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nur der Klinge, sondern auch der Wahrheit mutig ins zornige Auge schaut; daß aber Diene» nicht Krieche« heißt, daß Deutsch nicht Byzantinisch ist! Geben wir unseren Söhnen dmtsche Frömmigkeit, doch vergessen wir nicht, sie zu lehren, daß Gott auch Eise« wachsen ließ! Mit dem ersten Vaterunser aber wollen wir in die jungen Herzen den Spruch pflanzen: „Ans Vaterland, ans teure, schließ' dich an, das halte sest mit deinem ganzen Herzen!"
Meine Herren! Wir stehen hier an der Geburtsstätte des neuen deutschen Reiches, wo die Treue bis zum Tode den ersten Sieg im herrlichen Einigungskampfe erfocht. Was vor vierzig Jahren hier gesät wurde, ist zur köstlichen Frucht gereift. Erhalten und AuSbauen sei unser Werk und das unserer Nachkommen noch dem Dichterwort: „WaS du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!" Und auf diesen Höhen, wo vor vierzig Jahren unser Sturmmarsch erklang und das deutsche Sieges-Hurra gellte, soll heute über die Gräber der tapferen Schläfer, an deren Denkmälern wir stehen, derselbe Ruf wieder erklingen: Unserem geliebten, schönen großen Vaterlande. Alldeutschland und seinem erhabenen Kaiser, unserem allergnädigsten Kriegsherrn, Wilhelm II, — Hurra, Hurra,Hurra!!!
Tagesneuigkeiterr.
Calw 15. Sept. Als am letzten Samstag die hier einquartierten Truppe» aus der Stadt abzogen, wurde ein Unteroffizier vermißt und vergeblich gesucht. Es verlautet, daß derselbe auf Anordnung seine» Vorgesetzten mit 2 Mann zum Arzt gehe« sollte, diesem Befehl aber nicht nachgekommen war und nachher falsche Angaben gemacht hatte. Eine empfindliche Strafe stand ihm daher bevor. Heute meldet nun da» Südd. Korr.-B. au» Ehningen i. G., daß sich dort in der Nähe de» Ort» ein Sanitätsunteroffizier vom Jnf.-Reg. 122 vom Zug überfahren ließ; er wurde gestern Mittwoch früh tot aufgefunden.
Enzklösterle 14. Sept. Der Polizeihund Sherlok au» Stuttgart war hier, um bei der Untersuchung eine» schweren Einbruchs im Gasthof zum Waldhorn Dienst zu tun, der in der Nacht auf Sonntag verübt wurde. Der Dieb war in ein zur Zeit nicht benütztes Parterrezimmer gewaltsam eingedrungen, hatte eine Kommode aufgebrochne und daran» alles von Wert, Uhren, Broschen, Ketten und andere» gestohlen. Eine beträchtliche Geldsumme hatte der Wirt kurz zuvor aus der in einer Schublade befindlichen Kassette genommen, auf die e» der Besucher jedenfalls abgesehen hatte. Sherlok nahm Witterung und verfolgte die Spur mit großem Eifer. Der Spaziergang endete in einem Hau» von Miltelenztal; der vermutete Einbrecher war jedoch ausgrflogen, per Rad nach Wildbad, wurde aber abends «ach seiner Rückkunft festgenommen, nachdem er im Gasthaus zum Hirsch von dem
Polizeihund wütend verbellt war. Ob nun die vorliegenden allerdings gewichtigen Verdachtsgründe zur Uebersühruvg auSreichen, läßt sich noch nicht feststellen. Der Verhaftete, leugnete beharrlich, auch konnten die gestohlenen Gegenstände noch nicht gefunden werden.
Stuttgart 14. Sept. Bei der Ziehung der Schwenninger Lotterie fiel der Hauptgewinn von 15 000 auf Nr. 16 327, der zweite Gewinn von 5000 ^ auf Nr. 37 463, der dritte Gewinn von 2000^ auf Nr. 92767, je 1000 fielen auf Nr. 65 272, 76 979, je 500 ^ auf Nr. 13438, 25140, 36 306, 72788. (Ohne Gewähr.)
