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Geldbetrag von 53 entwendet, der sich bei seiner Durchsuchung teilweise »och vorfand. Er wurde heute an» Amtsgericht eingeliefert.

Gmünd 9. Aug. Vor ungefähr einem halben Jahr wurde hier ein Hau«- und Grundbesitzerverei« gegründet. Er hielt gestern eine Versammlung ab, in der der Vor­stand, Privatier Seb. Haas milteilte, der Verein zähle bereit« beinahe 300 Mitglieder. Dieses Ergebnis darf im Hinblick auf andere Städte als sehr erfreulich bezeichnet werden. Der Verein hat seit einiger Zeit eine eigene Geschäfts­stelle erlittet, die bereits in vielen Fällen zur Zufriedenheit von Mietern und Vermietern in Anspruch genommen wurde. Die Versammlung nahm einstimmig den Entwurf eines Mietvertrages und einer Hausordnung an. Die Kündigung soll künftig spätestens 14 Tage vor dem bisher üblichen Termin erfolge«.

Heilbronn S. Aug. Der Dieb, der am letzten Freitag au« einem Weinberghäutchen an der Binswangerstraße einer dort arbeitenden hiesigen Weingärtnerttochter das Portemonaie au» ihren abgelegten Kleidern entwendete und alt dann flüchtete, von der Polizei aber verfolgt wurde und die Enge getrieben den Neckar über­schwommen hat und vom jenseitigen Ufer seine Flucht im Adamskostüm fort setzte, ist in der Person de» verheirateten Schweißers Wilhelm Fleck, 28 Jahre alt, von Neckargartach ermittelt und zur Hast gebracht worden. Fleck ist der Tat geständig. In seinem Besitz wurde ferner die Uhr einer hiesigen Weingärtner» gefunden, die Mitte Juli ds. IS., während er in seinem Weinberg gearbeitet hat, aus den abgelegten Kleidern entwendet wurde.

Heilbron» 9. Aug. Eine merkwürdige Himmelserscheinung wurde gestern abend vom Wartberg au« beobachtet: etwa im Mittel­punkt des Horizont» erschien kurz nach ^ 10 Uhr plötzlich ein sternförmige«, dunkelrotes Licht etwa in der dreifachen Größe eines Sternes erster Größe. Kaum war der sonderbare Himmels­körper mit den Augen festgehalten, als er kleiner und kleiner zusammrnschmolz und schließlich nach wenige» Sekunden erlosch. Die Erscheinung wurde von mehrere« Personen beobachtet. Eine Täuschung oder gar eine Verwechslung mit einem Feuerwerkskörper ist, laut Heilbronner Zeitung, vollständig ausgeschloffen.

GundelSheim OA. Neckarsulm 9. Aug. Ein gefährlicher Dieb und Betrüger, der Dienstknecht Gottlob Hoffmann von Michelbach OA. Oehringen wurde dingfest gemacht, nachdem er von Rappenau bis Obereisesheim die Gegend unsicher gemacht hatte. In einer Mühle be­

schäftigt und dort Kleider versteckt haltend, zog er bester angekleidet auf seine Raubzüge au» und verstand es auch, durch ein ihm zu Gebote stehendes besseres Auftreten, sich al« Polizei- kommiffär ausgebend, einen Wirt in Rappenau um zwanzig Flaschen Sekt zu prellen, zu letzterem Gelage lud er sämtliche in der Wirtschaft an­wesenden Gäste ein, verschwand dann aber, ol­der Wirt der Sache doch nicht mehr traute und Zahlung verlangte. Die Staatsanwaltschaft und das Gericht waren bereit» in Ober- und Unter- eisesheim, um in Anwesenheit de« vorgeführten Angeschuldigten die Tatorte zu besichtigen.

Sulzbach a. Kocher 8. Aug Da» Sammeln und der Aufkauf von Wald Him­beeren spielt in unserer waldreichen Gegend alljährlich eine ziemlich große Rolle. Im ganzen waren bis jetzt letzter Wochen für den Einkauf von Himbeeren en ssros vier Tage angesetzt. Während betreffender Einkäufer letzten Montag noch da» Pfund mit 18 ^ bezahlte, stellte er für vorgestrigen Verkaufstag 22 pro Pfd. in Aussicht. Die Folge war, daß einzelne Familien in den dazwischen liegenden 3 Tagen bis zu 50, 60, ja 100 Pfd. und mehr Himbeeren sammelten und sich dadurch Einnahmen von 1823 verschafften. Gestern gingen per Bahn 12 bi« 15 Ztr Beeren ab, wohl da« Höchstgewicht der nach einem einzelnen Einkaufs tag hier ab­gelieferten Quantitäten.

