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freizustelle» mit Rückficht auf die in de« einzelnen Bezirken bestehenden verschiedenartigen Verhältnisse, wa» unter großem allgemeinem Beifall angenommen wurde. Dagegen fand der Vorschlag, den Blumentag einheitlich auf Ostermontag, den 18. April, zu verlegen, nicht die Zustimmung der Versammlung, unter anderem auch deshalb, weil dies den Termin doch zu sehr post kostum verschieben würde.
Uutertürkheim 25. Jan. Paul Fiedler au» Donaueschinge» hat am 19. di. MtS. einen längeren Flog über den Cannstatter Wasen mit einem Eindecker eigener Konstruktion auS- geführt und dabei eine Höhe von ca. 80 Meter erreicht. Am Dienstag nachmittag stieg Fiedler wieder auf und führtr einige längere Flüge aus, die bis zu einer Höhe von 350 Metern führte». Er landete, laut Cannstatter Zeitung, zweimal mit abgrstelltem Motor au» großer Höhe im Gleitfiuge.
Güglingen OA. Brackenheim 25. Jan. (Ein Fund.) Bei dem Einbruch in den Laden de» Juwelier» Schwarzkopf wurde auch eine Reuthaue, wie man sie zu Weinbergarbriten verwendet, am Tatort gefunden. Sie wurde als Eigentum de» FarrenhalterS Jesser erkannt. Nun fand man heute im Hofe des FarrenhalterS Jesser in einem leere« Stall Papierstücke, Etiketten, auch Ständer von bei Juwelier Schwarzkopf gestohlenen Waren. Die Diebe scheinen au» dem Hofe die Reuthaue gestohlen und dann nach vollbrachter Tat die Uhren und Schmuckgegenstände im gleichen Hofe verpackt und unbequeme Sache« versteckt zu haben.
Ellwangen 25. Jan. (Schwurgericht.) Die erste Verhandlung am 24. Januar betraf den 31 Jahre alten Taglöhner Karl Gold von Stuttgart wegen Raubs. Er überfiel im September, November und Dezember v. I. am Helle« Tage in der Nähr von Gmünd weibliche Personen, warf sie zu Boden, steckte ihnen sein Taschentuch in den Mund, um sie am Schreien zu verhindern, schlug fie, drohte ihnen mit Erstechen und durchsuchte ihre Röcke nach Gels. In einem Falle mußte er infolge des Herankommens eine» Mannes von seinem Opfer Massen, in den anderen Fällen erbeutete er ein Geldtäschchen mit je 1.20 Mk. bezw. 3 Mk. und ein Täschchen mit Handschuhe«. Da» Gericht sprach gegen ihn eine Zuchthausstrafe von 8 Jahren au», worauf 1 Monat Untersuchungshaft angerechnet wird.
Berlin 25. Jan. (Reichstag.) Am BundeSratStisch: Staatssekretär Wermuth. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 1.23 Uhr. Die zweite Lesung de« Zuwachssteuergesetze«
wird bei § 51 (über die rückwirkende Kraft) fortgesetzt. Zusammenberate« werde» damit die 88 51» und 56 b (Wegfall de« Stempelzuschlag«) und Z 57 (Inkrafttreten de» Gesetze»). Staatssekretär Wermuth: Diese Bestimmungen bilden den Angelpunkt de» Gesetze» in seiner Bedeutung für die Sanierung der Reichtfinanzen Der Bedarf, der durch die Zuwachssteuer gedeckt werden soll, steht im Etat E» sind nicht nur die Veteranen, um die e» sich handelt, sondern in erster Linie die Heeresvorlage, und diese ist wichtiger als die Veteranen. Von ihr hängt unsere Zukunft ab. Würden die Veteranen im Gesetz berücksichtigt, so würde man sie abhängig machen von den jeweiligen Einkünften. E» können durch da» Gesetz wohl Beträge für sie geschaffen werden. I» erster Linie muß aber dafür gesorgt werden, daß der Etat balanziert. Eine Erhöhung de» Umsatzstempels vor dem 1. April 1914 ist nicht angängig. Die Heeresvorlage gilt für 5 Jahre. Wir müssen daher für Deckung sorgen für längere Zeit, und dazu ist da« einstweilige Ne benein and erbestehen beider Abgaben notwendig. Es handelt sich um einen Gesamtplan für die nächsten Jahre, und man soll an diesem Gesamtplan nicht rütteln. Graf Westarp (kons.): Wir sind mit dem Staatssekretär durchaus einverstanden. Dr. Weber (natl.): Wir sind ebenfall» damit einverstanden, daß der Befitz- wechselstempel und die Zuwachsabgabe noch nebeneinander erhoben werden. Wir halten jedoch die Reduzierung