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Amtr- md Anzeigeblatt für den VberamtrbeM Calw.

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Pienstag, -en 13. September 1910.

Tagesneuigkeiten.

* Calw 13. Sept. Eine lästige Plage tritt in diesem Jahr auf den Feldern auf. In überaus großer Zahl zeigen sich die Feld­mäuse, welche an den Früchten aller Art erheblichen Schade« amichten. Die Wiesen »nd Aecker sind ganz mit Gängen und Löchern durch­wühlt und wenn die Mäuse nicht stark dezimiert werden, so steht der Wintersaat großer Schaden bevor. ES ist höchste Zeit, daß der Mäuseplage mit allen Mitteln Einhalt geboten wird.

Calw 12. Sept. Bei den Manövern kam in Deckenpfronn ein Kanonier unter ein Ge­schütz, wurde überfahren und war sofort tot.

Walddorf OA. Nagold 12. Sept. Der 44 Jahre alte, verheiratete Bauer Jakob Rapp von hier hat sich am Montag, den 5. d. M. von zu Hause entfernt und ist bis jetzt nicht zurück­gekehrt. Die Angehörigen befürchten, es könnte ihm ein Unglück zugestoßen sein. Er ist 1,67 m groß, hat bleiches Aussehen, blonde Haare und blonden Schnurrbart. Bei seinem Weggang trug er schwarzen Anzug, schwarzen Filzhut und Zugstiefel.

Herrenberg 12. Sept. Am Samttag wurden einige Kanoniere der 2. Batterie des Feldartillerie-Regimentt Nr. 29 bei der Fahrt über einen Graben von der Protze herabge­schleudert, wobei dem Kanonier Josef Mauch von Ober flacht bei Tuttlingen ein Rad über den rechten Oberschenkel und einen Teil des Unter­leibs ging, sodaß er schwer, jedoch nicht lebens­gefährlich verletzt ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Es ist nicht ausgeschloffen, daß eine Operation nötig wird.

Stuttgart 12. Sept. Bei der Landung des 1-2 6 auf dem Cannstatter Wasen am Sams­

tag riß das Luftschiff an einer Pappel einige Neste ab. Einige Kaben bestiegen diese Pappel und warfen die in derselben hängen gebliebenen Neste zu Boden, hiebei wurde ein unten stehen­der 10 Jahre alter Knabe von einem Ast auf den Kopf getroffen, so daß er einen Schädel- bruch erlitt unv von der Sanitätsabteilung in da» Krankenhaus verbracht werden mußte.

Stuttgart 12. Sept. Die elektrische Straßenbahn verkaufte amZeppelin- samstag" insgesamt 140 000 Fahrscheine. Davon entfielen 27150 auf Linie 1 (Cannstatt). Rechnet man noch die Abonnenten hinzu, so ergibt sich eine Zahl, die in der hiesige« Verkehrs­statistik eine Seltenheit sein dürfte. Die Eisen - bahnverwaltung hatte auf der Strecke Stuttgart Cannstatt und zurück im ganzen 16 Sonderzüge eingelegt.

Stuttgart 12. Sept. Das KönigS- paar wird sich am nächsten Montag von Fried­richshafen aus zur Teilnahme an den Festlich­keiten au» Anlaß der silbernen Hochzeit des badische» Großherzogspaars «ach Karlsruhe begeben. Das Hoflager wird dann nach Schloß Bebenhausen verlegt und erst im nächsten Monat wird sich das Königspaar zum Herbstaufenhalt wieder nach Friedrichshofen be­geben.

Stuttgart 12. Sept. Ein schwerer Diebstahl wurde, wie jetzt erst durch ein Aus­schreiben .der Staatsanwaltschaft bekannt wird, in der Zeit vom 21. Juli bis 1. August in einem Hause der Seestraße verübt. Anscheinend waren zu dieser Zeit die Bewohner zum Ferienaufenthalt abwesend und die Einbrecher dürften diese Ge­legenheit benützt haben, die Wohnung autzu- räumen. Es wurden auf erschwerte Weise eine

ganze Reihe von Oelgemälde« gestohlen, ferner silberne-Teller, ein Meißner Porzellan-Service u. a. Von den Tätern hat man noch keine Spur.

Stuttgart 12. Sept. Die beiden ersten Wertgewinne der Anfang vorigen Monats gezogenen Lotterie der hiesigen Wirts­ausstellung sind noch nicht abgeholt; e» handelt sich um zwei Pianino». Eine ganze Reihe weiterer Gegenstände find gleichfalls noch nicht abgeholt und verfallen dem AuSstellungS- fonds, wenn sich die Gewinner nicht melde».

Stuttgart 12. Sept. Unter de» Stutt­garter Brauereiarbeiter» ist jetzt ebenfalls eine Lohnbewegung im Gange. Die Arbeiter haben beschlossen, sich mit den Tarifvorschlägen des Vereins der Brauereien Stuttgarts «nd der Umgebung nicht einverstanden zu erklären und es sollen Schritte getan werden, um in Verhand­lungen über eine andere, zufriedenstellendere Ge­staltung de» Tarife« einzutreten, bei dem der Entwurf der Arbeiter unbedingt die Grundlage bilden soll.

