740
veknnnt«ach«ag Ser S. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung von UnterrtchtSknrse« i« Hufbeschlaß.
Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch das Gesetz vom 28. April 1885, betreffend das Huf- beschlaggewerbe, vorgeschriebenen Prüfung behufs des Nachweise- ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in
s) Hall, d) Heilbronn, c) Ravensburg, ch Reutlingen und e) Ulm dreimonatliche Unterrichtskurse im Hufbeschlag statt, welche am Montag, den 5. Septemb er 1910 ihren Anfang nehmen.
Die Anmeldungen zur Aufnahme in eine« dieser Kurse find bis 9. August dS. IS. bei dem Oberamt, indessen Bezirk sich die betreffende Lehrwerkstätte befindet, vorschriftsmäßig einzureichen.
Dem Zulassungsgesuch find in Form urkundlicher Belege anzuschlteßen:
1. ein Geburtszeugnis;
2. der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedhandwerk und einer zweijährigen Tätigkeit als S chmiedgeselle, wobei der Bewerber schon im Hufbeschlag beschäftigt gewesen sein muß; die Zeugnisse hierüber müssen von den betreffenden Meistern selbst ausgestellt und von der OrtS- behörde beglaubigt sein;
3. wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Ein- willigungSerklärung des Vaters oder Vormunds;
4. ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Prädikatszeugnis, sowie eine Bescheinigung darüber, daß dem Bewerber die erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung seines Unterhalts während des Unter- richtSknrses zu Gebot stehen werden;
5. eine von dem Bewerber, und wenn derselbe minderjährig ist, auch vom Vater oder Vormund Unterzeichnete Erklärung, durch welche die Verbindlichkeit übernommen wird, die der Staatskasse erwachsenen Kosten zu ersetzen, wenn von dem Schüler der UnterrichtSkurS vor seiner Beendigung ohne Genehmigung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft verlassen oder durch eigenes Verschulden die Entfernung aus demselben veranlaßt oder die Prüfung binnen einer gesetzten Frist nicht erstanden wird (§4 Abs. 2 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 11. Juni 1885,
22. Juli 1907/
Stuttgart, 12. Juli 1910.
Sting.
Tages«e«ig!eiteu.
Herrenberg 20. Juli. Ein junger Schneidergeselle wurde wegen wiederholten Diebstahl« an da» K. Amtsgericht ein- geliefert. Er kaufte sich ein Fahrrad, und da er e« mit seinem eigenen Verdienst nicht bezahlen
konnte, entwendete er einem hiesige« Hausknecht 50 ^; während er vor drei Jahren bei einem gleichen Vergehe» wegen seiner Jugend mit einem Verweis wegkam, wird ihn wohl diesmal die gerechte Strafe treffen.
Stuttgart 20. Juli. Für da» Würt- temberger-Denkmal bei Champigny sind bei der Hauptsammelstelle bi» jetzt 42000 ^ eingegangen. Die Zahl der Teilnehmer an der am 11. Oktober staltfindenden Einweihungsfeier hat sich bi» jetzt auf 240 erhöht und es ist die Stellung eine» Sonderzuge» hiermit gesichert.
Stuttgart 20. Juli. Die Botenhalle auf dem Leonhardsplatz ist jetzt vollständig niedergelegt. Auf dem Platz wird bekanntlich dal Gustav Siegle-Haus erstellt, da» gemeinnützigen Zwecken dienen soll. Für da» VolkShau», da» au» Mitteln der Gustav Siegle- Stiftung errichtet wird, ist die Einrichtung von Lesehallen, Ausstellungsräumen, Versammlungsräumen, Bädern usw. geplant.
Stuttgart, 20. Juli. Am vergangenen Samstag hat eine Anzahl Weinhandlungen und Küferereie» ihren organisierten Gehilfen zum 1. August gekündigt. Die Meinungsverschiedenheiten betreffen den Abschluß eines neuen Tarifs. Die nicht organisierten Küfer habe» sich mit den übrigen solidarisch erklärt und ihrerseits Kündigung eingereicht, sodaß, wenn keine Einigung zustande kommt, in allen Weinhandlungen und Küfereien vom 1. August ab die Arbeit ruht.
