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ferte Marksteine einen Betrag bei der Gemeinde- pflege erhoben, dem Marksleinlieferanten das Geld jedoch nicht auSgehändigt haben.
Heilbronn 28. Juli. Der Polizeiwacht- meister Franz Geisel har dt befindet sich, laut „Neckar-Echo" in unfreiwilligem Urlaub. Unter der Beschuldigung, etwa 200 Mk. von ihm ein- gezogene Allmandzinsen veruntreut und in einer Anzahl von Fällen durch die Schutzleute einge- zogene Strafgelder nicht abgeliefert und die entsprechenden Akten vernichtet zu haben, wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein geleitet. Die fehlenden Geldbeträge wurden bereits wieder ersetzt.
Heilbronn 28. Juli. An einem Wohnungsneubau der Chemischen Fabrik stürzte gestern vormittag 11 Uhr ein älterer verheirateter Bau Hilfsarbeiter namens Knnz infolge Bruchs eines Querholzes der Gerüst« mit einem beladenen Handkarren und den darauf lagernden Mauersteinen ca 5 Meter tief ab. Er trug schwere Kopfwunden davon, die für fein Leben befürchten lassen und seine sofortige Verbringung in da« Krankenhaus nötig machten.
Balingen 28. Juli. Auf dem letzten Viehmarkt wurden, wie bekannt, dem Landwirt Vinzenz Schneider aus Gruol 440 Mark gestohlen. Jetzt hat sich hrrausgestellt, daß auch dem Landwirt Matth. Kraft aus Roßwangen ein Betrag von 100 Mark abhanden kam. Man neigt deshalb zu der Annahme, daß er sich bei den Diebstählen um eine wohl organisierte Bande handelt, von der man bis jetzt «och keine Spur hat.
Rottweil 28. Juli. In der Nähe von Wellendingen wurde der Bauer Reinhard Zimmerer schwer verletzt und besinnungslos neben seinem Pferd liegend von Fabrikant Koch aus Trossingen, der de« Weg mit seinem Automobil passierte, aufgefunden. Ob Zimmerer vom Pferde gefallen, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Koch brachte den Verunglückten mit seinem Auto in seine Wohnung. Der von Rottweil berufene Arzt konstatierte eine schwere Rückenmarkverlktzung und veranlaßte, doß Zimmerer in einem Krankenwagen zur Bahn gebracht und in die Klinik nach Tübingen weiter spediert wurde.
Tuttlingen 28. Juli. In Stetten hiesigen OberamtS sind mehrere Tiere an Milzbrand verendet. Man nimmt an, daß infolge der diesjährigen Ueberschwemmungen der Donau au« verschiedenen an dem Fluß gelegenen Gerbereien Milzbrandkeime auf die Wiesen verschleppt und durch das Futter auf die Tiere übertragen worden ist.
Friedrichshafen 28. Juli. Der hies. Fremdenverkehrsverein hatte an die Luftschiffbau Zeppelin Gesellschaft das Ersuchen gerichtet, durch
die Veranstaltung von Passagi ersah rterr- zur Hebung det Fremdenverkehrs mit beizutragenü Die Gesellschaft hat 'darauf geantwortet, daßr durch den Vertrag mit Düsseldorf und Badem" Baden dies früher nicht möglich gewesen sei.; Durch die derzeitigen Umstände könne man aber:, auch jetzt noch keine Passogierfahrten am Badenser einrichten.
Vom Bodensee 28. Juli. Am Auto-ij mobil eines Konstanzer Zahntechniker« versagte auf einer Spazierfahrt zwischen Wollmatingen und Hegne die Steuerung. Das Auto fuhr mit solcher Wuät gegen zwei Bäume, doß ein Baum entwurzelt und der andere in seiner ganzen Länge gespalten wurde. Alle drei Insassen wurden herauSgeschleudcrt. Einer von ihnen erlitt einen kemplizierten Armbruch, sodoß er ins Spital ge-. bracht werden mußte. Die Verletzungen der beiden anderen Insasse» sind geringfügiger Art.
