Mannes. Sofort machten sie sich auf, gingen ru dem Patienten in seine Wohnung und boten ihm ihre heilkünstlerische Hilfe an. Sie ver­sprachen ihm, ihn von seinem Fußleiden befreien zu können, wenn er auf ihre Vorschläge unbe­dingt eingehe; und was thut man nicht, um ein solches Nebel zu verlieren! Sie verlangten u. A. auch von ihm, daß er all sein baares Geld ihnen auf die Zeit von 14 Tagen, sowie auch seine Uhr, übergebe; nach Ablauf dieser Frist werde ihm das Dargeliehene wieder zu­rückerstattet und er auch von seinem Leiden geheilt sein. Der gute Mann kam diesem Ver­langen nach; er wartet aber heute noch, natür­lich vergeblich, auf sein Geld und auf ein Besser­werden seines kranken Fußes.

Ellwangen, 28. Dez. Postmeister Kett- nacker wurde am Montag Abend hier eingebracht. Vor dem Untersuchungsrichter hat derselbe alle ihm zur Last gelegten Beschuldigungen, mit Ausnahme eines Betrugsfalls, eingestanden. Die Unterschlagungen im Amte von ca. 6000 Mrk. werden beim nächsten Schwurgerichte zur Ab- urtheilung kommen.

Blaufelden, 28. Dez. Aus dem be­nachbarten Amlishagen wird Ihrem Bericht­erstatter ein Vorfall mitgetheilt, der sehr zur Vorsicht mahnt. Dort hatte ein Landwirth, der zuweilen als Händler auftritt, eine Heerde Hämmel verkauft und von dem Erlös fünf Hundertmarkscheine in dem Bratofen seiner oberen Stube aufgehoben. Ein paar Tage später fiel es der Frau ein, den Ofen für einen besonderen Zweck zu Heizen, ohne daß sie von dem Auf­bewahrungsort des Geldes etwas wußte oder auch nur ahnte. Der Mann machte die Ent­deckung von dem geheizten Ofen erst, als es zu spät war und die Hitze die Scheine bereits durch­glüht hatte. Die versengten Nummern wurden zwar nach Berlin geschickt, dort aber zurück­gewiesen, weil die Nummern nicht mehr er­kennbar waren.

(Poesie und Prosa.) In Ulm trug bei einem Kränzchen imRebstock" ein junger Mann das Gedicht vor: ^Ehret die Frauen, sie flech­ten und weben ec." Ein alter Bürger, mit der Pfeife im Munde, hörte ihm eine Weile zu und verließ dann den Saal brummend:Der ischt au net verheirathet."

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Am 26. Dezbr. gerieth auf dem Bahnhof in Nürtingen die Frau des Pflugwirths Vogel von da, als sie aus dem schon in Bewegung befindlichen Zuge herausspringen wollte, unter die Räder des Zugs und wurde getödtet. In der Nähe der Station Erbach ist am 27. d. eine Frau überfahren und getödtet wor­den, dieselbe hatte sich in selbstmörderischer Ab­sicht auf die Schienen gelegt. In Stutt gart machte ein Mechaniker, der an Geistes­störung leidet und wegen Gefährdung der öffent­lichen Sicherheit zur Beobachtung ins Bürger­hospital verbracht wurde, dort einen Selbst­mordversuch durch Oeffnen einer Pulsader. Durch die Dazwischenkunft des Jrrenwärters wurde eine vollständige Verblutung bei ihm ver­hindert. Ob er am Leben erhalten werden kann, ist fraglich. Derselbe machte schon früher durch Erhängen und Einathmen von Gas Selbst­mordversuche. In Münchingen (Leon­berg) fiel Zimmermeister Mögle, während er mit einem Bauern an einem eben gegrabenen 10 Meter liefen Brunnen Scherz trieb, in letz­teren hinab und brach beide Beine, welche ihm in Folge dessen awputirt werden mußten. An seinem Auskommen wird gezweifelt. Eine recht unangenehme Ueberraschung wurde letzten Sonntag einem Metzger in Rottweil zu Theil. In den Nachmittagsstunden schlich sich ein Langfinger in den Fleischladen ein und be­raubte die Ladenkasse ihres Inhalts von 20 M. Von dem Diebe, der sich jedenfalls auf bequeme Weise gute Feiertage verschaffen wollte, hat man bis jetzt noch keine Spur.

Deutsches Reich.

