfschifffahrt ergab an Einnahmen 249215 M. 92 Pfg., an Ausgaben 198 799 M. 90 Pfg., somit Ueberschuß 50416 M. 02 Pfg. Der Aufwand für das Schiffsmaterial rc. betrug bis 31. März 1883 1046309 M. 43 Pfg., die bis auf 178708 M. 28. Pfg. aus den Schiff- fahrtserträgniffen abgetragen worden sind. Die Einnahmen der Post- und Telegraphen-Verwal-