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räumige Kabine für 1013 Personen eingebaut- Voraussichtlich in der nächsten Woche werden die Probefahrten unternommen, worauf das Luft­schiff nach Baden-Baden fahrt, wo es zur Renn- saifon (16. August) fei» soll. In Baden-Baden finden dann nach dem zwischen der Deutschen LustschiffahrtS-Aktiengesellsckaft und der Hamburg- Amerika-Linie getroffenen Abkommen im August und September täglich Rundfahrten von 13- stündiger Dauer zu 100300 Mk. je nach Aus­dehnung statt.

(Einberufung zu militärischen Uebungen.) Angesicht« der in diesem Jahre überaus großen Zahl von Einberufungen der Reservisten und Landwehrleute zu militärische» Uebungen ist es angezeigt, wieder darauf zu verweisen, daß den Einberufenen, wenn sie einen Hausstand zu unterhalten haben, eine Unterstützung zusteht. Voraussetzung ist, daß der Einberufene nicht Staats- oder Ge­meindebeamter ist, dem sein Dienstgehalt ohne Unterbrechung auSbrzahlt wird. Für die Unter­stützung kommen in Betracht Ehefrau und Kinder unter 15 Jahren; ebenso andere Angehörige (Kinder über 15 Jahren, Geschwister, Verwandte aufsteigender Linie), wenn der Einberufene für deren Unterhaltung' zu sorgen hat. Die Ent­schädigung beträgt für die Ehefrau 30 Prozent, für alle anderen Angehörigen je 10 Prozent des durch die Verwaltungsbehörde festgesetzten ortsüblichen Taglohne«. Jedoch wird für den einzelnen Haushalt nur je ein Betrag von 60 Prozent autbezahlt. Die Unterstützung wird nur auf Verlangen autbezahlt und erlischt der An­spruch, wenn er nicht innerhalb 4 Wochen nach Beendigung der Uebung geltend gemacht wird. Der Antrag auf Unterstützung kann schon vor dem Einrücken, jedenfalls aber nach der Entlastung von dem Einberufenen oder einem Familien­angehörigen unter Vorzeigung der Beorderung bezw. He« Militärpaffe« mit dem Eintrag der Uebung bei der Gemeindebehörde derjenigen Ortes eingereicht w-rdev, an dem die Familie ihre« ständigen Wohnsitz hat. Familienstellung zum Einberufenen und Lebenlalter der Ange­hörigen sind anzugeben. Selbstverständlich gilt diese durch Reichsgesetz festgesetzte Entschädigung nicht al« Armenunterstützung.

Deutschlands und Frankreichs Nationalreichtum. DemHann. Kour." wird au« Pari« geschrieben: Unter der Ueber- schriftFrankreich ist so reich . . .", stellt der Finanzspezialist der Kammer, Jules Roche, im Figaro" statistische Vergleiche an, die zu ergeben scheinen, daß nicht nur England, sondern auch Deutschland bedeutend reicher ist al» Frankreich, derBankier der Welt". Nach

