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dingten höheren Fleischpreise besonder» sür Süddeutschland noch steigen. Die großen süddeutschen Viehmärkte, besonder» München und Nürnberg, waren auf die Einfuhr österreichischen Rindvieh» ganz besonder» angewiesen. Für München z.B. betrug der wöchentliche Zutrirb österreichischen Großvieh» ca. 500 Stück, und diese» österreichische Vieh stellte auL bei weitem die beste Qualität an Fleisch dar. Auch auf den sächsischen Viehmärkien wurde stet» österreichische» Vieh gehandelt. Die Preise sür Rindvieh dürften daher in de» nächsten Wochen noch um ein ganz beträchtliche» stligen. Hoffentlich werde Bayern, sür da» da» österreichische Ausfuhrverbot unberechenbare Folgen haben könne, seinen Eir süß bei der RcichS- regierung dahin geltend machen, um die unbeschränkte Einfuhr au» allen Landern zur Steuerung der Fleischnot zu erreichen.
Hamburg 15. Aug. An Bord de» von Smyrna eingetroffenen Dampfers „Babylon" wurden pestverdächtige Ratten gefunden. Das Schiff wurde einer Ausgasung mit dem Rattentötvngkopparat unterworfen. Die Weiterlöschung wurde unter den üblichen VorsichtS- moßregeln gestattet; Menschen sind nicht erkrankt.
Bremen 16. Aug. Mit dem Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" des Nordd. Lloyd ist der Präsident von Chile Don Pedro Mortis mit Gefolge an ge kommen. Auf Einladung de« Senats erfolgt morgen eine Rundfahrt durch Bremen und um 1 Uhr ein Frühstück im Ratskeller. Nachmittags erfolgt die Weiterreise nach Berlin.
Bern 16.Aug. Bei dem vom Großen Rat im Hotel „Berner Hof" veranstalteten Diner dankte der Bundespräsident dem Präsidenten Fallier es für seinen Besuch, der den deutlichen Charakter einer bestimmten Kundgebung republikanischer Sympathie für das Schweizer Volk und seine staatlichen Einrichtungen trage. Der Besuch falle in eine Zeit vollkommener Uebereinstimmung der beiderseitigen Beziehungen. Er, Redner, erkenne die wohlwollende Haltung der französischen Regierung an, dem Handelsübereinkommen unverminderten Fortbestand zu sichern. Ein beide Länder befriedigendes Einvernehmen habe die ziemlich verwickelte Frage der Eisenbahnverhältnifse gelöst. Die Schweizer betrachten den Besuch als sicherste Gewähr de» guten. Einvernehmens und Vertrauens auf die Zukunft. Unser alter Freistaat kann sich nur glücklich schätzen, daß er mit allen seinen Nachbarn gute Beziehungen unterhält. ES ist indessen für ihn besonder» ermutigend, in seiner Nähe eine Schwesterrepublik zu wissen, mit der er in edlem Wetteifer an der Verwirklichung eine» gemeinsamen Ideals arbeiten kann. Unser gemeinsames Ziel sei darauf gerichtet stet» in der vordersten Reihe der nach einer Aera des Frieden», der Gerechtigkeit und der Freiheit strebenden Völker zu schreiten, auf daß unsere beiden Republiken sich der Sympathien Aller und der Achtung der zivilisierten Welt stet» würdiger erweisen. Von diesen Gefühlen durchdrungen erhebe ich mein Glas zu Ehren des Herrn Präsidenten der französischen Republik und bringe ihm meine herzlichen Glückwünsche dar, indem ich zugleich auf die Wohlfahrt de» republikanischen Frankreich trinke. — I« seiner Erwiderung auf den Trinkspruch des Bundetpräsidenten Con- tesse dankte Präsident Fallieret zunächst für den ihm bereiteten herzlichen Empfang. Nicht ohne Grund nenne man die Schweiz und Frankreich Schwesterrepubliken, denn beide hätten dasselbe Empfinden für die Rechte und Pflichten der Demokratie und verfolgen dieselben sozialen Ziele: die Verbesserung de» Lose» der Menschheit und die Größe de» Vaterlandes. Kein Land biete mehr als die Schweiz die Vorzüge einer Zivilisation, die errungen und gesichert wurde durch jahrhundertelange Bestrebungen nach Gerechtigkeit und Freiheit. Inmitten ihrer wunderbaren Berge sei die Schweiz zum Sammelpunkt der wichtigsten Bahnlinien de» Kontinent» geworden. Die glückliche Lösung der Eisenbahnfrage werde für die Schweiz und Frankreich von großem Nutzen sein. Falliöre» trank sodann auf den Präsidenten Con- tesse und die tapfere Republik.
