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frevler zu entdecken. Im Hause der wegen Wildern« vorbestrafte» Karl Leicht hier wurde» zwei Gewehre und sonstige Gegenstände gefunden, die seine Verhaftung rechtfertigten.
Heilbro»» 12. Sept. Am Samstag vormittag verlangte rin Arbeiter von seinem Prinzipal, emem Möbelfabrikanten, da« von ihm j» Abzug gebrachte Geld an seinem Wochenlohn, da« ihm wegen Nichtbezahlung von Alimente« innebehalte« wurde. Al« seinem Ansuchen nicht Folge geleistet wurde, versuchte er den im Gang befindlichen Motor zu zertrümmern. Al« ihm die« nicht gelang, drang er in da« Möbellager ei» und demolierte mit einem milgebrachten Beil in seiner blinden Wut Schreibüsche, Buffet«, Silberschränke «. dergl. in rohester Weise. Selbst die auf den Möbelstücken ausgestellten NippeS- gegenstäude verschonte er nicht. Der dadurch entstandene Schaden ist beträchtlich, allein die demolierten Fazettgläser sollen einen solchen von über 1000 ausweisen. Auch hat der Unhold seinen Prinzipal mit dem Beil bedroht. Nach der Tat wurde der Arbeiter in einerWirtschaft verhaftet.
Bad Mergentheim 12. Sept. Staatsminister v. Pischek, der hier zu Besuch weilt, hat sich über die Einrichtung und die Bäder sehr lobend ausgesprochen. Fürst Hohenlohe-Barten- stei» ist auch hier eingetroffen. Die Zahl der Besucher de« Bade« hat sich gegen da« Vorjahr verdoppelt.
Geislingen a. St. 12. Sept. Am Samttag abend stellten sich die Bewerber um die Stadlschultheißenstelle in der Turnhalle auf Einladung der Gemeindeverwaltung der Bürgerschaft vor. ES sprachen RatSasseffor Th. Speer-Heilbronn, Polizeiamtmarm Robert Leube- Eßlingen, Finanzamtmann Otto Graf-Stuttgart, RegierungSafsefsor vr. für. Schwammberger- Gmünd, Polizeiamtmann Walter Hirzel-Reut- lingev, RegierungSafsefsor Karl Banzhaf-Hall, Rechtsanwalt Erich Faber-Backnang und Schultheiß Gottlieb Bürk Plattenhardt. Die Versammlung wurde von dem ältesten Gemeinderat, Privatier Borst, geleitet, der sie mit dem Wunsche schloß, daß die Bürgerschaft den richtigen Mann an die Spitze der Stadt stellen möge. Die meisten der Redner machten auf die Bürgerschaft eine« vorzüglichen Eindruck. Die fortschrittliche Volkspartei beschloß gestern, denjenigen Kandidaten vorzuschlagen, der 75 "/<> der Stimmen auf sich vereinige. Von 79 abgegebenen Stimmen entfiele» dann auf Regier««g»assessor Dr. Schwammberger 60, auf Polizeiamtmann Leube 17 Stimmen, zwei Stimmen zersplitterten sich.
Tuttlingen 12. Sept. Metzgermeister K. Müller kaufte dieser Tage eine Kuh in Aldingen und stellte sie mit einer anderen in den
Stall de« Bahnhotels hier ei». Ei» Mrtzger- bursche wollte da» Tier hole», dieses drückte ihn jedoch an die Wand und er mußte flüchten. Ml« man nun die zweite Kuh herau«holte, kam dir erste hintendrein, raste den Gleisen zu und sprang zunächst auf den Bahnkörper, dann auf der Landstraße Jmmendinge» zu. Wer dem rabiate» Vieh z» nahe kam, wurde von ihm angegriffen und mußte Reißaus nehmen. Dann trieb es sich in den Wäldern bei Geifingen herum. Heute früh wurde e« dort von einem Jäger erschaffen.
Baden-Baden 12. Sept. 1-2 6 unternahm gestern und heute je zwei Passagierfahrte» nach Karlsruhe.
München 12. Sept. I» einem hiesigen Hotel wurde einem Juwelier au« Frankfurt a. M. durch zwei Betrüger mittelst eines gefälschten Schecks ein Brillantschmuck im Wert von 142600 --6 abgeschwindelt.
Aus Bayern 11. Sept. Eine Postkarte, die am 26. September 1898 in Neumarkt i. O. an einen dortigen Einwohner aufgegeben wurde, ist dem Adressaten am 3. September 1910, also schon nach 12 Jahren, zugestellt worden. Da die Karte nach den damaligen Portosätzen nur mit 3 Pfennigen frankiert war, mußte der Empfänger laut „Amberger Volks- zeitung" auch Strafporto zahlen.