Roche nahmen die mobile« Werte in der Republik von 1901, wo sie 2045 Millionen betrugen, bi» 1908, wo sie 3475 Millionen erreichten, um 421 Millionen zu, wa» die 4prozentige Steuer auf Einnahmen au« Wertpapieren ergab. In Preußen stieg die Einkommensteuer in einer Weise, daß man von 1901 bis 1908 eine Vermehrung der Einkünfte um 6192 Millionen herausrechnen konnte (9801 bis 15 993).Mehr als 6 Mil­liarden Franken!" schreibt Roche.Diese Ein­kommenvermehrung ist ansehnlich! Sie ist mehr al« fünfzehnmal größer, wie die bei uns festgr- stellte! Man wird vielleicht einwenden, daß es sich um die Totaleinnahmen in Preußen handelt und nicht bloß um die Einkünfte aus mobilen Werten. Das ist richtig. Aber es steht nichts­destoweniger fest, daß in Frankreich seit 1901 selbst alle Einkommen zusammengenommen nicht um 6 Milliarden 192 Millionen zugenommen haben! Aber nehmen wir in Preußen bloß die Einkünfte au« Kapitalien vor; hier die offiziellen Ziffern desReichsanzeigers": 1901: 1426, 1908: 2127 Millionen Franken; Zunahme 701 Millionen. 701 gegen 421 bei uns in Frank reich, da« macht in Preußen 66 Prozent mehr wie bei uns. Und in England? . . . Die Mo bilienwerte betrugen 1900/01: 3782, 1907/08: 4846, die Zunahme also 1064. Man sieht den ungeheuren Abstand dieser Ziffern von den unsern Richtig ist, daß unsere Ziffer» nicht die steuer­freie Staatsrente einbegreifen; nehmen wir sie hinzu, dann haben wir für Frankreich 1901: 2842, 1908: 3138 Millionen, eine Zunahme von 296 Millionen. England besaß schon 1901490 Millio­nen Franken Einnahmen au» Mobiliarwerten mehr wie wir, 1908 gar 1708 Millionen . . . ES ist also verkehrt, uns so hinstellen zu wollen, als überragten wir alle andern Völker hinsichtlich unseres Reichtums an Mobiliarwerten. Ist die Behauptung vielleicht in einem andern Kapitel des öffentlichen Reichtums begründet? Sehen wir die Sparkaffen. Dort lagen 1886: 2365, 1905: 4375 Millionen Franken; Zunahme 2010 Millionen. Gewiß eine stattliche Zunahme, die unserer Bevölkerung Ehre macht und glücklicher­weise beweist, daß sie ihre Geschäfte besser führt wie ihre Politik. Aber sehen wir in Preußen; dort lagen in den Sparkaffen 1886: 2500, 1905: 9701 Millionen Franken; Zunahme 7201 Millionen. In ganz Deutschland: 1886: 4306, 1905: 13 701 Millionen; Zunahme 9395 Mil­lionen Franken. ES ist unnötig, diesen Ziffern nur ein Wort hinzuzufügen . . . Pro Kopf der Bevölkerung wurde gespart in Frankreich 3,64 Franken, in Preußen 13,94 Franken, in ganz Deutschland 14,41 Franken, in den Vereinigten Staaten von Amerika 11,93 Franken.

Landwirtschaftliches.

Herrenberg 6. Aug. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 160 St. Milchschweine; Erlös pro Paar 3545 40 St. Läuferschweine; Erlös pro Paar 55 bi» 100 Verkauf gut.

Vom Zabergäu 6. Aug. Vollauf mit der Ernte beschäftigt, hat der Zabergäuer bei dem wechselvollen Weiter alle Hände voll zu tun. Das Kleeheu soll trocken heim, die Gerste un- beregnet. Aber wie machen? ES ist geradezu ein Erraten und Erwischen. Der Roggen allein ist gut eingekomme« und drischt sich nicht schlecht; auch Weizen gibt ordentlich au«, soweit er nicht gelagert war. Dagegen schlägt der Dinkel zu­rück. Viel Unkraut, insbesondere die Vogelwicke, macht sich unter den Aehren breit. Dafür stehen die Haberfelder prächtig und vollkörnig da. Da« Obst schwindet täglich mehr und mehr, denn die starke« Winde reißen viel unreif oder halbreif ab. Bei einzelnen Frühbirnen zeigen sich Sprünge und Riffe, späte gibt es außer den Palmisch- und Paulusbirnen kaum. Die Pflaumen und Reineclauden faulen auf den Bäumen. E» ist ein Jammer mit den ewigen Gewitterregen. Die Trauben schwinden mehr und mehr, Schädlinge wie Mehltau und Peronospora, auch Blattgelbe, treten zerstörend auf. Spritzen und Schwefeln zu wiederholten Malen scheinen kaum mehr zu nützen. Die Herbsthoffnungen sinken stark und doch könnte ein Umschlag zur Hitze noch Wunder wirken.

Rottenburg 7. Aug. Die ausgiebige« Regen der letzten Tage kommen dem in voller Blüte stehenden Späthopfen sehr zu statte», zumal warme Witterung darauf folgt. Da die Pflanze anhaltend gesund ist, erwarten wir eine gute Mittelernte, sofern da« gute Wetter längere Zeit anhält. Der Frühhopfen geht nun in Dol­den über.

Vom Fränkischen 6. Aug. Infolge der guten Aussichten auf da« zweite Futter (Oehmd) konnte« sich im Laufe dieser Woche die bisherigen Preise für Heu nicht halten und wurde nur noch 2.302.50 ^ pro Ztr. bezahlt.

Tettnang 7. Aug. Trotz der langan­dauernden nassen und kühlen Witterung ist der Stand der Hopfen immer noch günstig. Bei Frühhopfen ist die Ausdoldung schon so vorge­schritten, daß man diese Woche vereinzelt mit der Pflücke beginnen kann. Der allgemeine Beginn der Ernte wird in etwa 2 Wochen erfolgen können, vorausgesetzt, daß der Späthopfen zu seiner Entwicklung bessere Witterung, in erster Linie wärmere Nächte, erhält. Der Ertrag wird auf eine halbe Ernte geschätzt.

