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Großingersheim OA. Besigheim 16. Aug. Schultheiß a. D. Mössinger, der zur Luftkur auf der „Bleiche" bei Hirsau weilte, wurde auf einem Spaziergavg im Walde von einem Cchlaganfall getroffen. Da er allein war, wurde er erst nach einiger Zeit hilflos aufge- suuten. Er wurde in seine Wohnung verbracht, wo sich infolge de» Liegen» im Freien eine Lungenentzündung entwickelte. Seine Angehörigen wollten ihn in da« Bezirkskrankenhaus Calw verbringen, aber auf dem Trantport ist er gestorben.
Gmünd 16. Aug. In dem Weiler Uz- stetten hat om Sonntag nachmittag ein 18 Jahre alter Taglöhner einem gleichaltrigen Kameraden mit einem Revolver einen Schuß in den Unterleib versetzt. Ter Schwerverletzte wurde ins Hospital nach Gmünd gebracht; sein Zustand ist bedenklich. Ter Täter ist flüchtig.
Wiesensteig OA. Geislingen 16. Aug. Ter Apotheker Robert Miller fuhr im Fuhrwerk nach Geislingen. Auf dem Rückweg erlitt er in der Chaise einen Schlaganfall und starb, ohne daß sein neben ihm sitzender Sohn es bemerkte. Mit dem Toten kam das Gefährt zu Hause an.
Gerabronn 15. Aug. Rcvierförster Fach in Kirchberg a. d. Jagst hat dem „Vaterlandsfreund" drei Aepfel aus den Jahrgängen 1907, 1908 und 1909 auf den Redaktionstisch gelegt. Ist es schon eine Ausnahme, eine« Apfel zwei Jahre frisch und genießbar aufzubewahren, so dürfte es zu einer großen Seltenheit gehören, die Frucht de» Obstbaumes drei Jahre gesund zu erhalten. Der vorjährige Apfel ist wie vom Baum gepflückt. Die älteren Jahrgänge sind ebenfalls tadellos konserviert und lassen keineswegs da» Alter erkenne«.
Niederstetten 16. Aug. Der Wirt Schmied vom Zollhaus bei Bartenstein wollte heute nachmittag in Niederstetten ein Pferd beschlagen lasten. Da» Pferd wurde unruhig, schlug au» und traf den 35 Jahre alten Schmied so unglücklich, daß er kurze Zeit darauf starb.
Rottweil a. N. 16. Aug. In dem Baubüro der Firma Mehl u. Co. in Schömberg hies. Oberamts wurde in der Nacht zum Montag eingebrochen. Die Diebe sprengten den Kastenschrank; es fiel ihnen aber nicht» in die Hände, da das im Schrank aufbewahrte Geld am Samstag abend in die Wohnung des Buchhalters gebracht worden war. Die Diebe verübten dann in einer in der Nähe gelegenen Kantine einen Einbruch und stahlen verschiedene Eßwaren. Einer der Diebe wurde bereits verhaftet.
Ulm 16. Aug. Auf der GänSwiese gab e» gestern ein interessantes Schauspiel. Auf Veranlassung de» Vereins f. deutsche Schäferhunde wurden Schäferhunde als Polizeihunde vorgeführt. Eigentliche Polizeihunde waren 5 am Platze. 3 Rüden und 2 Hündinnen: „Audifcx", im Besitz des Schutzmanns Hein lein in Kaufbeuren; „Frack v. Flügelrad", im Besitz von Dr. Dienstbach-Karls ruhe; „Moritz", im Besitz de» Kgl. Polizeiwachtmeister» Weibbecker Frankfurt; „Letty v. Festland", Besitzer Schutzmann Michel-Fürth; „Irma v. Flügelrad", Betrirbkastistent Cautter- Weinheim. Vorführuvgsleiter war Polizeiwachtmeister Weißbecker von Frankfurt a. M. Die Hunde wurden nacheinander in Nasenarbeit, in Gehorsams- und Schulübungen und in Mannarbeit geprobt. Ter interessanteste Teil war unstreitig die Prüfung der Nasrnarbeit. Ta markierte ein in ei«em dicken Wollmantel gehüllter Grenadier den Verbrecher. Er verließ in Kreuz- und Quergängen den Sammelplatz und versteckte sich im Gebüsch oder verkroch sich unter den Pontons der Pioniere. Die Hunde machten seine Spur aus, verfolgten sie, trotzdem sie vom Publikum vielfach überlaufen war urd stellte« schließlich den Verbrecher. Obwohl alle Hunde die Aufgabe mit anerkennenswertem Erfolg lösten, tat sich doch Moritz au» Frankfurt in ganz besonderer Weise hervor. Er war der rascheste und lebhafteste und legte erstaunliche Proben seiner feinen Nase ab.