de» ersteren für dringend notwendig; und wir sind bereit, entsprechend dem Wunsch de» Staat»sekcetärS, der Beibehaltung des Umsatzstempels bi» 1914 zuzustimmen. Dr. Jäger (Z.): Auch wir ziehen unsere» entsprechenden Abänderung» antrag zurück. Cuno (Fortschr. Vp.) befürwortet einen Antrag, wonach die Bestimmung der vor dem 12. April 1910 erfolgten Eigentumsüb rrtragung oder späteren Besitzwechsel» auf Grund früheren Angebot«, soweit gerichtliche oder nationale Beglaubigungen dafür vorliegen, unterbleibt. Binder (Soz ): Wie bei der Witwen- und Waisenversorgung, dürfte auch bei dieser Veteranenfürsorge nicht« herau»kommen. Arendt (Rp ): die gegenwärtig diskutierte» Paragraphen bringen un« keine besondere Freude, da der Umsatzftempel bis 1914 in der bisherigen Höhe von ^/s °/° aufrecht erhalten wird. — Nach weiterer unerheblicher Erörterung erfolgt die Abstimmung. 8 51 wird angenommen, wobei jedoch die rückwirkende Kraft auf 1. Jan. 1911 vorgelegt wird. Die übrigen Anträge werde« abgelehnt. Die Abstimmung über 8 51a,, der den Befitzwechsel vor dem 12. April 1910 steuerfrei läßt, bleibt zweifelhaft. Die Auszählung ergibt 86 für, 139 gegen de« Paragraphen 8 51 ist somit abgelehnt.
Breme» 24. Jan. Heute nacht ist auf einer hiesigen Polizeiwache ein Mann in durchnäßtem Zustand erschienen, der angab, er sei zwei gut gekleideten Männern begegnet, die ihm eine Tasche mit zwei Dosen, einer größeren und einer kleineren, zeigten. Beide Dosen waren mit Zündschnüren versehen. Die Unbekannte» forderten ihn auf, die große Dose am Dom, die kleinere am Rats cafö niederzulegen und die Zündschnur anzuzünden. Dafür sollte er 3000 ^ erhalten. Auf seine Weigerung hin sei er von den beiden Männern in die Weser geworfen worden. Nach den an amtlicher Stelle eingezogenen Erkundigungen läßt sich zur Zeit in der Angelegenheit noch nichts Bestimmte» sagen. Die Angaben erscheinen nicht recht glaubwürdig.
Wann hastet der Tierhalter für Schaden?
Gerichtliche Streitfragen über die Haftung des Tierhalter» für den Schade», den sein Tier anrichtet, gehören zu den überaus häufig vorkommenden. Das kommt daher, daß die Rechts- grundsätze, die diese Fragen regeln, in weiten Kreisen nicht hinreichend bekannt sind, und auch daher, daß diese RcchtSgrundsätze sehr verwickelt sind. Die wichtigste« Richtlinie« der Tierhalterhaftung sollten aber in weiteren Kreisen bekannt sein, damit sich der Tierhalter vor Schaden hüten, und, falls einmal eine Schädigung durch ein Tier vorgekommen ist, er ungefähr weiß, wie die Rechtslage sich gestaltet. Seit der im Jahr 1908 erfolgten Abänderung de» 8 833 de» Bürgerlichen Gesetzbuches liegen die Haftungsgrundsätze für die Landwirte, sowie für alle, die ein Haustier in ihrem Gewerbe brauchen, weit günstiger al» vorher. Denn jetzt haften diese Tierhalter nicht mehr, wenn der Schaden „durch ein Haustier verursacht worden ist, das dem Berufe, der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalte de» Tierhalters zu dienen bestimmt ist, und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung de» Tieres die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden fein würde". Früher haftete der Tierhalter, wie jetzt noch der Halter eine» nicht zum Erwerb dienenden Haustiere» oder eine« wilden Tiere» für den von dem Tier angerichteten Schaden, und nur wenn er das Tier jemand anderem zur Beaufsichtigung übergeben hatte und dieser die Schädigung verschuldete, hastete dieser AuffichlSpflichtige. Zu ersetzen ist aber immer nur körperlicher Schaden: Tötung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, die von einem Tiere augerichtet find, und ebenso Entziehung von
Glady»! Sprich! Sprich! Sag mir, warum du hier bist! Wa» machst du hier? Meine Glady»! Meine Geliebte! Wa« ist'». Wo ist Dixon? Ist kein Mensch in der Nähe? Er sprang auf, rannte wie wahnsinnig durch» Atelier und schrie wild um Hilfe.