Von der Alb 9. Aug. Die alte Er­fahrung, daß die Alb besser nasse Sommer als trockene vertragen kann, scheint sich auch Heuer wieder zu bestätigen. Der Stand der Feldfrüchte ist größtenteils sehr schön. Zur völligen Reife brauchen wir jetzt aber gutes Wetter und Sonne. Die Kartoffeln haben durch die Nässe bei uns oben, wie es scheint, noch keinen Schaden er­litten. Wenigstens ist das Aussehen der Kartoffel­äcker, die bis jetzt in Blüte stehen, sehr gesund.

Oberndorf 8 Aug. Die Militärverwal­tung von P eru hat ihre ursprünglich auf 15 000 Stück berechnete Gewehrbestellung auf gegen 30 000 erhöht. Oberstleutnant BenavideS und Major Lafonte find aus Lima kommend in der Abnahme tätig. Außerdem befindet sich eine große serbische Kommission zur Uebernahme von 33000 Gewehren hier.

Ulm 9. Aug. Ein Unteroffizier de» hie­sigen Infanterie-Regiment« Nr. 127 hat einen zusammenlegbaren Kahn erfunden. Als Rumpf soll dabei der Wagenkasten des Kompagnie­wagens Verwendung finde». Die Flottmachung des eigenartigen Pontons soll außerordentlich schnell von statten gehen. In dem Fahrzeug haben 10 Man« Platz. Durch Nebeneinander­

stellen von mehreren solcher Kähne kan» eine Laufbrücke hergestellt werden.

Ulm 9. Aug. Für Mittwoch nacht 11 Uhr ist eine Auffahrt de« BallonsUlm" de» Oberschwäbischen Luftschifferverein» geplant. Mit­fahrende sind die Herren: Leutnant Lammel, Photograph Stichauer, Direktor Mayser. Führer ist Redakteur Schwaiger.

Ravensburg 9. Aug. Wie der Ober­schwäbische Anzeiger au« Friedrichshofen meldet, beabsichtigt die Zeppelin-Luftschiffbau- Gesellschaft nicht, ein Luftschiff für Paffagier­fahrten in Friedrichshofen dauernd zu stationieren. DaS nächste Zeppelin Luftschiff soll im kommen­den Jahr an den Flugplatz Johannistal bei Berlin geliefert werden.

Vom Bodensee 9. Aug. Einer sehr bedauerlichen Fahrlässigkeit fiel in der Gemeinde Reutin bei Lindau ein junge« Menschen­leben zum Opfer. Zimmermeister Brombeiß machte sich mit einem von ihm billig erworbenen älteren Schweizer Repetiergewehr zu schaffe«, übersah aber dabei, daß in dem Magazin sich noch eine scharfe Patrone befand. Plötzlich krachte ein Schuß, der dem eben an der Türe erschienenen 23jährigen Dienstmädchen des Brom­beiß die Lunge durchbohrte. Aerztliche Hilfe war wohl sofort vorhanden, aber kurze Zeit uach der mit dem Wogen der Freiw. Sanitätskolonne Lindau in» Spital erfolgten Ueberführung des Mädchens starb es infolge Verblutung. Durch die Schutzmannschaft wurde ein löjähriger Kauf­mannslehrling von Kempten in Gesellschaft seine« 15jährigen Freundes in einem hiesigen Hotel festgenommen. Er hatte seiner Lehrfirma mittels Fälschung von Postschecks etwa 9001000 veruntreut. In Gesellschaft ebenso leichtsinniger junger Leute wurde ein großer Teil des ver­untreuten Geldes in Kempten, München und Luzern verjubelt. Man fand nur noch etwa 100 natürlich aber auch Revolver und Zubehör bei dem Verhafteten vor.

Nördlinge« 9. Aug. Die große Schloßbrauerei in Kleinerdlingen ist in der vergangenen Nacht abgebrannt. De» Be­mühungen der Feuerwehren gelang es, das Vieh- hauS zu retten; das diesem gegenüberliegende, zur Brauerei gehörige Nebengebäude konnte nicht gerettet werden. Etwa 2 Stunden laug schaffen au« den beiden brennenden Häusern Feuergarben von den brennenden Gersten- und Malzvorräten gegen den Himmel. Der angerichtete Schade» ist sehr erheblich.

München 9. Aug. Die Kammer der Reichsräte hat die Vorlage betr. da» Kraft-

Nun ja, sein können. So haben Sie doch nur ein klein wenig Geduld!