Pforzheim 28. Juli. Die Verwaltung unserer Industriestadt, der bereit« ein großes städtisches Elektrizitätswerk mit über 3000 ange- -! schlofsknen Motoren zur Verfügung steht, plant «och eine weitergehende Ausnützung der Wasserkräfte als seither. Sie hat Sachverständigengutachten erhoben über die Ausbeutung der Enz unter und oberhalb der Stadt, sowie der Nagold. Wahrscheinlich wird jetzt dar Nagoldprojekt schleunigst in Angriff genommen. Der Fluß wird zwischen der württembergischen Grenze und der Stadt gefaßt und dort mit Stollen durch einen Bergvorsprvng geleitet, wolurch rund 2000 Pferdekräfte gewonnen werden. Die Kosten. betragen rund 1'/? Millionen Mark. Der Wert der Kräfte repräsentiert dann ober auch circa;" 3 Millionen Mark. Die Kraft kann viel billiger' abgegeben werden als vom staatlichen Murgtal werk. Man erhofft davon einen weiteren Aufschwung der hiesigen Industrie. '
Ludwigs Hafen 28. Juli. Gestern abend gegen '/-II Uhr brach in der Badischen Anilin- und Sodafabrik Großfeuer aus. In dem Gebäude 270, in dem Anhydrit fabriziert wird, entstand eine Explosion, die binnen kürzest das ganze Gebäude vernichtete. Menschenleben sind nicht zu Schaden gekommen.
Metz 28. Juli. Als gestern abend V-8 Uhr - das Luftschiff Ä 2 vor der Ballonhalle landete, geriet der Motor in Brand. Die Hellen- Flammen schlugen aus der Gondel heraus. Das^ Feuer, das offenbar durch Auslaufen des OelSn und Benzin entstanden war, konnte glücklicherweise ron den Insassen baldigst gelöscht werden. Das Luftschiff selbst hat keinen Schaden erlitten.
Berlin 28. Juli. Gestern abend 11 Uhr ist der Luftkreuzer Ll 3 unter der Führung
de« Majors Groß bei einer Windstärke von 3,5 Sekundenmetern vom Tegeler Schiißplotz ' ausgcstikgen und in südwestlicher Richtung im Dunkel der Nacht verschwunden. Major Groß
- beabsichtigt unter Umständen, die Fahrt zu einer Fernfahrt nach Gotha aukzudehnen.
Berlin 28.Juli. Vom Militärluftschiff „LI 3", da« gestern abend in Tegel zu
- einer Fahrt nach Gotha aufstieg, ist an den StaatSminister Dr. v. Richter in Gotha telegraphiert worden: „Den Gothaern melde ich besten Gruß vom Militärluftschiff „LI 3". Haben die Halle und Landung«platz erkundet. Landen wollen wir heute nicht, da wir eine große Dauerfahrt Vorhaben und sie nicht unterbrechen wollen. An Bord alles in tadelloser Verfassung. Schiff -fährt mit halber Kraft, kommt aber sehr gut
; xor-wärts Besten Gruß Major Grcß." (Nach weiteren Telegrammen erfolgte der Ausstieg vom Tegeler Schießübungsplatz um 11 Uhr nachts. Um 6 15 früh passierte das Luftschiff Erfurt, erreichte um 7 Uhr Gotha, führte einige . Schleifen über der Stadt aus, und schlug dann die-Richtung nach Eisenach ein, wo es um 7.20 gesichtet wurde.)
- Berlin 28. Juli. Aus Konstantinopel wir!) gemeldet: Wegen deOErmordüng Unger» in Haifa hat der Minister des Innern und de» Aenßern dem deutschen Geschäftsträger zugesichert, daß alles zur Bestrafung der Schuldigen getan werde. Inzwischen nehmen in Haifa beide Untersuchungen ihren Verlauf, sowohl jene gegen den Unbekannten Täter, der den Tirioten tötete, dessen Leiche auf dem Gebiet der deutschen Ansiedler gesunden wurde, als auch die gegen die Mörder UngerS. Der Kutscher des Wagens, in dem der P deutsche Konsul und Unger zum Tatort fuhren, ö,Hatte zwei der Leute, die auf Unger feuerten, erkannt. Diese beiden, übrigens ganz jugendlichen Burschen, sitzen in Einzelhaft; weitere 14 Verdächtige sitzen in gemeinsamer Zelle. Die Haupttäter leugnen zur Zeit noch die Tat, von der man noch nicht weiß, ob sie als eine Art
- Blutrache oder als eine demonstrative Tat mit reaktionärer Tendenz gegen die Nichtmohammedaner aufzufassen ist. Für den Schutz der
-.Deutschen scheint genügend gesorgt zu sein, da der Mali von Beirut mit seinem Stationsboot «vor Haifa liegt.
Berlin 28. Juli. Am 1. Oktober d. I. wird, wie die „Frkf. Ztg." der Allgem. Armee- kvrrrspondenz entnimmt, eine Reihe brasilianischer Offiziere auf die Zeit von 2 Jahren im deutschen Heere eingestellt und auf die verschiedenen Waffengattungen verteilt werden. Etwa um dieselbe Zeit wird auch eine Anzahl deutscher Offiziere, etwa 20, in die brasilianische Armee
klampen eingehakt und lagen mit angestrengten Gesichtern über den Bootsrand gebeugt, um in den runden Wölbungen der Dünung ihren Offizier zu erspähen.
