Güterwagengemeinschaft. Die Festsetzung eine» Zeitpunkts am Nachmittag, von dem a« die Stationen den Bestellern über die Stellung der in der vormittägigen Bestellzeit erbetenen Wagen Auskunft zu gebe» hätten; ferner die Ausdehnung der Bestellzeit über 11 Uhr Vor­mittag« und eine ausgiebigere Berücksichtigung von Nachbestellungen sei erwünscht. Im Holz­handel wird namentlich da» Verschwinden ver­schiedener praktischer Württemberg. Spezialwagen nach außrrwürttembergischen Gebieten und die häufige Gestellung auswärtiger kurzer Kohlen­wagen zum Langholziransport beklagt. Im übrige» sprechen namhafte Firmen ihre Zufriedenheit mit der neuen Einrichtung aus. In der Frage der Konkurrenzklausel für HandlungS- ange st eilte lehnte die Kammer die bezahlte Karenz ab. Für die internationale Aus­stellung für Reise- und Fremden­verkehr Berlin 1911 konnte eine Be­teiligung der Gewerbetreibenden des Bezirks nicht in Aussicht gestellt werden; dagegen wurde eine korporative Ausstellung durch die württemb.- hohenzollern'sche Vereinigung für Fremdenverkehr, welche die Bad- und Kurorte des Kammerbezirks umfaßt, empfohlen. In den Beirat der Verkehrsanstalten wurden gewählt für 1911/13 als Mitglied: Fabrikant Alb. Koch- Rohrdorf; als Ersatzmann: Fabrikant Otto Wagner (Heinr. Huttens Nachf, Zigarren­fabrik) Calw. Die vom Ausschuß des Kauf­mannsgerichts in Stuttgart befürworteten zahlen­mäßigen Vorschriften über die Höchstzahl der Lehrlinge im Handelsgewerbe wurden ab­gelehnt, da die bezüglichen Verhältnisse im Kam­merbezirk eine so einschränkende Reglementierung nicht erheischen und nicht ertragen. In der Bekämpfung der auch von der Kammer aner­kannten und beklagten Mißstände im Au«- verkaufSwesen möchte die Kammer Einzel­vorschriften über Anzeigepflicht, Einreichung von Warenverzeichnissen, Beschränkung in der Zahl, Dauer und Zeit der Ausverkäufe in Abwägung ihres mangels Kontrollierbarkeit ungenügenden Erfolge« gegenüber der durch sie verursachten Belästigung de» reellen AuSverkaufSwesenS lieber vermieden wissen. Werden aber solche Vor­schriften erlaffen, so empfiehlt die Kammer die Ortspolizeibehörde (nicht die Handelskammer) als AufsichtSorgan und hält 2 Ausverkäufe im Jahr (einen Inventurausverkauf mitgerechnet) für genügend, warnt aber vor einer gleichmäßigen Regelung für alle Branchen und Bezirke. Der Fortbildungsschulunterricht der Ar­beiterinnen während der industrielle» Arbeitszeit stört einerseits namentlich da, wo er in mehreren Abteilungen zu verschiedenen Stunden erteilt wird, noch mehr aber in Fabriken mit Arbeite­rinnen au« mehreren Gemeinden mit verschiedenen Unterrichtstagen das technisch notwendige Zu­sammenarbeiten im Fabrikbetrieb; andererseits entzieht er den Mädchen 12mal in der Woche V« Tageslohn, wenn nicht sogar, wie es da und

dort der Fall, von der Einstellung fortbildungs­schulpflichtiger Arbeiterinnen schon ganz abgesehen wird. ES wurde daher, nachdem die Mehrzahl der übrigen Kammern im Grundsatz ihre Zu­stimmung ausgesprochen haben, der Entwurf einer gemeinsamen Eingabe an die Schulaufsichts­behörden wegen Verwendung des »ach § 137 R.G.O. arbeitsfreien Teils de» Sonnabend- Nachmittags zum Fortbilvungtschuluuterricht der Fabrikarbeiterinnen festgestellt. Ein Interesse an einer Vertretung in derStändigen Wirtschaft!. Kommission der Kolonialverwaltung" liegt im Kammerbezirk nur bei der Baumwollindustrie vor. Ein Bedürfnis zur Veröffentlichung der Ver­dingungen der Kaiser!. Werft in Kiel in einer Tageszeitung des Kammerbezirks liegt nicht vor, nachdem dasGewerbrblatt ans Württemberg", derSchwäb. Merkur" und dasStuttgarter Tagblatt" hiefür gewonnen sind. An ver­schiedenen Oiten wird die Förderung der Aus­bildung der kaufmännischenLehrlinge durch Wanderkurse der Handelslehrer größerer Städte oder andere Maßregeln angestrebt. Die Kammer ist nicht abgeneigt, diese Bestrebungen auf Nachweis der Jahretkosten finanziell zu unter­stützen, wünscht aber eine Regelung durch den Gewerbeobcrschulrat. In vertraulicher Weise wurde zum Schluß noch über den Gesetzentwurf betreffend den Ausbau der deutschen Wasser­straßen und die Erhebung von Schiffahrt«- abgabe« verhandelt.