Wiesbaden. Das bekannteSchwamm drüber" ist in sehr praktischer Weise in der hiesigen KarnevalsgesellschaftElfer" zur An­wendung gebracht worden, lieber dem Faß näm­lich, welches in dieser lustigen Gesellschaft als Rednertribüne dient, ist ein Riesenschwamm an­

gebracht worden, der vom Präsidenten mittels einer einfachen Vorrichtung auf solche Vortragende niedergesenkt werden kann, deren Redefluß ein Ziel gesetzt werden soll. Herabgesenkt hat der Riesenschwamm sich bis jetzt zwar noch nicht, aber schon zu wiederholten Malen ganz bedenk­lich gezuckt. Diese Mahnung hat immer ge­nügt, um die Zunge des betreffenden Vortragen­den in den üblichen Schranken zu halten.

Köln, 26. Dezbr. Gestern Abend 6 Uhr fand man in der Glockengüsse, einer der be­lebtesten Straßen Kölns, den Uhrmacher Stock­hausen nebst Mutter durch Messerstiche ermordet vor. Ueber den Raubmord sind bis jetzt fol­gende Einzelheiten bekannt: Stockhausen, der sich meist mit Reparaturen beschäftigt und in seinem kleinen Ladengeschäft nur einen geringen Vorrath von Uhren aufbewahrt, war ungefähr 33 Jahre alt und bewohnte mit seiner Mutter, einer Sechzigerin, ein kleines Haus in der Glockengasse in unmittelbarer Nähe der Post, 100 Schritte vom Polizeipräsidium und ebenso weit vom Stadttheater. In dem Hause wohnte noch zur Miethe ein Setzer derKölnischen Zeitung" und eine bettlägerige taube Person von etwa 90 Jahren; diese weiß von gar nichts. Gestern Morgen kehrte der Miethsmann von einer dreitägigen Reise zurück; da er aber das Haus und die Läden verschlossen fand, ging er direkt in's Geschäft, von wo er nach 5 Uhr Nachmittags zurückkehrte. Als er nunmehr das Haus aufschloß, stieß er an einen leblosen Körper, der gegen die Thüre lehnte und das Oeffnen erschwerte. Ion panischem Schrecke» ergriffen, eilte er zu dem Nachbar und drang in dessen Begleitung mit Licht in's Haus ein. Da fand man denn Stockhausen blutüberströmt als Leiche im Hausflur an der Thüre; weiter am Treppen­aufgang lag seine ebenfalls ermordete Mutter. Der sofort herbeigerufene Arzt, Dr. Braubach, konstatirte bei Stockhausen drei Stiche, wovon einer in's Herz gegangen; die Leiche der Mutter zeigte zwei Messerstiche. Außerdem stellte der Arzt fest, daß der Mord wahrscheinlich in der vergangenen Nacht zwischen 11 und 12 Uhr erfolgt sein müsse. Es fehlen nur einige Uhren, auf dem Tische liegen eine Anzahl Uhrschlüssel ausgebrcitet. Es ist deshalb anzunehmen, daß der oder die Mörder nach Uhrschlüsseln gefragt hatten, dann mit mehreren Uhren entflohen, aber von Stockhausen und seiner Mutter ver­folgt worden waren, wobei Letztere niederge­stoßen wurde. Daß den Tag über das Haus und die Läden verschlossen blieben, fiel an dem ersten Weihnachtstage nicht auf.

Ausland.

Glarus, 26. Dez. Ein schrecklicher Raub­mord hat das friedliche Lmrhthal im Kanton Glarus in ungeheure Aufregung versetzt. In der Wirtschaft zum Adler miethete sich bei sehr ordentlichen Leuten ein junger Förster Namens Schulze aus Dresden ein, angeblich um Erhol­ung von seinen Arbeiten zu suchen. Sein Be­nehmen erregte keinerlei Aufsehen. Der Wirth, Namens Stüßi, begab sich am 19. d. M. um 1 Uhr nach seinem benachbarten Sägewerk und der 14 Jahre alte Sohn war in der Schule. Als er etwa nach 3 Uhr heimkam, fand er die Hauslhüre verschlossen. Er stieg durch ein Fen­ster ein und sah im Zimmer die Mutter, eine 45 bis 50 Jahre alte Frau, ermordet auf dem Boden liegen. Durch einen Beilhieb war ihr der Kopf gespalten worden. Die Schränke im Zimmer waren erbrochen und, wie die Unter­suchung ergab, war eine Baarschaft von etwa 3500 Frcs. entwendet. Der Verdacht lenkte sich sofort auf den verschwundenen Miether. Es gelang, seiner im Gasthaus zum Löwen h er habhaft zu werden, wo er hatte übernachten wollen. Man fand bei ihm den größten Theil des geraubten Geldes; vor den Untersuchungs richter geführt legte er ein volles Geständniß ab.