Baden-Baden 16. Aug. Eine heute aus Friedrichshafen hier ««getroffene Meldung besagt, daß da» Pastagierlustschiff ,.IL VI". da« heute hier erwartet wurde, um mit den Paffa- gierfahrte» in die Umgebung Baden-Badens zu beginnen, nicht vor Ende dieser Woche auf dem städtischen Fluggelände eintreffen wird.
Von der badischen Grenze 16. Aug. Der Veteran Kuhn von Neckarhausen, der dieser Tage auf einem Veteranentag in Offenburg weilte, wurde während seiner Abwesenheit von schweren Schicksalsschlägen betroffen. Seine Frau erlitt einen Schlaganfall und sein 16 Jahre alter Sohn, der mit einem Nachen über den Neckar fahren wollte, dabei aber an eine tiefe Stelle geriet und ins Wasser fiel, bekam einen Krampfanfall und ertrank. Der junge Mann war die Stütze seiner Eltern.
München 16. Aug. Der König und die Königin der Belgier find heute abend hier eingetroffen, um sich nach Brüste! zu begeben.
Frankfurt a. M. 16. Aug. Heute früh 6.20 Uhr stieg Oberleutnant v. Tiedemann mit seinem Sommerapparat, einer der Teilnehmer
de» Ueberlandfluge» Frankfurt-Mannheim, zu einem kurzen Probeflug auf. Nach etwa 30 Meter« neigte sich der Apparat zur Seite und stürzte plötzlich ab. Tiedemann kam unter den Apparat zu liegen und erlitt einen einfache« Oberschenkelbruch. Nach Anlegung einer NotverbandeS wurde er in» Krankenhaus geschafft.
Metz 15. Aug. Der heutige zweite Tag der Gedenkfeier auf den Schlachtfeldern begann mit der Schmückung der Gräber und Denkmäler auf den Schlachtfeldern westlich der Stadt. Daran schloffen sich die Gedenkfeier« auf den Gefilden von Vionville, Gravelotte und Et. Privat. Generalfeldmarschall Häselrr wurde bei seiner Ankunft mit brausenden Hochrufen empfangen. Am Denkmal der 42er hielt Bürgermeister Dr. Böhmer in Anwesenheit der Spitze» der Militär- und Zivilbehörden die Gedächtnisrede, die in ein begeistert aufgenommene» Hoch auf den deutschen Kaiser ausklang, woran sich ein Vorbeimarsch der Veteranen vor dem Grafe« Häseler ansLloß. Am 17. August ist FeldgotteS- dienst am Kaiser Wilhelms-Denkmal und zum 18. August ist al» Abschluß ein Zapfenstreich in Metz vorgesehen. Den in Elsaß-Lothringen anläßlich der Gedenktage eintr>ffenden Franzosen ist das Tragen aller Orden, Ehrenzeichen und Medaillen amtlich gestattet worden.
Berlin 16. Aug. Dem „Beil. Tagebl." zufolge, machte Sir Ernest Cassel, um da» Andenken des König Eduards zu ehren und dem deutschen Kaiser seine Verehrung au»- zudrücken, eine Stiftung, die eine n englisch-deutsche« Charakter tragen soll und für die vorläufig 4 Millionen aufgeworfen sind. ES soll ein Fürsorgesystem geschaffen werden, dar gleichzeitig unbemittelten Engländern, die in Deutschland weilen und dort Erwerb suchen, und Deutschen, die sich in England in derselben Lage befinden, zugute kommen soll. Der König, die Königin, die Königin Mutter von England, der deutsche Kaiser und die Kaiserin sollen das Protektorat übernehmen.
Berlin 16. Aug. Ein au« Bretlau zugereistes Ehepaar hat sich om Samstag mit seinen drei Kindern in einem hiesigen Gaflhof einlogiert und ist alsbald unter Zurücklassung der Kinder verschwunden. Die Kinder mußten, als die Eltern ausblieben, ins Waisenhaus geschafft werde«. Die Eltern hatten sich bi» zum Montag abend noch nicht gemeldet.
