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de» Gablenberger Verein», dem Holzwarth angehörte. In der Hitze des Gefecht» sprang der Angeklagte dem Torwart de» Cannstatter Vereins mit beiden Füßen auf den Bauch, um ihn spielunfähig zu machen. Der junge Mann erlitt eine Darmzerreißung und mußte operiert werden. Der Verletzte lag 14 Wochen im Krankenhaus und er ist heute noch nicht ganz hergestellt. Das Schöffengericht Cannstatt kam auf Grund der Beweisaufnahme zu der Ueberzeugung, daß sich der Angeklagte der vorsätzlichen Körperverletzung schuldig gemacht hat und verurteilte ihn zu 3 Monaten Gefängni» bei sofortiger Verhaftung. Gegen da» Urteil legte der Angeklagte Berufung ein, die jedoch von der Strafkammer verworfen wurde.
Stuttgart 12. Sept. (Strafkammer.) Ein jugendlicher Erpresser stand in dem 18 Jahre alten Bäcker Eugen Spieß von Weilimdorf vor der Ferienstrafkammer. Im März erhielt eine in der Silberburgstraße wohnende Witwe einen mit „Lemonier, Mitglied der Schwarzen Hand" Unterzeichneten Brief, in dem sie aufgefordert wurde, 100 ^ hauptpostlagernd einzusenden. Die Frau hielt den Brief zunächst für einen schlechten Scherz und legte ihn achtlo» zur Seite. Im Juli erhielt nun die Witwe ein zweites Schreiben, in dem sie unter Hinweis auf die Nichtbefolgung der erste« Aufforderung ersucht wurde, nunmehr 1000 einzusenden, widrigenfalls ihre Tochter entführt oder ermordet werde. Diesem Brief folgte ei» dritter, der in den an der Wohnungi tür angebrachten Briefkasten geworfen wurde und die Aufforderung an die Witwe enthielt, da» Geld zu einer angegebenen Zeit vor ein hiesige» Bankhaus zu bringen, wo es in Empfang genommen werden sollte. Sämtlichen Schreiben war eine schwarze Hand auf- geklebt. Die durch die fortgesetzten Drohungen beunruhigte Frau begab sich auf den Rat der Polizei an die bezeichnet« Stelle, wo sodann der Angeklagte festgenommen wurde. Der Festgenommene gestand denn auch, die Briefe geschrieben und abgesandt zu haben. Nur will er dieser auf Veranlassung de» nicht ermittelte» Lemonier getan haben. Eine Haussuchung bei ihm förderte eine ganze Anzahl Detektivromane zu Tage. Da» Gericht erkannte an, daß er unter dem Einfluß der Schundliteratur gehandelt haben mag, verurteilte ihn aber doch im Hinblick auf da» anhaltende Treiben zu 6 Monate» Gefängnis abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft.
Stuttgart 13. Sept. Nach einer Verabredung der Stadlpolizeirats Wurster mit einem Vertreter der deutschen Luftschiffahrts-Aktiengesell- schaft wird die Landungsstelle des 1-2 6 auf dem Cannstatter Exerzierplatz künftighin in einem
Umkreisradiu» von 150 Metern mit einem Drahtseil umgeben werden.
Stuttgart 13. Sept. Die Württemberg» Zeitung schreibt: Der König und die Kinder. Au» FriedrichShafe» wird uns geschrieben: Ein jede» Kind weiß e» hier: immer, wenn die Glocke die Mittagsstunde schlägt, geht draußen im Schloß, wo die großen Kanonen stehen, das Tor auf und der König kommt au» dem Garten, alle Taschen voll guter Sachen. Schokolade, Eiswaffeln, Bonbons, und was so die Kleinen alle gerne mögen. Ri«g»um warten die Kinder. Sie sind natürlich schon alle da und erzählen mit wichtiger Miene einander, wa» sie gestern erhalten vom „Herrn König". Ein jedes natürlich da» Beste. Wa» es heute wohl gibt? Die größeren stellen sich vorn hin. Doch kommen die Kleinen derhalb nicht zu kurz. ES ist immer roch ein „GutSle" in des König- Tasche. — Recht betrübte Gesichtchen haben die Kinder gestern gemacht, als man ihnen sagte, der König sei nicht wohl und werde wohl heute nicht kommen. Schon schickten sie sich an, enttäuscht heimwärts zu gehen, da öffnet sich punkt 12 Uhr das Tor und ein Diener kommt mit einer großen Tasche guter Sachen. König Wilhelm hat auch heute an die lieben Kleinen gedacht und da er nicht selbst kommen konnte, schickte er seine» Diener.
