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mann au» der staubigen Halle, in der er de» Winter hindurch genötigt war, seine den Körper stählenden und den Geist friscb erhaltenden Hebungen zu treiben, hinaus in Gotte« herrliche Natur. Auf tüchtigen Märschen, bei heiteren Spielen ergötzt sich unsere Jugend, frohe Wander­lieder, alte herrliche Vaterlandslieder erschallen, die Wirtschaften werden möglichst gemieden. Hunger und Durst werden meist aus dem Rucksack und an der klaren Quelle gestillt und geordnet und frohgemut, wenn auch etwas müde, erfolgt die Heimkehr. Und nun erhalten die alte» lieb- gewordeneu Wanderungen noch einen besondere» Zweck. Die Gaumitglieder teilen sich in zwei für einige Stunden feindliche Parteien; die eine Partei erhält einen bestimmten Punkt zur Ver­teidigung, die andere wird zur Belagerung und Erstürmung bestimmt. Ausfälle, Umgehungen, Gefangennahmen find gestattet, meist wird der­jenige Sieger, der neben Schlauheit noch über eine genügend große Zahl flinker Beine und guter Lungen verfügt und der Kriegseifer wird oft so groß, daß e« ab und zu schwer hält, die Kämpfenden nicht gegenseitig handgreiflich werden zu lasten. War für den Nagoldturngau im vorigen Frühjahr die Ruine Zavelstein da« Ziel eines solchen Kriegsspiels, das viele Zuschauer angelockt und allgemein sehr befriedigt hat, so ist hiezu von der Gauleitung für nächste« Sonntag (s. Inserat) die Burg Hohen-Nagold in Aussicht genommen, und wir möchten nicht versäumen, Freunde der Jugend und unsere» Volke» auf die Gelegenheit, an einem gesunden, heitere« Spiel sich zu ergötzen, auch an dieser Stelle aufmerksam zu mache».

* Calw 10. März. Die eingetretene warme Witterung weckt die Frühlingsblumen zu« Erwachen. Der schöne Vorfrühling hat schon manche derselben zur Entfaltung gebracht. Ueberall blühe» die lieblichen Schneeglöckchen, in den Gärten sieht man den weithin leuchtenden Winter­ling, LrantLis üismaiis, mit der gelben, nickenden Blume und in Zavelstein hat die Krokusblüte ihre» Anfang genommen. Die blaue» und weißen Blümchen sind zwar noch vereinzelt anzutreffrn, wenn aber die warme Witterung einige Tage anhält, so wird die Hauptblütezeit in 814 Tagen erfolgen.

-r. Hirsau 9. März. Bei der in de» nächsten Monate» in Berlin stattfindenden inter­nationale» Reise- und Verkehrsausstel­lung wird auch Hirsau vertreten sei«. Kunst­handwerker Johannes Luz von hier hat in den letzten Tage» eine Anzahl Bilder (Ansichten von Hirsau und Umgebung) angefertigt, welche in hübscher Gruppierung die für den hiesige» Ort charakteristische» Merkmale zusammenfasten und

in besten Mittelpunkt sich ein sehr gelungenes Aquarell b,findet. Das Ganze nimmt etwa einen Quadratmeter Raum ein und ist durch eine« geschmackvoll geschnitzte» Rahmen zusammengefaßt. Die hübsche Arbeit gereicht dem Verfertiger zu besonderer Ehre und wird sicherlich auch mit dazu beitrage» auf die Schönheiten unsere» württem- bergische» Schwarzwaldes in weiteren Kreisen aufmerksam zu machen.

