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Mittwoch, den 17 . August 1910 .
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Tübingen 16. Aug. Zwei sog. Kugelblitze wurden bei dem letzten schweren Gewitter beobachtet. Der erste lief eine Strecke weit am Horizont von Südwesten nach Nordosten entlang und teilte sich in 2 Strahlen, während der zweite wie eine Rakete in 8—10 Arme zersprang. Das Gewitter zog ohne Regen vorüber, war aber von einem heftigen Sturm begleitet, der an den Obst-, besonders Apfelbäumen, beträchtlichen Schaden tat, stellenweise war der Boden mit Fallobst wie besät. Erst ein nachfolgendes Gewitter brachte leichten Regen und dann die ersehnte Abkühlung.
Ludwigsburg 16. Aug. Der Brand der Brüsseler Weltausstellung hat hier auch zu Befürchtungen über das Schicksal der großen Walcker'schen Orgel Anlaß gegeben und e» wurden bereits Gerüchte laut, daß dieses hervorragende Werk unserer einheimischen Industrie ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen sei. Dies ist aber erfreulicherweise nicht der Fall. Die Orgel ist in dem zu großen musikalischen Veranstaltungen bestimmten Festsaal der Ausstellung aufgestellt, der von dem Brand nicht im geringsten betroffen wurde.
Enzweihingen OÄ. Vaihingen 16. Aug. Als ein Verein aus Weilimdorf mit seiner Kapelle vor dem Gasthaus zum Hirsch hielt, um einige Stücke zum besten zu geben, sauste ein Automobil heran. Al« ihm niemand Platz machte, fuhr es langsam durch die Menge. Erzürnt über die Störung schlägt ein Vereintmit- glied in den Reisewagen mit einem Schirm. Als die Insassen des Auto« Gegenwehr leisteten, wurde ein Schaufenster de» Kaufmanns Kübler total zertrümmert. Nach beendigtem Kampf fuhr das Auto nach Vaihingen und holte einen Landjäger.
Tagessmigketterr.
Stuttgart. (Fliegerwettbewerbe bei der Cannstatter Flugwoche.) Zu der von der Württemberger Zeitung gegebenen Anregung, es möchten mit den Schauflügen auf dem Cannstatter Wasen auch Flugwettbewerbe verbunden werden und zwar durch Aussetzung von Preisen vor allem für die einheimischen Flugtechniker erfährt die „Württ. Automobil- und LuftschiffahrtS- Korresp.", daß diese Anregung bereit« in einer Sitzung der Vertreter der Stadtverwaltung und des Bevollmächtigten der Gesellschaft Ikaros, Herrn Alfred Vier lamm, von dem letzteren früher schon vorgeschlagen und auch seitens der Stadtverwaltung zusnmmend ausgenommen worden war. Dieser Anregung und im Zusammenhang damit auch der Stiftung von Preisen für württem- bergische Aviatiker wäre Folge gegeben worden, wenn ihr nicht der Umstand entgegengestanden wäre, daß an einem solchen Wettbewerb nach polizeilicher Bestimmung nur Flieger teilnehmen dürfen, die im Besitze des vom Deutschen Luftschifferverband ausgestellten Piloteu-ZeugnisseS sich befinden. Nun hat aber von den einheimischen Fliegern überhaupt noch keiner dieses Zeugnis ; der einzige, der es zur Zeit erlangen könnte, wäre Vsllmöller, aber auch er hat bis jetzt noch nicht die an die Erlangung de« Zeugnisses geknüpften Bedingungen erfüllt. Erhält Vollmöller aber da» Flugzeugführerzeugnis, dann wird seiner Beteiligung an der Cannstatter Flugwoche durchaus nichts im Wege stehen. Eine Beteiligung der übrigen württembergischen Flieger bezw. Flugzeugkonstrukteure, die soweit bis jetzt bekannt, mit ihren Apparaten eigentlich kaum den Boden verlaffen habe«, hätte wohl kaum einen Sinn. — Für die an der Cannstatter Flugwoche teil
nehmenden Flieger werden übrigens kleine Ehrenpreise (für Dauerflüge, Frühpreis) aufgesetzt werden.
Stuttgart 16. Aug. Unter lebhafter Beteiligung hiesiger und auswärtiger Wirte fand heute nachmittag auf dem Cannstatter Wasen die Versteigerung der Plätze für die Wirtschaften üb-r das diesjährige Volksfest statt. Die Hauptplätze wurden auf 5 Jahre vergeben. Für diese Plätze wurde mehr erlöst, als in den letzten Jahren. Für Platz 2 wurden 770 ^ erzielt, für Platz 3 800 für Platz 4 900 für Platz 5 1000 Nach der Versteigerung der Hauptplätze ließ die Lust zu steigern merklich nach. Auf 3 Plätze erfolgte überhaupt kein Angebot. Der große Platz bei der Polizeiwache wurde wieder von Wirt Binder von Stuttgart um 1350 ^ ersteigert. Ein Nürnberger Festwirt hat 4 Plätze neben einander für eine große Wirtschaftsbude gepachtet.
Stuttgart 16. Aug. Auf dem heutigen Groß mar kt kosteten Heidelbeeren 10^, Aepfel 6—15 A Birnen 12—25 A Pfirsiche 26—45 A Aprikosen 20—35 c), Pflaumen 10—15 ^ per Pfund. Kleine Einmachgurken kosteten 45—50 ^ per 100 Stück, Bohnen 10—12 ^ per Pfund. — Dem Filderkrautmarkt auf dem Marktplatz waren etwa 400 Stück zugeführt. Preis 25—30 ^ pro Stück.
Möhringen 16. Aug. Gestern abend zog ei« schweres Gewitter über die Fildern, wobei der Blitz v rschiedenemale in die elektrische Leitung und in Bäume schlug. In Plattenhardt schlug der Blitz in das Wohn- und Oekonomie- gebäudr de« Bauern Ludwig Mack, wodurch dieses vollständig in Asche gelegt wurde. Der Besitzer ist versichert.
Die Golöinfel.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
So, meine hochmütige Schöne, dachte ich, diese kleine Lektion kann dir nicht schaden, und eine kurze Zeit der Einsamkeit wird dir gut tun, darüber nachzudenken und dich fühlen zu lasten, wie dir sein würde, wenn du wirklich allein wärst. Warte nur, ich will dich von jetzt ab nicht schonen, wenn auch meine Liebe immer größer werden sollte und ich Gefahr laufe, daß du mich verabscheust. ES kann ja vielleicht auch ander« kommen!
Ich schaute in die Kabine, die für sie ausgeräumt worden war, und fand alle« recht sauber und ordentlich, freilich für eine so vornehme, verwöhnte Dame nicht gerade sehr gemütlich und einladend. Mir machte der enge Raum in seiner rohen Einfachheit den Eindruck einer Gefängniszelle. In der für mich bestimmten Kabine sah es jedenfalls wohnlicher au», da man sie mit den Habseligkeiten Chikens' ausgestattet hatte. Ich schlug die Bücher, eins nach dem andern auf, aber — wie der Kapitän gesagt — e» waren lediglich religiöse und nautische Werke. Auch weitere Nachforschungen in Kisten und Kasten ließen mich absolut nicht« finden, womit man sich Unterhaltung hätte schaffen können. So kehrte ich denn resultatlo» in die Kajüte zurück.
Ich glaubte eine etwa» vorwurfsvolle Miene an der stolzen Schönheit zu bemerken, als sie mich flüchtig mit einem Augenaufschlag streifte, doch schien sie ihren Zorn abgeschüttelt und sich von ihrem Erstaunen erholt zu haben.
Leider war all mein Suche» vergeblich, sagte ich, als wenn zwischen uns nichts vorgefallen wäre. Es ist nichts vorhanden, da« uns zur Unterhaltung dienen könnte.
Ist mir auch wirklich ganz gleichgültig, Herr Dugdale. Glauben
Sie, es wäre mir möglich, jetzt Schach oder sonst ein Spiel zu spielen? Mir scheint, der Wind ist stärker geworden, da möchte ich Sie bitte», mich auf Deck zu begleiten. ES könnte doch inzwischen etwa« in Sicht gekommen sein.
Wir begaben uns auf das Kajütendeck. Sie hatte recht gehabt; der Wind hatte zugenommen, und die kleine Bark flog schnell über da» glatte Wasser dahin. Die Mannschaft lungerte müßig, rauchend und plaudernd auf dem Vorderdeck herum. Lush lehnte in Hemdsärmeln an der Reling, und mein Freund Wetherley saß, mit einer großen Brille bewaffnet, auf einer Taurolle und über einem Buch eifrig die Lippen bewegend. Der Kapitän stand in der Nähe des Rades; er kümmerte sich nicht um uns. Wir ließen suchend unsere Blicke über die ganze Seelinie schweifen, doch umsonst.
Wie schauderhaft ermüdend diese Wafseröde ist! seufzte Fräulein Temple. Wenn da» so fortgeht, werde ich, glaube ich, verrückt.
Na na, lachte ich, so schlimm wird es doch nicht gleich werden. Ich kann Ihnen nur immer wiederholen: seien wir froh, einstweilen geborgen zu sei». Ist es nicht eine Lust, zu sehen, wie schnell wir dahinfliegen?
Nein, mir gar nicht, denn wenn die Gräfin Jda noch hinter un» ist, laufen wir ihr einfach davon und verlieren jede Aussicht, sie zu treffen.
Ach, verderben wir uns mit solchen Gedanken nicht die Laune. Kommen Sie, wir wollen unten auf Deck etwa« spazieren gehen.
Ganz gegen mein Erwarten legte sie ruhig ihren Arm wieder in den meinen, und traulich wie am Morgen schlenderten wir da- und dorthin und sprachen über die Eindrücke, wie sie sich uns boten.
Nach etwa zwanzig Minuten gesellte sich der Kapitän un» zu. Sagen Sie, Herr Dugdale, redete er mich an, kann ich Ihnen zutraue», mich für kurze Zeit in der Wache zu vertreten, während ich unten etwa» besorgen muß?
Warum nicht? Wird mir ei« Vergnügen sein.