Berlin 11. Sept. Nach nahezu 4 Jahren soll der Raubmord seine Aufklärung erfahren, welcher in der Nacht vom 27. zum 28. Oktober 1906 auf der Chaussee von TwibuS Fürstenwalde an dem Bierkutscher Ernst Haase au« Fürstenwalde begangen worden ist. Wie au« Müncheberg gemeldet wird, ist unter dem dringenden Verdacht, den Raubmord verübt zu haben, der Arbeiter Karl Konrad au« Fürstenwalde und der Arbeiter Friedrich Busse au« Müncheberg verhaftet worden. Konrad ist außerdem verdächtigt, ebenfalls vor 4 Jahre» seine Frau vergiftet zu haben, um sich in ihr eine lästige Mitwisserin de« Mordes zu entledigen. Die Verhaftungen errege» in der Gegend großes Aufsehen.
Berlin 12. Sept. Gestern sprang in Charlottenburg eine 40jähr. Frau mit ihrem 1j'/-jähr. Kinde in die Spree. Zwei älteren Kindern hatte sie eingeschärft, ihr sofort nachzuspringen, wa« die beide» Kinder aber nicht taten. Sie schrieen vielmehr, wodurch Schiffer auf de» Vorfall aufmerksam wurden. Es gelang ihnen, Mutter und Kind noch lebend au« dem Master zu ziehen. Nach den Angaben der Mutter waren Geldsorgen die Ursache der Tat.
Königsberg 12. Sept. Der Kaiser ist gestern nachmittag halb 5 Uhr im Hofzug in
Königsberg eingetroffen und hat sich im Automobil nach Schlrß Preyl begeben. Kurz nach 10 Uhr kehrte der Kaiser vom Besuch der Gräfin Lehndorff zurück und bestieg alsbald de» auf dem Ostbahnhof hallenden Hofzug. Der Kaiser verbrachte in Nautzken im Hofzuge die Nacht und gedenkt heute früh 8 Uhr in Mehlauke» einzu- treffen.
Mehlauke» 12. Sept. Der Kaiser ist kurz vor 8 Uhr hier eingetroffen und hat sich sogleich in« Elchrrvier begeben.
Wien 12. Sept. Für de» Aufenthalt de« deutschen Kaisers in Wien wird folgende» offizielle Programm verlautbart: Die Ankunft erfolgt am 20. September, V-9 Uhr vormittags, auf dem Bahnhof in Hetzendorf. Auf dem Bahnhof werden zum Empfang der Kaiser und die Erzherzöge mit einfacher Begleitung erscheinen. Die Majestäten fahren dann nach Schönbrunn. Auf der Gartenseite des Schlosses findet ein offizieller Empfang durch die Spitze» der Behörden statt. Hierauf wird der Kaiser die Erzherzoginnen und die Herzogin von Hohenberg begrüßen und dann die Militär- und die obersten Hofchargen empfangen. Um V-1 Uhr mittag» findet Dejeuner statt. Nachmittags wird der Kaiser Besuche bei den höchsten Herrschaften abstatten. Um V-7 Uhr ist Familiendiner in Schönbrunn. Um 10 Uhr abends veranstaltet Erzherzog Franz Ferdinand in Belvedere eine Soiree, der Kaiser Wilhelm beiwohnen wird. Am Mittwoch, den 21. ds., vormittags, besichtigt Kaiser Wilhelm im Rathau» das Bild de« Prof. Matsch, die Huldigung der deutschen Fürsten darstellend. Um 1 Uhr nachmittags ist Döjeuner beim Botschafter v. Tschirschly, um 3 Uhr nachmittag« besucht er die Jagdausstellung und um 7 Uhr abend» ist Hoftafel in Schönbrunn. Um 9 Uhr 20 Min. fährt der Kaiser vom Bahnhof Penzing ab.
Chur 11.Sept. Am Juppehorn verunglückten vor 8 Tagen die beiden Söhne de« Münchner Professor« Cornelius beim Uebergang von Stalls nach Val Faller, indem sie vom untersten Gletscher etwa 150 Meter tief ab stürzten. Der jüngere der beiden, 20 Jahre alt, erlitt innere und äußere Verletzungen und wurde von seinem Bruder, der nur Schürfungen davontrug, noch etwa 150 Schritte weit getragen. In einer Höhe von 2600 Meter legte er ihn nieder, um in der Alpe Faller Hilfe zu holen. Unterweg» hörte er noch die Schmerzensrufe de« Sterbenden. Die sofort abend» aufgebrochene Rettunglexpedition vermochte den Toten wegen Einbruch der Dunkelheit und Schneegestöbers nicht mehr in der Nacht zu bergen und Neuschnee erschwerte die« am andern Morgen. Sehr
Etwa drei Meilen, schätzte Lnsh.