° Heilbronn 13. Sept. AuS Anlaß der morgigen Landung des Z epp elin-Luftschiffs auf den Böckinger Wiesen erläßt da» Oberamt einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: „ES ist eine Ehrensache unserer Bevölkerung, die sür die Sicherheit des Luftschiffs und seine Landung erforderliche Ordnung einzuhalten und sich den polizeilichen Anordnungen willig zu fügen. Die Sicherheitsmannschaft hat jedoch Weisung, etwa hervortretenden Ausschreitungen mit rücksichtsloser Schärfe entgegenzutreten. Unannehmlichkeiten, welche hieran» erwachsen, hätte sich das Publikum selbst zuzuschreiben."
Lauffen a. N. 13. Sept. .Ein wirklich gutes Herz für Diebe hat ei« hiesiger Bürgersmann. M erließ folgendes Inserat: „Denjenigen, welcher in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf meinem Acker hinter dem Friedhof mein Kraut entwendet hat, ersuche ich, sich zu melden, da ich demselben auch noch das Schweinefleisch dazu liefern möchte. Ich wünsche ihm einen guten Appetit! Karl Cluß, Pflasterer.
Gundelsheim OA. Neckarsulm 13. Sept. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag geriet zwischen Steinbach und Haßmersheim ein Automobil durch Umfahren eine» Randsteines den Damm hinab in den Neckar. Zwei Insassen, von denen der eine eine Rippenquetschung da
vontrug, flogen aufs Land, der dritte ins Wasser. Vier Pferde zogen am Sonntag Morgen da» Auto au» dem Wasser. — Ein Bäckergeselle und rin Steinhauer tanzten miteinander. Durch Anstoßen an eine Säule geriet letzterer mit seiner brennenden Zigarre sich ins Auge. Es steht noch nicht fest, ob es nicht verloren ist.
Ebingen 13. Sept. Der verheiratete Trikotweber Friedrich Hoch hatte sich am Sonntag nachmittag beim Suchen von Haselnüssen an einer Felswand beim Schloßfelsen zu weit vorgewagt und ist dabei etwa 10 m tief abgestürzt. Zum Glück fiel der Mann in die Neste eines Baume»; wäre dies nicht der Fall gewesen, dann wäre er kaum mit dem Leben davongekommen. Der Mann erlitt einige Rippenbrüche und sonstige Verletzungen.
Mergentheim 13. Sept- Anläßlich des 3. landwirtschaftlichen Gaufestes hielt der Minister de» Innern v. Pischek, wahrend des Festessen» eine Rede, in der er seine Anerkennung für die Leistungen der fränkischen Landwirte aussprach und weiter betonte, daß die Landwirtschaft leider auf eine minder günstige Ernte an Getreide und Futter zurückblicke und daß auch die Aussichten für den Weiuertrag recht trübe seien. Allein der Landwirt sei nun einmal von der Gunst und Ungunst des Wetters abhängig und hieran könne keine menschliche Macht etwas ändern, wie auch keine neue Form der gesellschaftlichen Ordnung. Der Landwirt dürfe da» Vertrauen nicht verlieren, daß auf Regen auch wieder Sonnenschein und auf ein schlechtes Jahr wieder bessere folgen, die die Schäden des vorausgegangenen Jahres heilen. Der Minister fuhr dann, wie die „Tauberztg." berichtet, wörtlich fort: „Vielleicht kan» er auch da» Mindererträgnis durch die Erzielung höherer Kaufpreise einigermaßen ausgleichrn. Es ist das freilich, wie wir an der durch die gegenwärtige Fleischteuerung hervorgerufenen Bewegung sehen, für den Landwirt eine zweischneidige Waffe. Weite Kreise der Bevölkerung verlangen von der Regierung, — al» welche allerdings nicht so fast die Landes-, als die Reichsregierung in Betracht kommt, — dringend Abhilfe durch Maßnahmen zur Verbilligung des Fleisches. Man kann ihnen diese» Verlangen bei der außerordentlichen, für einen große» Teil der konsumierenden Bevölkerung kaum erschwingbaren Höhe dermaliger Preise nicht verargen und die Bundekregierungen sind gewiß alle in die ernsteste Erwägung darüber eingetreten, was etwa in wirksamer Weise geschehen kann, um dem Verlangen Rechnung zu tragen. Aber ein Wunsch ist leichter gestellt als erfüllt. Als Abhilfkmittel werden im Wesentlichen vorge- schlagen: 1) Die Oeffnung der Grenzen für freie
Gefährtin mit einem dankerfüllten Blick die Hand und trat mit ihr wieder an da» Geländer, zu sehen, wa» die Leute machten.
