^ 46. Amts- »md A«)rigeblatt für dm Oderamtsbeflrk Calw.

86. Zahr-W.

Erscheinungstaqe: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis 1- P^g. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Kreitag, Len 24. Jebruar 1911.

Bezugspr.i. d. Stabt'/.jiihrl.m. Trägerl. Mk. 1.28. PostbezugSpr. t. d. Orts- u. Nachbarortsverk. '/.jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk.1.30. Bestctlg. in Württ. 30 Psg., in Bayern u. Reich 42Pfg,

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für -te Landwirtschaft, vetr. die Prämiierung ausge­zeichneter Widder und die Landesschasschau.

Mit Rücksicht auf die große Ausdehnung, welche die Maul- und Klauenseuche in den letzten Wochen erreicht hat, kann die Prämiierung aus­gezeichneter Widder in Kirchheim u. T. am 6. März ds. Ir. und die Landesschafschau in Göp­pingen am 23. März dr. IS. nicht abgehalten werden.

Stuttgart, den 18. Februar 1911.

Sting.

Tkgesrreuigkette«.

Stuttgart 23. Febr. (Zur Maul­und Klauenseuche.) In Beantwortuug zahlreicher Anfragen, die infolge der weiten Ver­breitung der Maul- und Klauenseuche an das Landwirtschaftliche Wochenblatt gerichtet worden find, antwortet dieses: Zuverlässige Mittel, Tiere, die mit dem AnsteckungSstoff irgendwie in Berührung kommen, vor einer Erkrankung zu schütze», gibt es ja leider bi« heute noch nicht, wenn auch vielfach solche genannt werden. Sicher­lich gebe« die zur Feststellung der Seuche bei­gezogenen Oberamtstierärzte auf Befragen gerne Anweisungen, wie die Schmerzen der erkrankten Tiere sich lindern lasten und welche Maßnahmen die Tierbefitzer ergreifen können, um eine bal­dige Wiederherstellung ihrer Viehbestände mög­lichst zu unterstützen. Dringend möchten wir aber an dieser Stelle allen Landwirte» noch einmal ans Herz legen, doch die Maßnahme», die die Regierung zur Unterdrückung der Seuche ergreift, auch wenn sie lästig erscheinen mögen,

nach bestem Können zu unterstützen, namentlich dafür Sorge zu tragen, daß jeder SeucheuauS- bruch unverzüglich zur Anmeldung gelangt und daß niemand außer dem Viehpfleger, eine« ver­seuchten Stall betritt. Vor allem müssen die Bewohner seuchenfreier Gehöfte jedes Zusammen­kommen mit denen verseuchter auf das strengste meiden. Die zahlreichen Seuchenfälle der letzten Wochen sind fast ausschließlich durch den Per­sonenverkehr übertragen worden.

Stuttgart 23. Febr. Das altbekannte Hotel Rau in der Sofienstraße ist um die Kaufsumme von 360000 ^ in den Besitz des bisherigen Restaurateur« Fritton zurBürger- Halle Stuttgart" übergegangen. Die Uebernahme .erfolgt am 1. April.

Stuttgart. (Pferdemarkt.) Der Stuttgarter Pferdemarkt findet Heuer am Montag und Dienstag den 24. und 25. April bei der Gewerbehalle und der Garnisonskirche statt. Mit dem Markt ist, wie jede« Jahr, die Ausstellung und der Verkauf von Wagen, Reit- und Fahr- requifite» in der Gewerbehalle, eine Prämierung von Wagen uud Sattlerwaren, sowie die bekannte Geld- und Pferdelotterie verbunden. Gleichzeitig mit dem Pferdemarkt wird auf dem Hegelplatz der Hundemarkt abgehalten. Anschließend an den Pferdemarkt kommt sodann am Mittwoch den 26. April vormittags 11 Uhr im Königlichen Leib- stallreithauS eine Anzahl edler Pferde au» dem Königl. Marstall und dem Königl. Privatgestüt zur Versteigerung. Für den Transport der Pferde «ach und ab Stuttgart und Cannstatt über die Zeit de« Pferdemarkts sind von der Kgl. Württ. Generaldirektion der StaatSeisen- bahnen wieder die üblichen Frachtvergünstigunge« gewährt worden.

Tübingen 23. Febr. Da« Erträgnis de» gestrigen Blumentags in der Stadt Tübingen beträgt über 7 000 E» wurden 48 000 Nelken und 7 000 Postkarten verkauft.

Freudenstadt 22. Febr. In den letzte« Tagen wüteten auf dem Schwarzwald heftige Stürme, je und je, so am Sonntag abend, von Blitz und Donner unterbrochen. Auf der Höhe liegt noch viel Schnee, die Straßen bilden ein Gemisch von Glatteis und Schneesulze und sind stellenweise in unbeschreiblichem Zustand. Die Straße auf dem Kniebis von der Alexander­schanze bi» zur Zuflucht und gegen Oppena« ist laut Bekanntmachung de» Schultheißen-AmtS Baiersbron» für den Fuhrwerksverkehr äußerst gefährlich. Metertiefe Schneelöcher hemmen Schlitten und Wagen. Die Bierbrauer und Wirte sind mit dem Verlauf de» Winter« zu­frieden; sie konten ihre Eisvorräte ohne Mühe beschaffen, da die Schwarzwaldflüsse wiederholt längere Zeit zugefroren waren.

