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Verbreche», a» denen andere weit mehr Schuld tragen, als diejenigen, welche da» Gesetz dafür bestraft. Daher erschrecken mich Kapitän BraineS Mitteilungen nicht allzu sehr. — Wenn e« Ihnen recht ist, gehen wir jetzt auf Deck, uns die Leute mal ein wenig anzusehen.

Sie war einverstanden, und wir schritten hinaus. Ganz in der Nähe der Tür stiegen wir die kleine Treppe hinauf, die auf da« von einem hübsch geschnitzten Holzgeländer umgebene Kajütendeck führte. Hier hatten wir einen guten Ueberblick über da» ganze Schiff. Der Kapitän saß lesend an einem balkonartigen Vorsprung de» Deck»; Lush stand steif wie eine Holzfigur in der Nähe de» Besanmastes und starrte mit dem ihm eigenen finsteren, verbissenen Ausdruck in die Ferne, während einige Matrosen nicht weit von un» auf dem Mitteldeck arbeiteten. Ueberall fiel die außerordentliche Ordnung und Sauberkeit de» Schiffes angenehm ins Auge; die innere Seite der Schanzkleidung zeigte einen fleckenlosen, hell­grünen Anstrich. Auf Back- und Steuerbord standen je zwei kleine Kanonen mit blitzblanken Broncerohren. Die schwach gewellten Segel waren weiß wie frisch gefallener Schnee und bauten sich symetrisch über­einander auf; die Oberbramsegel hoch oben nahmen fich nicht größer au» wie ein Damentaschentuch, aber im Vergleich mit dem Ostindienfahrer machte die Bark den Eindruck eine» Spielzeug».

Wirklich ein reizende» kleine» Schiffchen, sagte ich.

Ja allerdings, das ist e», entgegnete meine Gefährtin, und vom Deck der Gräfin Jda au« würde ich e» vielleicht auch bewundern, aber ich bin nur im Glück befähigt, mich an Schönheit zu erfreue», und hier bin ich unglücklich.

Gegen diese Stimmung anzukämpfen, wäre vergebliche Mühe gewesen. Ich beobachtete deshalb still die vor uns beschäftigten Matrose». Aber, obgleich nicht ohne Vorurteil, vermochte ich doch nicht« an ihrem Aus­sehen zu entdecken, wa» den Mitteilungen de» Kapitän» entsprochen hätte. Alle zeigten den bekannten Typus der Leute von der Handelsmarine. Sie gleichen wie ein Ei dem andern den Matrosen des Ostindienfahrer». Alle waren unverkennbar Engländer — wenigstens die fünf, die ich sah. Sie trugen vorn halb offene, die Brust freilaffende grobe Hemden und weite, bi» zu den nackten Füßen reichende Drellhosen mit de« üblichen unvertilgbaren Oel- und Teerflecken. Auch Fräulein Temple musterte die Leute und sagte:

Sie sehe» ganz wie Bösewichte au».

Nicht doch. Mr erscheinen fie als so ehrliche muntere Burschen, wie man fie flch als Schiffrmannschast nur wünschen kann.

Ach, da» sagen Sie mir ja nur, um mir Mut zu machen. Ich möchte wissen, ob e» ein ausgesprochenere» Piratengeficht gibt, wie da» de» Manne» da mit dem schwarzen Bart. Ordentlich blutgierig schielt er uns au» seine« Augenwinkeln an. Wie soll hinter solch einem Blick ein ehrlicher Mensch stecken?

In wenigen Tagen werden Sie hoffentlich über Ihre Befürchtungen lächeln.

Das werden Sie mir schwerlich einreden, antwortete sie verstohlen auf Lush weisend. Bitte, wollen Sie etwa behaupten, daß dieser Mensch vertrauenerweckend und gutmütig auSfieht?

Nein, da» will ich nicht behaupten. Dieser alte mürrische Kerl gefällt mir auch nicht, trotzdem aber kann in seiner Haut ein ganz würdige» Glied der rüenschlichen Gesellschaft stecken. Auch ein Holzapfel ist keine Frucht, die da» Auge entzückt, und doch soll er, wenngleich etwa« herb, nicht schlecht und ganz genießbar sein.

(Fortsetzung folgt.)

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