E» war jetzt Heller Tag. Unter der Leitung von Lush war alle» emsig an der Arbeit, die letzte« Vorbereitungen zur Landung zu treffen. Abteilungsweise holten sich zwischendurch die Leute ihr Frühstück aus der Kombüse und verschlangen es stehend in aller Hast. Schneckengleich kroch die Bark der Insel näher und näher, während auf jeder Seite des Bugs ein Mann beständig das Lot warf.
Endlich wurde Grund gemeldet. Das Wasser wurde seichter und seichter, je mehr wir uns der Lagune näherten. Auf den Ruf des Zimmermann» rauschten die wenigen Tagsegel nieder, die da» Schiff noch in Fahrt erhalten hatten. Die Bark schaukelte jetzt nur noch bewegt von den schwachen Wellen. Die Leute holten die Ankerkette über. Fallen Anker! dröhnte die Stimme von Lush, und unter dem Hurra der Mannschaft raffelten die eisernen Kettenglieder durch die Klüsen. — Die Lady Blanche lag still — eine halbe Meile vor der Lagune.
Zweiunddreißigstes Kapitel.
Die Jttsel.
Die Leute begannen jetzt dar auf dem Mitteldeck befindliche Großboot aulzuräumen, um e» zu Wasser zu bringen. Da« dauerte lange, denn es war stark an da» Deck befestigt und mit einem großen Vorrat Reservespierev beladen. Endlich aber wurde es mittels der Kräne glücklich über Bord gebracht und mit Eßwaren, Wasser und Rumfäßchen, sowie Schaufel«, Hacken und anderem Arbeitigerät reichlich versehen.
Wir beide halten da» Kampanjedeck noch nicht verlassen und sahen dem rege» Treiben neugierig zu. Ich fühlte mich jetzt wieder wohler und fähig, klar zu denken.
Sie scheinen allesamt a« Land zu wollen, äußerte ich.
Ja, es macht ganz den Eindruck, nach der großen Menge von Vorräte«, die sie mitnehmen.
I Jedenfalls beabsichtigen Sie eine Lustbarkeit zu veranstalten. Nach ! monatelangem Schiffsleben ist es eine Wonne, wieder Land unter den Sohlen zu fühlen. Wenn sie das Gold finden, wird ihre Freude keine Grenze» kennen. Wollte der Himmel, sie betränken sich dermaßen, daß wir unbemerkt mit dem Schiff entfliehen könnten.
Läßt sich denn da» nicht auch ohnedem tun, während sie alle an Land sind? flüsterte sie, mich wagemutig ansehend.
Ja, wenn ein starker Wind vom Lande wehte, der uns schnell davonführte, wollte ich sicher nicht zögern, die Gelegenheit wahrzunehmen, aber bei diesem Lüftchen würden sie im Nu mit ihrem Boot hinter uns her sein, und dann gnade uns Gott, wenn sie uns erwischten.
Bleich und bestürzt sah sie mich an, erwiderte indessen nichts, denn der Zimmermann kam die Treppe herauf.
Was halten Sie vom Wetter? fragte er.
Was soll ich davon halten? entgegnete ich, mit der Hand ringsum zeigend. Der wolkenlose Himmel scheint ja da» beste zu versprechen. Auch da» Barometer deutet auf Beständigkeit.
Meinen Sie dann nicht, daß wir die Segel hänge» lassen können? fuhr er fort; oder sollen wir sie noch aufrollen, bevor wir an Land gehen? Da» würde «n« freilich verdammt aufhalten.
Ich mag hierbei nicht milreden, lehnte ich ab. Sie haben ja jetzt alle» zu bestimmen.
Na, dann wollen wir sie lasten, wie sie sind. Der Anker hat gut gefaßt, und falls sich eine Brise erhebt, können wir gleich einige Mann zum Aufgeien an Bord schicken. , ^ ^
Wir? Wa» kann er damit meinen? dachte ich, ihn stumm ansehend.
Er zog jetzt die Zeichnung der Insel hervor. Hier hält' ich noch 'ne Frage. Seh'n Sie mal, die» da — er zeigte auf die Korallevsäule inmitten der Lagune — ist das nicht der Punkt, von dem au» wir die Richtung bestimmen mästen, wo da» Graben zu beginnen hat?
(Fortsetzung folgt.)