Amts- Md AuMgeblM fiir den Weramtsbyirk Calw
.rs 48
WZ
M-M
MV".
»M8
WW
'UZZA
KMM
«i
ÄLL
Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch, Bonnerstag, Freitag und Samstag. JnsertionsprciS 1» Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bczirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Montag, den 27. Februar 1911.
BezugSpr. i. d. Stadt VZ-ihrl. ni. Trägerl. Mk. t.LS. PostbezugSpr. f. d. Orts-u. Nachbarortsverk. >/4ährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. SO Psg-, in Bayern u. Reich 42 Pfg.
Tagesueuigkeiteu.
Calw26. Febr. Die Feier des Geburtstages unseres Königs wurde hier am Vorabend durch einen Zapfenstreich der Jugendkapelle eingeleitet und gestern früh durch Böllerschüsse und Tagwache, gespielt von der Stadtkapelle, der eigentliche Festtag eröffnet. Zum Festgottesdienst in der Stadtkirche versammelten sich die Teilnehmer auf dem Rathaus um sich von hier aus unter dem Geläute der Glocken in feierlichem Zuge nach der Kirche zu begebe». Die Festpredigt hielt Herr Dekan Roos über dev von Sr. Majestät dem König gewählten Text: „Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?" Um 1 Uhr fand ein Festmahl im schön geschmückten Saal des Hotel« Waldhorn« statt, an dem sich die Staats- und städtische» Beamten und viele Bürger der Stadt beteiligten. Der Königstoast wurde ausgebracht von Herrn Regierungsrat Binder, welcher in seiner Ansprache die vortrefflichen Eigenschaften unseres LandeSfürste» hervorhob und betonte, daß die Errungenschaften in Gesetzgebung und Verwaltung während der nun LOjähr. Regierung unseres Königs besten einmütigem Zusammenwirken mit Regierung und Volksvertretung, wie auch da« Aufblühen von Kunst und Wissenschaft, der Aufschwung von Handel und Verkehr, der Industrie und Landwirtschaft seinem Interesse und fördernde« Einfluß mit zu danken seien. Da« zum Schluffe auf den König ausgebrachte Hoch wurde von den Anwesenden begeistert ausgenommen. Das Festmahl »ahm einen sehr animierten Verlauf, wozu die gute Küche des Hrn. Kuom sowie die flotte« Mufikoorträge der Stadtkapelle wesentlich beitrugen. Wie alljährlich wurde auch diesmal ein Glückwunschtelegramm an den König abgesandt.
^ Calw. Welch regem Interesse in unserer Stadt patriotische Feierlichkeiten begegnen, davon legte wiederum das vom Lehrerkollegium der Spöhrer'schen Höheren Handelsschule am Freitag veranstaltete Bankett zu Ehren de« Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs von Württemberg glänzende» Zeugnis ab. Der große Saal de» „Bad. Hofer", mit gärtnerischem Schmucke und Draperie« in den Landerfarben sinnig geziert, bot gerade Platz für die in stattlicher Zahl erschienenen Teilnehmer, unter denen sich außer dem Lehrerkollegium und den älteren Schülern der Anstalt, Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, de» Veteranen- und Militärvereins und der Bürgerschaft von Calw befanden. Der erfreuliche Umstand, daß auch viele Damen der Einladung gefolgt waren, erhöhte nur de« Reiz der Veranstaltung. So konnte Herr Direktor Gustav Weber in seiner Begrüßungsansprache mit Recht die Bedürfnisfrage hinsichtlich solcher Feiern in bejahendem Sinne erörtern und mit Befriedigung feststellen, daß durch den glänzenden Besuch die günstigsten Auspizien für den Verlauf des Abends gegeben seien. Und dieser Erwartung tat die Abwicklung de« reiche« Programm« vollauf Genüge. Die Reihe der Redner eröffnet« Herr Reallehrer Heller mit einem selbstverfaßten dichterischen .Festgruß, der begeisterten Widerhall fand. Der eigentliche Festredner de» Abends, Herr Reallehrer Kern, erntete mit seinen beredten Ausführungen über de« geliebten Herrscher de« Schwabenlande» und dessen Verdienste um die Wohlfahrt von Land und Reich allseitigen rauschenden Beifall. Im weiteren Verlaufe de» Abends folgten sodann in wirkungsvoller Abwechslung mit begeistert gesungenen patriotischen Gesängen, kleinere Reden und Trinksprüche, die
ebenfalls ihre Wirkung nicht verfehlten. So toastete Herr Reallehrer Grün auf Se. Maj. den deutsche» Kaiser, Herr Dr. Krüger auf die wackeren Veteranen au« den Zeiten der Einigung de« Reiche«, Handelsschüler Molt auf Stadt und Bürgerschaft von Calw, wobei der Damen in besonder» schmeichelhafter Weise Erwähnung getan wurde. Nachdem schließlich «och Herr Seeg er namens der Mitglieder des Veteranevverein» und Herr Stadipfieger Dreher im Namen der Stadt Calw und aller Gäste den Veranstaltern de» eindrucks- und genußreichen Abend« gedankt hatten, war der offizielle Teil der Feier beendet und mit Befriedigung konnten alle Teilnehmer auf den harmonischen Verlauf des Abends zurückblicken. Ein Hauptverdienst daran gebührt ohne Zweifel den musikalischen Darbietungen der Haurkapelle der Spöhrer'schen Höhere« Handelsschule, welche unter der vortrefflichen Leitung de» Herrn Dir. Adolf Weber mit gewohnter Präzision und Klangschönheit prächtige Weisen zu Gehör brachte, die ihrem Komponisten, Herr» Ad. Weber, alle Ehre machen. Uneingeschränkte« Lob wurde ferner den Vorträge« der Herren Handeltlehrer Kaufs« an« und Rothammel (Klavier) und Schüler Höreth (Violine) gezollt, und bewies, daß an der Handelsschule auch der Musik eine gute Pflegestätte bereitet ist. Wenn nach Beendigung de» Programms schließlich auch noch Humor und Tanz- lust zu ihrem Rechte kamen und viele der patriotischen Männlein und Weiblein noch für eine Weile zum Ausharren veranlaßt«», so ist da» nur ein Beweis von dem Gefühl der Befriedigung, da» alle Teilnehmer von dem wohlgelungenen Abend nach Hause trugen. Die Spöhrer'sche Höhere Handelsschule aber hat durch diese patriotische Festlichkeit auf» neue gezeigt, daß sie
Irrungen.