Paris, 28. Dez.Republique francaise" sagt: Nachdem die Anwesenheit regulärer chine­sischer Truppen in Sontay einmal constatirt sei, habe Frankreich das unbestreitbare Recht, von China Geldentschädigung zu fordern. Wenn China sich zu zahlen weigere, werde Frankreich nur die schwierigere Wahl haben, sich ohne Kriegserklärung eines Pfandes für spätere Zahlungsleistniia zu versichern. (Man nimmt

den Chinesen zuerst Städte weg, über welche sie, wo nicht ein Eigenthums-, so doch ein Oberherrlichkeitsrecht besitzen, und nachher sollen sie auch noch eine Geldentschädtgung für die Wegnahme bezahlen!)

Vermischtes.

(Eine sorgsame Hausfrau.) Wie man nach­träglich erfährt, hat die Königin von Italien zur Ankunft des deutschen Kronprinzen anbe­fohlen, daß das Hof-Küchenpersonal durch eine deutsche Köchin" verstärkt werde, die dem Prin­zen heimathliche Gerichte bereiten solle. Die hohe Frau äußerte lachend:Ich erinnere mich gar wohl, daß mein Großvater, der König Joh. von Sachsen, einst nach einem echt italienischen Diner äußerte:Mir ward noch schlimmer mit­gespielt, als den christlichen Märtyrern: die hatten das heiße Oel nur von außen zu er­tragen, mir gab man es auch von innen."" Der Kronprinz, ein starker Esser, ließ denn auch den ihm zu seiner Ueberraschung servierten deut­schen Gerichten volle Gerechtigkeit widerfahren.

(Grobe Höflichkeit.) Hauptmann (einen Avantageur dem Unteroffizier zum Einexerziren übergebend, bet Seite):Behandeln Sie ihn anständig der Kerl ist ein Baron!"

Sylvester.

Der letzte Stundenschlag im Jahr Er spricht zum Menschenherzen So ernst von dem, was es gebracht An Freuden und an Schmerzen,

Von mancher Täuschung, manchem Wahn, Auf uns'rer irren Pilgerbahn,

Von manchem Leichensiein".

Doch spricht er auch von stillem Glück, Von Frieden, Lieb' und Treue,

Und mahnt Dich,denke auch daran Und freu' Dich deß' auf's Neue!

Und sorge, daß sie weiter blüh',

Und reiner stets und heil'ger glüh'.

Auch in dem neuen Jahre."

So fahre wohl, du altes Jahr!

Und vor dem ew'gen Scheiden Steh'n dankend wir an deinem Grab Für Freuden und für Leiden,

Als wärst ein Freund, der von uns geht. Der Abschied nehmend vor uns steht Und 's treu mit uns gemeinet.

Unerreicht!

Ich kann es nicht unterlassen. Ihnen mei­nen Dank auszusprechen, über den Erfolg, des Gebrauchs von Schweizerpillen. Ich hatte näm­lich seit längerer Zeit ein Magenübel, daß ich fast keine Speisen und Getränke bei mir behal­ten konnte, und keine Verdauung stattfand, da­durch also ganz entkräftet wurde; aber nach Verbrauch von zwei Dosen Ihrer Schweizer­pillen, wurde mein Magen so hergestellt, daß ich wieder alle Speisen genießen konnte und der Magen gute Verdauung schaffte, so daß ich in kurzer Zeit wieder völlig gesund wurde nad mein Geschäft mit voller Kraft wieder fort­führen konnte. Ebenfalls habe ich die Pillen bet meinem 5jährigen Söhnchen angewandt, welcher an Fieber und Appetitlosigkeit litt; und bei welchem sofort die ersten Pillen Wirkung brachten, und einige große Würmer bet dem­selben entfernten. Ich kann deßbalb einem Je­den der Magmverschleimungr, also keine Ver­dauung hat, JhreSchweizerpillen auf das wärmste empfehlen, und zeichne mit Aller Hochachtung, Fr. Hahne, Mühlhausen a. Unna. Erhältlich L M. 1 in den Apotheken.

Man achte beim Ankauf genau daraus, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Felde und den Namenszug Rich. Brandt trägt.

Auflösung des Rathsels

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Nr. 151:

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