954

Schmuckwaren im Werte von angeblich 17 200 auf dem Bahnsteig gestohlen wurde, aufzuspüreu. Sherlok nahm verschiedene Spuren auf, versagte dann aber, e» war nach 4 Tage« und bei dem Betriebe, der auf dem hiesigen Bahnhofe herrscht, nicht möglich, den Täter zu finde».

Hedelfingen OA. Cannstatt 16. Sept. Gestern nachmittag drang eine 42 Jahre alte Frauensperson aus Feuerbach in ein Hau» der Ruiterstraße hier, dessen Bewohner auf dem Felde waren, ein, öffnete die Türe zu der Woh­nung mit dem daneben hängenden Schlüssel, er­brach einen Kasten und durchstöberte ihn. Wie sie den Hausbesitzer auf das Haus zukommen sah, verließ sie rasch die Wohnung und fragte ihn harmlos «ach dem Hause eines hies. Bürgers. Darauf machte sie sich eilends aus dem Staube. Dem nach der Entdeckung des Einbruchs sofort herbeigerufenen Landjäger gelang es aber, der Täterin, die sich in einem Welschkornfeld versteckt gehalten hatte, habhast zu werden.

Marbach a. N. 16. Sept. Wie schlecht an manchen Orten da» Herbsterträgnis sein wird, geht daraus hervor, daß ein Wein­gärtner in einem Bezirksort seinen ganzen Herbst­erlrag am Stock um 10 für den halben Morgen an einen auswärtigen Liebhaber ver­kauft hat.

Dornst etten OA. Freudenstadt 16. Sept. Aus den hiesigen städtischen Waldungen kamen gestern 454 Stämme Langholz und 97 Stämme Klotzholz aus den AbteilungenMittlere Schicht" undPfahlberg" zum Verkauf, wobei ein Durch- schnittSerlöS von 124°/° des Revierpreises er­zielt wurde.

Trossinge« 16. Sept. Am vergangenen Sonntag wurde ein hiesiger Wirt von seinem Bernhardinerhund angefallrn und von diesem derart zugerichtet, daß er ärztliche Hilfe in An­spruch nehmen mußte.

Rottweil 16. Sept. Eine radfahrende Manöverordonanz stürzte infolge des aufgeweichten Wegs kopfüber von seinem Rad und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Er dürfte wohl kaum mit dem Lebe« davon kommen.

Rottevburg a. N. 16. Sept. Der Sonderausschuß für ForstdüngungSoersuche der Deutschen Landwirtschaftsgesellschast wird Anfang Oktober hier eintreffen, um von dem Ergebnis der DüngungSversuche, die im letzten Jahr unter der Leitung von Univerfitätsprofessor Dr. Bühler-Tübingen angestellt wurden, Kenntnis zu nehmen.

Gmünd 16. Sept. Der christliche Metallarbeiterverband hielt heute abend eine große öffentliche Versammlung ab, in der mit lebhaftem Bedauern von der ablehnenden Antwort der Arbeitgeber in Sache« der Lohn­erhöhung Kenntnis genommen wurde. Die Ver­sammlung beauftragte die Verbandsleitung, durch persönliche Verhandlungen mit dem Arbeitgeber­verband dahin zu wirken, daß ein den längst gehegten Wünschen der Arbeiterschaft Rechnung tragende» Ergebnis erzielt wird. Gleichzeitig erhob die Versammlung auf» entschiedenste Ein­spruch gegen die Behandlung, die der Eingabe betreffend Arbeitslosenversicherung in der letzten Gemeinderatssitzung zu teil wurde, in der gegen diesen Gedanke« heftig Front gemacht wurde. Solcher Art werde das Interesse, das der Bürger au» dem Arbeiterstand dem Blühen und Ge­deihen de» Glmeindewesen» entgegenbringen solle, untergraben, statt Gemeinsinv entstehe Erbitterung mit ihren üblen Folgen. Sodann wurde die Stellungnahme de» deutsche» Metallarbeiter- verband» in der Frage der Lohnbewegung ver­urteilt. Referenten waren Kuhn aus Pforzheim und Kollofrath-Gmünd. Gleichzeitig fand in einem anderen Lokal eine Versammlung de» deutschen Metallarbeiterverbandes statt, in der ebenfalls die Antwort de» Arbeitgeberverbande» besprochen wurde. Allem »ach darf die Lage hier als ernst bezeichnet werden, wenn man auch in der Bürgerschaft nicht glaubt, daß es zu einem Streik kommen werde.

