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Tagesneuigkeiten.

Stuttgart 18 Sept. Der Segen der Wanderarbeitsstätten ist aus den Statist­iken, die seit Bestehen dieser Einrichtung in Würt­temberg vierteljährlich veröffentlicht werden, in weiten Kreisen bekannt geworden, soweit er sich in Zahlen autdrücken läßt. Augenfällig war ins­besondere der Einfluß der Arbeitsstätten auf die Strafrechtspflege, denn die Zahl der wegen Bettels und Landstreicherei erfolgten Anzeigen hat durch­weg eine erhebliche Verminderung erfahren. Die jetzt vorliegende Statistik über den Umfang der Wirksamkeit der 27 Wanderarbeitsstätten seit ihrem Bestehen zeigt eine Abnahme dieser ober­amtliche» Anzeigen um 76,7 °/«, denn während in der Zeit vom 1. Oktober 1908 bis zum 30. Juni 1909 wegen der angeführten Delikte noch 11812 Anzeigen eingekommen sind, waren es im gleichen Zeitraum 1909/1910 nur mehr 2748. Trotzdem überall ein höheres Strafmaß zur An­wendung gekommen ist, habe« sich während der Berichttperiode von Dreivierteljahren die Hast- vollstrcckungskosten und die Gefangenentransport­kosten in außergewöhnlicher Weise verringert, nämlich um 63 726 Mk, indem sie von 119 591 Mk. auf 55 865 Mk. zurückgegangen sind. Diesen Zahlen steht allerdings ein Verpflegungsaufwand von 74493,58 M. gegenüber, der sich auf 74158 Wanderer verteilt, die die Arbeitsstätten aufgesucht haben. Mithin kommt auf einen Wan­derer ein Verpflegungssatz von rund 1 Mk., nicht eingerechnet die gezahlten Eisenbahnfahrkosten, die insgesamt 7073,80 Mk. betragen haben. Es ist dabei aber vor allem zu berücksichtigen, daß dem Lande allein dadurch, daß dem Bettel wirk­sam gesteuert wurde, große Summen erhalten bleibe», die sonst au« der Bevölkerung durch die

Montag, Len 19. September 1910.

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i Fechtbrüder herausgesogen wurden. Durchschnitt­lich hat ein und derselbe Wanderer etwa neun Arbeitsstätten mit je einem Tag Aufenthalt in Anspruch genommen. Wanderscheine wurden 8119 ausgestellt. Rechnen wir vergleichsweise mit 8000 Wanderern, die, anstatt die Arbeits­stätten aufzusuchen, die Bevölkerung neun Tage mit Bettel belästigt hätten, und nehmen wir, wie die Statistik tut, 2,50 Mk. (?) täglichen Ertrag des Bettels an, so erhalten wir die hohe Summe von 180 000 Mk. zusammengefochtener Gelder. Sieht man die Sache dann unter diesem Ge­sichtswinkel an, so ergibt sich einem Verpflegungs­aufwand von rund 80 000 Mk. gegenüber ein Ueberschuß von 100 000 Mk., der in Dreiviertel­jahren dem Land erspart blieb durch die geord­nete und geregelte Wandererfürsorge, wie sie die Arbeitsstätten darstellen. Wir könne» also in jeder Beziehung mit ihrer segensreichen Wirkung zufrieden sein und nur wünschen, daß da» Netz, wie neuerdings auf das Oberland, auf das ganze Königreich ausgedehnt werden möge, damit die Wanderstraßen sich überall berühren und die Ein­richtung weiterhin Gutes wirke, nicht zuletzt im Interesse der Staatskasse wie einer geordnete« Armenfürsorge überhaupt, in erster Linie aber als Schutz gegen da« Stromertum, dessen üble Begleiterscheinungen in früheren Jahren von der Bevölkerung sehr lästig empfunden wurden.

Stuttgart 17. Sept. Zu dem in hie­sigen Zeitungen erschienenen Artikel über die Unregelmäßigkeiten bei dem Darlehens­kassenverein Ochsenburg ist nachzutragen, daß ihre Aufdeckung durch eine vom Verband land­wirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg angeordnete unvermutete Revision erfolgt und der Fehlbetrag gedeckt ist, so daß der Verein einen Verlust nicht erleidet.

Stuttgart 17. Sept. DerStaats- avzeiger" schreibt: Die vor einigen Tagen im Amtsblatt der. K. W. Verkehrsanstalten ange­kündigten neuen Vorschriften über die Die »st­und Ruhezeit des Eisenbahnpersonals geben derSchwäbischen Tagwacht" Anlaß zu folgender Bemerkung:Welcher Art müssen die Verhältnisse bisher gewesen sein, wenn die Ein­führung vonhöchstens" 15- und 16-stündigen Schichten als eine Reform verkündet wird! Es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, daß ein normaler Mensch 15 und 16 Stunden hinter­einander angespannt einen so verantwortungs­vollen Dienst gewissenhaft versehen kan», wie es der Verkehrsdienst ist." Diese Ausführungen können bei den mit den Verhältnissen weniger vertrauten Leser« irrige Vorstellungen über die Arbeitszeit des Eisenbahnpersonal« erwecken. Es sei deshalb darauf hingewiesen, daß sich der Be­griffDienstschicht" nicht deckt mit dem im bürger­lichen Leben üblichen Begriff derArbeitszeit". In die Dienstschicht sind vielmehr neben der eigentliche» Arbeitszeit auch alle arbeitsfreien Pausen eingerechnet, die weniger als 3 zusammen­hängende Stunden (beim Zugpersonal in be­stimmten Fällen 6 Stunden) dauern. Die Länge der Dienstschicht wird bemessen nach der In­anspruchnahme des Einzelnen. Bei ununter­brochener, angestrengter Tätigkeit sind Einzel­schichten von längerer Dauer als 810 Stunden überhaupt unzulässig.

