zu verhindern, haben sich alle Mitglieder de» Darlehenskasse»»«««» bei einer Konventional­strafe von 100 Mark verpflichtet, kein Gut von den Händlern zu kaufen oder zu pachten. Man ist gespannt, wie die Sache sich weiter entwickelt.

Berlin 23. Febr. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Der Kronprinz wird sich nach seiner Rückkehr von Indien einige Zeit in Aegypten aushallen, um einen zu schroffen Klima­wechsel zu vermeide». An den Aufenthalt in Aegypten wird sich dann voraussichtlich ein Besuch de» Kronprinzen bei dem Kaiser und der Kaiserin auf der Insel Korfu anschließen. Im Laufe de» April» werde» der Kronprinz und die Kron­prinzessin in Rom einen offiziellen Besuch ab­statten, um dem König und der Königin von Italien die Glückwünsche de» deutschen Kaiser­paare» zur italienischen Nationalfeier darzubringen.

B erlin 23. Febr. (Reichstag.) Am Bunde»ratStisch Kriegsminister v. Heeringen. Zunächst werden Petitionen erledigt. Da­raus tritt das Hau» in die Beratung des Ge­setze» über die Friedenspräsenzstärke de» deutschen Heere» ein. v. Byern (kons.) berichtet über die KommissionSverhand- lungen und empfiehlt die Vorlage zur Annahme, Speck (Ztr.): Die Notwendigkeit dieser Ver­stärkung unsere» Heere» ist angesichts de» ge­waltigen technischen Fortschritt» von der Kom­mission einmütig anerkannt worden. Auch die Sozialdemokraten haben sich dort der Vorlage freundlich gegeuübergestellt. Die Heeresver­waltung, der Bundesrat und der Reichstag sind verpflichtet, e» nicht an der Schlagfertigkeit der Armee fehlen zu lassen. Der Gedanke eine» internationale» Schiedsgericht» zur Verminderung der Rüstungen ist keineswegs eine Utopie. Wir machen unsere Zustimmung zu der Vorlage da­von abhängig, daß für den Bedarf volle Deckung vorhanden ist. Die Deckung wird unter nor­male» Verhältnissen vorhanden sein. Treten außerordentliche Umstände ein, daun sind aller­dings auch außerordentliche Einnahmequellen zu erschließen. Wir stimmen der Vorlage zu. Stücklen (Soz.): Wir lehnen die Heeres­vorlage au» prinzipiellen Gründe« ab, da wir darin ein kulturfeindliche» Moment erblicken. In den vertraulichen Mitteilungen der Kom­mission ist nicht »achgewiesen, daß irgend eine Macht ernstlich bemüht sei, de« Frieden zu stören. Die Rüstungen find eine Schraube ohne Ende, die abermal« von Deutschland angezoge» wird. Andere Staaten werden unserem Beispiel folgen und nach einer Reihe von Jahren stehe« wir prozentualiter genau so da wie heute. An Stelle der Erhöhung der Friedenspräsenzstärke

soll man die Veteranenfürsorge, die Arbeiter-, Witwen- und Waisenverficherung und die Er­höhung der Soldatenlöhnung endlich durchführen, dergleichen eine Herabsetzung der Dienstzeit. Bassermann (natl.): meine Freunde stimmen der Vorlage zu; ebenso empfehlen wir die Re­solution zur Annahme. In den letzten 40 Jahren haben wir bewiesen, daß da» Heer und die Marine bei un» nicht» als ei» Friedensinstrument find. Wenn neue Mittel notwendig werden sollten, dann müssen sie durch Heranziehung der Vermögen und der Erbschaften gesucht werden. Die Balkankrise hat bewiesen, wie nötig ei» starke» Heer ist. Der Weltfriede hätte bei der Einkreisungßpolitik des verstorb. König» Eduard nicht aufrecht erhalten werden können, wenn unser Schwert stumpf geworden wäre. Der Friede beruht auf de» deutschen Bajonetten und an diesem kostspieligen, aber« sicher» Schutz wollen wir nicht rütteln lassen. Vizepräsident Sv ahn rügt nachträglich eine Aeußerung Stücklens über eine deutsche Waffenfabrik. Wiemer (fortschr. Vp.): Wir sind bereit, die Forderungen zu be­willigen, die dem technischen Fortschritt der Armee dienen. Die Rüstungen dürfen nicht andauernd weiter wachsen. Verständige Abmachungen zwischen den Regierungen würden wir lebhaft begrüßen. Freiherr zu Putlitz (kons.): Die Vorlage dient der Vervollkommnung und Ausgestaltung de» Heeres und ist darum berechtigt. Unsere HeereS- auSgaben sind wohl recht hoch, aber sie habe» der Nation den Frieden erhalten, v. Lieberl (Rkichsp.): Die Vorlage hält da» richtige Maß inne; sie entspricht der Forderuna der Ver­fassung, daß ein Prozent der Bevölkerung dem Heere angehören soll. Mit der Vaterlandsliebe der Sozialdemokratie hat e» eine eigene Be- wandtni». Krieg»minister v. Heeringen: Die deutsche» Gewehr- und Munitionsfabriken baben die fraglichen Artikel in die französische Presse lediglich gebracht, um einen Anhaltspunkt für die Beurteilung der französischen Politik zu gewinnen. Diesen Fabriken ist von un» allerdings vorher ein Auftrag auf Lieferung von Maschinengewehren gegeben worden, aber nicht für 40 Millionen, sondern nur für 6'/-- Millionen. Da» deutsche Heer ist durch und durch gesund. Die Kavallerie können wir für den Aufklärungsdienst nicht ent­behren. Die Luftschiffe werde« sie niemals ganz ersetzen können. Die Gesamtkoften für Heer und Marine betragen in Deutschland 15V-- °/o der Gesamtausgaben des Staate». Für Kulturauf­gaben bleiben also 84,5 °/o übrig. Dabei be­tragen sie z. B. in Frankreich 34 °/ (hört, hört, recht»). Und da» trotz der ungünstigen geogra­phische« Lage Deutschlands mit 2 Fronten. Die Heeresausgaben find Versicherungsprämien und diese würde«, wenn man die Ausgaben für Nah­

