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ist, erkrankt. Ei» Mitglied der Familie mußte in» städtische Krankenhaus »ach Heilbronn ver­bracht werden. Anscheinend handelt es sich hier wieder um die bekannten MarkenBacka",Luisa" undFrischer Mohr".

Heilbronn 31. Dez. (Diebstahl und Hehlerei.) Eine bei einem hiesigen Kaufmann jahrelang in Stellung gewesene Haushälterin, die 40 Jahre alte Karoline Heim von Jngel- fingen, hat sich umfangreiche Warendiebstähle zu Schulden kommen lasten. Auch wurden bei ihr Sparkaffeneinlagen in Höhe von weit über 10 000 festgestellt, die zweifelsohne nicht ord­nungsmäßig erworbene» Geld darstellen. Die nun verhaftete Heim genoß da» uneingeschränkte Vertrauen ihre» Dienstherr», der ihr anläßlich seine» Ableben» ei» Legat von 2000 ^ zu­kommen ließ. Ein Bruder der Heim, bei dem sie die Waren aufstapelte, wurde wegen Hehlerei zur Untersuchung gezogen.

Heilbron« 31. Dez. Ein hiesiger Heizer, der seit wenigen Monaten verheiratet, dessen Frau aber seit 3. Dezember abgängig ist, wurde, wie bereits gemeldet, verhaftet, da ver­mutet wird, daß mit dem Verschwinden der Frau, da» der Mann verschwieg, bi» Nachbarn darauf aufmerksam wurden und Anzeige erstatteten, ein Verbrechen verbunden sei. Der Verhaftete er­klärt, seine Frau werde wieder kommen, ver­weigert aber jede Erklärung über den Zu­sammenhang.

Wäschenbeuren OA. Welzheim 21. Dez. (Bahnbau) Der Bahnbau GöppingenGmünd schreitet sehr langsam vorwärts. Die Rutschungen am vierten Lo» greifen immer mehr um sich, so daß, wie in Fachkreisen verlautet, die Linie wohl etwa» abseit» gelegt werden muß. Am fünften Lo» wird schon längere Zeit mit dem Bagger in Tag- und Nachtschichten gearbeitet, doch soviel scheint festzustehe«, daß die Strecke vor Ende de» nächsten Jahre» nicht in Betrieb genommen werden kann.

Schwenningen 21. Dez. (Immer noch mehr Wirtshäuser.) Der Bezirksrat hat schon wieder zwei neue Wirtschaften kon­zessioniert. Seitdem die Stadt über 15 000 Einwohner zählt, ist die Genehmigung einer Wirtschaft nicht mehr an den Nachweis eine» Bedürfnisse» gebunden. Daher werden künftighin alle Wirtschaftkgesuche genehmigt, wenn die Ge­suchsteller die erforderlichen Qualitäten besitzen und die Lokale den gesetzlichen Vorschriften ent­sprechen. Durch Ortrstatut kann der Gemeinderat allerdings bestimmen, daß auch in Zukunft die Genehmigung einer neuen Wirtschaft von dem Nachweis eine» vorhandenen Bedürfnisses ab­

hängig gemacht wird. Im öffentlichen Interesse wäre die Feststellung eine» solchen Statuts zu wünschen.

Pforzheim 19. Dez. In der heutigen Versammlung der hiesigen Fabrikanten wurde beschlossen, jeder Arbeiter einerlei ob orga­nisiert oder nicht erhält vom Arbeitgeber­verband ein Schreiben zugesandt, worin er auf- gefordert wird, sich auf der beiligenden frankierten Postkarte unter Beifügung der Namensunterschrift durch ein einfaches Ja oder Nein dahin zu äußern, ob er geneigt ist, die Arbeit am 2. Januar 1911 wieder aufzunehmen. Diese Briefe werde» am 34. Dezember bei den Arbeitern eintreffe». Die Antworten müssen am 27. Dezember zu Hände» des Arbeitgeberverbande» sein. Sollte durch diese Abstimmung auch nur ein einziger der hiesigen zum Arbeitgeberverband gehörenden Betriebe lahmgelegt werden, wird die zurzeit bestehende Aussperrung für alle Betriebe bis zum 2. Februar verlängert.

Pforzheim 21. Dez. (Zur Arbeiter­bewegung.) Eine Abordnung der hiesigen Handels- und Gewerbekamwer und des Arbeit­geberverein» hatten in Karlsruhe beim Ministe­rium des Innern eine Audienz, bei der sie die Gründe darlegte, au» denen die hiesigen Fabriken auf die Einigungsvorschläge nicht eingehen können. Als Grund bezeichnet«« sie die Unmöglichkeit der Annahme der vom Verband gestellten Forder­ungen, diese würde die Konkurrenzfähigkeit der Pforzheimer Industrie auf dem Weltmarkt er­schüttern.