Ach, ich könnte ja so gern geduldig sein, wenn man nur absehen könnte, daß das Abenteuer einmal endete!

Und wen« e« nun erst anfinge?

Sie warf mir einen beinahe zornigen Blick zu und sagte rauh: Ich glaube wirklich, Herr Dugdale, Sie beginne» jetzt Vergnügen an unserm

Schicksal zu finden. Ich verstehe nicht, wa» Sie-. Aber e»

muß enden! fuhr sie in einem To» fast weinerlichen Trotzes fort. Der Gedanke ist unerträglich, daß man in dieser Art in der Welt umhersegeln soll. Ich werde darauf bestehen ich werde Kapitän Braine bestechen, daß er jedes vorüberkommende Schiff nach seinem Bestimmungsort fragt und mich an Bord de« ersten Schiffes bringt, das nach England segelt.

Allein?

Nein, antwortete sie, unsicheren Blickes von mir wegsehend. Sie würden mich ja nicht allein reisen lassen. Und überdies möchten Sie denn nicht »ach Hause?

Lieber nach Bombay, entgegnete ich. Ebenso wie Sie möchte auch ich mein Gepäck wiedererlangen. In Indien erwartet man mich; zu Hause denkt keine Seele unter vielen Monaten an meine Rückkehr. Nun sehe ich nicht ein, warum wir nicht an unserem Reiseplan festhalten und auf dieser Bark nach Mauritius segeln sollen, wo wir ohne Schwierigkeit ein Schiff nach Bombay finden werden. Die Lady Blanche ist ein Schnell­segler, da müßte e» doch sonderbar zugehen, wenn wir nicht schon ein paar Wochen vor der Gräfin Jda Bombay erreichten.

Sie hörte mich ruhig an und sagte dann fest und kalt: Ich bleibe dabei, mit erster Gelegenheit heimzukehren, und werde nicht« scheuen, meinen Willen durckzusrtzen. Es ist für mich ganz unmöglich, in diesem Aufzug meine Reise fortzusetzen. Und wie liegt eigentlich Mauritius? Ist e» nicht fast ebenso weit als Bombay? England dagegen kann von hier gar nicht so fern sein.

Gut, gnädige» Fräulein, erwiderte ich mit einer förmliche» Verbeugung, ich bin Ihr gehorsamer Diener. Steuern Sie, wie Sie wollen, ich werde Ihnen ehrerbietigst folgen.

Bitte, werden Sie nicht spöttisch.

I behüte! wehrte ich ab, indem ich zur Seite blickte, denn ich war mir bewußt, daß in meinen Augen mehr zu lesen stand, al» ich sie lese» lassen wollte. Ich wünsche nichts, qls Sie zufrieden und glücklich zu sehen, und werde e» auch weiterhin als meine einzige Aufgabe betrachte», Ihnen zur Seite zu stehen und für Sie zu sorgen, so viel und so gut ich es vermag. Wenn wir ein heimwärts segelnde» Schiff treffen und besteigen, können wir Kapitän Braine beauftragen, den alten Keeling, so­bald er ihm begegnet, zu bitten, unser Gepäck mit der ersten Gelegenheit nach England zu sende«. Die Zofe Ihrer Frau Tante wird ja mit dem Ihren Bescheid wissen.

Sie sah mich forschend an, ob ich im Ernst oder Scherz spräche, kam aber zu keiner Erwiderung, da der Kapitän eintrat.

Ich hoffe, r» hat Ihnen geschmeckt, sagte er, nachdem er uns erst wieder eine Weile stumm betrachtet hatte. Es war zwar ein ärmliches Essen für eine Dame wie Sie, Madam, aber ehe wir nicht ein Schwein schlachten, kann ich Ihnen kein frische» Fleisch vorsetzen. Wie sagten Sie doch, daß Ihr Name wäre, Herr?

Dugdale.

Ah, rief er, mich fest ansehend, richtig, richtig, Dugdale. Ja, so war». Also, Herr Dugdale, ich wollte Ihnen milteilen, daß Sie und die Dame jetzt auf Deck ein interessantes Schauspiel genießen könne«.

Welche»? rief Fräulein Temple, lebhaft aufspringend.

Da» Wrack, Madam, erwiderte er mit hohler, tiefer Stimme, hat sich in eine einzige große Fackel verwandelt.

Eine schwere Enttäuschung legte sich auf ihr Gesicht. Sie hatte wohl erwartet, er wäre gekommen, um den Ostindienfahrer in Sicht zu melde«. (Forfl. folgt.)