Reutlingen 20. Juli. Mit besonderem Raffinement wurde in der vergangenen Nacht inmitten der verkehrsreichen Wilhelmsstraße ein Einbruch verübt. Der Inhaber des Zigarren- Spezialgeschäft» von Moritz Aufhäuser ließ da» schmale Fenster oberhalb de» Ladeneinganges offen, und diese Gelegenheit benützte der Einbrecher, um in« Innere zu gelangen. Dort sprengte er die Ladenkaffe und eignete sich deren Inhalt mit etwa 25 ^ Bargeld an, versah sich genügend mit Zigarren und Zigaretten und entschlüpfte wieder durch das gleiche Loch, das ihm als Zugang diente. ES ist das in den letzten 14 Tagen schon der dritte Einbruchsdiebstahl, der wohl von ein und demselben Täter auS- geführt wurde, ohne daß e» bisher gelungen wäre, den Spuren nachzugehen und Anhaltspunkte zu erlangen, die zur Ermittlung de» Einbrechers führen konnten.
Eßlingen a. N. 20. Juli. Ueber den bereit» kurz gemeldeten Beschluß der bürgerlichen Kollegien in der Friseurangelegenheit erfährt der Schwäb. Merkur noch, daß die Angelegenheit, wegen der unter der Führung de»
sozialdemokratischen Gemeinderats Schlegel in der württembergische» und auswärtigen Presse ein zur Bedeutung der Sache in gar keinem Verhältnis stehender Lärm geschlagen worden war, glatt erledigt wurde, insofern die bürgerliche« Kollegien gegen die Stimmen der Sozialdemokratie und die Stimme des Gemeinderats Blesfing de» entstandenen Mehraufwand genehmigten und damit da« alte Ansehen der Stadt Eßlingen in gastlicher Hinsicht auf« neue bestätige«.
Heilbronn, 20. Juli. Der verheiratete Bergmann Karl Schöttle von Kochendorf verunglückte im hiesigen Salzbergwerk dadurch, daß, als er mit dem Anzünden einer Anzahl Zündschnüre beschäftigt war, ein Sprengschußzu früh loS ging. Mit schweren innerea und äußeren Verletzungen wurde er ins städtische Krankenhau» geschafft.
Welzheim 20. Juli. Au» dem WieS- lauftal wird unterm 20. d. M. berichtet, daß dort da» Unwetter mit Hagel noch ärger wütete, als in Welzheim. In den Gemeinden Asperglen, Recklingsberg, Michelau, Sehwinkel usw. wird der Ernteschaden auf z. T. 100 °/o angegeben. Da auch die Futterernte Heuer sehr schlecht auS- fiel, trifft dieser neue Schlag doppelt schwer.
Gmünd 20. Juni. Der Ausschuß der städtischen Arbeiter hat den Haus Haltung»- bedarf einer Arbeiterfamilie mit drei Kindern in Gmünd ohne Berücksichtigung der Ausgaben für Vereinsbeiträge, Zeitungen «. dergl. wie folgt berechnet: Die wöchentlichen Ausgaben betragen 19.02 ^ macht im Jahr 989.04 wozu die jährlichen Ausgaben (Miete für drei Zimmer mit Zubehör 220 Kleidung, Heizung u. s. w.) von 562.10 ^ kommen, sodaß die Gesamtjahresausgaben 1551.14 ^ betrage«. Teilt man diese Summe durch 297 Arbeitstage, so ergibt sich ein notwendiger Verdienstbedarf von 5.22 ^ täglich. Da aber der Höchstdurch- schnittSverdienst eines Arbeiter» beim Tiefbauamt gegenwärtig pro Tag nur 3.24 beträgt, bleibt ein tägliches Defizit von 1.98 Ei« Gesuch um Erhöhung der Lohnsätze wurde von den bürgerlichen Kollegien mit Wohlwollen behandelt, wenn auch nicht alle Forderungen der Arbeiter angenommen wurden. Bemerkenswert ist, daß die Berechnung de« HauShaltungSbedarfe» im allgemeinen als keineswegs zu hoch gegriffen angesehen wurde.
Langenau, 20. Juli. Beinahe der gesamte Ertrag der Feldfrüchte und Gartengewächse wurde bei dem letzten Gewitter durch Hagelschlag vernichtet, auch der Obfiertrag ist bis zu etwa zwei Dritteln zu Grunde gegangen. Die Hagelkörner waren so groß, daß sie eine ganze Av-
Da» spricht allerdings sehr für seine Unschuld. Ihre Aussage kann ihm von großem Nutzen sein, und ich will dem Kapitän gleich davon Meldung machen.
