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Amtr- und Anzrigeblatt für den Vberamkbe M Lalw

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Montag, den 15. August 1910

. I.so. Bestell^. ill Württ. so s

TagKSNeRigkeiteu.

F Calw 14 Aua. Im Dreiß'schen Saal fand heute die Kreisversammlung der Sozialdemokraten vom 7. württ. Reichstags­wahlkreis statt. Aus allen Oberämtern (Calw, Herrenberg, Nagold und Neuenbürg) waren dazu Vertreter erschiene». Aus de» geschäftlichen Mitteilungen ist zu berichten, daß die Sozial­demokraten für den Wahlkreis de» Genossen Steinmayer, Gewerkschaftsbeamter im Metall- arbeiterverband, als Kandidaten zur Reichstags­wahl und die Genossen Wildemann, Bötzel, Manz und Warner für die einzelnen Oberämter zur Landtagswahl ausgestellt haben. Die Kreisver­sammlung beschloß, de» Landtagsabgeordneten von Neuenbürg, Wasner, als Delegierte» zum Parteitag nach Magdeburg zu entsenden, mit dem Aufträge, dort für die Aufhebung des Nürn­berger Parteitagsbeschlusses einzutreten, der die Parteigenoffen verpflichtet, auch in den Land­tagen den Etat abzulehnen. Einmütig wurde aber dieHofgängerei" und die Disziplinwidrig­keit der Badischen Landtagsfraktion von der Kreisversammlung verurteilt. Zum Vorort des 7. Wahlkreises wurde Calw und als Vorsitzender Genosse Robert Störr in Calw gewählt.

Die erste Dienstprüfung für Lehrerinnen hat bestanden und damit die Befähigung zur Verschling von unständigen Lehrstellen an Volksschulen erworben: Mündlein, Mathilde, von Liebenzell.

Herrenalb 14. Aug. Auf hiesigen Post­amt wurde einer zur Kur hier weilenden Dame, während sie eine Postkarte schrieb, unbemerkt die neben ihr liegende Handtasche, sowie das Portemonnaie mit bedeutendem In­halt entwendet. Der Dieb ist bis jetzt noch nicht ermittelt.

Breitenholz OA. Herrenberg 13. Juli. Letzthin war eine 32 Mann starke Abteilung mit ebenso vielen Pferden von dem in Stuttgart garnisonierenden Dragoner-Regiment Nr. 20 hier. Die Dragoner mußten zu dem Kaiftrpreik- ritt im Schönbuchwald Hindernisse erstellen und nachher wieder entfernen. An dem Kaiserpreis- ntt beteiligten sich 30 jüngere Offiziere von den Kavallerie-Regimentern des 13. (württ.) Armee­korps. Sie gingen morgens 3 Uhr in Abständen von je 7*/- Minuten einzeln in Stuttgart weg und kamen über Böblingen und Herrenberg hier an. Von einem Rittmeister wurde ihnen In­struktion erteilt. Die durch schwieriges Gelände führende, 10 Kilometer lange, mit Flaggen be­zeichnte und mit Hindernissen versehene, den Offizieren unbekannte Strecke war in 30 Minuten zurückzulegen. Einige 20 Hindernisse waren teils in engen, düsteren Waldwegen, auf freiem Gelände, an Abhängen, auf sumpfigem Moor­boden sowie auf Straßen angelegt, auch mußte ein Kletterrutschritt bergab durch die ca. 200 m lange, steil abfallende Richtstatt geritten, sowie der Goldersbach an drei schwierigen Stellen überritten werden. Das Rennen ging ohne nennenswerten Unfall vorüber. Die Zuschauer konnten sich überzeugen, welche Ausbildung und Anforderungen heutzutage von Pferd und Reiter verlangt werden.

Stuttgart 14. Aug. Als heute nach­mittag der Aviatiker Vollmöller bei einem Probeflug mit seinem Aeroplan aus einer Höhe von 4060 Meter niedergehen wollte, geriet ein zwölfjähriger Junge unter den Apparat und wurde so schwer verletzt, daß er im Vollmöller'schen Automobil, womit seine Ueber- führung in« Krankenhaus bewerkstelligt wurde, starb, ehe das Krankenhaus erreicht wurde.

z Vollmöller blieb mit seinem Flugapparat angeb- 1 lich an einem Baum hängen, unter dem der Junge Schutz gesucht hatte. Ein Propeller ist gebrochen. Der Apparat wurde mittels Fuhr­werk in die Halle verbracht. Vollmöller blieb unverletzt.

Stuttgart 14. Aug. Eine sozialdemo­kratische Tageszeitung für den 10. württ. ReichS- tagswahlkreis (Gmünd, Göppingen, Schorndorf, Welzheim) soll, wie die Gmünder Zeitung hört, am 1. Okt. ds. Js. in» Leben gerufen werden. Ausgabeort ist zunächst Stuttgart. Später soll in Göppingen eine eigene Druckerei ein­gerichtet werden.