Stuttgart 9. März. (Wasserver­sorgung.) Zu dieser wichtigen Frage ist ein neuer Vorschlag bezw. ein früherer wieder zur Geltung gebracht worden. Es handelt sich um die Gewinnung de» Masters zwischen Goßen- zuge» und der Wimsener Höhle bei Zwiefalten. Die Ergiebigkeit dieser Wastergewinnungsstelle mit den beizuziehenden weiteren Quellen, deren Master aus dem weißen Jura stammen, soll minimal (im Tiefstand) zirka zusammen 7800 Sekundenliter de» besten Trivkwaster» betragen. Es ist, wie versichert wird, »ach dem Ergebnis der chemischen Untersuchung des Regierungs­chemikers eines der beste» Trinkwaffer in Württemberg und hat nur 1014 Härtegrade. Die Pumpstation würde bei Goßenzugen mit elektr. Antneb auf ca. 555,0 Meerethöhe gestellt und das Master mittelst kurzer Druckleitung in ca. 68 Kilometer Entfernung in einen großen Hauptsammelbehälter auf ca. 720730 Meter Meereshöhe gedruckt. Von hier aus als Ver­teilungsleitung mit großem hydrostatischem und hydraulischem Druck wirkend, würde das Master in der Richtung Kleinengstingen OA. Reutlingen dem Honauer Tale folgend, der Stadt Stutgart nach allen Richtungen zugeleitet. Die Ent­fernung der Wastergewinnungsstelle, sowie der projektierte» Pumpstation beträgt, in der Luft­linie gemessen, von Stuttgart ca. 6065 Klm. Im Honauer Tale bei der Zahnradbahn kann das überschüssige Gefäll der Wasserleitung für eine Wasterkraftanlage gut ausgenützt werden.

Stuttgart 9. März. (Viehseuche.) Von der Maul- und Klauenseuche wurden 307 Rinder, 307 Schweine, 10 Ziegen und 5 Schafe in 35 Gemeinden, 52 Gehöften betroffen. 22 Rinder, 226 Schweine, 1 Ziege und 5 Schafe wurde auf Veranlassung des Besitzer» getötet, 1 Rind fiel. Am Schluffe des Monats ver­blieben 14 Oberämter, 26 Gemeinde», 50 Ge­höfte verseucht.

Heilbronn 9. März. (Blumentag.) Der Blumentag, der am 26. März hier abge­halten wird, wird seiten» der hiesigen Kreise sehr ausgedehnt vorbereitet. Es wird «eben dem Verkauf von Blume» und Postkarten ein Straßen­konzert, sowie ein Blumenkorso veranstaltet. Nachmittags findet ein Automobilblumenkorso und

anschließend daran ein Teeabend aus der Bühne de« Rathauses statt. Am Abend wird in der Harmonie vom Bürgerverein und vom Singkranz ein Fest an einem indischen Hof aufgeführt. Am Montag findet Festvorstellung im Stadttheater statt.

Wiblingen OA. Laupheim 9. März. (Selbstmordversuch.) Ein hiesiger Ulan stürzte sich au» dem zweiten Stock der Kaserne und fiel dabei auf einen Zaun. Schwerverletzt mußte er ins Lazarett verbracht werden. Fort­gesetzte Mißhandlungen seitens seinerKameraden" sollen ihn zu dem Schritt getrieben haben.

Oehringen 9. März. Das Töchterchen des Bauern I. Bullinger auf dem Eichhornshof, das längere Zeit an Diphteritis erkrankt war und seit vorgestern die Schule in Untersteinbach wieder besuchte, fiel gestern in der ersten Unter­richtsstunde in eine große Herzschwäche. Die beiden Lehrer und der Pfarrer wendeten alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel an, um dem Kinde zu helfen, allein vergebens. Ehe der Vater und die herbeigerufene Diakonissin zur Stelle waren, starb es.

Aalen 9. März. (Vermißt.) Seit gestern wird der 53 Jahre alte verheiratete Schmid Strohmaier von hier vermißt. Alle polizeilichen und sonstigen Nachforschungen waren ohne Erfolg. Gestern nachmittag traf nun der Schutzmann Wißmann von Stuttgart mit dem Polizeihund Sherlock hier ein. Der Hund nahm sofort die Spur auf, die in den nahen Wald führte. Nach ganz kurzer Zeit wurde der Mann erhängt aufgefunden.

Ulm 9. März. (Ledermarkt.) Dem Ledermarkt waren 172 Zentner Leder, in der Hauptsache Schmal- und Wildleder, zugeführt, außerdem ein großer Posten Schafleder. Zurück gingen 70 Zentner, meist Wildleder. Die Preise waren durchaus höher als beim letzten Markt. Gesamtumsatz 41000

(Warnung.) Die Versuchsstation Hohen­heim warnt vor dem Ankauf des Kunstdünger« »Natrium compositum", der zum Preis von ^ 8. pro Doppelzentner von einer Pforz- heimer Firma vertriebe» wird, weil der Preis desselben in keinem Verhältnis zum Wert der Ware steht.

Pforzheim 9. März. (Strafkammer. Aviatik.) Nach längerer Pause wurde gestern wieder einmal ein Goldhehler, der Heim­arbeiter Common, wegen Veruntreuung von Gold aus einer hiesigen Bijouteriefabrik zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Der hiesige Schloffer- meister Lamp recht macht schon seit einigen

Gebe» Sie manchmal sonst noch etwas, etwa in Gestalt von Trink­geldern?

Trinkgelder! Wofür sollte ich meinem Laufjungen Trinkgelder gebe«? Er bekommt gewöhnlich, soweit ich mich erinnern kan», ei» Weih­nachtsgeschenk. Meinen Sie das vielleicht?

Nein, falls es nicht fünf Pfund betrage» hat.

Fünf Pfund! rief Tornhill und warf Herrn Maybrick eine» fragen­den Blick zu, als ob er sage» wollte: Worauf in aller Welt steuert der Man» eigentlich los? Herr Maybrick zuckte einfach mit der Schulter, und Thornhill fuhr fort: Die Vermutung ist ja ganz ungeheuerlich, Herr Inspektor.

Schön, ging Beale weiter. Nun, haben Sie ihn jemals fortgeschickt, um in einem Wirtshause einen Schein wechseln zu lasten?

Niemals! antwortete Thornhill mit Nachdruck.

Sind Sie dessen sicher ganz sicher?

Ich habe bereit» erklärt, niemals. Genügt Ihne» diese Versiche­rung nicht?

Sehr wohl. Nu» habe» Sie, glaube ich, am 22. Oktober von der Miancebank in Camden House fünfzig Pfund abgehoben?

Thornhill tauschte wieder mit Herrn Maybrick einen Blick au», und dieser zuckte wieder die Schulter».

Das weiß ich wirklich nicht, gab er dann zur Antwort, aber ich kann es schnell feststelle». Er ging an einen Sekretär, schloß ihn auf und sah in seinem Scheckbuchs nach. Dann schaute er auf und sagte, offenbar überrascht: Das stimmt ganz genau, Sie haben recht, Herr Beale.

Sie erhielte» das Geld in Fünf-Pfund-Scheinen, nicht wahr?

Ich glaube, ja. Ich bin mir sogar beinahe sicher darüber.

Nu» kommen wir der Sache näher, sagte Beale, indem er sein Notizbuch herauszog und ihm zwei echte Noten der Bank von England entnahm. Das sind zwei davon, fügte er dann hinzu.

Von de« Noten, die ich bekommen habe?

Jawohl, von den Noten, die Sie bekommen habe«. Diese hier ist von Ihrem Laufburschen Biddles am Abend des Mordes imPrinz Albert", einem Wirtshause gleich hier unten, gewechselt worden, und er deutete über seine Schulter weg.

Können Sie da» beweisen? fuhr Maybrick dazwischen, der jetzt zum ersten Male in da» Verhör eingriff.

Ob ich das beweisen kann? Es überrascht mich eigentlich, daß Sie eine solche Frage an mich stellen. In diese Worte hatte Inspektor Beale einen Sarkasmus gelegt, durch de« jeder andere in Verlegenheit gerate» wäre; jedoch Maybrick tat, als ob er nichts merkte, er machte bloß eine Handbewegung und sagte:

Ich fragte nur, das war alle»; und was ist'» nun mit dem anderen Schein?

Den anderen hat derselbe Biddles drei Tage darnach imHolly Bush" in Hampstead wechseln laste», und es würde mich außerordentlich freuen, wenn Herr Thornhill diesen höchst auffallendeu Umstand gütigst erklären wollte.

Ich kann'S nicht, sagte Thornhill. Ich sage Ihne« frei heraus, ich kann'» nicht; ich bi» vollkommen baff. Ich muß Ihnen natürlich glauben. Als geschickter Detektiv sollten Sie aber auch einsehen, daß auch ich die Wahrheit spreche.

Beale schaute ihm eine» Moment fest in die Augen; er konnte jedoch nur Aufrichtigkeit darin lesen.

Ich bin aufgeschlagen, dachte er bei sich; dann sagte er: Haben Sie Herr« Dixon etwas von diesem Gelbe gegeben?

Thornhill überlegte einen Augenblick. Nein, warum?

Weil Biddles sagte, ei« Schein sei ihm von Herrn Dixon über­geben worden.

Ich glaube kein Wort davon, bemerkte Thornhill.

(Fortsetzung folgt.)