Seine Königliche Majestät haben am 4. d. M. alle gnädigst geruht auf die Finanzamtmann­stelle bei dem Kameralair.t Hirsau den Finanzamtmann Elwert in Weinkberg auf Ansuchen zu versetzen.

Station Tsinach 5. Nov. Au» An­laß der Fertigstellung des RohbauS der Zentrale des Gemeindeverbandes Elektrizitäts­werk für den Bezirk Calw wurden heute abend die Bauhandwerker mit den Unternehmer« der Maurer- und Steinhauerarbeit Gebr. Kiefer in Calmbach sowie der Zimmerarbeit Zimmer­meister Schechinger in Teinach in der Restau­ration Mörsch bewirtet. Eine stattliche Anzahl vereinigt mit der Bauleitung und einzelnen Ver­tretern des Verbandes war anwesend. Stadt- schultheiß Müller brachte für den guten Fort­gang der Bauarbeite« und dos Zusammenwirken der Bauleitung, Unternehmer und Arbeiter den Dank des Verbandes aus in der Hoffnung, daß es noch möglich sein werde, den ganzen Bau so zeitig zu vollenden, daß recht bald mit Aufstel­lung der Maschinen begonnen werden kann. Seitens der Unternehmer wurde für da» Richt­fest gleichfalls der Dank ausgesprochen. Die großen Dimensionen de» Baue» lassen den Umfang er­kennen, wie er zum Betrieb einer modernen Maschinevzentrale erforderlich ist; das ganze An­wesen ist dem landschaftlichen Charakter angepaßt und dürfte eine Zierde des NagoldtaleS werden. Die weiteren Arbeiten in den einzelnen Ver­bandsgemeinden schreiten rasch vorwärts, insbe­sondere find die meiste« Transformatorenstationen

zum Einbau der maschinellen Einrichtung fertig, auch die Masten für die Fernleitung find nament­lich auf der Waldseite gestellt, teilweise auch schon der Kupferdraht gezogen; die'/Jnstallationen in den Ortschaften haben durch die Streikbewegungen einige Verspätung erlitten, doch dürften diese bis zur Fertigstellung der Zentrale auf dem Lau­fenden sein. Eine vorübergehende Versorgung der Tuchfabrik Rohrdorf durch Strombezug von der Elektrischen Kraftübertragung Herrenberg wird in den nächsten Tagen zur Ausführung kommen, wodurch ek möglich werden wird, recht bald auch einige Gemeinden zu versorge«. Die Jntenffen des Gemeindeverbandes haben durch zahlreiche Neuanmeldungen, ca; 70°/», eine« guten Fortgang erfahren und'c.geben die Hoff­nung zu einem prosperierenden Unternehmen.

Leonberg 5. Nov. Jn Höfingen ist ein 35 Jahre alter Maurer D der Arbeit aus beträchtlicher Höhe abgestürzt. Er blieb tot auf dem Platze.

Stuttgart 5. Nov. Im Anschluß an die gestrige Erklärung desStaätFanzeigers" zu der nationalliberalen Beschwerde über die Behinderung von StaatS-sachten in ihre» politischen Rechten, wird dem. Süddeutschen Korrespondenzburea« von nalioUaffiberaler Seite geschrieben, daß es sich außer dem bereits ge­nannten Professor Kindermanp,, Dozent der Nationalökonomie an der landwirtschaftlichen Hoch­schule in Hohenheim und an Hx Technischen Hochschule in Stuttgart, um dein Amtmann Ba­zille, früher bei der Stadtdirektiöu in Stuttgart und jetzt bei der Zentralstelle, fstr Handel und Gewerbe, handelt. Bazille ist eines.der rührigsten Mitglieder der Jungliberalen und hat in den letzten Jahre« besonders durch seine Bekämpfung des Stuttgarter Oberbürgermeisters Aufsehen erregt. Damals sind die Bläjter, die heute sich für den Fall Kindermann ins.'Zeüg legen, er­heblich anderer Ansicht gewesen und es hat sich, als verlautete, daß das Ministerium des Innern dem Amtmann Bazille bei seinem Kampf gegen Gauß in den Arm gefallen fei, niemand für ihn verwendet. Erst nachträglich erinnert man sich seiner. ES ist aber ein Treppenwitz unserer Zeitgeschichte, daß gerade die Organe, die jetzt am lautesten den Ruf desliberalen Süddeutsch­lands" vertreten, selbst heute noch nicht einmal den Namen Bazille zu nennen wagen. ES wird jedenfalls nicht angehen, bei der Beschwerde im kommenden Landtag den Fall Kindermann von dem des Amtmanns Bazille zu trennen, und es wird sich dann zeigen, ob die interessierten Par­teien, bei der Verteidigung der Beamtenfreiheit beide Fälle mit gleichem Maße zu messen verstehen.

