spielt den Beschützer. In Irland ist es etwas ruhiger geworden, nur ab und zu hört man seit dem Meuchelmordprozesse an Burke und Caven- dish noch von der Existenz der Fenierbanden, von denen in diesem Prozesse 11 vor den Ge­schworenen standen und 5 gehängt wurden. Wie es mit dem Projekte der Verbindung Englands mit dem Continent durch einen unter­irdischen Canal steht, ist Heuer noch nicht zur Entscheidung gekommen, England und Frank­reich trauen sich als gute Freunde offenbar gegenseitig nicht.

In der Schweiz hat sich nicht viel in den letzten 12 Monaten verändert. Alles nahm so ziemlich seinen gewohnten Gang. Nur die Züricher Landesausstellung hat io recht gezeigt, wie die Industrie in der kleinen Eidgenossenschaft in stetem und erfreulichem Wachsen begriffen ist, eine Thatsache, die hauptsächlich dem Um­stande zu verdanken ist, daß keine Gerüchte von Kriegen in dem bescheidenen Staate eineHetmath finden können.

Von Italien ist nicht viel zu berichten. Nur das schreckliche Erdbeben auf der Insel Jschia, dem Tausende von Menschen zum Opfer gefallen sind, hat von sich reden gemacht und die Sterblichen in der Ueberzeugung be­festigen müssen, daß die Elemente unbekümmert um die Werke der kunstgeübten Menschenhand toben und wüthen. Eines aber ist von großer politischer Bedeutung für Italien und Deutsch­land; es ist die im Monat Dezember erfolgte Romreisc des deutschen Kronprinzen, der auf der Rückkehr von Spanien, auch dem Papste einen Besuch abgestattet hat.

In Spanien ist's so ziemlich beim Alten geblieben. Der Besuch des deutschen Kronprin­zen hat, wie man annehmen darf, der monar­chischen Verfassung des Landes eine wesentlich festere Grundlage geschaffen, als dies seither der Fall war, trotz der Versuche der republikanischen Liga, die Verfassung in ihrem Sinne umzu­stoßen.

Rußland, das unermeßliche Czarenreich, wie steht's mit dem? Charakteristisch ist df Schilderung eines Blattes, das schreibt:No^ immer geht ein unheimlicher Geist durch das große Reich. Millionendiebstähle in öffentlichen Caffen, Banken und Magazinen, Unterschlagun­gen, deren sich hohe Staatsbeamte schuldig machen, Bauern- u. Studentenunruhen, geheime Verbindungen in der Armee, daneben Prügeln der Gefangenen undVerschickungen ohne Urtheil und Recht nach Sibirien." Das ist so ziemlich Alles, das hinwiederum einmal das allgemeine Interesse in Anspruch nimmt. Ende Mai fand die Kaiserkrönung in Moskau statt, bei der es an Gepränge und Glanz, aber auch nicht an Sicherheitsmaßregeln und Sicherheits-Organen in Hülle und Fülle fehlte, denn der Nihilis­mus lebt noch fort im Lande der Reußen.

Die Türket krankt immer noch, sie lebt nicht, kann aber auch nicht sterben. Von Kon­stantinopel aus mutzte der Sultan ruhig Zusehen, wie die Engländer in Egypten hantierten. Was thun, fragte der Sultan beständig und dabei schwebt er in steter Furcht vor Verschwörern und voraussichtlich wird der Türke auch im neuen Jahre noch in gleicher Weise dahinstechen. Das ist's, was man in wenigen Worten von der Türkei sagen kann.

Fahren wir nach Afrika, nach Egypten hinüber, so begegnen wir auch dort einem Zu­stande, der nur unser Mitleid erregen kann. Zwar ist es zur Zeit wieder etwas friedlicher als vor Monaten und auch die Cholera, die dem Zehntausend nach mit unerbittlicher Strenge aufgeräumt hat, ist, wenn auch noch nicht ganz, so doch in ihrer Gewalt verschwunden. Egypten hat eine neue Verfassung erhalten, deren Wir­kungen erst abgewartet werden müssen.

Und nun jenseits des Oceans, Nordame­rika? Auch in der neuen Welt hat man Kla­gen über Ueberschwemmungen und fürchterliche Sturmwinde gehört. Jedes Jahr nimmt, was bei uns in Europa im Allgemeinen leider nicht der Fall ist, die Staatsschuld erklecklich ab und zwischen Chile ».Peru endlich, in Südamerika, -> ist, was dort nichts so Seltenes ist, nach einem X Kriege Frieden geschlossen worden, auf wie lange, v das wissen die Götter!

Tagespolitik.