Schramberg 23. Febr. Die am 14. Februar durch Explosion der Petroleumflasche infolge Aufgießeu» von Petroleum auf glühende Herdkohlen schwer verletzte Mechanikersehefrau Kubu ist an den erlittenen Brandwunden ge­storben.

Mulsin gen OA. Künzelsau 23. Febr. (Güterschlächterei.) Vor einigen Tagen wurde mitgeteilt, daß da» Hofgut des Bernhard Stockert von Güterhändlern au» Künzelsau angekauft worden ist. Der Darlehenskassenverein hatte die Absicht, das Gut zu erwerbe«, der geforderte Preis war jedoch zu hoch und der Kauf kam nicht zustande. Die jetzigen Käufer erwarben da» Anwesen billiger und beabsichtigen, die Güter parzelleuweise zu verkaufen. Um die Aufteilung

Irrungen.

29> Roman von G. W. Appleton.

«Fortsetzung.)

Nur als bestimmte scherzhafte Andeutungen auf diese angenehme Aussicht gemacht wurden, gingen Thornhill die Augen auf, und er ent­deckte, daß hinter den schmachtenden Blicken dieser scheinbar sprödesten aller Frauen eine tiefe Leidenschaft verborgen war.

Anfänglich kränkte es ihn; denn er hatte keinerlei Veranlafsung z« einer solchen Auffassung gegeben. Seinerseits war die Liebelei recht unschuldiger Natur gewesen. Er war so groß und stark und in mittlere« Jahren, uud sie so jung und klein und zierlich, daß er sich gewissermaßen al» Cerberus gefühlt hatte, der sie vor schlechten Nachstellungen beschützen zu müssen glaubte, wie sie von rücksichtslosen Männern nur allzu gerne ersonnen werden, um die holde Weiblichkeit zu fangen.

Es war ihm nie im Traume eingefallen, daß sie ihn al« etwa» andere» bettachten könne, als ihren Berater, so daß ihm die Erkenntnis der Wahrheit nun schweren Kummer bereitete. Er sah ein, daß er sich durch seine törichte Gutmütigkeit und Freundlichkeit in eine recht ver­zwickte Lage gebracht hatte. Er hatte sie ganz gerne, sie amüsierte ihn. Er freute sich, wann sie ihn ins Theater begleitete, und es schmeichelte ihm sogar, wenn sich die Operngläser auf die liebliche Erscheinung an seiner Seite richteten. E« schien ihm eine öffentliche Anerkennung seine« guten Geschmacks zu sein ein erhebender Gedanke für jeden Künstler. Aber sie zu seiner Frau zu machen daran hatte er auch in seinen kühnsten Träumen nicht gedacht, und die Entdeckung ihrer wahren Gefühle gegen ihn rief, nachdem er die Empfindung de» Schmerze» und Kummer» los war, eine gewisse Erbitterung in ihm hervor.

Er machte also, wie es in solchen Dingen bei ihm stet» der Fall

war, eine Dummheit. Er hatte eine harte sachliche Auseinandersetzung mit ihr, in deren Verlaufe er von seinem Standpunkte au« alle« richtig und befriedigend klarstellte mit dem Resultat, daß er den Teufel weckte, der in der Brust so manches Weibe» versteckt liegt, und sich nach dieser stürmischen Sitzung anfangs vorkam wie ein Dieb, der die Liebe eine« Kinde« unter falschen Vorspiegelungen gestohlen hat.

Als er anderen Tag» aber darüber nachdachte, merkte er, daß e» sich um eine ernste Angelegenheit handle. E» fiel ihm ein, daß er ver­schiedene törichte Briefe geschrieben habe wie sie ein Man» in mittlerem Alter wohl an ein kleine» Mädchen seiner Bekanntschaft schreiben kann, voll unschuldiger Dinge, die aber ein erwachsenes Weib als sehr ernst und wahr aufzufaffen pflegt. Es wollte ihm tatsächlich scheinen wenn er seinen eigenen Gedankengang zu Ende verfolgte daß er sich un­bewußt in die Gewalt von Eva Rhode» begeben habe, und daß sie ihn nur al» ihr unveräußerliches Eigentum ausah.

Derartige Ansprüche, die er sich nie hatte träumen lassen, mußten kurzer Hand zurückgewiesen werden war seine Meinung. Die Situation wurde noch beunruhigender, als er über seine Beziehungen zu Gladyl Doyle «achzudenke« anfing und über die möglichen Enthüllungen, die eine etwaige Nachforschung eine» eifersüchtigen Weibe» zur Folge haben könnte.

Nach Glady» Tode hatte er da» Empfinden, daß ein peinliche« Blatt aus dem Tagebuch seine» Lebens herausgerissen sei. Nun war diese» sanftmütige, lenkbare Geschöpf, die Eva Rhode», plötzlich ein heftiges drängendes Weib geworden, da« eine Erklärung forderte. Er fühlte, daß es nicht uur eine unangenehme, sondern eine recht schlimme und geradezu beunruhigende Sache war.

Da» waren wohlgemerkt seine Gedanken gewesen, bevor er im Klub von Eva Rhode« den Brief erhalten hatte, worin sie ihn aufforderte, sofort zu ihr zu kommen, und worin sie dunkel andeutete, daß er von einer gewissen bösen Tat mehr wissen müsse, al» er gerne äußer« würde,