Ulm 15. Sept. Der Pächter der Spa­nischen Weinstube wollte dem Monteur Fröh­

lich, der sich ungebührlich benahm, die Türe weisen. Ein hiesiger, in der Wirtschaft zu­fällig anwesender Handelsmann kam dem Wirt zu Hilfe, sodaß e» gelang, Fröhlich hinauszu- bringen. Auf der Straße versetzte dann Fröhlich dem Handelsmann mit einem Schraubenschlüssel einen Schlag auf den Kopf, wodurch er eine schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzung erlitt. Er mußte ins Spital übergeführt werden. Der Täter ist verhaftet.

Ulm 16. Sept. (Strafkammer). Das Doktorspielen" kam einem gelernte«, von Freudenstadt gebürtigen Kaufmann teuer zu stehen. Im Juli kam er in die Krone nach Ohmden OA. Kirchheim und gab sich als Arzt aus. Er komme, so log er weiter, gerade von Kirchheim her, wo er das einemBundesbruder" gegebene Darlehen von 300 habe einziehen wollen, er müsse heute noch nach Stockach, wohin sein Koffer schon vorausgeschickt sei, um die Praxi» eines Kollegen vertretungsweise zu übernehme». DerHerr Doktor", so ließ er sich von den Gästen, auch vom früheren Schultheißen und dem Lehrer titulieren, machte de» besten Eindruck, besonders angenehm empfunden wurde die Leut­seligkeit, die so weit ging, daß er einer armen anwesenden Frau ganz umsonst zwei Rezepte verschrieb und fälschlich mitDr. Kaufmann" Unterzeichnete. Der Aussteller war mehrere Jahre Schreiber und Buchführer in der chirurgische« Klinik in Tübingen und hatte sich dort die nötigeWissen­schaft" angeeignet, um wie in diesem Falle die Rezepte sachgemäß schreibe» zu können. Dar ganze Manöver unternahm aber der stellenlose Kaufmann nur deshalb, damit er den Wirt an­pumpen konnte, der ihm auch au» der momentanen Geldverlegenheit mit 15 ^ heranSgeholfsn hätte, wenn erS zur Verfügung gehabt hätte. Das Gericht verurteilte denHerrn Doktor", welcher rückfälliger Betrüger ist, wegen eines versuchten Betrug!Verbrechens und wegen Urkundenfälschung zu 3 Monaten und 15 Tagen Gefängnis.

Hechingen 15. Sept. Die 27. Division hat zwei sehr anstrengende Manövertage hinter sich. Vorgestern störte ein sehr starker Nebel und anhaltender Regen die Operationen, die sich zu einem Begegnungsgefecht zwischen der von Rottweil heranrückenden roten Brigade (54.) und der von Hechingen gegen den Neckarabschnitt Rottweil-Epsendorf vorgehenden blauen (53.) Brigade gestalteten, bei dem Rot trotz stärkerer Streitkräfte unterlag. Gestern trafen die geg­nerische» Brigaden westlich Hechingen aufeinander. Blau stürmte gegen die Höhen östlich Grossel­fingen an, vermochte aber nur auf dem rechten Flügel Vorteile zu erringen. Vorgestern und gestern wohnte der kommandierende General, Herzog Albrrcht, den Manövern an. Außerdem hatte sich gestern Kriegsminister v. Marchtaler auf dem Gefechtsfelde eingefunden.

Vom Kaiserstuhl 15. Sept. Die HerbstauSsichten sind dieses Jahr die denk­bar schlechtesten. In der Gemeinde Jhringen wurde der Schaden allein auf ca. 800 000 ^ geschätzt. Ein Weinbergbesitzer, der 7 Morgen Rebe« besitzt, erklärte, nur im besten Falle ein Ohm Wein herauszubringen. Im badischen Schwarzwald, wo die Fruchtervte begonnen hat, find die Aussichten nicht rosig, da die Frucht gar nicht zur Reife kommt. Auch das Oehmd fault meisten» auf den Wiesen und kann nicht einge­bracht werden. Die Kurgäste reisen ebenfalls in großer Zahl infolge der schlechte» Witterung frühzeitig ab, sodaß die Nachsaison keinen Nutze» mehr bringt.