Bleibt längrseit! donnerte ich; er wird auftauchen. Aber die Kerle hotten den Kopf verloren, Sie hörten mich auch wohl kaum in dem ticken Tunst, bei dem Geheul des Winde« und dem heftigen Auf- und Al woge» des Kutters. Ich schrie mir die Lunge aus, sie sollten alle sechs Ruder eivsttzen und dicht herankommen; statt dessen aber suchten sie in ihrer Betäubung planlos dak Wasser ringsum ab und wurden dabei von dem Wind und den immer höher werdenden Wogen weiter fortgetrieben. Bald verschwanden sie im dichten Nebel; und noch ehe ich da« Geschehene völlig begreifen konnte, war der enge Raum schavmgeiprenkelten Wassers leer und ich mit dem Mädchen allein.
Wie erstarrt bl'ckte ich in da» Wasser längtseit und nach der Stelle, wo da» Boot verschwunden war. Doch umsonst, der Leutnant kam nicht in die Höhe. Ohne Zweifel war der Unglückliche beim Emportauchen mit dem Kopf gegen den Rumpf gefahren und so wieder in die Tiefe zurückgestoßen worden und ertrunken.
War da» alles denn Wirklichkeit? Oder war ich verrückt geworden und bildete mir entsetzliche Schrecknisse ein? — Vor kaum zwei Minuten erst hatte er mich zürnend angelassen, das Mädchen nicht zu ängstigen, eben erst hatte er in der Kajüte noch gelacht und Witze gerissen und nun trieb er als Leiche unter unser« Kiel, tiefer und immer tiefer sinkend. Er war tot, wie jener Tote im Deckhaus, und doch hallten mir seine letzten scherzenden Worte über diesen und der Ton seiner Stimme noch
in den Ohren. — Mein Gott, wachte ich denn wirklich?-Ja,
ich wachte, denn vom Deckhaus her erklang e«:
Wo ist da» Boot, Herr Dugdale?
Langsam drehte ich mich nach dem Mädchen um, sah es einen Augenblick wie geistesalwesend an und blickte dann wieder schaudernd auf die
schäumenden, spritzendem Hützel, die unser Deck ränderten, bevor sie der Wind mit schrillem Pfeifen in den Nebel jagte.
Hat uns das Boöt verlassen? hörte ich wiederum angstvoll fragen.
Mit verzweifelter Anstrengung nahm ich mich zusammen, wartete einen günstigen Augenblick ab, um dar Deckhaus zu erreichen, und hielt mich neben dem Mädchen fest.
Da» Boot ist fortgeweht, die Leute verloren den Kopf, als sie de« Leutnant über Bord fallen sahen.
Sie starrte mich sprachlos an. Dann kam es stoßweise heraus: Was — über Bord — gefallen? — Ich dachte — er wäre in« Boot gesprungen. — Sie haben ihn doch?
Nein, hauchte ick,-meinen Blick abwendend.
Nein? kreischte sie. auf. O Gott! Sie wollen doch nicht sagen, daß er ertrunken ist?
Ja — ja — er ist ertrunken, antwortete ich, kaum fähig zu spreche« vor dem Entsetzen, das mich aufs neue schüttelte.
Ertrunken! — wiederholte sie starr vor Schrecken. Oh, nicht doch, da« ist ja gar nicht möglich! Er ringt vielleicht dicht am Schiff, — sie machte eine Bewegung, als wollte sie nach ihm sehen.
Ich ergriff schnell ihren Arm.
Bitte, behalten Sie Fassung: Ich flehe Sie an, lasten Sie nicht lo», oder Sie gehen wie er über Bord Vor uns ist alle» offen.
Aber, himmlischer Vater, ist denn soviel Unglück in so wenigen Minuten denkbar? rief sie. Und da» Boot! — das Boot? Wo ist das Boot? : .
Ihre Verzweiflung zerriß mir das Herz. Gleichzeitig aber erinnerte« mich die grausamen O«ale« , die sich in ihren Worten, ihrer wogenden Brust und ihren starren Augen ausdrückte», an meine Pflicht als Mann. Ich raffte mich gewaltsam zusammen und sprach:
Der Nebel zieht vielleicht schnell vorüber; der Himmel über ihm ist klar. Ist die» der Fall, so wird die See auch wieder bis zum Horizont