Pforzheim 21. Dez. (Schweres Bau­unglück.) Vom Neubau de»- Goldarbeiters Jakob Birk an der Büchenbronner Straße im Stadtteile Brötzingen stürzten gestern vormittag 11 Uhr zwei verheiratete Maurer von Jspringen vom 4. Stock ab. Sie hatten einen 7 Zentner schweren Stein auf dem Gerüst gerollt, als dies brach und sie in die Tiefe riß. Der eine, W. Auzenstein, dessen Frau erst vorgestern ins Wochenbett kam, ist leider tödlich verunglückt, der andere ist nicht lebensgefährlich verletzt.

München 21. Dez. Der Prinzregent richtete an den Kriegsminister Frhm. v Horn ein Handschreiben, in welchem cs heißt: Vierzig Jahre find verflossen, seit die bayerische Armee in schweren ruhmreiche» Kämpfen unver­gängliche Beweise ihrer Kriegrtüchtigkeit und hingrbenden Opferwilligkeit erbracht und sich hiedurch die stete Dankbarkeit des Vaterlandes gesichert hat. Wenn ich j'tzt in meinem neunzig­sten Lebensjahr auf jene große Zeit zurückblicke, drängt sich meinem Herzen da» Bedürfnis auf, auch meinerseits dem Gefühl der Dankbarkeit,

sowie meiner vollen Anerkennung für die im Krieg und im Frieden bewährte Pflichttreue der Offiziere und Mannschaften der Armee erneuten sichtbare« Ausdruck zu geben. Darum stelle ich hiermit den Betrag von 200 000 Mark zur Ver­fügung und bestimme, daß 100000 Mark zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kriegsveteranen au» dem Feldzuge 1870/71, sowie aus den Feldzügen und Kämpfe» früherer und späterer Jahre, 100 000 Mark als Grundstock einer Stiftung zur Errichtung eine» Erholungsheims für Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften Verwendung finden sollen.

Köln 21. Dez. In einer hiesigen Haar- verarbeitungsfabrik wurde heute nacht ein­gebrochen, wobei Haare und Zöpfe im Werte von 15000 gestohlen wurden. Von den Dieben fehlt jede Spur.

Berlin 31. Dez. Heute beginnt in Leipzig vor dem Reichsgericht die Ver­handlung gegen die englischen Offiziere Trevch und Brandon hinter vers 4 lassenrn Türen, weil bisher fast jeder Spionageprozeß unter Ausschluß der Oeffeutlickkeit geführt wurde. Dagegen ver­sichern Unterrichtete, daß den Verhandlungen Zeugen beiwohnen werden. Auf englischer Seite scheint mit keineswegs geringfügiger Bestrafung der Angeklagte» gerechnet, aber auch gehofft zu werden, daß da» Reichsgericht von seiner Be­fugnis, statt Zuchthau» Festungshaft zu erteilen, Gebrauch machen werde. Um Anspruch auf solche Milde machen und zeigen zu können, daß sie nicht als bezahlte Spione, sondern al« Offiziere im Dienst gekundschaftet habe», hotten die beiden englischen Herren vor einiger Zeit ihre Anwälte gebeten, ihnen die Erlaubnis zum Erscheinen in Uniform zu erwirken. Ihre Verteidiger bringen keine Zeugen zum Prozeß, und auch der Rnchsanwalt hat nur 6 Personen geladen, den Posten, der die Herren festnahm, den Leutnant, der sie verhaftete, den ReichS- gerichtsrat Anker, der die Voruntersuchung führte, und 3 Sachverständige von der Armee und Ma­rine, die bekunden werden, in welchem Grad eine Verwendung der bei den Angeklagten gefundenen Skizzen und Aufzeichnungen die Reichsinteressen gefährden kan». Die Angeklagten erklärten durch den Anwalt, daß ihnen bei der Haft eine wür­dige und gerechte Behandlung zu teil geworden sei. Sie haben unter Aufsicht lesen und schreiben dürfen, besondere» Essen bezogen und auf ihren Wunsch häufig den Besuch de» englischen Geist­lichen empfangen. Hauptman» Trench von der Marineinfanterie war übrigens seiner Aufgabe besonder» gewachsen, weil er nicht nur im Deut­schen, sondern auch im Dänischen ein Dolmetscher- Examen vor der Militärbehörde bestanden hatte.

eine über einen schmalen Wafferlauf führende Miniaturbrücke, dann gingen sie eine kurze Strecke zwischen allerhand niedrigem Gebüsch hin, dann drangen sie mit einem Male in diese» selber vor und sanken dabei, da sie zu diesem Zwecke natürlich von dem gebahnten Wege abgewichen waren, mit den Stiefel« tief in den weichen, dnrchrrgnete« Boden ein.

