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Einfuhr von Schlachtvieh und Anlegung von Schlachthäusern an der Grenze; 2) Aufhebung oder Suspendierung der Zölle auf Futtermittel; 3) Zulassung des gefrorenen amerikanischen Fleisches; 4) Herabsetzung der Fleischbeschau und Schlachtgebühren. Das letzterwähnte Mittel be­rührt ausschließlich die städtischen Verwaltungen. Wa» die übrigen Vorschläge betrifft, so kann ich mich über sie an dieser Stelle selbstverständlich nicht ausführlich aussprechen, aber ich möchte doch darauf Hinweisen, daß die ohnehin nur nach reichsgesetzlicher Aenderung der Zolltarifs mög­liche Oeffnung der Grenzen für die Einfuhr lebenden Viehs den gewünschten Erfolg nicht wohl erzielen kann, da ja Viehmangel und Fleisch­teuerung in denjenigen Ländern, die für unsere Versorgung namentlich bei uns im Süden hauptsächlich in Betracht kommen könnten, ebenso herrscht, wie in Deutschland, sodaß in Oesterreich sogar die Erlassung eines Ausfuhrverbotes er­wogen worden ist. Uebrigens ist Württemberg heute noch ein Land, das viel mehr Rindvieh aussührt als einführt. Auch die Wirkung einer Suspendierung der Futterzölle wird sehr über­schätzt. Es ist in dieser Hinsicht daran zu er­innern, daß in der Hauptsache nur von Mais und zwar mit 3 ^ vom Doppelzentner statt früher 1 60 ^, von Futterbohnen mit 1,50 ^ und von Futtergerste mit 1.30 viel weniger als früher ein Zoll erhoben wird, während die übrigen Futtermittel zollfrei eingehen. Ein nennenswertes Ergebnis wäre daher auch von dieser Maßnahme nickt zu er­warten. Anbelangend aber die freie Zulassung gefrorenen amerikanische« Rindfleisches, so stehen der Einführung dieses, nach seiner Herkunft schwer kontrollierbaren und nicht selten minder­wertige« Fleische» doch recht erhebliche sanitäre Bedenken entgegen. Außerdem aber schiene mir hiermit die große Gefahr verknüpft zu sei«, daß durch die Zulassung gefrorenen amerikanischen Fleisches das meines Erachten» beste und sicherste, wenn auch freilich nur allmählich wirkende Mittel zur Herabsetzung der Fleischpreise, nämlich die Vermehrung unseres eigenen Viehbestandes, durchkreuzt und vereitelt würde. Unser Rindvieh­bestand hat, das läßt sich nicht in Abrede ziehen, speziell auch in Württemberg, obwohl das durch­schnittliche Gewicht des einzelnen Stückes zuge nommen haben mag, mit unserer Bevölkerung» - Zunahme nicht gleichen Schritt gehalten. Die Ursachen dieser bedauerlicken Tatsache scheinen mir zu liegen: 1) in der Ueberhandnahme der Milch- und Abmelkewirtschaft, durch die die Auf­zucht de» Jungviehs mehr zurückgedrängt wird; 2) in der durch die Steigerung der Getreide­preise eingetretenen Erhöhung der Rentabilität und infolgedessen der Wiederausdehnung des

Getreidebaues, die manchen Landwirt von dem Futter bau und der Viehzucht einigermaßen wieder abgezogen hat; 3) zum Teil in mindergünstigen Futter- und Kartoffelernte» der letzten Jahre; 4) in der dem fortwährenden Sinken des Geld­werte« entsprechenden allgemeinen Steigerung der Betriebskosten und in der landwirtschaftlichen Dienstbotennot; 5) in der mit dem fortschreitenden Wachstum sowohl der Bevölkerung, als der An­sprüche der Einzelnen an Flcischnahrung einge- tretenen vermehrten Nachfrage nach Vieh und Fleisch. ES scheint mir eine dringende, im eigensten Interesse der deutschen Landwirte ge­legene Aufgabe zu sei», der Aufzucht des Vieh», selbst wenn dies wegen der notwendigen Ver­größerung der Futtrrbauflächen nur mit einer gewissen Einschränkung des Getreidebaues erreich­bar sein sollte, in erweitertem Maße sich wieder zuzuwenden, um den wachsenden heimischen Be­darf an Vieh und Fleisch zu erschwmgbaren Preisen möglichst vollständig zu decken Die Regierung wird es an k-ästiger Förderung der zur Erreichung dieses Ziele« dienlichen Mittel, soweit es mit der allgemeinen Finanz-und Wirt­schaftslage vereinbar ist, gewiß nicht fehlen kaffen.

