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M. i.

Menstaig, Dienstag dm 1. Januar.

1884 .

Der volle Klang der Festesglocken Verkündete den Morgen schon,

Und unter Jubel und Frohlocken Bestieg das neue Jahr den Thron Geöffnet ist der Zukunft Pforte,

Der Hoffnung unbegrenztes Feld,

Es tönen Gruß und Herzensworte Mit guten Wünschen treu gesellt.

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§ Und wenn nun Hoffen und Verlangen

In jeder Seele neu erwacht,

Nicht das allein, was wir empfangen,

Auch was wir geben sei bedacht.

Zwölf Monde dehnen weit und weiter Vor unsers Geistes Blick sich aus;

Sie fordern, trübe oder heiter,

Verstand, Geduld und Kraft heraus.

Gar mancher von den vielen Tagen Wird freudenlos und stürmisch nah'n, Und fordern Stärke im Ertragen, Festbleiben auf der rechten Bahn;

Und wenn die schweren Wolkenmassen Von unserm Haupte abgewandt,

Dann gilt's, den AugenbNk zu fassen Mit raschem Muth und stch'rer Hand.

Denn nur, wenn Geist und Herz sich regen Gemeinsam und mit aller Kraft,

Dann krönt das Werk des Himmels Segen, Der aus Geringem Großes schafft.

Und daß nicht Denken, Thun und Wollen Uns selber nur zum Nutzen sei,

Das ist es, was wir geben wollen Im neuen Jahr, von Selbstsucht frei.

Denn wenn auch keine Frucht zu schauen, Ein Segen bleibt uns doch zurück:

Am Glücke And'rer treulich bauen Hilft allezeit zum eig'nen Glück.

Dann haben wir den Hort gewonnen,

Den Frieden, den nichts rauben mag;

Und also sei mit Gott begonnen Des neuen Jahres erster Tag!

Rückblick auf das Jahr 188 L.

Abermals ging ein Jahr seinem Ende zu, auf das wir mit Thronen in den Augen zu­rückblicken müssen. Das Jahr 1883, es hat uns zwar das köstlichste Gut der Völker, den Frieden erhalten und in seinem Verlaufe wohl auch gesichert, nichtsdestoweniger begegnet man gar Vielen, die traurigen Blickes in die Ver­gangenheit der letzten 365 Tage sehen und es ist schön zu hoffen sich nur in dem Ge­danken einigermaßen trösten können, es wöge sich das Jahr glücklicher für sie vnd auch se"

. . it Unrecht ein

Katastrophenjuhr oes neunzehnten Jahrhunderts nennen kann, gefordert. Ueberfluthungen, Or­kan" -ngelschlag, Schiffsunglücke, Eisenbahnun- fäue, -ittandfälle, Erdbeben, die gräßliche Cho­lera u. s. f., Alles hat zusammengeholfen, den Bewohnern der Erde ihre Ohnmacht den Ele­menten gegenüber so deutlich als möglich zu machen, und doch hat man sich allerorts aufge­rafft, mit Muth und Energie daran gearbeitet, auf irgend welchem Wege den wüthenden Ele­menten entgegenzutretcn und Gott sei Dank, es ist in diesem oder jenem Falle wenigstens ge­glückt, so viel als möglich wieder gut zu machen oder doch Vorkehrungen zu treffen, welche un­sere Furcht vor- neuen Katastrophen herabzu­mindern geeignet stnd, soweit deren Vermeidung in Menschenhand und Menschenkraft gegeben ist.

In der Politik hat sich gar Manches Be­deutsame abgespielt, gar Manches hat sich er­eignet, das verschiedene Blätter der Geschichte zur Erinnerung der Nachwelt anfüllen wird. So ist in unserem kleinen Württemberg mehr als ein bedeutungsvolles Ereigniß aufzuzeichnen, das weit über die Landes- und Reiches-Grenzen hinaus von sich reden gemacht hat. Im Land­tage kam eine Reihe von Verfassungsfragen zur Sprache, u. Dutzende von guten und praktischen Vorschlägen wie z. B. wegen einer Reform des Etnzelrichtersystem, wegen Reduktion der Zahl der Landgerichte und Beförderung der Richier nach Kenntniß und Erfahrung, nicht nach An- ciennität u. s. w. sind gemacht worden, ohne übrigens von wesentlichem Erfolge begleitet zu sein. Ein landwirthschaftlicher Antrag des Ab­geordneten von Künzelsau, betr. den Erlaß eines Gesetzes wegen einer Zwangsversicherung für an Milzbrand rLL"mllzdrandartigen Krankheiten gefallenes Vieh, fand Annahme. Von großem Interesse bei den herrschenden socialen Zustän­den war die Beantwortung der Armengesetz- gebungs-Jnterpellation durch den Minister des Innern v. Hölder, wonach der Anschauung Recht gegeben wurde, es möge ein Unterstützungs­wohnsitz nichtvorErlangung eines anderen ver­

loren gehen können. Sodann wurde ein neues Notariatssportelgesetz berathen und entsprechend abgeändert angenommen.

In industrieller Beziehung ist es besonders das Export-Musterlager, das in diesem Jahre von sich reden gemacht hat. Ein Kind der württembergischen Landesgewerbe - Ausstellung, hat das Institut in diesem Jahre, dem zweiten seiner Geburt, in jeder Beziehung und für alle Branchen unserer einheimischen Industrie segens­reich gewirkt und derselben eine Reihe neuer L'" ' . «roße Aabt /n-n-r Ahv.» ' er-

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und gerade oie Gründung des Musterlagers hat auch in Bayern und im Elsaß ungetheilten Beifall u.Aufforderung zur Nachahmung gefunden.

