Säger den rechte« Unterschenkel ab. Ein anderer Knabe trug eine sehr schwere Gehirnerschütterung, ein dritter innere Verletzungen und Hautschürf­ungen davon. Wie e» heißt, soll ein Knabe einen Draht über den Weg gespannt haben, wodurch da» Unglück herbeigeführt wurde. Unter­suchung ist eiugeleitet.

Heilbronn, 32. Febr. (Falschmünzer.) In der Wohnung de« wegen Münzverbreche»« verhafteten Taglöhners Karl Kurz wurden Vor­richtungen zur Herstellung von Dreimark- und Einmarkstücken, sowie Zrhnpfennigstücken vor­gefunden und beschlagnahmt. Auch gegen die Eltern des Kurz richtet sich die Untersuchung, in ihrer Verwahrung wurden nämlich Falschstücke gefunden. Kurz will die Falschmünzerei in Leip­zig von einem Bekannten gelernt habe«.

Weiß ach OA. Vaihingen, 32. Frbr. (Tödlicher Unfall.) Die 32 Jahre alte ledige Tochter de« kürzlich verstorbenen Bauer« Fr. Weber wollte, al« sie vom Felde hrimkam, im Keller Most holen, sie kam dabei zu Fall, wobei der Krug zerbrach, und ihr die Scherben die Halsschlagader durchschnitten. Sie verblutete sich. Der Tod trat ein, bevor ärztliche Hilfe kam.

Gaildorf, 22. Febr. (Weitere Holz er löse.) Bei dem am Samstag in Untergröningen stattgrfundenen staatlichen Brenn­holzverkauf wurden pro Rm. folgende Erlöse erzielt: Buch. Scheiter 12,10Prügel 9,20^, Nadelholz Anbruch 6,20 Laubhokz Anbruch S,70 Das K. Forstamt Gaildorf erlöste

bei seinem Nadelholzstammholz-Verkauf am 20. d. Mt», für Normal 130°/» Ausschuß 113 °/° und im Gesamtdurchschnitt 117»/« der Taxpreise.

Vom Lande 22. Febr. (Allerlei Un­fälle.) I« Eßlingen brach der 43 Jahre alte Metzgergehilfe Christian Stall im Schlachthaus den Fuß und mußte mittelst Sanitätswagen» in« Krankenhaus übergeführt werden. In Tutt­lingen brachte der dreijährige Sohn de« Land­wirt« Weißhaupt in der Rosenstraße während de« Futterschneiden» seine rechte Hand in die Maschine. Die Verletzung ist schwer. Ein Finger mußte ganz abgenommen werden und andere mußten genäht werden. Inwieweit die Beweg­lichkeit der Finger verloren ist, bleibt abzuwarten.

Pforzheim, 32. Febr. (Submissions- blüle«.) Auf die für die elektrische Straßen­bahn in Pforzheim ausgeschriebene Vergebung der Straßenaufbruch-, Erd-, Chaussierung»- und Pflasterarbeiten sind 10 Angebote zwischen 117 000 und 210000 also einem Unterschied von 79°/o, bei der Vergebung der Gleisanlage» dagegen k Angebote mit ähnlichem Verhältnis, nämlich zwischen 20 500 ^ und 36 300 ^ eingegangen.

Aus Baden, 22. Febr. (Zwei ge­fährliche Ausreißer.) Zwei Bursche« im Alter von 18 und 19 Jahren gelang e« gestern nacht, au» der Zwangsfürsorgeanstalt in Flehingen bei Breiten zu entkommen. I» Pforz­heim wurden sie gestern aufgcgriffe«, doch leisteten sie mit den au« der Anstalt entwendete» Messern und Schußwaffen bei ihrer Festnahme so heftigen Widerstand, daß ei» Kriminalschutzmann zwei Schüsse abgeben mußte. Erst durch die dadurch erfolgte Einschüchterung gelang ihre Verhaftung.