Na, Fünfe könnten'« schon sein, meinte ei« junger Matrose.
Du Gra»affe — kaum zwei — belehrte ein Graubart, der aufmerksam hinaushorchte. — Haltet die Mäuler, seid still — ich glaube,
man hört die Brandung.
Eine Grabesstille trat ein. Alle» lauschte mit verhaltenem Atem.
— Dumpf, aber doch vernehmbar, hörte man ein ferne« leise» Rauschen.
Bei Gott, da» ist die Brandung: bestätigte Lush. —
Ich halte e» auch dafür, stimmte ich bei. Nun denn, so lassen Sie
an die Segel gehen. Wir müssen die Fahrt bi» zum Tageslicht verkürzen. Wie ein Jubelschrei klang es, als er sofort rief:
Alle Mann zum Segel bergen! Und nie in meinem Leben habe ich Matrosen auf einem Handelsschiff so frohsinnig und schnell an die Arbeit gehen sehen. Sie sprangen wie Besessene an das hängende Tauwerk und in die Wanten, und während sie da unter Gesang, Lachen und freudigem Geschrei hantierten, stieg ich auf da» Kampanjedeck, um einen besseren Blick auf das Land zu gewinnen.
Der Lärm hatte Fräulein Temple geweckt und auf Deck geführt. Bebend fragte sie: Wa» ist lo»? Ist etwa« entdeckt?
Land! erwiderte ich, ihr mit mattem Lächeln die Hand reichend. Wa«? Die Insel?
Ich kann nicht daran zweifeln. Blicke» Sie genau in die Richtung de» Bugspriet».
E« dauerte eine kleine Weile, bi« sie den dunklen Streifen auf dem Wasser zu unterscheiden vermochte, dann wandte sie sich mit staunenden Augen zu mir:
Kann da» wirklich die Insel sein? E» ist doch fast undenkbar, daß Sie da« Schiff so schnurgerade darauf zugesteuert haben. Und wenn Sie e« ist — wenn Sie nicht nur der Traum eine« Wahnsinnigen war
— warum sollte dann nicht auch der Schatz Wahrheit sein, und alle»
jetzt noch für un» gut werden können? Welch wunderbare, unerwartete Fügung wäre da«!
Ich hörte kaum, wa» sie sprach. Ich war wie betäubt; mir wirbelte der Kopf von dem ungeahnten Wechsel der Dinge. Erst der Zimmermann, der nach beendetem Festmachen der Segel soeben Heraufstieg, rüttelte mich wieder auf.
Herr Dugdale, redete er mich in einem ganz ander» Ton wie sonst an: Alle», was wahr ist, und allen Respekt — da« macht Ihnen sobald keiner nach. Sie haben ein Seemannskunststück geleistet, daß Sie das Schiff schnurgerade mit der Nase auf die Insel führten. Nun werden Sie doch auch an da« Gold glauben?
Ja, ich muß wohl. Und was wollen Sie tun, wenn Sie es haben?
Das wird sich dann schon finden. Erst wollen wir'« holen, nickte er grinsend.
Wenn e» nur auch die richtige Insel ist, bemerkte ich bedenklich. Ich zweifle zwar nicht daran, aber man kann doch nicht wissen. Ich wünschte, e» wäre erst Tag. Jedenfalls müssen Sie jetzt loten lassen.
Da haben Sie recht, stimmte er zu. Da« muß ich gleich besorgen. Hab' an alle« für die Landung gedacht, daran aber nicht. Damit machte er sich wieder eilig auf den Weg.
Allmählich fing e« an zu dämmern. Da» Land wurde immer deutlicher, und al« die Sonne emportauchte, zeigte es sich in seiner ganzen Gestalt, kaum eine Meile entfernt.
Dieser Anblick löste auf einmal alle bisherige Disziplin. In wildem Lauf stürmte die gesamte Mannschaft, um besser sehen zu könne», auf das Kampanjedeck. In einen dichten Haufen gedrängt, nicht weit von mir und dem Mädchen, betrachteten die Leute mit durstigen Blicken da« Eiland, auf dessen Erscheinen seit vielen Wochen all ihr Sinnen und Trachten gerichtet gewesen war.
(Fortsetzung folgt.)