Tuttlingen 13. Sept. Zum erstenmal wieder seit einer langen Reihe von Jahren findet die gänzliche Donauversinkung nicht statt. Dachte man Mitte Sommer» noch daran, daß die Trockenlegung für den Herbst ei«treten werde, so ist dies nunmehr gänzlich ausgeschlossen. Der Wasserstand der Donau ist für diese Jahres­zeit noch ziemlich hoch und so bleiben Heuer den Anwohnern der Donau die vielen Unannehm­lichkeiten, die die Trockenlegung im Gefolge hat, erspart.

Pforzheim 13. Sept. Von München wird gemeldet, daß ein Unbekannter, unter dem man den hier im Jahre 1864 geborenen Edelstein­händler und späteren Kellner und Portier Emil Becker von hier vermutet, im Verein mit zwei Ausländern den Frankfurter Juwelier Koch durch Hingabe eines falschen Checks auf die Filiale der Deutschen Bank in Wiesbaden, um Juwelen im Betröge von 142000 Mark geprellt hat. Der Schwindel gelangte durch die unbeabsichtigte Mithilfe eine» Münchner Juweliers, an den sich dis drei gewandt hatten und der von dem Betrug keine Ahnung hatte, an den Tag. Der Buch­halter einer hiesigen Bijouteriefabrik hat seinem Prinzipal 1400 Mark bar und für 2500 Mark fertige Goldwaren gestohlen und hat sich damit geflüchtet.In einem Privathause wurde ein Brillantring im Werte von 150 Mark gestohlen.

Heckingen 13. Sept. Von einem schweren Unglöcksfall, der leicht das

Schlimmste hätte herbeiführen können, wurde vorgestern nachmittag Stadtbaumeister Hermann Wild betroffen. Er stand auf der Hechinger Feldjagd beim Fichtenwäldchen, als ihn von ungefähr ein Schuß traf. Infolge eine» Falle» ging das Gewehr eine» Jagdkollegen, der eben auf Hühner schießen wollte, unversehens lo». Der Streifschuß jagte dem Getroffenen die Schrot­ladung in den rechten Oberschenkel und in die Bauchgegend. Die Jagdfreunde brachten die erste Hilfe bis Dr. Cluß im Automobil den Verletzten in» Krankenspital verbringen konnte.

Berlin 13. Sept. Eine Abordnung de» deutschen Fleischerverbandes ist, wie die Allgemeine Fleischerzeitung meldet, heute von dem Landwirtschaftsminister in einer 2'/-ständigen Audienz empfangen worden. Der Minister erkannte die bedenkliche Höhe der Vieh­preise an, erklärte jedoch, eine weiters Oeffnung der Grenzen für die Einfuhr lebenden Viehs werde zur Zeit wohl nicht in Frage komme», weil diese dem Notstand nicht abhelfen würde. Die Abordnung wird morgen vom Handelsminister empfange» werden.

Berlin 13. Sept. Gestern nachmittag wurde ein verhältnismäßig noch junges Ehepaar infolge von Gasvergiftung tot aufgefunde». Es war zwischen beiden zu einem Ehestreit ge­kommen. Während der Mann schlief, hatte die Frau im Schlafzimmer die Gashahnen geöffnet, Fenster und Türen geschloffen und sich dann selbst schlafen gelegt.

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Calw.

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Infolge Ablaufs der Pachtzeit werden am Mittwoch, de« 21. Septbr. 1910, von vormittags 9 Uhr an, auf dem hiesigen Rathaus im öffentlichen Aufstreich neu verpachtet: s. auf 9 Jahre Martini 1910/19:

90 halbe Morgen Aecker und Wiesen beim Calwer Hof,

16 3 05 qm Wiese bei der Schafscheuer (oberer Schaftrieb),

28 a Acker auf dem Muckberg, b. aus 3 Jahre Martini 1910/13:

Parz. Nr. 2179 25 g 97 qm Wiese in Schloßwiesen,

849 20 3 95 qm Wiese an der langen Steige beim

städt. Wagenwagazin,

2141 32 3 70 qm Wiese in Meisterswiesen.

Hiezu werden Liebhaber eingeladen.

Den 14. September 1910.

Stadlpflege.

Dreher.

IsreiwMge Jeuerwehr Katw.

Zu einer

Verwaltungsratssitzung

am Montag, de» 19. September, abends 8'/« Uhr, bei Hayd zumEngel" ladet die Mitglieder ein

Das Kommando. Tagesordnung: Herbstübunge».

Die

Ollllltikkslheme

wollen im Laufe dieser Woche zur Abrechnung der Quartierentschädigung bei der Siadtpflege abgegeben werden. Calw, 14. September 1910

Stadtpflege.

Dreher.

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