Nicht» hätte mich bewegen können, da» Deck zu verlassen. Al« sie ver­schwunden waren, nahm ich eilig da» Mädchen an der Hand, trat an die offene Stelle der Schanze und rief den beiden Matrosen zu:

Legt dicht hier an, meine Jungen und haltet euch bereit, die Dame aufzufangen.

Sie taten das willig, und beim nächsten Aufkommen de» Bootes sprang sie, meiner Aufforderung gemäß, ohne Verzug hinein. Ich folgte ihr auf dem Fuße. In der Nächsten Minute saßen wir geborgen neben­einander auf einer der Duchten de» Bootes.

Die beiden Leute verwandten keinen Blick von uns. Besonders Fräulein Temple betrachteten sie mit so erstaunten Gesichtern, als wäre sie ein Geschöpf von einer anderen Welt.

Sein Sie Engländer, Herr? fragte der eine, ein Mann in mittlere» Jahren, mit ehrlichem Gesicht, kleinen, tief liegenden Augen und einem grauen Backenbart, der sich unter dem Kinn vereinigte.

Ja gewiß.

Ma'am auch?

Ja. Wie heißt euer Schiff?

Lady Blanche.

Wohin fahrt ihr?

Nach Mauritius.

Ich sah die neben mir fitzende von der Seite an, aber entweder hatte sie die Antwort de« Manne« nicht gehört oder ihre Bedeutung nicht verstanden.

Lange hier an Bord gewesen? fragte der Graubart weiter, mit dem Kopf nach dem Wrack winkend.

Zwei Nächte. Eine Korvette und ein Ostindienfahrer müssen hier herum ganz in der Nähe sein. Habt ihr nichts davon gesehen?

Nicht» davon. Der Ozean iS öde wie 'ne afrikanische Wüste.

Der Bootsführer und sein Begleiter erschienen jetzt wieder auf Deck. Sie trugen eine mit einer Decke umwickelte und von einer Leine

umschnürte Last. Während sie nahten, erkundigte ich mich nach der Stel­lung des Bootsführer» und erfuhr, daß er der Zimmerman« de« Schiffes wäre und seit einiger Zeit neben seinem Handwerk die Funktionen de» Maates versähe. Als die beiden an die Schanzenöffoung traten und da» Bündel am Leinenbande herabließen, schrie der Zimmermann: Aufgepaßt und vorsichtig zugefaßt; e» ist Wein!

Nachdem der Pack sorgsam auf dem Boden de» Boote» »iedergelegt war, sprangen die beiden nach, und wir stießen ab.

Haben Sie Rauch gemacht, Herr? fragte der Zimmermann, der wieder am Steuer Platz genommen hatte.

Ja. Wer sonst?

So. Na, dann haben Sie die alte Kiste in Brand gesteckt. Da» Feuer ist durch das Deck gebrannt und knistert unten schon ganz munter.

Erschrocken wandte ich den Kopf; seit ich ins Boot gesprungen, hatte ich den Rauch nicht mehr beachtet. In der Tat sah ich jetzt au» der Großluke kleine Flammen züngeln. Mich überlief e« kalt, und ich zitterte förmlich. Wa» wäre aus uns geworden, wenn sich da» Herankommen der Barke durch irgend einen Umstand verzögert hätte?

Ich vermute, e« wird wohl Schießpulver an Bord sein, sprach der Man» weiter. Zieht lang au», Jungen», daß wir von dem Teufelsding fortkommen, ehe es in die Lust fliegt.

Die vier Ruderer legten sich in» Zeug, daß sich die Riemen bogen und da» Boot wie ein Pfeil über die ruhige Fläche schoß. Keiner sprach mehr. Der Zimmermann unterhielt sich damit uns zu mustern; er ließ kein Stück an unserem Leibe »«betrachtet. Besonder» bliebe» seine Blicke an dem reichen Schmuck von Fräulein Temple hänge«.

Da» Gefühl der unbeschreiblichen Freude und Beruhigung, mit dem mich unsere Rettung erfüllt hatte, wurde jetzt gelähmt durch da« Entsetzen, mit dem ich in den immer mehr sich ausbreitenden Rauch und die immer höher schlagenden Flammen starrte.

(Fortsetzung folgt.)