Damit verlieb er mich, und ich stieg wieder auf meine» LieblingS- platz auf da» Kampanjedeck, wo ich noch längere Zeit über da» seltsame Ereignis nachdachte.
Elfte» Kapitel.
Vernehmung Hemmeridges.
Am andern Morgen beim Frühstück war natürlich noch alles voll von dem Feuer und seinem Anstifter; jeder malte sich aus, wie schrecklich das Unglück hätte werden können, zumal man nun wußte, daß Crabb früher Seeräuber gewesen, und die ganze Komödie seines Scheintode» ersonnen und in» Werk gesetzt war, um einen Raub auszuführen. Was hätte nicht alle» geschehen können, wenn dieser gefährliche Kerl bei seinem Umherstöbern da unten die Rumfäffer gefunden, sich betrunken und vielleicht gar in unmittelbarer Nähe der Pulverfässer unvorsichtig mit Licht hantiert hätte. ES war ja gar nicht auSzudenken.
Nach allen Richtungen gingen die Reden hierüber hin und her. Man brannte vor Begierde zu erfahren, was die Untersuchung alles zutage fördern würde, besonders auch betreffs des Doktor», dessen Fehlen bei Tische sehr bald zum Bekanntwerden feiner Festnahme führte. Von diesem Moment ab galt er als die Seele de» ganzen Komplotte». Die Phantasie gewann um so mehr Spielraum, als sich der alte Keeling nach den auf ihn am Abend vorher verübten scharfe» Attacken klugerweise in seine Kajüte zurückgezogen und sie seitdem noch nicht verlassen hatte.
Al» er endlich um zehn Uhr in Begleitung der beiden ersten Maat» wieder auf Deck erschien, war er in so lebhaften Gespräch mit diesen, daß er kaum auf die ihm zuteil werdenden Grüße achtete, und niemand es wagte, ihn anzusprechen. Alle drei Herren schritten ohne Aufenthalt nach dem Mitteldeck und verschwanden dort in einem neben der Küche liegenden
sonst stets verschlossenen Raum, der für besondere Fälle als Beratungszimmer diente. Bald darauf fah man Cocker wieder herauskommen und mit dem Doktor zurückkehren. Den beiden folgten in kurzer Entfernung der Bootsmann nebst einem jungen Matrosen, der mir unter dem Namen Bobbin bekannt war, und Crabb und Willett, dem Segelmacher. Die beiden letzteren trugen an Händen und Füßen Ketten. Alle verschwanden in dem Beratungsraum, und es war somit klar, daß die Untersuchung begann.
Diese hatte kaum eine halbe Stunde gewährt, als ich durch einen Matrosen aufgefordert wurde, zum Kapitän zu kommen. Ich fand ihn inmitten der beiden Maats an einer Langseite des Tische» sitzend, Cocker emsig schreibend. Den dreien gegenüber standen Crabb, Willett und Bobbin; etwas seitwärts von diesen saß der Doktor, leichenblaß mit trotzig zurückgeworfenem Kopf, die Augen starr in» Leere gerichtet, beide Daumen in den Armlöchern seiner Weste, die Beine übereinander geschlagen.
Herr Dugdale, redete mich der Kapitän an, ich habe Sie zur Vernehmung des Herrn Doktor Hemmeridge bitten lassen, weil mir mitgeteilt wurde, daß Sie mit ihm zusammen den Matrosen Crabb gesehen haben, kurz nachdem man ihn tot gesagt hatte. Wollen Sie den Eindruck schildern, den die angebliche Leiche auf Sie machte, und wie sich Doktor Hemmeridge ihr gegenüber benahm?
Da ich mir in der Erwartung, als Zeuge geladen zu werden, diese« Vorgang mit allen Einzelheiten inzwischen genau in« Gedächtnis zurückgerufen hatte, wurde e« mir leicht, meine Aussage klar und bestimmt zu geben, worauf der Kapitän fragte: Sie hegten also keinen Zweifel, einen Toten vor sich zu haben?
Nicht den geringste». Ich glaubte in meinem ganzen Leben keine abschreckendere Leiche gesehen zu haben. ^
Kann ich mir vorstellen, murmelte Crabb Mit einem scheußlichen Grinsen.
(Fortsetzung folgt.)