Eo kann man sich wohl vorstellen, in welch stürmischer Stimmung er sich befand, al» er an jenem Abend in demLaurelS" an die Türe pochte und die Herrin de» Hause» augenblicklich zu spreche» wünschte.

Eva Rhode»' Gatte war in der Versorgung seiner kindlicken Witwe nicht knauserig gewesen. Er hatte ihr ein standesgemäße» Einkommen testamentarisch zugefichert und ihr eine reizende kleine Villa in Park Village hinterlassen nicht gar so weit von Thornhill» Atelier wa» willkommenen Stoff zu allerhand Nachrede bot. Und wie man auch ihre künstlerische Begabung beurteilen mochte, in ihrer Wohnungseinrichtung zeigte sie sicherlich einen seinen Geschmack; denn sie hatte e» verstanden, sich ein niedliche» und verführerische» kleine» Frauenheim herzurichten.

An dem fraglichen Tage saß sie in ihrem schmucken Salon und wartete auf die Ankunft eine« zornigen Manne», und da» war der Mann, den sie über alle» in der Welt liebte, für de» sie da« Leben hingegeben hätte. Sie ging jetzt nach einem wohlerwogenen Plane vor und verfolgte eine» ganz bestimmten Zweck. Sie machte sich also in ihrer ruhigen katzenartigen Weise für diesen Abend so verführerisch wie möglich, sowohl wa» Kleidung als auch wa» die Umgebung anbelangte. Sie war sich sehr wohl bewußt, wa» von diesen äußeren Hilfsmitteln in letzter Instanz abhängen konnte.

Wärme, Licht und Farbe stellte sie in ihren Dienst, um die Wirkung zu erhöhen. Und sie sah wirklich entzückend au», wie sie so nachlässig auf einem Diva» lag, in eine Seidenrobe mit prachtvollen Spitzen gehüllt, mit schmachtendem, träumerischem Blicke horchend und immer von neuem horchend, wann der Mann käme, den sie liebte und dem sie, da« kleine, zierliche Geschöpf, Trotz biete« wollte, der Man«, von dem sie überzeugt war, daß er sie wie eine Eischale zerdrücke» könnte, würden ihn die schweren, bittere» Vorwürfe, welche bald zwischen ihren roten, zürnenden Kinderlippe« Hervorbrechen sollten, soweit hinreiße».

Sie bedachte die» wohl, al» sie in ihre« seidenen Kissen halb ver­graben dalag. Da» gedämpfte Lampenlicht warf einen leichten Schimmer