Wa» gibt'»? ertönte ihm eine tiefe, wohlklingende Stimme au» dem Halbdunkel entgegen. Er schaute auf und sah die mächtige Gestalt Frank Thornhill» näherkomme«.
Was e« gibt! O, Thornhill, wer hätte da» gedacht! Meine arm*, arme Glady»!
Glady»! rief der Herbeikommende. Wa» ist mit ihr?
Gemordet! Thornhill! Gemordet! — und hier.
Bist du wahnsinnig, Philipp!
Wahnsinnig! Ja, ich bi»'»; Gott steh' mir bei, mir zerspringt da» Herz. Komm', sieh selbst! Er packte Thornhill ungestüm am Arm und zog ihn nach vorne. Sieh! Schau her — Glady»! — meine Frau.
Al» Thornhill da» jammervolle Bild erblickte, drohten für eine« Moment seine Augen au» den Höhlen zu springen. Dann wandte er sich fast heftig an den neben ihm stehenden Man», der ganz von Sinnen war.
Erklär' mir da»! sagte er. Wo ist Dixon?
Ich weiß e» nicht. Er hat mich hier allein zurückgelaffen und gesagt, er würde in einigen Minute« wieder da sein.
Aber wie kommt fie hierher?
Vergeude die Zeit nicht mit Fragen an mich. Ich weiß nichts — gar nicht». Schick' oder geh' zu einem Arzt; vielleicht ist sie noch zu rette» , um Gotte» willen, Thornhill, mach' schnell!
Thornhill klingelte sofort nach dem Portierhäuschen, und zwar so heftig, daß beinahe augenblicklich ei» junge» Mädchen — die Tochter de» Portiers — atemlos auf der Bildfläche erschien.
L« ist etwa» Furchtbare» passiert, sagte Thornhill. Laufe« Sie so rasch Sie könne«, zu« Nächsten Arzt. Halt, warte» Sie, fuhr er fort,
al» er fie vor Schrecken an allen Gliedern zittern sah, ich will selbst gehe». Bleiben Sie hierund machen Sie sich so nützlich, wie Sie könne«, während ich weg bin.
Damit stürzte er hinaus und da» Gäßchen hinauf »ach der Straße zu, wo er einen Wagen stehen sah. Er riß die Türe auf.
Dr. Livingstone, Gloucesterstraße 185 — so schnell Sie können, Kutscher!
Geht nicht, mein Herr. Besetzt. Warte hier auf 'ne Dame.
Eben ist in einem dieser Ateliers eine Dame ermordet worden. Vielleicht ist'« Ihr Fahrgast. Wie dem aber auch sei, Sie müsse« mich zu dem Arzte fahren. Haben Sie eine Schutzmanns pfeife? Schön. Pfeifen Sie, so stark Sie nur können!
Der schrille Pfiff durchschnitt die nebelige Luft wie ein scharfe» Messer und wenige Augenblicke später kam ein Polizist an.
Wa» ist hier lo»?
Ein Mord in einem der Atelier» dort unten — in dem letzten, laufen Sie rasch! Ich will einen Arzt holen. Sie rufen am beste« noch eine« andere» und benachrichtigen Ihren Chef. E» handelt sich um eine ernste Sache. Nun, Kutfcher, lo»! Tr sprang in die Droschke.
Nach einer Viertelstunde erschien er in Begleitung de» Arztes, der nur einen einzigen Blick auf die ermordete Frau warf und dann den Kopf schüttelte.
Vollkommen tot, sagte er dann; und nach einer genaueren Untersuchung setzte er hinzu, der Tod ist schon etwa vor einer halben Stunde eingetreteu — in» Herz gestochen. Haben Sie ein Messer oder irgendeine derartige Waffe gefunden, Schutzmann?
Nein, Herr Doktor; Hab' auch nicht darnach gesucht, antwortete der Beamte. Mei» Vorgesetzter wird gleich hier sein. Bevor er kommt, darf nichts weiter geschehen.
(Fortsetzung folgt.)