Backnang 5. Nov. (Ein Millionen­bankerott.) Der Zusammenbruch der Ver­einigten Lederwerke L. Nebingei, Graubner und Scholl G. m. b. H. in Höchst a. M. und Backnang erregt weit über die interessierten Kreise der Lederbranche hinaus große« Aufsehen. Die

Leopold schüttelte mit einer stolzen Geberde den Kopf.

Vielleicht doch nicht ganz, Wera der arme Reinhard hatte Un­glück von Anfang an. Er erkrankte bereits kurze Zeit nach unserem Ab­marsche aus Loanda; mit Mühe hielt er sich noch eine Weile aufrecht, dann vermochte er die Anstrengungen de» Marsches nicht mehr zu ertragen. Ich mußte ihn in einem Dorfe der Batua zurücklaffe«. Von dort aus unternahm ich meinen großen Zug ins Innere erst auf der Rückreise schloß sich mir Dr. Hohl, der noch immer nicht ganz hergestellt war, wieder an. Die Batua hatten sich gegen ihn ziemlich freundlich erwiesen, als ich jedoch mit unseren Leuten wiederkehrte, reizten sie die Waren und Gegenstände, die ich noch bei mir führte. Unter dem Vorwand, uns ge­leiten zu wollen, begleitete un« eine Schar der häßlichen Zwerge, wohl zwei Tagereisen weit, in der zweiten Nacht wurde« wir, die wir ahnungs­los schliefe«, von den Schurken überfallen und unter großem Geschrei fast sämtlich niedergemacht. Der arme Reinhard war einer der ersten, der fiel, ein Speer traf ihn in« Herz. Ich kam mit dieser Brustwunde davon, die lange zu ihrer Heilung bedurfte, und die mich ungeheuer schwächte. Von de« Träger» blieb nur einer übrig, der aber so schwer verwundet war, daß er nach wenigen Stunde» den Geist aufgab. ES ist beinahe ein Wunder, daß ich dem allgemeinen Blutbade entrann und mit meiner Wunde nicht den unbeschreiblichen Mühseligkeiten und Entbehrungen des Rückmärsche» erlag. Durch die Verhältniffe gezwungen, mußte ich mich nordwestlich wenden, ich kreuzte da» französische Interessengebiet und er­reichte nach Ueberwindung der fürchterlichsten Schwierigkeiten Kamerun, nachdem ich unterwegs auf der ziemlich dürftigen Plantage eines Land- manns einige Wochen, meine Genesung abwartend, zugebracht hatte."

Das sind ernste, wen« auch reiche Erinnerungen, Leopold. So hast du also die große Reise, welche den Ruhm Eurer Expedition bedeutet, allein und nicht in Gesellschaft Hohl« ausgeführt?"

Ganz allein mein unglücklicher Freund blvK in der Batua- hütte zurück." . '

Der Geheimrat vermochte einen Zug der Befriedigung nicht ganz zu unterdrücken.Ungeteilter Ruhm ist besser als geteilter", äußerte er mit gehobener Stimme.Wiewohl", setzte er hastig und wie in Erkennt­nis seinen Unrechte« hinzu,der arme Hohl mir leid tut, unendlich leid er war ein der höchsten Achtung und Bewunderung/werter Charakter. Und wer weiß, wie nahe er un» getreten wäre", er warf einen verstoh­lenen Blick auf Wera, die mit abgewandtem Gesicht km Fenster stand. Sie liebt ihn, Leopold", er dämpfte vorsichtig die Stimme.

O, er weiß alles," fiel die Geheimrätin ernst ei», des Sohne« Hand ergreifend.Nicht wahr mein Sohn?"

Reinhard hat mir unterwegs sein Geheimnis gebeichtet die arme Wera, so jung und so viel Leid!"

Ich denke, sie wird ihren Schmerz bald überwinden", flüsterte Dr. Sekal, mit mehr Ergriffenheit, als er zeigen mochte, . ,<DaS Bild des jungen Manne» kann doch nach dreijähriger Trennung nicht mehr so frisch in ihrem Herze» stehen, als wenn er bis zum letzten Tage unter uns gelebt hätte. Und dann liegen auch zwischen der Nachricht und heute mehrere Wochen"

Aber Leopold» Ankunst macht die Wunde wieder frisch bluten," seufzte die Geheimrätin.Immerhin, sie wird es überwinden aber die Familie Hohls er war ihr Stolz, ihre einzige Stütze." (Forts, folgt.)