Stuttgart 14. Aug. In guter Ge- ! sundheit und großer geistiger Frische konnte am ! heutigen Sonntag der frühere langjährige Vor- ! stand der Generaldirektion der Posten und Tele- ! graphen, Präsident a. D. v. Weizsäcker, in ^ Wildbad seinen 80. Geburtstag begehen.

- Stuttgart 13. Aug. Die Eingabe des ! Landesverbands der Wirte Württembergs ! an das Justizministerium betr. die Umwandlung ? der Gelr- und Gefängnisstrafen, die über eine

- große Anzahl vo« Wirten im ganzen Lande von

> verschiedenen Gerichten wegen Aufstellung von ! sogen. Glücksspiel-Automaten verhängt wurden j und die weitere Bitte um Festsetzung einer Norm, ! nach welcher auch der Laie Geschicklichkeit- und ! Glücksspielautomaten zu unterscheiden vermag, i ist vom Justizministerium abschlägig beschieden j worden.

! Tübingen 13. Aug. Der Provisions- j reisende Fleisch, der wegen Betrug» verfolgt ! wurde, ist in der Schweiz verhaftet und gestern

> an das Kgl. Amtsgericht Tübingen abgeliefert ! worden. Seine Einbringung in da» Tübinger

Die Goldmsel.

Teeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.^

In diesem Augenblick kam der Kapitän mit dem Buch in der Hand, gemessenen Schritte», wie ein Prediger in der Kirche, zu un» herauf.

Sie haben ein reizendes Schiff, Herr Kapitän, begrüßte ich ihn. Ich bin ganz entzückt davon.

Ja, er ist ein behendes kleines Ding und wird seine Aufgabe er­füllen, nickte er, einen fast liebevolle» Blick über Deck sendend.

Welche von den Leuten da unten sind denn Sträflinge und Meuterer? platzte auf einmal Fräulein Temple los.

Er fuhr mit einer Heftigkeit nach ihr herum, daß ich ihn wirklich in diesem Moment für toll hielt.

Um Gottes willen keine Silbe! zischte er. Wollen Sie, daß man mich mordet? Und gegen mich gewandt: Herr, Sie wissen nichts gar nicht». Ich bitte dringend. Und die Dame weiß auch nichts. Ich bat Sie doch in der Kajüte um Geheimhaltung. Gottes Tod! wenn jener Mann er deutete scheu mit dem Daumen nach Lush Sie gehört hätte!

Da» Mädchen war leichenblaß geworden. Sie sah genau so ver­zweifelt au», wie in den ersten Stunden an Bord de» Wrack«.

Es tut mir sehr leid, murmelte sie, daß-

Um» Himmels willen, Madam! zischelte er, den Finger auf die Lippen legend. Seine Aufregung war geradezu beängstigend. Um ihn zu besänftigen und seine Gedanke» auf etwas andere» zu bringen, begann ich von unserer Reise zu sprechen, veranlaßte ihn, un» von feiner Fahrt bi» hierher zu erzählen, fragte ihn um seine Meinung betreff» der An­

sichten, die der Kutter des Kriegsschiff» gehabt hätte, al» er im Nebel und bei hohem Seegang von uns abtrieb, und schmeichelte ihm in dieser Weise so lange, bi» er wieder ruhig und freundlich wurde.

Nach seiner Angabe war seine Fahrt von London bis hierher wunderbar schnell gewesen, und deshalb sagte ich zu meiner Gefährtin: Ein so flüchtiger Kiel muß Ihnen doch sehr tröstlich sein. Selbst wenn wir die Gräfin Jda verfehlen, ist Hundert gegen ein» zu wetten, daß wir von all ihren Passagieren al» erste in Indien eintreffen.

Fräulein Temple antwortete hierauf nichts, ja schien mich überhaupt in der trostlosen Stimmung, mit der sie ihren Blick auf das Deck geheftet hielt, gar nicht gehört zu haben. Ich fuhr daher zum Kapitän gewandt fort:

Ihr Hafen wird wohl St. Louis sei«?

Doch auch er schien jetzt wieder an Gott weiß was zu denken, den» er starrte mich in seiner alten Weise nur stumm einige Augenblicke an, ehe er langsam mit dem Kopfe nickte.

Unbeirrt davon sprach ich weiter: Ich war niemals auf jener Insel aber wir werden dort doch wohl ein Schiff finden, da» uns nach Bombay bringt, was?

Er ließ mich wieder geraume Zeit warten, bi» er erwiderte: O, jawohl, e» gibt dort französische Schiffer, mit denen Sie wegen der Ueber- fahrt unterhandeln können.

Bei dieser Antwort wurde auch Fräulein Temple wieder teilnehmend. Sie sprechen gerade so, Herr Dugdale, bemerkte sie mit einem forsch­enden Blick, als hielten Sie ein Zusammentreffen mit dem Ostindienfahrer für ganz ausgeschlossen?

O, da« keineswegs, antwortete ich schnell, ich möchte nur für alle Fälle orientiert sein.

Hierbei fiel mir ein, daß diese« Thema in Gegenwart de« Kapitän» vielleicht besser nicht weiter verfolgt würde: ich lenkte daher wieder ab. indem ich beiläufig fragte: