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15 634), Dinkel mit Emer und Einkorn 11,12 (minus 3,57), 161533 (minus 53172), Roggen 13,53 (minus 2,88), 56031 (minus 10 655, Gerste 13,14 (minus 5,48), 125 232 (minus 57 779), Haber 14,43 (minus 4,10), 217 657 (minus 61276), Menggetreide 11,78 (minus 5,45), 23415 (11210), Mischfrucht 11,83 (minus 1,79), 6 987 (minus 1386). Der Gesamtertrag in Brotgetreide (Weizeu, Dinkel, Roggen, Meuggetreide, Mischfrucht) berechnet sich für das Jahr 1910 zu 305 610 Tonnen, oder rund 306 000 Tonne», das ergibt gegen das Vorjahr (398 000 Tonnen) ein Weniger von 92000 Tonnen 23°/° und gegen das 10jährige Mittel (345000, Tonnen) ein Weniger von 39000 Tonnen 11,3°/°. Ist die Fruchternte des Jahre» 1910 im Ganzen genommen auch unter dem Mittel geblieben, so haben immerhin einige Landesgegenden teils durchgängig, teil» wenigstens in der einen oder anderen Getreidesrucht an­nähernd befriedigende Erträge zu verzeichnen gehabt, und zwar nicht nur in den von der Natur besonder» bevorzugten Lagen, sondern auch dort, wo Boden und Klima dem Anbau weniger günstig sind. So insbesondere in mehreren Bezirken der Rauhen Alb, wo infolge der durchlassenden, steinigen Böden der «affe Sommer dev Früchte» weniger geschadet hat, ja sogar ihrem Wachstum sehr zu statten gekommen ist. Für die Hack­früchte stellen sich die Hektarerläge in Doppel­zentnern und die Gesamterträge in Tonnen im Jahre 1910 verglichen mit dem Vorjahr wie folgt: Kartoffeln 67,0 (minus 28,5), 679 683 (minus 291150), Futter- und Kohlrüben 245,9 (minus 23,6), 997 743 (minus 82 301), Kopf­kohl 199,1 (Ms 24,0), 89 514 (Ms 9 262). Die Kartoffeln, die nicht allein der mensch­lichen Ernährung dienen, sondern auch ein wichtige« Futtermittel für die Schweine und da» Milchvieh liefern, haben unter dem nassen Sommer außerordentlich zu leide» gehabt. Die Knollen fielen klein und spärlich aus, sodaß vielenortS nicht viel mehr als der Bedarf an Saatkartoffeln geerntet wurde. Hervorgehoben wird, daß in schweren tonigen Böden die Kartoffeln verhältnis­mäßig am schlechtesten ausgefallen sind, während in leichten, sandigen Böden wesentlich bessere Erträge erzielt worden sind. Auch scheinen einige neu eingeführte Sorten, so namentlich die Wolt- manns- und die Jndustriekartoffel, von der Kartoffelkravkheit weit weniger betroffen worden zu sein, al» ältere, länger eivgesührte Sorten. Die Ernte der Handelspflanze» ist im Jahre 1910 im Vergleich sowohl zum Vorjahr al» zum 10jährigen Durchschnitt befriedigend ausgefallen, namentlich hat der Hopfen, der im Vorjahre in vielen Gegenden de» Landes

nahezu eine völlige Fehlernte zu verzeichnen ge­habt hatte, einen recht guten, da» 10jährige Mittel (7,3 Dztr.) übersteigenden Ertrag von 8.3 Dztr. von 1 du ergeben. Die Gesamt- hopfenerte de» Jahre» 1910 berechnet sich zu 2821 Tonnen, gegen 644 Tonnen im Vorjahre. Hinter dem Gesamtertrag im Durschnitt der 10 Jahre 1898/1907 mit 3813 Tonnen bleibt allerdings die Hopfenerte de» Jahre» 1910 trotz höheren Hektarertrage» infolge beträchtlicher Ab­nahme der Hopfevfläche (im Durchschnitt 1898/1907 5237 du, im Jahre 1910 nur noch 3400 da) erheblich zurück. Auch die Preise de» heurige» Hopfens sind zufriedenstellend, man wird immer­hin mit einem Durchschnittspreis von ca. 150 für einen Doppelzentner rechnen können, wonach sich ein Gesamtgeldwert der 1910er Hopfenernte von rund 4,2 Mill. ^ gegen 2,3 Mill. im Jahre 1909 und 6,5 Mill. im 10jährigen Durchschnitt ergeben würde. Auch die Zich 0 rien, die in mehreren Bezirken de» Unterlandes unter den landwirtschaftlichen Gewächsen eine wichtige Rolle spielen, habe» mit 244,2 Dztr. von 1 da einen sowohl das Jahr 1909 (222,5 Dztr.) als das 10jährige Mittel (208,7 Dztr.) nicht uner­heblich übersteigenden Ertrag geliefert. Die Hauptsutterpflanzen, Klee und Wiesen, deren Wachstum durch die viele Feuchtigkeit befördert wurde, haben Heuer quantitativ sowohl im Ver­gleich zum Vorjahr als zum 10jährigen Mittel wesentlich höhere Erträge ergeben. Trotz des quantitativ reichen Ertrag» kann aber die heurige Futterernte aus dem Grunde als keine ganz zufriedenstellende angesehen werden, weil vielen­ortS infolge der andauernden Nässe während des Heuen» und zum Teil auch während des Oehmdens da» Futter in einer nicht befriedigenden Qualität eingebracht wurde. Vielfach wird be­richtet, daß das Futter infolge seiner geringen Qualität ohne Beigabe von Kraftfutter kaum zu verwenden sei.