Stuttgart 17. Sept. Zur Erhöhung der Löhne der Arbeiter der Verkehrs­anstalten, die selbstverständlich in Verbindung mit der geplanten Beamtenaufbesserung durchgeführt werden muß und über deren Um­fang nach einer Meldung der letzten Tage die Verwaltung Untersuchungen anstrllt, schreibt die

Die Golölnsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Im nächsten Augenblick lag ich schon wieder im Schutz des Grases und sah, wie das Boot, vom leisen Winde getrieben, langsam in die Lagune glitt.

In qualvollem Warte« fürchtete ich, daß der Mensch erwachen und Lärm schlagen würde, doch er schlief ruhig weiter, und auch im Lager blieb alles still.

Nachdem das Boot genügend weit vom Ufer abgetrieben war, entkleidete ich mich bis auf Hemd und Hosen, kroch auf dem Bauch wie eine Schlange über den freien Strand und erreichte das Wasser.

Al» guter Schwimmer schwamm ich zunächst eine Strecke unter Wasser und darauf auch nur mit leisem Strich, um kein Phosphoreszieren des Wasser» zu erzeugen. Dann aber fuhr ich wie ein Delphin dahin. Ich fühlte weder Ermüdung noch Kälte. Die Stille am Lande erfüllte mich mit Frohlocken; die Freude belebte mich wie starker Wein.

Nach etwa zwanzig Minuten lag meine Hand auf der untersten Sprosse der am Fallreep herunterhängenden Strickleiter. An ihr hielt ich mich eine Weile fest, um Atem zu schöpfen und zu horchen, denn obwohl ich niemand auf dem Schiff bemerkt hatte, mußte ich, da ich Forrest an Bord wußte, auf alles gefaßt sein und die äußerste Vorsicht beobachte«, wen« ich nicht plötzlich ein Messer in de» Rippen habe» wollte.

Vierunddreißigstes Kapitel.

Ich erststchre die Bark.

Nachdem ich wieder zu Atem gekommen, stieg ich die Leiter so weit hinauf, daß ich über die Schanzkleidung lugen konnte. Nirgend« in meiner

Nähe regte sich etwa», alle» war still und in Dunkelheit gehüllt. Behende schwang ich mich an Bord, kroch nach einer Nagelbank und entnahm ihr einen Koveyennagel als Waffe gegen Forrest.

So ausgerüstet schlich ich vorsichtig spähend weiter, bis ich plötzlich auf der mir gegenüberliegenden Backbordseite, in der Nähe des Kajüten­oberlichts, zwei Köpfe bemerkte, die sich gegen den Sternenhimmel abhoben. In dem eine» erkannte ich sofort den von Fräulein Temple, den andern vermochte ich nicht so deutlich zu unterscheiden. Es konnte aber wohl Wetherley sein, mit dem da» Mädchen da stand, den» niemals würde es sich dem frechen jungen Bursche»; dem Forrest angeschloffen habe».

Indem ich mich noch nach diesem umsah, erklang ein brüllende» Hallo vom Ufer her, dem bald ein wildes Geschrei folgte.

Mit langen Sätzen sprang ich auf das Paar zu. War der Man», gegen alle Vermutung, doch Forrest, dann fand er mich gewappnet. Es war aber Wetherley.

Beide standen wie versteinert, auf den wüsten Lärm am Strande horchend, als ich plötzlich in meiner mangelhaften, vom Wasser triefenden Bekleidung vor sie hin platzte.

Da« Mädchen wich mit einem Ausruf de« Entsetzens zurück; als aber Wetherley schrie: Großer Gott, Ma'am, 's is Herr Dugdale! da flog sie mir mit offenen Armen entgegen und umschlang meinen Hals.

Wa« ich in diesem Augenblick empfand, vermag ich nicht zu beschreibe». Mein Herz durchbrach alle Schranken. Ich drückte sie an mich und jubelte: Mein Mädchen, meine einzig Geliebte, mein Liebling! Ja, Gott sei gelobt, ich bin bei dir!

Dazwischen tönte es fortgesetzt von drüben, als wenn toll gewordene Kannibalen heulte». Hörst du sie? fuhr ich atemlos fort. Sie haben meine Flucht entdeckt, wir dürfen keinen Augenblick verlieren. Schnell, schnell, wir müssen unter Segel! Doch wo ist Forrest?

Tot, gab Wetherley kalten Tones zur Antwort.