Berlin 21. Febr. (Reichstag.) Am BundeSratStisch Staatssekretär Dr. LiSco. Prä­sident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. Die Beratung de« Justizetats wird fortgesetzt. Wagner-Sachsen (kons): Mit großem Geschick hat e» Dr. Ablaß verstanden, den Prozeß Becker an den Haaren herbeizuziehe». Im Landtag ist dieser Fall gründlich besprochen worden. Von einer Ein­mischung de« Reichskanzlers in den Moabiter Prozeß ist keine Rede. Auch kann nicht davon gesprochen werde«, daß der Justizminister den Vorsitzenden aus dem Moabiter Prozeß wegen seiner Rechtsbelehrung zur Rede gestellt hat. Die Urteilsbegründung von Halberstadt, wenn sie richtig wiedergegeben worden ist, be­dauern auch wir außerordentlich. Junck («all.): Wie steht es mit der Errichtung des für da« ganze Reich gültigen Grundbuch»? Für unseren überseeischen Verkehr wäre e« nötig, wie der Fall Hellfeld gezeigt hat, einen unabhängigen internationale» Rechtszustand zu schaffe». Die Reform der Anwaltgebühre» ist sehr zu empfehlen. Die Vorarbeiten zur Revision des Strafrechts müsse« vom Reichrjustizamt möglichst großzügig angelegt werde». Die Unabhängigkeit unserer Richter hat sich in letzter Zeit, besonders im Moabiter Prozeß glänzend gezeigt. Staatssekretär v. LiSco: Die wechselseitige Beschäftigung der Richter in Straf- und Prozeßsache« ist von der Justizverwaltung nicht durchzusetzen. Tatsächlich wünschen auch die meisten Richter, nicht in Straf­kammer» beschäftigt zu werden. Die Bildung neuer Senate beim Reichsgericht ist nicht zweck­mäßig, da ihre Zahl später wieder reduziert werden müßte. Die einheitliche Durchführung de» GrundbuchrechtS dürste in einigen Jahren erfolgen. Wegen der Erhöhung der Rechts­anwaltsgebühre« sind die Bundesregierungen gut­achtlich gehört worden. Das Urteil gegen Becker ist nicht rechtskräftig, daher kann ich mich nicht dazu äußer». Werner (Rfp.): Die unsittlichen Schriften und Schauerromane müßten mit allen Mittel« bekämpft werden. Im Falle Eulenburg wird nicht« zu machen sein, da Eulenburg nach dem Gutachten de« Arzte» verhandlung»«nfähig

ist. Die Falschurteile i« Essener Prozeß, im Meineidsprozeß Schulte-Dortmund und die scharfe Bestrafung Beckers müssen allerdings Kopfschüttel» erregen. Vom Staatssekretär sind wir fest über­zeugt, daß er keine Klaffenjustiz will. (Bravo recht«.) Stadthage» (Soz ): Da« neue Strafrecht muß wirklich modern werden, namentlich hin­sichtlich des KoalitionSrechtes der Arbeiter. Da« Effenrr Urteil fällt den Geschworenen zur Last, die geradezu verbrecherisch ihr Votum gefällt haben. Wa« den Fall der Bonner Borussen anbetrifft, so verlangen wir gleiche Milde auch gegen die Arbeiter. Weshalb wird gegen die Mörder des Arbeiters Hermann in Moabit nicht vorgegangen, weshalb auch nicht gegen den Polizeipräsidenten und den Minister des Innern, die die Mörder noch lobe»? (Der Redner wird zur Ordnung gerufen.) Staatssekretär Dr. Lisco: Nach dem Ordnungsruf des Präsidenten habe ich zu der Angelegenheit nichts mehr zu sagen. (Beifall recht«, Lärm bei den Sozial­demokraten.) Ledebour ruftDrückebergerei" und wird zur Ordnung gerufen. (Ruf bei de» Sozialdemokraten:Er hat Recht!") Seyda (Pole): Unsere Rechtspflege wird vielfach zur Dienerin der Politik gemacht. (Sehr richtig bei den Polen und bei den Sozialdemokraten.) Die Richter sollten die Sprache der Bevölkerung kennen, über die sie zu Gericht fitzen und es sollte ihnen die hakatistische Betätigung verboten werden. Staatssekretär Lisco: Unrichtig ist, daß das Reichsgericht stets zu Gunsten der Polizei urteilt. Zurückweisen muß ich den Vorwurf, als ob das Reichsgericht absichtlich so urteile. Müller- Miimngen (fortschr. Vp.): Die letzten großen Prozesse haben die Unparteilichkeit des deutschen Richtertnms dargetan. Fehlgriffe können vor­komme», aber man darf sie nicht verallgemeinern. Die Ausbildung der Juristen muß von Grund au« geändert werden. Unsere Jrrengesetzgebung ist mangelhaft. Gewisse Urteile und Prozesse habe« freilich das Vertrauen des Volkes zur Rechtsprechung erschüttert. Hierauf wird der Titel: Gehalt de« Staatssekretär« bewilligt, ebenso die übrigen Teile des Etats oh«e Debatte. Eine Resolution auf Heranziehung von 3 Rechts­anwälten zur Vorbereitungtkommission für da« neue Strafrecht wird angenommen. Damit ist der Justizetat in zweiter Lesung erledigt. Morgen 1 Uhr Petitionen und Militäretat.

Vermischtes.