Stuttgart 20. Dez. (Strafkammer.) Der ledige Schlosser Karl Frankenreiter wurde wegen Zuhälterei zu 8 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt, außerdem erkannte das Gericht auf Ueberweisung an die LandeS- polizeibehörde. Der Angeklagte machte seinerzeit mit noch drei Gefangenen einen Ausbruchversuch au» dem hiesigen Untersuchungsgefängnis und er wurde deshalb wegen Meuterei zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der wegen Betrug» vorbestrafte Kaufmann Hermann Bentlage von Hamburg stellte sich hier, in Eßlivge» und anderen Städten bei Geschäftsinhabern fälschlich als Akquisiteur für ein von einer Hamburger Firma herausgegebene» Wellhandelkadreßbuch vor und erhob für aufgegebene Annoncen Geldbeträge.

Auf diese Weise verschaffte er sich etwa 600 Die Strafkammer verurteilte den Schwindler zu 1 Jahr Gefängnis, wovon 4 Wochen al» durch die Untersuchungshaft verbüßt erklärt wurde.

Stuttgart 20. Dez. (Krautmarkt.) Dem Filderkrautmarkt auf dem Marktplatz wur­den in der Zeit vom 6. August bi» 8. Dezember rund 35 000 Stück zugeführt. Preise im August 1530 September und Oktober 820^, November und Dezember 1520 ^ pr. 100 St.

Eßlingen 19. Dez. Der Polizei­hund Holme» von Stuttgart - Untrrtürkheim war gestern mittag hier tätig. Am Samt tag abend gegen 9 Uhr wollten einige Leute noch die Fähre beim Schießhau» zur Ueberfahrt be­nützen Diese ist aber bekanntlich von 8 Uhr ab nicht mehr in Betrieb. Aus Unmut darüber riß nun einer der Leute die Schranken vom diesseitigen Ufer weg, warf sie in de« Neckar und steckte einen Prügel in da» Rad des Fahr­gestelles. Als der Fährebesitzer die Tat evtd, ckte, rief er telephonisch den Polizeihund herbei, der einen Arbeiter von Berkheim als Täter ermittelte. Dieser wurde verhaftet und hat auch gestanden. Einige Arbeiter aus Der.kendorf sollen dabei gewesen sein.

Tübingen 20. Dez. (Schlägereien.) Infolge Eifersüchteleien lauerten 4 Tübinger junge Burschen einem Gesellen de» Bäckers Rieß in der Nähe des GutleuthauseS auf und traktierten ihn mit Schlagringen rc. derart, daß er mehrere Verletzungen davontrug. Die Täter sind ermittelt. Zwei Brüder, dis beiden Weingärtner Körner in der Urbangaffe gerieten in Streit, wobei der eine eine feste Hacke ergriff und sie seinem Bruder auf den Kopf schlug, sodaß er einige schwere Verletzungen erlitt.

Kornwestheim 20. Dez. Gesternnach­mittag verunglückte ein Ankuppler auf der hiesigen Station dadurch, daß er sich beim Durchfahren eine» Wagenprofils unvorsichtigerweise zu weit vorbeugte. Er wurde mit dem Kopf gegen da» Profilgerüst gedrückt und erlitt erhebliche Quet­schungen. In bewußtlosem Zustand wurde er nach dem LudwigSburgrr Krankenhau« übergeführt.