Au» dem Oberamt Brackenheim 12. Sept. Die Fleischnot macht sich auch hier fühlbar. In Güglingen kostet Rindfleisch und Schweinefleisch das Pfund 90 §), in Dürren­zimmern 86, in Stockheim dagegen bloß 80 A Es ist nun nicht anzunehmen, daß die Metzger in Stockheim und Dürrenzimmern billiger ein­kaufen und deshalb auch billiger verkaufen könne». Man muß vielmehr annehmen, daß die Güglinger Metzger an den hohen Preisen die Schuld tragen.

Oelbronn OA. Maulbronn 12. Sept. ^ Im Jagdgebiet des Fabrikanten Koch aus Pforzheim sind in letzter Zeit vielfach Hasen in Schlingen aufgefunden worden. Den eifrigen Nachforschungen Koch» ist es gelungen, den Jagd-

Die Goldinsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

War e» möglich, daß sie in der Zeit auch für mich eine verborgene Neigung gefaßt hatte? Ich blickte mit der törichten Hoffnung auf ihre Lippen, daß sie vielleicht im Traume meinen Namen lispeln würde. Ich war der Wirklichkeit ganz entrückt. Da tönten plötzlich die Klänge der Glocke, acht Glasen, durch die Stille, die mich zur Wache riefen. Ein tiefer Seufzer entstieg meiner Brust. Betenden Herzens erhob ich mich, fast unbewußt meine Hände segnend über die Schlafende erhebend; dann verdunkelte ich die Lampe und schlich leise hinauf.

Der Zimmermann hatte mich offenbar schon sehnlichst erwartet; er sprach mich sogleich an:

Der Wind hat uns ein gut Stück vorwärt» gebracht. Keiner ist schlafen gegangen; wir haben uns alle die Augen blind gesehen, aber noch nichts entdeckt. Was meinen Sie, müßten wir nicht bald da sein?

Ja, wenn die Insel existiert, kann sie nicht mehr weit sein; sie kann sogar ganz plötzlich vor uns auftauchen, denn nach der Beschreibung des Kapitäns hat sie keine hohen Ufer, die weit sichtbar wären. Wir müssen jetzt doppelt scharfen Ausguck halten, um nicht am Ende gar un­versehens auf das Riff aufzulaufen. Kommen Sie, ich will da» dem Ausguckposten sagen «nd gleich selbst einmal sehen, ob ich nicht« entdecken kann.

Damit gingen wir nach vorn, wo ich viele Leute fand, die weit über die Schanzkleidung gebeugt in die Dunkelheit hinausstarrten. Al» sie mich bemerkten und sahen, wie ich mit dem Teleskop das Wasser ab­suchte, blickten mich alle atemlos gespannt an, als wenn sie jeden Augen­blick einen Ausruf von mir erwarteten. Doch so angestrengt ich auch die

Dunkelheit bi» da, wo Meer und Himmel ineinander verschmolzen, zu durchdringen strebte, bot sich mir nichts als die leicht bewegte leere Wasser­fläche. Selbst die Bark schien von der allgemeinen Spannung erfaßt; am ganzen Körper leise zitternd glitt sie fast geräuschlos durch da» Wasser.

Die Aufregung steigerte sich, nachdem ich den Leuten gesagt hatte, wie aufmerksam und vorsichtig wir jetzt sein müßten. Es herrschte eine unheimliche Stille, selbst die schattenhaften Gestatten, die da und dorthin huschten, schienen auf Katzenpfoten zu gehen, um kein Geräusch zu machen und die ersten Anzeichen einer entfernten Brandung zu vernehmen.

Die Minuten wurden uns zu Stunden. Endlich, kurz vor vier Uhr, brüllte der in der Spitze postierte Ausguck: Hallo!

Ich war mit wenigen Sprüngen bei ihm. Was gibt es?

Grad' voraus 'n dunkler Streifen!

Wo?

Da! keuchte Lush, mit dem Arm über die Spitze des Klüverbaumes deutend.

Ich hatte es sofort. Da» Glas zeigte mir einen Schatten einem niedrigen Wolkenstreifen ähnlich wie solcher oft des Abends über der Seelinie liegt. Es war festes Land!

Ist sie'»? Ist es die Insel? krächzte Lush mit vor Aufregung heiserer Stimme.

Meine Verblüffung, mein Erstaunen, meine Ueberraschung nun doch, trotz all meiner Ungläubigkeil, da Land zu finde», wo der Kapitän an­gegeben obwohl die Karte dort nichts als Wasser bi» zur Osterinsel zeigte, welche diese niedrige Streifen aber keinesfalls sei» konnte ließ mich die Frage ee» Zimmermann» nicht sogleich beantworten. Ich stand wie erstarrt. Er wiederholte seine Frage.

Ja, wenn sie es nicht ist dann weiß ich nicht, was es sein kann, stieß ich schwer atmend hervor. Wie weit schätzen Sie die Entfernung?

Die Leute drängte« heran, «ns zu höre».