(Geldangebote.) Immer wieder fallen Leute auf die in öffentlichen Zeitungen erscheinen­de« Geldangebote herein: sie bezahlen zunächst eine sog. Provision für die Vermittelung, er­halten dann, wenn e« gut geht, eine a««wärtige

Gesagt! Gar nichts mir wär'« recht gewesen, wenn er etwas davon gesagt hätte ich beobachtete ihn am ander« Morgen, weil ich neugierig war, wa« er wohl machen würde. Nun, er faßte zuerst in alle seine Taschen und schüttelte die Strümpfe au». Dann kroch er auf den Knien unter'» Bell, hob den kleinen Vorleger in die Höh', fühlte in den Schuhen nach, bi» ich endlich sagte:

Wonach suchst du denn eigentlich überall 'rum, Ben? Ich Hab' '» Knopf von der Hose verloren, antwortet er ganz unverfroren. Wie mich da« berührte, kan« ich Ihnen gar nicht sagen. Nun, hoffentlich findest du ihn bald, sagte ich nur und ging hinan». Ich könnt' e« wirklich nicht länger mehr «»»halten.

Ich kann'» Ihnen nachfühlen, Frau Biddle«. Um übrigen» auf da» Geld zurückzukomme», so glaube ich nicht, daß Ben immer die ganze Summe bei sich in der Tasche trägt. Ich vermute, wenn wir zusammen sein Zimmer mal gründlich durchsuchten, würden wir vielleicht noch einige Goldstücke mehr finden.

Frau Biddle« holte sogleich ein Licht und der Inspektor «ahm als­bald eine gründliche Untersuchung von Biddle» Schlafgemach vor. Anfangs erschien sie ergebnislos, al» ihm plötzlich auffiel, daß ein abgerissener Tapeteufetze» mit einer Stecknadel an der Wand wieder festgrstrckt war. Mit Hilfe eine« Stuhle» konnte er hinaufreichen und den verdächtigen Umstand näher in Augenschein nehmen.

Da» Resultat war durchau« befriedigend. Al» er wieder herunter­stieg, hatte er drei Sovereign» in der Hand und ein kleines Ding, da» in Papier eingewickelt war.

Da haben wir sie, Mutter, sagte er, und er überreichte der bestürzten Frau die Goldfüchse. Und wa» ist da» da?

Er öffnete da» Papier, und siehe da! Dari« steckte ein kleine» goldene» Glöckchen, allem Anschein nach da» Pendant zu dem, das Beale selbst im Notizbuche hatte.

Elfte« Kapitel.

Eva Rhode« war ei» exzentrische« Wesen. Da« gestand sie sich öfter« selbst freilich fühlte sie gleichzeitig auch, daß ihr Fortuna nicht sonderlich hold gewesen war. In lächerlich jungen Jahren an eine» ält­lichen, wunderlichen Künstler verheiratet, den sie nie verstehe», und mit dem sie nie ein Band der Sympathie verbinden konnte, war sie bereit« mit einundzwanzig Jahre Witwe geworden ohne auch nursdie AnftmgS- gründe der Liebe in ihrer höheren Bedeutung kennen gelernt zu habe«.

Während ihrer kurzen Ehe war sie mit Künstlerkreisen in Berüh­rung gekommen und hatte sich selbst oberflächliche Kenntnisse in der Kunst angeeignet. Sie hatte ein paar entsetzliche Aquarelle verbrochen und sich auch in der Oelmalerei versucht. Aber ohne ein bestimmte» Ziel oder eine bestimmte Vorliebe, empfand sie die unbeschreibliche schreckliche Leere in ihrem Herzen immer schmerzhafter.

Da traf sie zufällig kurz vor dem Tode ihres Manne« Thornhill. Die männliche Strenge, da« gesetzte Benehmen und die rauhe Schönheit diese» Manne« fesselten sie gleich von Anfang an.

Al» nun Glady» Elliot» Bilder in der Akademie ausgestellt waren und bald Stadtgespräch wurden, erfaßte sie der heiße Wunsch, auch ihr Bildnis dort unter den Auserlesene» zu sehe», und Frank Thornhill, der in der Schar von Glady« Verehrern eine bevorzugte Stellung ein­nahm, sollte für die Erfüllung ihrer Wunsche» Sorge tragen. Er willigte lachend ein, hauptsächlich, um ihr gequälte» Herz zu beruhigen; den», da er sie vom ersten Augenblick al« Kind behandelt hatte, ahnte er nicht im geringsten, welche tiefe Leidenschaft unter dieser zarten Hülle schlummerte, und daß gerade er e» war, der sie geweckt hatte.

Er ging auf ihre kindlichen Launen, wie er'» zu uennen beliebte, ein, ließ sie in sein Atelier kommen, nahm sie mit ins Theater und in die Oper und verkehrte mit ihr so, daß man allgemein annahm, ihre junge Witwenschaft würde nun bald ein Ende habe«.

(Fortsetzung folgt.)