— Au» Bern wird berichtet: Beim Edel- i
weißsuchen abgestürzt ist ein 31 Jahre alter Gerichisschreiber namens Esselvaz aus Romont im Kanton Freiburg. Er stürzte am Vanil Noir eine hohe Felrwand hinunter, wobei er einen tödlichen Schädelbruch erlitt. Der Verunglückte wollte dkmnächst heiraten und hatte seiner Braut den Strauß zugedacht, den er noch im Tode fest in der Hand hielt.
Pari» 16. Aug. Bei schönem windstillem Wetter hat heute früh 5'/» Uhr der Aviatiker Hubert Lat Ham auf seinem Antoinette- Eindecker vom Flugfeld Jfsy-leS-moultneaux eine Luftreise nach England avgetreten. Der kühne Aviatiker hofft, daß e» ihm gelingen werde, ohne Zwischenlandung da» Ziel seiner Fahrt, London zu erreichen. Latham unternahm zunächst mehrere Rundflüge um das Manöverseld in einer Höhe von 400 w. Dann flog er in nördlicher Richtung davon. Der Flug über Paris blieb unbemerkt, da der Aviatiker die Reise nicht vorher angekündigt hatte.
Paris 16. Aug. Die Zahl der Toten bei der Eisenbahnkatastrophe von Saujon wird jetzt offiziell auf 43, die d»r Verwundeten auf 60 angegeben. Die Schuld an dem Unglück trifft den Stationsvorsteher von Saujon, da die Signalscheibe nachweirlich auf „freie Fahrt" stand.
Brüssel 16. Aug. König Albert hat gestern nachmittag 4 Uhr in Toblach die Depesche erhallen, die ihm den großen Brand auf dem Gelände der Weltausstellung mitteilt. Sofort sandte der König folgendes Telegramm: „Ich erfahre mit großem Bedauern von dem schrecklichen Unglück, da» unsere herrliche Ausstellung betroffen hat. Ich bedauere unendlich mit Ihnen den großen Verlust so vieler Wunder, die man der Kunst, der Wissenschaft und der Industrie nicht nur unserer guten Mitbürger, sonder» auch der befreundeten Nationen verdankt. Ich drücke den Mitgliedern de» Exekutivkomitees und den Generaldirektoren der Ausstellung, sowie den Ausstellern selbst mein tiefstes Bedauern aus über da» große Unglück, da« hereingebrochen ist, und einen Teil der Ausstellung zerstört hat." Der Reichrkommiffar der englische» Ausstellung hatte heute vormittag eine längere Unterredung mit dem Vorsitzenden de» Autstellungskomitee» Janssen. Es scheint, daß die englische Regierung die Absicht hat, die zerstörte englische Ausstellung wieder herzustellen. Die Aurstellung der alten Kunst de» 16. und 17. Jahrhundert» ist nicht zerstört worden, da sie außerhalb de» Ausstellungsgeländes liegt.
Brüssel 16. Aug. Von allen Seiten werden sitzt die Mängel de» Rettungsdienste» getadelt. Das Blatt „Soir" rügt die kleinen Eifersüchteleien zwischen den verschiedenen Feuerwehrgruppen und schreibt dann weiter: „Wenn der Brand in dem Augenblick auSge- brcchen wäre, in dem die Halle noch von der Masse durchströmt war, dann hätte man wahrscheinlich eine der fürchterlichsten Katastrophen zu verzeichnen gehabt. Es ist von Interesse, an die Maßregeln zu erinnern, die auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1900 vorgesehen waren. An Tagen großen Andrang» waren sämtliche Dampfspritze» unter Druck gehalten. Sie waren an Wasserreservoir» angeschloffen. Die Schläuche waren stets gerollt und die Feuerwehren in ständiger Bereitschaft, sofort in Aktion zu treten. An Abenden, an denen Illuminationen stattfanden, wurden dieselben Vorsichtsmaßregeln getroffen, und au» Furcht vor elektrischen Kurzfchlüffen hatte man überall auf den Dächern der Halle Feuerwehrleute postiert. Ein enormer, elekrisch zu entleerender Waffer- turm hatte übrigen» ständig genügende Waffer- mengen vorrätig, die dann unter gehörigem Druck auf das Feuer geleitet werden konnten. Diese Vorsichtsmaßregeln waren keineswegs übertrieben, und sie waren auch nicht überflüssig, wenn man die Schätze der Ausstellung bedenkt."