Reutlingen 14. Sept. Auf Veranlassung des Ministeriums des Innern hatte sich der Ge- meinderat zu den von der 38. Plenarversammlung de» Deutschen Landwirtschaftsrats gemachten Vorschlägen zur Behebung der Fleischtcuerung zu äußern. Er kam in Würdigung der vom Deujschen Fleischertag gemachten Einwände gegenüber den Thesen zu dem Beschluß, gleich der Stadt Gmünd die Forderung auf Einberufung eines württembergischen Städtetages zu erheben und dort das Verlangen nach zweckentsprechender Vieheinfuhr vom Auslande zu unterstütze», da die Ursachen der Fleischteuerung nach dem preir- regulierenden Wirtschaftsgrundsatz von Angebot und Nachfrage ohne Zweifel darin zu suchen sein werden, daß die deutsche Landwirtschaft nicht so viel Vieh auf den Marktbringen kann, als der gesteigerte Konsum verlangt.
Eningen u. A. 14 Sept. Eine unliebsame Störung erlitt die für gestern nachmittag angesagte Beerdigung des im Alter von 37 Jahre» verstorbenen Kaufmanns Karl Sturm. Die Beerdigung wurde in letzter Stunde abgesagt, da die Leiche von der Staatsanwaltschaft Tübingen mit Beschlag belegt und eine gerichtS- ärztliche Sektion angeordnet wurde. Sturm litt schon seit Jahren an der Zuckerkrankheit und vertraute sich vor fünf Wochen einem Kurpfuscher in Nördlingen an, der ihn al« gelernter Mechaniker in seinem „Sanatorium" kurieren wollte. Damit ist die Beschlagnahme der Leiche wohl in Zusammenhang zu bringen. Was die heute vormittag vorgenommene Sektion ergeben hat, ist bi» jetzt nicht bekannt geworden. Radikal war die „Kur" jedenfalls.
Heilbronn 14. Sept. Beim AuSpro- bieren neuer Motorräder der Neckarsulmer Fahrradwerke stießen zwei Fahrer auf der Straße Heilbronn-Neckarsulm so zusammen, daß sie bewußtlos liegen blieben. Beide wurden schwer verletzt in» hiesige Krankenhau» verbracht.
Illingen OA. Maulbronn 14. Sept. Am Sonntag abend wurde ein lediger aus
Gechingen, OA. Calw, gebürtiger 27 Jahre alter Taglöhner wegen Notzucht verhaftet und dem Kgl. Amtsgericht Maulbronn «»geliefert.
St ein he im OA. Marbach 14. Sept. Vorige Woche stieß man in der Sandgrube de» Herrn Sammet, in der auch die Mammutüberreste gefunden wurden, auf das Gerippe eines Auerochsen», da» in Anwesenheit von Vertretern des kgl. Naturalienkabinetts geborgen und letzterem einverleibt wurde. Das Auerochsengerippe lag etwa zwei Meter höher als die Mammutfunde.
Schorndorf 14. Sept. An der Bahn Schorndorf. RudrrSberg wurde vor einige» Tagen eine Abschrankung abgesägt. Da man über die Uebeltäter nicht die geringsten Anhaltkpunkte hatte, so mußte der berühmte „Sherlock" am Posten Witterung nehmen, worauf er de» Weg in eine Wirtschaft nach Asperglen einschlug. Dadurch dürfte der Ergreifung der Täter erheblicher Vorschub geleistet werden.
Geislingen a. St. 14. Sept. Beider heutigenStadtschultheißenwahl haben von 1254 wahlberechtigten Bürgern 1164 abgestimmt. Es erhielten Polizeiamtmann Leube-Eßlingen 663 Stimmen; Regierungsassessor vr. firr. Schwammberger-Gmünd 480 Stimmen; Schultheiß Bürk-Plattenhardt 21 Stimmen. Polizei- amtmann Leube-Eßlingen ist somit gewählt.
Aalen 14. Sept. Gestern wurden ca. 600 Militärbrieftauben, die von der Pfalz hierher geschickt worden waren, auf dem Bahnhof aufgelassen. Rasch stiegen die Tierchen in die Höhe und nach kurzer Orientierung schlugen sie die Richtung nach dem heimatlichen Schlags ein.
Rottweil 14. Sept. Bei dem Aushub der Baugrube für die Wasserleitung von Zimmern nach Rottweil wurde ein Teil der alten Römer (Heer-)Straße und kräftiges Mauerwerk angeschnitten und zwar in dem Bogen der Staatsstraße bei der Scherers Kapelle. Wie es scheint, ist hier eine römische Befestigung zu Tage getreten und es ließe sich vielleicht deren Ausdehnung möglicherweise bis zur nächsten Umgebung genannter Kapelle durch Nachgrabung feststellen und das Profil der Römerstraße vorzeigen.