Der Kaiser hat aus Reichsmitteln 300000 M. zur Aufführung eines Projekts bewilligt, welches bezweckt, die Hochwasser der Jll mittels einer Kanalanlage bei Erstem dem Rhein zuzuführen.

König Humbert von Italien hat die Einladung des deutschen Kronprinzen zu einem Gegenbesuch in Berlin angenommen und dürfte derselbe wahrscheinlich im Frühjahr stattfiaden.

Es sind Gerüchte im Umlauf, denen zufolge der kaiserliche Statthalter der Reichs­lande, Generalfeldmarschall v. Manteuffel, durch eine jüngere Kraft ersetzt werden soll. Als seine Amtsnachfolger werden General v. Werder und Prinz Albrecht von Preußen genannt.

Offiziös wird gemeldet, daß im, Reichs­amt des Innern ein Gesetzentwurf vorbereitet werde, welcher das gesammte Gebiet des Ver­sicherungswesens umfaßt, also Lebens-, Feuer-, Hagel-, Vieh- und Transportversicherung. Es ist indessen noch fraglich, ob der Reichstag schon in seiner bevorstehenden Session sich damit zu beschäftigen haben wird.

DerFigaro" schreibt über die Krieg­führung in Tongktng:Der Krieg wird ohne Pardon geführt; die Geldstrafen, die bis jetzt den aufrührerischen Dörfern auferlegt wurden, genügen nicht. Die Aufrührer werden ohne Gnade niedergeschofsen. Jeder Bewaffnete wird als Pirat betrachtet und füsilirt. Es ist ein fürchterlicher Krieg, der keine Gefangenen kennt. Die einzige Rechtfertigung für solche Maßregeln wäre in dem Umstande zu suchen, daß jeder Franzose, der den Anamiteu oder Chinesen in die Hände fällt, sofort geköpft wird. Die Sol­daten wissen dies und schonen ihre Feinde nicht."

Die amtliche Ziffer des Verlustes der Franzosen vor Sontay wird von amerikani­schen Berichterstattern für viel zu niedrig er­klärt. Die Franzosen u. die mit ihnen kämpfenden anamiiischen Soldaten hätten mindestens zusam­men 1000 Mann verloren.

Der Graf von Paris wird dem Könige von Sva"-" Besuch machen und im kgl.

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verübt worden. Pächter hatte ein Gu. übernommen, dessen früherer Pächter exmittiert worden war. Der neue Pächter wurde in Gegen­wart seiner Frau auf offener Straße niederge- schosfen; der Thäter entkam. Zahlreiche Ver­haftungen haben bereits stattgefunden.

Das Amtsblatt von Bulgarien ver­öffentlicht die fürstliche Genehmigung des Be­schlusses der Sobranje (Volksvertretung) bezüglich des in die bulgarische Verfassung einzuführenden Zweikammersystems und einen vom Fürsten gutgeheißenen Bericht des Mintsterraths, welcher dem Beschlüsse der Sobranje beitritt, daß die große Sobranje erst nach dreijähriger Erprobung der Verfassung von Tirnowo und ihrer neuen Gestaltung zur endgültigen Beschlußfassung in Betreff der letzteren zusammentrelen wll.

Die neuesten Nachrichten aus dem Sudan lassen die Lage in Egypten im trübsten Lichte erscheinen. Der falsche Prophet marschirt auf die Hauptstadt Chartum. Eine Allarmdepesche derTimes" aus der sudanesischen Hauptstadt berichtet, daß Alles, von dem raschen Eintreffen von Bestärkungen abhänge. DerLeutenant" des Mahdi hat an den Kommandanten von Tokar geschrieben und die Uebergabe dieses Platzes verlangt; gleichzeitig meldete er dem Kommandanten, daß der Mahdi in Kürze gegen Egypten vorrücken werde.

Lrlldesmchrichteu.

Altenstaig, 30. Dez. Am letzten Donner­stag (Johannesfeiertag) fand imWaldhorn" dahier die Weihnachtsfeier desKranzes" statt zu welcher namentlich auch von auswärts zahl­reiche Gäste erschienen waren. Die oberen Räume des Waldhorns waren so besetzt, daß Später- kommende nur noch schwer Plätze finden konn­ten. Nach 6 Uhr wurde der schön geschmückte große Christbaum mit einem Schlage angezün­det und die Gabenverlosung vorgenommen, wo­bei nur Wenige ohne Gewinn blieben und die theilweise werthvollen Gaben viele Freude mach­ten. Die Zeit vor und nach der Verlosung wurde durch Gesänge eines Männerquartetts,

eines gemischten Doppelquartetts und durch ver­schiedene Sologesänge ausgefüllt. Besonderen Beifall fanden aber ein komisches Duett hiesiger Damen und die Violinvorträge des Herrn Stud. Mezger, welch' letztere von Herrn Stadt­pfarrer Mez g er begleitet wurden. Erst spät trennte sich die Gesellschaft und allgemein wurde die Befriedigung über die gelungene Feier aus­gesprochen.