Brüssel 16. Aug. Da» Militär verläßt heute die Autstellung, da sämtliche Abteilungen von morgen ab wieder zu besichtigen sein werde«. Belgien will seine Ausstellung rekonstruieren und die neue Autstellung im Pavillon für zeitliche Ausstellungen unterbrivgen, wo 6000 gin zur Verfilzung stehen.
Brüssel 16. Aug. Der deutsche ReichS- kommiffar Geh. Rat Albert hat dem Brüsseler Vertreter von Wolfs« Telegraphischem Bureau u. a. folgende» mitgeilt. Die deutsche Abteilung ist entgegen irrig verbreiteten Gerüchten in vollem Umfang unversehrt geblieben. Der Sicherheitsdienst der deutschen Abteilung hat ausgezeichnet funktioniert; doch sind die Sicherheitsmaßregel« noch verstärkt worden. Der Bestand der Mannschaften ist vergrößert, die nächtlichen Patrouillen- gänge und die Bewachung innerhalb der Halle während der Nacht sind vermehrt und verstärkt worden. Im übrigen ist da» Feuerrisiko der gesamten Baulichkeiten von dem Syndikat der Versicherungsgesellschaften gedeckt; ebenso haben die deutschen Versicherungsgesellschaften und eine Reihe englischer Gesellschaften das Feuerrifiko sämtlicher deutscher Ausstellungsgegenstände übernommen. Trotz des augenblicklich erforderliche» Umwegs hat der Besuch der deutsche» Abteilung eher zvgenommen als abgenommen. In wenigen Tagen werden die Trümmer beseitigt sei», so daß die Hauptzufahrttstraße der deutschen Abteilung dem Verkehr wieder geöffnet sein wird. Die Julyarbeiten werden fortgesetzt werden, nachdem sich herausgestellt hat, daß Duplikate der Protokolle der ersten Instanz im Stadtbureau de» belgischen Kommissars vorhanden waren. Bei diesem traurigen Anlaß hat sich herausgestellt, daß es ein glücklicher Gedanke war, die deutsche Abteilung in einem getrennten einheitlichen Gebäude unterzubringen. Die Zerstörung erweist sich übrigens geringer als im ersten Schrecken angenommen wurde. Man hofft, die neue Fassade für die belgische Ausstellung in 14 Tagen fertig zu stelle». Eine Schädigung des architektonischen Gesamtbilde» der Ausstellung wird nur in geringem Umfang eintreten.
London 16. Aug. Nach einer Lloydmeldung aus Gibraltar ist heute der spanische Dampfer „MartoS" im Nebel auf der Höhe von Tarifa mit dem deutsche« Dampfer „Elsa" zusammengestoßen. Der erstere ist gefunken. Einige Paffagiere und Mannschaften sind durch die „Elsa" gerettet und an Land gebracht worden. 7 Matrosen und 32 Passagiere de» „Marto»" find ertrunken.
London 16. Aug. Nach einer Lloyd«- meldung au» East-London ist der Dampfer „Khedive" der Deutsch-Ostafrika-Linie bei Kap Morgan ausgelaufen. Das Wasser ist in drei Schiffsräume eingedrungen. Schleppdampfer sind zum Beistand entsandt worden.
Budapest 16. Aug. Der Aviatiker AdorjaN ist gestern bei Budapest aus einer Höhe von 12 Metern ab gestürzt und kam unter de« Flugapparat zu liegen. Er erlitt schwere Verletzungen.
Tarifa 16. Aug. Bei dem Untergang de» mit dem deutschen Dampfer „E ls a" zusawmen- gestoßenen spanischen Dampfer« „MartoS" sind 45 Personen ertrunken, 65 Personen sind von dem Dampfer „Elsa" an Bord genommen worden.
vermischtes.
— Die Reise de» deutschen Kronprinzen »ach Ostasien ist auch in China günstig ausgenommen worden. Die Zeitungen veröffentlichen Artikel, worin sie Deutschland rühmen. Man erinnert an den jüngsten russischjapanischen Vertrag und bettachtet Deutschlarü» und die Vereinigten Staaten als die natürlichen Verbündeten China». Eine große Zahl von Privatgesellschaften bereiten zu Ehren de» deutschen Kronprinzen Feste vor. Seine Aufnahme wird großartig (triompdale) werden, und e» ist merkwürdig zu sehen, wie sehr sich die Masse de» Volkes für Fragen der auswärtigen Politik interessiert.
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