Sehen wir uns in unserem weiteren Vater­lands, im Deutschen Reiche um, so ist es in erster Linie der deutsche Reichstag, dessen Bc- rathungen Heuer ganz besonders geeignet waren, das allgemeine Interesse zu erwecken. Das oft beklagte Nebeneinandertagen von Reichstag und Landtag, die Berathung und das Schicksal des Tabakmonopols, der Antrag der Mitglieder des elsaß-lothringischen Landesausschusscs auf Zulassung der französischen Sprache in diesem Ausschuß, dies alles waren Gegenstände von großer Bedeutung für das deutsche Volk. Wei­ter ist hervorzuheben, daß in diesem Jabre mit der Vorlage und Annahme des Krankenkassen- Gesetzes der erste Schritt zur Lösung der sozia­len Frage gethan worden ist, der werth ist, von allen Parteien mit gleicher Sympathie aus­genommen zu werden.

Von größter Bedeutung stnd die Versuche Deutschlands, die mit den fremden Staaten unterhaltenen freundschaftlichen Beziehungen nicht nur zu erhalten, sondern auch nach Kräften zu befestigen. Insbesondere müssen die Reisen des deutschen Kronprinzen nach Spanien und Italien als Zeichen dafür gelten, daß man in Deutsch­land wirklich bestrebt ist, sich mit dem Aus­lande auf möglichst guten Fuß zu stellen. Die Kundgebungen in Spanien überall da, wo sich der Kronprinz zeigte, zeugen davon, wie man sich auch dort befleißt, Deutschland als Freund betrachten zu dürfen, während die Romreise des Kronprinzen und sein Besuch beim Papste für die Lösung der Culturkampffrage von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein wird.

Von berühmten Männern verlor die deut­sche Nation neben dem in Zürich verstorbenen Prof. Gottfried Kinckel den großen Tondichter undZukuftsmusiker" Richard Wagner, den der Tod in Venedig ereilte, und in Berlin, vom deutschen Volke tief betrauert, verstarb am 29. April der Gründer des segensreichen Genossen­schaftswesens, Schulze-Delitzsch.

Wie sah es nun in Oesterreich-Ungarn im Jahre 1883 aus? Auch hier in Tyrol richtete das Wasser großartige Verheerungen an, deren Folgen noch da und dort sich fühlbar machen. Einen unauslöschlichen Flecken bildete für das ganze Kaiserreich der Prozeß von Tisza- Ezlar in Nyiregyhaza. Hier trieb der Antise­mitismus seineschönsten" Blüthen und nur den rechtsprechenden Richtern ist es zu danken, wenn in der Geschichte Oesterreich-Ungarns der häßliche Flecken mit der Zeit etwas verblaßt ist, erreichte doch in Ungarn die Judenverfolg-

recht proklamirt werden mußte. Auch die kro­atische Wappen-Frage ist in Oesterreich ein Er­eigniß gewesen, das kein günstiges Licht auf die politische Bühne dieses Reichs wirft und do- kumentirte, wie schwer es Oesterreich fällt, die Ruhe und die Ordnung in seinen verschiedenen Landes- und Reichstbeilen aufrecht zu erhalten, resp. wiederherzustellen.

Mit dem Tode Gambetta's begann für Frankreich ein Jahr, das so recht deutlich die Unbeständigkeit der französischen Nation entrollte. Für Deutschland ein unversöhnlicher Nachbar, war Gambetta unstreitig der größte Staats­mann der neuen Republik. Ministerkrists auf Ministerkrisis folgte sich nach dem Tode Gam­betta's und die Ernennung Thibaudin's, des wortbrüchigen Offiziers, zum Kriegsminister, war ein Ereigniß, über das man in allen Cultur- staaten mit vollem Rechte den Kopf schüttelte. Das bedeutenste politische Geschehniß im Westen war jedoch in diesem Jahre die Verhaftung des Thronprätendenten Jerome Napoleon seines Manifestes wegen, in dem der Prinz die napo- teonische Erbschaft für sich in Anspruch nahm, bis die französische Kammer und der Senat das Prätendentengesetz in Berathung nahmen und zur Erledigung brachten, das vom repu­blikanischen Standpunkte aus die Erhaltung der republikanischen Staatsverfassung garantirt. Wie vorauszusehen war, haben die Chinesen in die tongkinestschc Frage auch ein Wort mitgeredet, so daß Frankreich jetzt beim Jahresschluß be­reits mit der brennenden Lunte in der Hand hinter seinen Kanonen steht, um die Gewalt ent­scheiden zu lasten.

England, das stolze Albion, dieerste und tonangebendste Macht der Erde", hat in diesem Jahre sich fortgesetzt mit Egypten abgegeben und auch mit dem Schluß des Jahres hat es seine Charakterrolle daselbst noch nicht zu spielen aufgehört. Alexandria war es, das im Vor­jahre schon nach schrecklichen inneren Kämpfen zwischen Eingeborenen und Fremden, die eng­lische Panzerflottte bombardirte und von seiner Landarmee besetzte. Heute ist Egypten durch England überwunden, England triumphirt und

Wegen dem Neujahrsfeste erscheint am Donnerstag kein Blatt.