Dampferausflug zmück und kehrte» i» dem Hotel ein. Die beiden Herren sind zwei Schwiegerväter, deren Kinder sich auf der Hochzeitsreise befinde». Plötzlich, während der Unterhaltung, verließ einer der Herren, Volksschulrektor Schäfer au» Reutlingen, den Tisch und verschwand. Alfrin Begleiter ihn suchen wollte, vernahm er plötzlich laute» Schreien und sah den Schwiegervater seiner Tochter inmitten der Havel treiben und bald darauf im Wasser verschwinden. Man versuchte sofort, den Verunglückten zu retten, aber ohne Erfolg.
Reutlingen. Die Handwerkskammer Reutlingen veröffentlicht soeben ihren Geschäftsbericht auf die Zeit vom 1. April bi« 31. Dez. 1909. Im Interesse einer Vereinheitlichung der Berichte sämtlicher württembergischen Handwerkskammern hat die Kammer den Beschluß gefaßt, künftig da» Kalenderjahr als Grundlage für die Berichterstattung zu nehmen. Hieraus ergab sich die Notwendigkeit, de» jetzigen Bericht auf den kurzen Zeitraum von 9 Monaten zu beschränken, wa» auch äußerlich in dem geringen Umfang der Arbeit zum Ausdruck kommt. Neben den üblichen Notizen über die inneren Verwaltungsangelegenheiten der Kammer enthält der Bericht eine vergleichende Darstellung der Organisation im Handwerk, aus der ersichtlich ist, daß insgesamt 8744 Handwerker von rund 23 000 den bestehenden Organisationen angeschloffen sind. Davon entfallen auf 42 Gewerbevereine 3689 Mitglieder, auf 77 Innungen 2960. Die Zahl der Lehrlinge hat gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 369 zu verzeichnen (4874 gegenüber 5243). An dem Weniger nehme« fast alle Berufe gleichmäßig teil. Der Bericht gibt sodann eine interessante Statistik über die Dauer der Lehrzeit, Lehrgeld und Unterkunft der Lehrlinge, über die Durchführung des Gewerbe- und Handelsschulgesetzes vom 22. Juli 1906 und über den Stand der staatlichen Lehrlingswerkstätten. Weiter enthält er eine Statistik über die Gesellenprüfungen im Jahr 1909. Darnach betrug die Zahl der geprüften Lehrlinge 1543, was gegenüber der Zahl 1457 vom Jahre 1908 einer Steigerung von etwa 6 °/° gleichkommt. Die Kosten der Gesellenprüfungen betrugen 7671 An den in der Berichttzeit abgehaltenen Meisterprüfungen haben sich insgesamt 357 Kandidaten beteiligt, wovon 21 die Prüfung nicht bestanden. Auf eine umfassende Darstellung über die Tätigkeit der Erwerbs- und WirtschaftSgenossenschaften sowie über da» Vereins- und JnnungSwesen wurde Heuer im Hinblick auf den nächstes Jahr erscheinenden umfassenden Bericht verzichtet. Sodann ist die übrige Tätigkeit der Kammer kurz skizziert. Wir erwähnen daraus die Verwilligung
von Geldbeiträgen an verschiedene gewerbliche Vereinigungen und an Besucher von Fachschulen, da» Einschreiten in mehreren Fälle» wegen unlauteren Wettbewerbs, die wiederholte Tätigkeit in Submissions-Angelegenheiten und da» der Kammer angegliederte Sachverständigen-Jnstitut, welche« de« öfteren, und meist mit Erfolg, in Anspruch genommen wurde. Auf gutachtlichem Gebiete wurde die Kammer in zahlreichen Fälle« zur Angabe von Aeußerungen aufgefordert, wovon besonders zu erwähnen wären: die Aenderungen des KinderschutzgesrtzeS, die Wahlen zur Handwerkskammer, die Reichs- verficherungSordnung, Meisterprüfungen im Kaminfeger und Friseur- und Perückenmachergewerbe, die Einführung de» II. Abschnitts des Gesetzes über die Sicherung der Bauforderungen (dingliche Sicherung), die Beeidigung gewerblicher Sachverständigen, die praktische Wirkung des kleinen Befähigungsnachweises, die Aufstellung von Bausachverständigen, Tarifierung von frischem Fleisch, Fabrik und Handwerk, Art. 8 des Ges. vom 26. Juli 1897 betr. Führung des Meistertitel«. Angehängt sind dem Berichte noch die Beschlüsse und Resolutionen de« vorjährigen 10. deutschen Handwerks- und Gewerbekammer- tager.
Göppingen 6. Aug. Ein Opfer der Fahrlässigkeit wurde ein Fabrikant und Waffenhändler aus Broderode in Thüringen, der sich in dem Leihgeschäft von Jmhof eine Browningpistole zeigen ließ, die vom Schaufenster hereingenomme« worden war. Jmhof brachte dabei einen Finger in den Abzug hinein, vermutlich ohne zu wissen, daß die Waffe geladen war. Mit einem Mal ging ein Schuß los. Die Kugel traf de« gegenüberstehende« Fabrikanten in den Unterleib, sodaß er sofort zusammenbrach. Im Bezirkskrankenhau» mußte eine Operation an ihm vorgenommen werden. Dabei stillte sich heraus, daß da» Geschoß die ganze Leber durchschlagen und einen starken Bluterguß in die Bauchhöhle verursacht hat. Der Verletzte ist bereit» gestorben. Untersuchung ist eingeleitet und Anzeige beim Amtsgericht erstattet.
Gmünd 6. Aug. Unlängst kam auf dem hies. Rathaus ein Gesuch von einem kaufmännischen Gehilfen zur Beratung, die bekanntlich noch zum Besuch der Handelsschule verpflichtet sind, weil sie noch keine 18 Jahre zählen. Dabei empfahl Gemeinde- und Kommerzienrat Erhard Lehrlinge ohne da» Einjährigenzeugni» einer vierjährigen Lehrzeit zu unterwerfen, dagegen solche mit dem Einjährigen einer nur dreitägigen. Jüngst befaßte sich auch der Handels- und Gewerbeverein mit dieser Frage. Eine eingehende Besprechung hatte zum Ergebnis, daß der Verein
an die Prinzipale ein Rundschreiben versendet, in dem er zur Vermeidung von Unstimmigkeiten für die Zeit de» Besuchs der Handelsschule empfiehlt, die drei- bezw. vierjährige Lehrzeit im Sinne der Anregung Erhard« eivzuführen. Lehrlinge, die im 4. Jahr stehen, solle» eine entsprechende Entschädigung erhalte«, wa« schon vielfach üblich ist. Die hiesigen kaufmännische» Vereine werden von diesem Beschluß in Kenntnis gesetzt.
Gmünd 7. Aug. In dem Nachbarort Waldstetten hat ein auf dem kalte« Feld niedergegangener Wolkenbruch den Ortsbach zum Ueberlaufen gebracht. Da» Wasser drang in einen Teil der Häuser ein. So stand e» in den Zimmern de» Händlers Deininger fußhoch und unterwühlte den Fußboden. Die Hauptstraße und die Wege waren längere Zeit überschwemmt. Menschenleben waren nicht zu beklagen, obgleich die Gefahr für einzelne recht bedenklich war; umso größer aber ist der Schaden, den die Flut auf den Aeckern und Wiesen angerichtet hat.
Sche er OA. Saulgau 6. Aug. Auf der hohenzollernschen Nebenbahn Sigmaringendorf- Lauchertal scheuten während der Einfahrt des Zuges auf Station Lauchertal die Pferde am Fuhrwerk des Ziegeleibesitzers Ott von Sigmaringendorf und sprangen mit den Insasse» de» Wagens, Ott und Sohn, am Bahnübergang auf das Gleis. Der Wagen wurde von der Maschine erfaßt und zertrümmert und der Besitzer so schwer am Kopfe verletzt, daß innerhalb 10 Minuten der Tod eintrat. Dem 18jähr. Ott jun. wurde der rechte Fuß abgefahren und die linke Hand zerquetscht. Eine» der Pferde hatte ebenfalls größeren Schaden erlitten.
Pforzheim 6. Aug. Ein elf- und ein zwölfjähriger Schüler des hiesige» Gymnasium» schossen gestern außerhalb der Stadt an der Enz mit Terzerolen. Dabei entlud sich unversehens die eine Waffe und die Kugel traf den einen der beiden in den Unterleib, so daß er schwer verletzt wurde. Er mußte zur Operation in» Krankenhaus gebracht werden.
Vermischtes.