90» Roman von G. W. Appleton.
(Fortsetzung.)
Nein? Ei, dann muß ich'« vergessen habe», antwortete der Inspektor mit einer Gebärde de» Bedauern». Es ist übrigens eine gefährliche Sache für mich; denn Dixon war gestern in meinem Bureau und bat mich fast, ihn festzunehmen.
Da» ist allerdings eine sehr bedenkliche Geschichte.
Ich hielt'« für sehr bedenklich; aber ich erinnerte mich des Ihnen gegebene« Versprechens und sagte bloß: Geben Sie mir Ihre Adresse, und ich will Sie nicht eher belästige», als ich'» für meine Beamtenpflicht halte, gegen Sie einzuschreiten.
Wa» tat er daraufhin?
Ei, er gab mir einsach seine Karte und bemerkte, daß er mir jederzeit zur Verfügung stehe.
Philipp Doyle überlegte einen Moment, indem er sich langsam den Bart strich.
Da» ist ja höchst sonderbar. Wa» Hallen Sie davon?
Beale zuckte mit den Schultern. Weiß nicht, erwiderte er. Aber e« wird sich bald Herausstellen. Wie ist e« mit de» Schmucksachen Ihrer Frau?
Philipp Doyle holte sofort ein kleine» mit Marcquinleder überzogene» Kästchen hervor.
Ich hielt e» für's beste, erklärte er, es hier gleich bei der Hand zu haben. Sie werden sehen, fuhr er fort, als er das Schlüffelchen umdrehte und den Deckel zurückschlug, daß sie nur wenig Schmuck besaß. Sie legte keinen Wert darauf. Ich glaube nicht, daß ein Armband von der Art dabei ist, wie Sie mir'» andeuteten.
Ein Blick auf de« Inhalt de« Kästchen» überzeugte Beale, daß er ihm zu nicht« dienen konnte, und er sagte die« auch Philipp Doyle.
Nun, versetzte dieser, die Wohnung hier steht zu Ihrer Verfügung. Wenn Sie noch irgendwelche weitere Nachforschungen vornehmen wollen — wobei ich jedoch immer die Dienstboten zu berücksichtigen bitte?
Beale faßte sich an die Stirne, al» ob er etwa» Wichtige» überlegte; dann sah er auf und fragte:
Hatte Ihre Frau ein Kästchen, worin sie ihre Briefschaften auf- bewahrte?
Ja antwortete Doyle. Ich sah Ihre Frage voran«. Hier ist e«. Damit stellte er ein kleine« Kästchen auf den Tisch, da» zierlich mit russischem Leder eingefaßt und mit Silber beschlagen war.
Ist'» zugeschloffen? fragle Beale.
Natürlich. Meinen Sie, ich würde die Privatpapiere meiner Fra« Nachsehen?
Ich achte Ihr Zartgefühl, Herr Doyle, erwiderte der Inspektor, indem er die außerordentliche Pietät de» offenbar betrogenen Ehemannes bewunderte. Aber Pflicht ist Pflicht, und ich glaube, Sie wünsche« ebensogut wie ich, den Mörder Ihrer Frau zu entdecken, und man kan« nicht wissen, ob nicht gerade in diesem Kästchen eine Spur zu finden ist. Darf ich e» öffnen?
Wie'« Ihnen beliebt, Herr Beale. Ich fühle, daß ich auf Ihre Diskretion in der Sache rechnen kann.
Da» dürfen Sie, sagte Beale, indem er da» Kästchen aufschloß.
Hm! fuhr er dann fort, während er den Inhalt durchsah, nichts von Bedeutung, wie es scheint. Größtenteils Briefe von Ihnen, glaub' ich. Hallo! wa» ist da»? Der Inspektor wurde immer unruhiger und erregter, als er ein soeben entdecktes, in einem mit Bier befleckten Umschläge befindliche« Schreiben überla». Da» ist ein Fund, wahrhaftig!