Vom Bodensee 16. Sept. Zur Schmuggleraffäre Hufschmid erfahren wir noch, daß der Verhaftete einer Bande an­gehört, von der 8 Mitglieder bereits im Unter­suchungsgefängnis Waldshut fitzen. Grenzauf­seher Meyer wurde von einem Kollegen au» dem Amt Waldshut aufmerksam gemacht, daß H. seit einiger Zeit in Kreuzlingeu wohne, und stellte dort in der Wohnung de» Verhafteten die Identität fest an der Hand einer Photographie, die ihm von der Frau Hufschmids anstandslos gezeigt wurde, da sie nicht wußte, in welcher An­gelegenheit Meyer kam. Ohne die Verdienste

Meyers zu schmälern und ohne gar die Straf­tat de» verhafteten Hufschmid etwa entschuldigen zu wollen, möchten wir doch darauf Hinweisen, daß Meyer als badischer Grerzbeamter nicht be­rechtigt war, in der Schweiz amtliche Erhebungen zu machen wegen eines Delikte», das nach schweizerischen Gesetzen gar nicht strafbar ist. Das zu energische Vorgehen Meyers ist, wenn es sich so zugetragen hat, wie e» in verschiedene» Blättern geschildert wird, eine Verletzung der Hoheitsrechte der Schweiz, die schon im Interesse de« freundnachbarlichen Verkehrs in keiner Weise gebilligt werden kann.

München 16. Sept. DaS Luftschiff ? 6" unternahm heute nachmittag unter Füh­rung der Oberleutnants Stelling eine Fern­fahrt nach dem Chiemsee. Nach einer Schleife über Prien und nach dem Besuch von Herren­chiemsee nebst der Fraueninsel überquerte da» Luftschiff die ganze Breite des Sees, fuhr bis Traunstein und kehrte dann über Wasserburg nach München zurück. Die ganze 200 Kilometer weite Fahrt dauerte 4'/- Stunden und ist durch­aus glatt verlaufen, obwohl streckenweise starke vertikale Lustbewegungsn, Nebelböen und Wirbel­winde herrschten.

München 15. Sept. Zu der Münchener Juwelen-Affäre, bei der eine Frankfurter Firma um rund 142 000 ^ beschwindelt wurde, gibt heute dieMünch. Post" eine auffallende Darstellung, die dir Münchener Polizei nicht gerade in beneidenswertem Licht erscheinen läßt. Nach der Darstellung des Blattes ver­ließen die beiden Juwelenschwindler noch am Samstag abend, nachdem sie im Besitz der Juwelen waren und der Juwelier im Besitz des wertlosen Schecks, das Hotel, in dem der Kauf abgeschloffen worden war, und logierte» sich in einem anderen Münchener Hotel ein. Hier sei dem Portier sofort da« sonderbare Benehmen der beiden Fremden ausgefallen. Der eive habe da» Zimmer bestellt, sich als Kaufmann Gustav Mayer au» Stuttgart eingeschrieben, aber mit seinem alsbald nachkommenden Komplizen trotz seiner angeblichen Herkunft aus Schwaben aus­schließlich englisch gesprochen. Bald nach ihrer Ankunft im Hotel, so fährt die Darstellung fort, wurden au» einem hiesigen Kaufhaus zwei neue Koffer für die Fremden, die ohne Gepäck ein- getroffen waren, abgeliefert. Als dann die beiden auch noch das Zimmer im voraus be­zahlten und dabei reichliche Trinkgelder an das Personal verteilten, stand es bei dem Portier fest, daß die Sache nicht geheuer sei, weshalb er noch am Samstag abend um halb 9 Uhr die Polizeidirektion von seinen Wahr­nehmungen verständigte und sie ersuchte, man möge dem Kriminalbeamte» Martin seines Bezirks Mitteilen, daß jemand da sei, für den er sich gewiß interessiere. Doch wer nicht kam, das war die Polizei. In der Nacht darauf fuhren die Fremde» ab. Am Sonntag früh um 9 Uhr kam dann auch der am Samstag abend erbetene Kriminalbeamte. Al» ihm vom Portier das Signalement beschrieben wurde, hatte dieser nur die Worte:Ja, das waren sie!" Ob die Darstellung derMünch. Post" zutrifft, muß sich erst noch zeigen.

Berlin 15. Sept. Die auffallend gereizte Pariser AbschiedLrede des Botschafter» Fürste« Radolin hat in Berliner amtlichen Kreisen nicht überrascht. Es war hier bekannt, daß Fürst Radolin freiwillig nicht aus Pari» scheiden würde, und es bedurfte de» schärfsten amtlichen Druckes, um den Abschied RadolinS wider dessen Wille» zu er­zwingen. Die unerwartete Kaltstellung RadolinS war da« letzte Werk de» abgegangenen Staats­sekretärs v. Schoen. Radolin mußte abgedankt werden, um Herrn v. Schoens Lieblingswunsch nach dem Pariser BotschastSposte« zu verwirk­lichen. Der Kaiser dürfte jedenfalls erst jetzt au» den Zeitungen die hinter den Kulissen a«S- geführten eigenartigen Einwirkungen auf den alten Fürsten Radolin erfahren. Der Effekt wird zweifellos nicht auSbleiben.

Kisköszeg 16. Sept. Der deutsche Kaiser ist im Hofzug um 1°/i Uhr nachmittag»