Die Passagierfahrten des 1-2 6. Von maßgebender Seite erfährt die Württ. Automobil- und LuftschiffahrtS-Koirespondenz, daß da» Luftschiff 1-2 6 nunmehr so gut wie fertig ist. Lediglich der Umstand, daß infolge der Explosion des KarboniumwerkS da« GaS von auswärts bezogen werden muß, ist daran Schuld, daß die Paffagierfahrten noch nicht ausgenommen werden konnten. In das Luftschiff ist nunmehr die ge-
Deck wurde und ich zu meiner großen Beruhigung bemerkte, daß baß gebraßt wurde.
In wenigen Minuten lag da» anmutige kleine Schiff ohne Fahrt in Sprechweite vor uns.
Im Ueberschwang der mich hierbei überkommenden Gefühle ergriff ich de» Mädchen» Hand und drückte sie wieder und wieder an meine Lippen, ohne Worte der Beglückwünschung zu finden.
Die Gestalten der Leute waren jetzt deutlich erkennbar, mehrere Köpfe zeigten sich vorn und ebenso hinten, darunter zwei Männer in weißen Anzügen und mit breiten Strohhüten. Einer von ihnen stieg gemächlich auf die Reling, hielt sich an einer Pardune fest und rief:
Wrack ahoi! Wieviel seid Ihr?
Nur zwei gab ich zurück. Eine Dame und ich.
Ansteckende Krankheit an Bord?
Gott bewahre. Nichts davon, erwiderte ich erschreckt über diese Frage. Bitte schicken Sie ein Boot!
Er stand eine ganze Weile anscheinend überlegend, ehe er von neuem rief:
Sind Sie Seemann?
Sagen Sie ja, sagen Sie ja! sagte meine Gefährtin hastig. E» mögen ihm Leute fehlen.
Und, vor Bestürzung über da» Benehmen de» Manne» kaum imstande, meiner Stimme zu gebieten, erwiderte ich:
Ay, ay; ich bin Seemann.
Vor dem Mast? (d. h.: Gewöhnlicher Matrose.)
Nein. Gehöre zu einem Ostindienfahrer. Schickt nur ein Boot, dann werde ich Euch alles erklären!
Er flieg von der Reling herab und sprach, wie mir schien, zu dem Manne neben ihm, der einen Augenblick verschwand und ihm dann ein Teleskop überreichte. Mit diesem betrachtete er uns mehrere Minuten und schwenkte daraus die Hand nach uns aus.
Wie sollte ich da» verstehen? Wie mir diese» Benehmen deuten? Wa« würde nun geschehen? Die angstvolle Spannung umflorte meine Augen, während ich wie geisteSverwirrt hinüberstarrte. Ich mußte mich festhallen, um nicht umzusinke«.
Zum Glück ließ man uns nicht allzu lange in der unerträglichen Ungewißheit. Nach qualvollen Minuten sah ich endlich eine Anzahl Matrosen an die Davit» de» Heckbord» trete«, an denen ein kleines, weißes Boot hing.
Vier Mann bestiegen es, langsam wurde e» zu Wasser gelaffe«, schnell von den Talje« befreit und mit kräftigen Ruderschlägen auf un« zu getrieben. Niemals in meinem Leben habe ich ein inbrünstigere»: Gott sei Lob und Dank ausgestoßen.
Als da» Boot «v« längsseit kam, erkannte ich in dem Man» am Steuer den, welchen ich mit dem Kapitän zusammengesehen hatte. Er war ein untersetzter, sonnengebräunter Kerl mit breiten Schultern und gewöhnlichem Aussehen.
Also nur zwei seid Ihr? rief er kurz angebunden mit rauher Stimme.
Ja.
Gepäck?
Nein.
Nichts an Bord, wa» de» Milnehmen» wert ist?
Nicht», außer ein wenig Proviant und ein guter Vorrat Wein in Flaschen, antwortete ich ärgerlich über die ungeschliffene Art de« Menschen.
Wunderliche Nigger, brummte er, und gleich danach sich an einen seiner Leute wendend: Komm' mit, den Wein wollen wir doch mcht versaufen lasten.
Fast gleichzeitig waren die beide» mit .katzenartiger Geschwindigkeit bei uns oben.
Einen Augenblick musterten sie uns neugierig von Kopf bi, zu Füßen, dann sagte der Grobian? Wo ist der Wein?
Ich bezeichnte ihm die Treppe im Deckhau» und de« Vorratsraum.