Heilbronn 20. Dez. Seit dem 3. d«. M1S. ist die Ehefrau einer hier wohnhaften Lokomotivheizers verschwunden. Die avge- stellten Nachforschungen nach ihrem Verbleib waren ergebnislos. Gegen den Ehrmann find inzwischen so schwerwiegende Verdachtkgründe ermittelt worden, daß er, demStaatSanzeiger" zufolge, wegen Verdacht» de» Morde» verhaftet worden ist.

Kleinbottwar 20. Dez. Vor einiger Zeit hat die hiesige Gemeinde einen Dampf-

Wie wollt Ihr denn sonst etwas sehen? Er schrieb dir doch, du solltest für Laterne, Hacke und Schaufel sorgen nun, ich habe alles für euch bereit halten lassen. Warte hier einen Augenblick, daß er dich nicht etwa mit mir zusammen entdeckt."

Doktor Fresen wandte sich geräuschlosen Schrittes dem Hauptgebäude der Anstalt zu. Reinhart merkte gar nicht, ob er lange auSblieb oder gleich wiederkam, er lehnte stumm am hohen Eisengitter der Umzäunung und brütete vor sich hin.

Reinhart verbarg die geschloffene Blendlaterne unter seinem Mantel, ergriff Schaufel und Hacke und tat, wie ihm geheißen. Da e» nur auf eine Komödie und kein wirkliches Verbergen ankam, wurde ihm da» An- fchleichen nicht schwer. Indem er sich anstellte, al» bücke er sich hier und da, dann und wann stehen blieb, um zu lauschen oder über manche Stelle schnell hinweghuschte, gelangte er zu dem auf der einen Seite de» großen Hofe» befindlichen Brunnen, einem fest au» Steinen gefügten Bau mit vergittertem Bassin, der sich ziemlich an die de» Hof und Anstaltspark scheidende Mauer drängte, zwischen sich und derselben nur einen kurzen, schmalen Gang lastend. Hinter dem Brunnenhäuschen, so dicht an die Mauer geschmiegt, daß Dr. Hohl seine Anwesenheit nicht bemerkte, er­wartete der Freiherr von Ottstädt-Nohringen, oder Prinz Kasimir, wie er sich selber benannte, seinen Kumpan.

Der Doktor erschrak ordentlich, al» der Prinz vor ihm auftauchte und ihm mit leise gemurmelten Worten:Guten Abend, lieber Doktor," die Hand entgegenstreckte.

Sind Sie er, Hoheit?"

Mit Leib und Seele," erwiderte der alte Herr lauter, als die Umstände e» eigentlich geboten.Kommen Sie, lieber Doktor, und ver­raten Sie un« nicht durch laute» Spreche», ich möchte nicht, daß jemand von unserem Vorhaben erführe. Nicht, daß ich mir von irgend wem Vorschriften machen ließe," setzte er mit gehobener Stimme und würde­vollem Stolze hinzu,aber sie wissen ja, ich werde hier so gut wie ein

Gefangener gehalten; auch brauchen diese Burschen alle von meinem Reichtum nicht» zu wissen. Ich traue ihnen nicht, vor allem dem Doktor Fresen nicht"

Der ist treu wie Gold, Hoheit."

Bst nicht so laut," lispelte der Freiherr.Sie kennen ihn noch nicht so lange wie ich. Er ahnt etwas von meinem Schatze und will ihn mir rauben."

Wohin gehen wir?" drängte Reinhart, der keine unnötige Zeit verlieren wollte.

Folgen Sie mir nur, Sie haben doch alle»?"

Alle», Hoheit."

Geben Sie mir die Laterne."

Reinhart zögerte einen Augenblick, er wußte nicht, ob sich diese Handlung mit der Instruktion de» Arzte», die er nur halb vernommen, vertrug.

Ich kann ja leuchten," versetzte er nach kurzer Ueberlegung.

Sie wissen ja den Weg nicht, ich will vorausgehe»," rief herrisch der Pfeudoprinz.

Hoheit, e» schickt sich nicht für Sie, eine Laterne."

Geben Sie nur her."

Ungestüm griff der Freiherr nach dem kleinen Apparat, den er mit kindischer Freude betrachtete und dessen Türchen er einigemale öffnete und schloß, indem er die bleichen Strahle» de» Lichts bald auf sich, bald auf seinen Gefährte» fallen ließ.

Hoheit, wenn man un» entdeckt," mahnte Reinhart.

Sie haben recht kommen Sie."

Aber Sie haben ja nicht einmal einen Mantel um dabei hat es wieder angefangen zu regnen e» ist überhaupt rauh und stürmisch."

Tut nichts, wir haben nicht weit und werden bei unserer Arbeit schon warm werden," entgegnet« der Freiherr, leise und langsam voran­schreitend. (Fortsetzung folgt.)