Das UW- U 6 durch Km rn-iirt.
Badev-Oo» 14 Sept. Zu der heutigen Fahrt des 1-2 6 wird von der Führung mit- geteilt: Die heutige Fahrt de» 1-2 6 nach Hril- bronn mußte infolge Motordefekts unterwegs abgebrochen werden. Das Luftschiff kehrte nach OoS zurück, wo e» glatt landete. Die heutige Fahrt ist die erste, die nicht programmäßig durchgeführt werden konnte, nachdem der 1-2 6 bis-
Die Gol-lnsel.
Setroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Haben Sie nichts näheres darüber ausgeschrieben, wo da» Gold eigentlich liegen soll?
Keine Silbe.
Na, der Kapitän hat Ihnen aber doch gesagt, wie viel Fuß vom Wasser da» Gold versteckt wurde.
Ich erinnere mich, daß er von Schritten sprach, wie viel jedoch da» waren, ist mir entfallen. Vielleicht weiß es Wilkin» noch.
Er rief diesen, und der glaubte etwa» von vierhundert Fuß gehört zu haben, wogegen ich aber bestimmt versicherte, daß von „Fuß" nicht gesprochen worden sei.
Wenn wir nur wenigstens wüßten, welche von den Baumgruppen e» ist. Wissen Sie darüber nichts? drängte Lush weiter.
Ebensowenig. Ich hielt damals alles, was der Kapitän über die Sache erzählte, für Gebilde de» Wahnsinn» und achtete deshalb nicht weiter darauf.
Na, dann werden wir eben, wenn auf der einen Stelle nicht» ist, e» auf '«er andern versuchen, stieß er in plötzlichem Grimm hervor. Da» Gold wollen wir haben, und müßten wir die ganze Insel umgraben. Und nun ist de« Redens genug — da» Boot ist bereit — kommen Sie!
Wa» denn? Ich? rief ich, unwillkürlich zurückweichend. Ich kann Ihnen nicht» helfen. Zum Graben haben Sie Leute genug. Ich bleibe hier!
Nein. Wir werden Ihrer bedürfen, beharrte er.
Um Gottes willen — ich soll doch nicht allein hier bleiben, mischte sich jetzt Fräulein Temple ein. Wenn Herr Dugdale mit muß, will ich ihn begleiten!
Da» geht nicht, Madame! Sie sind hier ganz sicher. Halten Sie uns nicht auf. Herr» Dugdale brauchen wir, Sie aber nicht.
Verstehe ich recht, daß die ganze Besatzung dar Schiff verlassen und die Dame hier mutterseelenallein bleiben soll? schrie ich zornig.
Wetherley und Jim Simpson bleibe« als Wache zurück. Da hat sie Schutz genug. Außerdem bleiben wir ja in Rufweite. Ich möcht' wisse», was da Gefährliches dabei ist! Machen Sie uns keine Schwierigkeiten, oder Sie zwingen uns, Sie einfach über die Seite zu heben. Jst's also gefällig?
Ich sah, wie die Mannschaft am Fallreep schon ungeduldig wurde, und die Art des Zimmermanns überzeugte mich, daß er bei einer Weigerung meinerseits, seine Drohung wahr machen und Hand an mich legen lassen würde. Dazu durfte ich e» nicht kommen lassen und sagte also:
Gut, ich werde Sie begleiten; gehen Sie voraus; ich will der Dame nur noch ein paar Trostesworte sagen.
Er ging, und ich nahm ihre Hand. Haben Sie Mut. Unter Wetherleys Hut können Sie sich bis zu meiner Rückkehr ganz sicher fühlen.
Bis zu Ihrer Rückkehr! rief sie, die Augen voll Sorge und Entsetze». Ich werde Sie niemals Wiedersehen.
Mache» Sie sich doch nicht so törichte Gedanken! Die Leute können mich al» Navigator nicht entbehren; sie müssen mich also wieder mit zurückbringen.
Nein, ich sehe Sie niemals wieder! wiederholte sie fassungslos. Warum läßt man uns nicht zusammen hier?
Nun, Herr Dugdale, wird'« bald? dröhnte die Stimme de« Zimmermanns zu uns.
Der rohe Ton trieb mich zur Eile. Ich drückte ihr die Hand und riß mich schnell los, denn der Anblick ihrer Verzweiflung und der Zwang mich von ihr trenne» zu müsse», ließen mich die Wut, die in mir kochte, kaum mehr beherrsche«. Ich mußte sie um jeden Preis unterdrücken.