Berlin 13. Lug. (Fleisch preis e- Erhöhung) Durch das von dem österreichischen Handelt minister erlassene Ausfuhrverbot für Schlachtvieh wird, wie die „Deutsche Fleischerztg." schreibt, die Viehknoppheit und die dadurch be-
Ja, wenn aber etwas befohlen werden muß, wie steht e« dann?
Hm. Es gibt viele Befehle. Geben Sie mir eine Situation, da werden wir sehen, ob ich noch da» Erforderliche weiß.
Gut. — Er starrte einige Augenblicke vor sich hin. — Nun wohl, nehmen wir an, die Brise frischte plötzlich auf, und windwärts würde es dunkler. Was würden Sie tun?
Ich würde Sie rufen.
Vortrefflich! Sehr richtig! rief er beifällig nickend und sah Fräulein Temple an, al» solle sie an seiner Befriedigung teilnehmen. Aber laste» Sie mich mal ganz außer Spiel. Stellen Sie sich vor, Sie wären allein auf sich angewiesen.
Misten Sie, Kapitän, lachte ich, wenn ich auch nur kurze Zeit auf See war, so bin ich doch gerade keine Landratte. Die Lage, die Sie mir geben, gehört zu den ersten Beispielen des Marine-Alphabets.
So. Nun, beste« bi» ich doch nicht so sicher. Beweisen Sie es mir.
Den Gefallen kann ich Ihnen tu». Was in der Welt könnte ich, wenn er sich nur um Segel kürzen handelt, anders machen, raffelte ich lo», als die Leesegel einnehmen, die Royal» niederholen, die Marssegel reffen, die Fock aufgeihen und-.
Er hob die Hand und wandte sich zum Gehen. — Danke. Ich werde nicht lange bleiben.
Jetzt werden Sie doch endlich glaube«, daß er verrückt ist, sagte Fräulein Temple leise und von neuem angsterfüllt.
Vielleicht wünscht er, daß ich ihm als Maat diene, lachte ich.
Sie sah mich streng an. Ich hoffe, daß Sie sich zu etwa» derartigem nicht Herbeilaffen werden.
Ich werde tun, was ich zu Ihrem Besten für nötig halte.
Aber begreifen Sie denn nicht, daß, wenn er sie für geeignet hält, ihm al» Maat zu dienen, wie Sie e» nennen, er auch sicherlich kein un» begegnendes Schiff ansprechen wird, nur um zu verhindern, daß Sie da» Schiff verlassen?
Da» ist richtig, gab ich zu.
Ich bi« überzeugt, sprach sie erregt weiter, daß er über einen Plan sinnt, wie er Sie für sich ausnützev kann. Hüten Sie sich, hüte» Sie sich vor ihm! Er mag vielleicht nicht völlig wahnsinnig sei», aber wer weiß, ob er nicht ebenso verrucht ist wie seine Leute.
Das wüsten wir abwarten, entgegnete ich etwas beruhigt, denn ihre Auffassung hatte manches für sich. Vor der Hand werden wir gut tun, uns mit dem Gedanken vertraut zu machen, mit ihm nach Mauritius zu segeln, dann-.
Daran ist nicht zu denken, unterbrach sie mich schroff. _
Aber so hören Sie doch! Ich wollte sagen: ES ist immerhin bester, das Schlimmere anznnehmen, als sich fortwährend in seinen Hoffnungen enttäuscht zu sehe«. Und wenn das Schicksal es will, daß wir auf diesem Schiff bleiben, bis es seinen Hafen erreicht, so ist der Kapitän durchaus berechtigt, von mir zu verlangen, daß ich meine Ueberfahrt abvrrdiene, das heißt, daß ich ihm helfe, Wache zu halten, und mich ihm in jeder Weise so nützlich mache, als ich dazu imstande bin.
Welche Idee! Ich bitte Sie inständig, wenn Sie mir nicht jede Hoffnung rauben wollen, einen derartigen Gedanken aufzugeben und vorsichtig zu sein. Ich bitte Sie, zu behaupten, daß Sie nicht da« Geringste von Navigation und dergleichen verstehen.
Das geht nicht. Ich habe schon zu viel gesagt, um noch zurück zu könne». Ich verspreche Ihnen aber, mich nicht weiter zu engagieren, al» es zu unserem beiderseitigen Beste» unbedingt nötig sein wird. Für uns heißt es hier, gute Miene zum böse« Spiel machen; mit Stan sinn würden wir nichts erreiche«.
Sie warf mir einen zornigen Blick zu, trat ohne ein weitere» Wort Wort an die Reling und ließ mich stehen.
(Fortsetzung folgt.)