Aber Hoheit, da» geht nicht," protestierte Dr. Hohl stillstehend. Wir bleiben ja noch stecken."

Treten Sie nur leicht auf, so wird e» schon gehen."

Beinahe hätte mich ein Zweig in» Auge getroffen."

So bücke« Sie sich nur noch wenig« Schritte, und wir find am Platze."

In gebückter Haltung schritt der Freiherr voran, Reinhart folgte langsamer. Noch etwa zwanzig Schritte und der Irrsinnige hielt an.

Sind wir am Ziele?"

Ja sehen Sie da» chinesische Tempelhäuschen?"

Dr. Hohl ließ seine Augen suchend umherschweifen. Die Nacht war finster, daß man kaum die Hand vor den Augen zu erkennen ver­mochte. Trotzdem hob sich etwa» wie ein Schatten gegen die übrige Umgebung ab, und als der Freiherr jetzt die Laterne öffnete und deren Licht voll auf die Oertlichkeit fallen ließ, erkannte Hohl ein nur wenige Schritte von der Grenzmauer entfernt in einer Ecke de» Grundstückes sich erhebendes, halbverfallene» chinesisches Tempelchen, dessen Mauerwerk schmutzig, grau und morsch aussah und dessen durchlöchertem Dach der Einsturz drohte. Ehemals eine Zier de» Parkes, diente e» seit Jahren nur »och zum Aufbewahrungsort von Gartengeräten und Gerümpel, ja es war schon mehrfach die Rede davon gewesen, die baufällige Bude gänzlich abzutragen, und nur ihre isolierte und abgelegene Lage, ihre Verborgenheit hinter im Sommer wildverwachsenem Gebüsch schützte sie bisher vor dem endlichen Schicksal alle» Irdischen.

Da liegt der Schatz?" fragte Reinhart verdutzt.

Da drinnen, ja. Nur immer zu, die Tür ist nur eingeklinkt."

Der Freiherr drückte ohne Zögern auf die Klinke und nicht ohne Mühe ging die sich sträubende, entsetzlich knarrende und quitschende Tür auf, worauf er mit einem vergnügten Kicher« da» Innere betrat, hinter ihm schritt Reinhart, dessen Spannung und Neugier sich vergrößerte. Wa» würde der Tolle nun tun? Wißbegierig schaute er sich in dem von der Laterne nur spärlich erhellte» Raum um. Ein niedriger, sechseckige» Gelaß mit geschwärzten Wänden und einem mit einem Laden verbarrikadierten Fensterchen auf der gegenüberliegenden Seite, derart mit altem Gerümpel, Schubkarren, Schaufel« und Brettern angefüllt, daß kaum einige Fußbreit Platz für etwaige Besucher übrig blieb. Der Laden bestand au» roh zugehauenen Dielen.

Soll ich hier irgendwo einschlagen", fragte Dr. Hohl, die Hacke erhebend.

Noch nicht. Einen Augenblick. Leuchten Sie einmal."

Der alte Freiherr gab seinem Begleiter die Laterne, dann machte er sich eilig an die Arbeit, einige der umherliegenden Gegenstände beiseite zu räumen. Unter dem Stroh, da» dickverstreut unter den Diele« umherlag suchte er nach etwas. Nach wenigen Sekunden hatte er er gefunden, er zerrte daran, und zur unendlichen Verwunderung de» jungen Manne» hob er eine kleine Falltür empor, unter der sich eine kleine Oeffnung zeigte.

,,Wa» ist da»? Ein geheime» Gemach?"

Nein, aber ein Keller, der sich hier darunter befindet", berichtete pfiffig lächelnd der Alte.Früher war Wein darin und da» Obst au» dem Garte« wurde in ihm aufbewahrt. Aber jetzt ist er leer und die Arbeiter wissen wohl kaum von seiner Existenz."

ES ist wohl schon lange her, daß er nicht mehr benutzt wird."

Lange?" Der Freiherr schien zu überlegen. Aber sein Begriff von Zeit war ein etwa» seltsamer.Nein, zu lange nicht", warf er mit schlauer Miene hin.Ich bin nun mehrere Monate hier, und anfang» diente er noch seinem Zwecke."

(Fortsetzung folgt.)