rung, Kleidung «. a. mehr, die wieder in das Volk zurückflirßeu, abrechnen würde, 1,64 pro Tausend au» dem Volktvermögen betragen. Fer­ner : Was leistet da» Heer für die VolkSgesnnd- heit? ES erzieht unser Volk zur Pflichttreue, Gehorsam und Vaterlandsliebe, zu geistiger Spann­kraft und Energie. (Lebh. Beifall.) Korfanty (Pole): Wir könne» uns au» verschiedenen Grün­den mit der Vorlage nicht befreunden. Ohne neue Steuer» werden wir auf die Dauer nicht auskommen. Liebermann v. Sonnenberg (wirtsch. Vgg.): Da» deutsche Volk erkennt die Notwendigkeit der HeereSverstärkunq an und wird die Kosten trage«. Dr. Heim (Z.) erklärt, die Vorlage avlehnen zu müssen. NoSke (Soz.) polemisiert gegen Herrn v. Liebert, der im Kampf gegen die Sozialdemokratie mit Unwahrheit ope­riere. (Der Redner wird zur Ordnung gerufen.) Die breiten Massen haben keine Interesse am Krieg. Auf diese Weise ist an eine Schulden­tilgung nicht zu denke«. Wir kommen vielmehr immer tiefer hinein. StaatSsekr. Mermuth: Wir sind entschlossen, ohne Inanspruchnahme neuer Steuer quelle» den durch diese Vorlage er­höhten Etat zu balanzieren. ES ist un» gelungen, die Anleihe ganz bedeutend herabzudrücken. Für die nächsten Jahre haben wir mit einer Ver­mehrung der Ueberschüsse zu rechnen. Aber für 1912 müssen wir noch vorsichtig sein. Die Zölle und Steuer« haben auch in den letzten Monaten eine günstige Entwicklung genommen. Von der Wertzuwachssteuer erwarten wir doch noch ein gün­stige» Resultat. Damit schließt die Debatte. E» folgen persönliche Bemerkungen, lieber § 1 wird morgen namentlich abgestimmt. Die anderen Bestimmungen werde« angenommen.

Hamburg 23. Febr. Die Strafkammer des Aitonaer Landgericht» hat die Kellner Gust. Meyer und Walter Berg, die nach einem Diebstahl von 36000 und von Uhren auf der deutschen Abteilung der Brüsseler Welt­ausstellung in Altona verhaftet worden waren, zu 1 Jahr 6 Monaten bezw. 2 Jahren 6 Mo». Zuchthaus verurteilt.

Vermischtes.

Ein glücklicher Erbe. Eine tragi­komische Erbschaftsgeschichte erzählt dieFrank­furter Zeitung": Im Kreise Stuttgart starb kürzlich ein Schneidermeister, der von der Liebens­würdigkeit und Menschenfreundlichkeit seine» Reich»tag»abgeordneten so begeistert gewesen war, daß er diesen zum Universalerben eingesetzt hatte. Der also ganz unerwarteterweise bedachte Erbe hatte keine Ursache, die Annahme der Erbschaft auszuschlagen, und erhielt nach Abzug von Erb­schaftssteuer, Stempelgebühren usw. rund 1400 ^

auf ihre lieblichen Züge, während vom Kamin hier und da gelbe Flammen aufloderten. In goldenem Rahmen erglühte ein blutroter Sonnenunter­gang, in wundervoll gearbeiteten Bouleschränken stand seltene» Porzellan, und dazwischen breiteten immergrüne Palmen ihre Zweige au». E» war der ganze Zauber und die Verführungskunst von Wärme, Farbenpracht und erschlaffendem Behagen aufgeboten, deren sich eia Weib in unserer luxuriösen Zeit bedienen kann.

Während sie so «achsann, tickte die französische Uhr auf dem Kamin- fim» unaufhörlich weiter, und die Asche fiel unter gelegentlichem Knistern auf den Herdstein; ihr Ohr war stet» gespannt, ob nicht irgendein leise« Geräusch sein Kommen ankündigte. Einmal rollten ihr kleine kristallklare Träne« die Wangen herunter, da stand sie auf, wischte sie ärgerlich weg, trat vor den Spiegel und brachte ihre zerdrückte Frisur in Ordnung. Daun kehrte sie wieder zu ihrer Ottomane zurück und warf sich wieder in die seidenen Kiffen.

Endlich ertönte ein starkes Klopfen an der Türe. Sie sprang auf, für einen Moment zeigten ihre Auge» einen eigentümliche» Helle» Glanz, aber gleich nahmen sie wieder de« gewöhnlichen Tänbchenaußdruck an, und sie sank wieder auf das Sofa zurück. Ihre Haltung war in diesem Augenblick so verführerisch, wie sie »ach der sorgfältigsten Uebung nicht besser hätte sein können.

Die Türe tat sich weit auf. Die Zofe nannte seinen Namen. Sie hörte seine» schweren Tritt. Sie schaute aus und bemerkte seinen zornigen Blick. Er trat vor sie, den Arm ausgestreckt und einen offene» Brief in der Hand. Wal bedeutet da»? fragte er in rauhem Tone.

Sie richtete sich auf, machte ihre Umhänge zurecht und schaute ihm dann ruhig in sei« wütende» Gesicht.

Du bist sehr höflich heute abend, sagte sie dann.

Ich fürchte, e» steht so au», erwiderte er, ich hatte nämlich nicht die Absicht, da» kann ich wohl sagen. Ich habe durchaus nicht den Wunsch, heute abend allzu höflich gegen dich zu sein. (Forts, folgt.)