Alten staig, 31. Dez. Gestern Sonntag Abend hielten der Kriegerverein und Liederkranz eine gemeinsame Christbaum- feier im Gasthof z. grünen Baum ab. Die­selbe wurde so zahlreich besucht, daß trotz der geräumigen Gelasse nicht alle Theiluehmer Platz finden konnten. Die Verloosung fand starken Zuspruch und ganz natürlich trieb die Glücks­göttin Fortuna wieder ihr neckisches Spiel: auf der einen Seite gabs heitere, auf der andern leer ausgehenden Sette lange Gesichter. Je nachdem ein Glücklicher einen Gegenstand gewann, setzten sich die Lachmuskeln der Teil­nehmer in unbegrenzter Weise in Bewegung. Den Humor förderten weiter einige gelungene deklamatorische Vorträge, während die Gesänge des Liederkranzes mehr erhebend zum Gemüth sprachen. Mit einer Tanzbelustigung fand die schöne Feier ihren Abschluß.

Alten st aig, 31. Dezbr. Bei der Ge­meinderathswahl am Samstag haben von 329 Wahlberechtigten 245 (fast Vstel) abgestimmt. Gewählt wurden 2 seitherige Gsmeinderäthe: Hr. Johs. Kaltenbach mit 176, Hr. Mast, We­ber mit 105 Stimmen. Neu tritt in den Ge- metnderath ein: Hr. Johs. Luz, Sparkassier, welcher 131 Stimmen erhielt. Weitere Stim­men erhielten: die Herren I. Schill, Mühle­besitzer 89, Ehr. Burghard 85, Mast, Kleider­händler 29, Bäßler, Kleiderhändlcr 29, Mater, Weißgerber 22. Die übrigen Stimmen zer­splitterten sich.

Nach demGes." wurden bei der Ge­meinderathswahl inEgeuhausen die 2 aus­tretenden Mitglieder: die Herren M. Hauser und Koch wieder gewählt und in Sptelberg t > 0 « Gemeindera.''sk-,ll?a'vm p-'d-riu:

, multheiß Hr. R»ch.er, mn yn.meu zu Weihnachten M. 100. zugesandt u. nach demSchwäb. Merkur" vom letzten Samstag bedachten mehrere Mitglieder der Freiherr!, v. Gültlingen'schen Familie die Kleinkinderschule in Bern eck mit einer ansehnlichen Weihnachts- gabe.

Stuttgart, 28. Dezbr. Die Heilung des bei dem Raubmordanfalle in der Kronprtnzstraße verwundeten Bankier Hetlbronner ist so weit vorangeschritten, daß er schon vor einigen Tagen den Katyarinenhofpital verlassen und nach Hause zurückkehren konnte. Sein Geschäft hat er noch nicht wieder eröffnet. Der andere Verletzte da­gegen, Oettinger, ist immer noch nicht außer Lebensgefahr.

Eßlingen, 28. Dez. Wilhelm Morlock hat seine Entlassung aus der Haft dazu benützt, sich aus dem Staube zu machen. Ein Bruder von ihm hat sich schon vor 3 Wochen von hier entfernt. Beide haben Frau und Kinder in großer Noth zurückgelafsen.

Rottenburg a. N., 26. Dez. Ein Be­weis von seltener Ehrlichkeit möge hier noch registrirt werden. Dieser Tage erhielt Herr Geometer Wendelstein dahier, Agent der Magde­burger Feuerversicherungs-Gesellschaft, eine ano­nyme Zuschrift sammt einem Hundertmarkschein und zwar voneinem Abgebrannten, der sich gerade hier aufhalte." Motwirt wird diese Sendung damit, daß er (der Abgebrannte) den Werth seines Mobiliars zu hoch angegeben habe, weßhalb er die obige Summe herauszubezahlen sich gedrungen fühle. Man möchte nur wün­schen, daß gleiche Gewissenhafngkeit auch dem Staate gegenüber von Seiten zu niedrig fattren- der Kapitalisten eingehalten würde.

In Gärtringeu i'" r Küfer B. von dort schon seit vielen Jahren mit einem üblen Fußleiden behaftet und konnte trotz aller ange­wandten ärztlichen und Geheimmiml nicht von demselben befreit werden. Vor einiger Zeit kamen nun auf ihrer Wanderschaft einige ge­riebene Zigeuner in den betreffenden Ort und erfuhren zufällig auch von der Krankheit des